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weiteres Werk an deiner Seele mit Freuden rühmen lernen.

Es ist nåmlich nun des heiligen Geistes Geschäft, an einem menschlichen Herzen auch weiter

II.

eine Gerechtigkeit zu offenbaren, durch welche allein der Sünder vor Gott bestehen kann.

Das giebt im Evangelio der Heiland durch die Worte zu erkennen, es werde der heilige Geist die Welt strafen „um die Gerechtigkeit.“ Dies hat nun einen zwiefachen Sinn; und soll uns zu erkennen geben, wie der heilige Geist, sobald Er sein Geschäft an einer Seele beginnt, gleich

1.) alles Vertrauen auf eigene Gerechtigkeit zu nichte macht. Wenn demnach ein Mensch sich etwa trdsten möchte, die oder jene von ihm vollbrachte That sey doch wohl schön vor Gott, da habe er doch wohl seine Sache so gut gemacht, daß Gott ihm das gewiß in Gnaden gedenken, und ihm darüber das Schlechte, das so bey ihm mit untergelaufen sey, nicht mehr als Schuld anrechnen werde; wenn Jemand, sage ich, sich so zu trdsten geneigt seyn möchte; so wird's ihm, in dem Licht des heiligen Geistes, offenbar, wie auch das Beste, def= sen er sich rühmt, in Gottes Augen doch nichts tauge, darum, weil's ohne Gott, ohne Rücksicht auf sein Wohlgefallen, und folglich nicht aus reiner Liebe zu Ihm geschehen ist. Denn so wie der verlorne Sohn im Evangelio, geseßt, er hätte mit dem väterlichen Gut, das er

mit Huren verpraßte, auch Kirchen und Armenhäuser gestiftet, doch dessen ungeachtet, so lange er in der Trennung von dem Vater blieb, als ein rebellisches Kind be= trachtet werden mußte; so auch der Mensch, so lange er Gott sein Herz entzieht, also noch nicht zu Ihm zurückgekehrt ist, und die ihm dargebotene, in Christo dargebotene Gnade zu seiner Wiederannahme bey Gott noch nicht hat suchen und annehmen mögen. Mag er da noch so ehrbar leben, ja selbst durch hochgepriesene Thaten, die vielleicht einer großen Menge zum Segen sind, sich allgemeine Bewunderung, ja Gunst und Liebe erwerben; vor Gott trägt er doch immer noch die Schuld eines abgewichenen, vom Vater böslich abgefallenen Kindes. Und da sieht denn nun Gott das sogenannte Gute, womit ein solcher Mensch der Leute Augen blendet, grade also an, wie Er einst Kains Opfer ansahe. — Aber freilich, ob dies auch solchem Menschen tausend Mal gesagt und nach dem Worte Gottes vorgehalten werde, er wird es doch nicht glauben, wie man denn auch, von Anfang an, erfahren hat, daß eben darum das Wort von Jesu Christo, von seiner Erlösung, und der von Ihm erworbenen Gerechtigkeit und Gnade, so heftigen Widerspruch gefunden und so viel Streit und Unruhe angerichtet hat, weil's alle Gerechtigkeit der Welt als falsche Münze verwirft, womit man Menschen zwar, doch nimmer Gotf betrügen könne. Gegen solche Lehre wehrt sich denn nun der stolze Mensch mit aller Macht. Er will durchaus gerechte und gute Sache bey Gott haben, ja obenein noch Lob verdienen; und darum muß es freilich ihn empören,

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daß

daß er mit Zöllnern und Huren auf einem und demselben Wege die Gnade Gottes suchen soll. Nur Gottes Geist kann solchen Eigendünkel und solche Verblendung des sich selbst erhebenden Herzens überwinden, nur Er kann, wenn Er kommt, die falsche Gerechtigkeit zu stra= fen, und so den stolzen Sinn des Herzens zu brechen, den Menschen von seiner eingebildeten Hdhe herunterziehen und ihn so kleinlaut machen, daß er nun auch, wie jener Zöllner (Luc. 18, 9. ff.), im Schmerze bitterer Reue, an seine Brust schlagen lernt und seufzen: „Gott sey mir Sünder gnådig!“ Und dann, meine Lieben! ist wiederum der heilige Geist geschäftig, den so von aller eigenen Gerechtigkeit entkleideten Menschen

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2.) diejenige Gerechtigkeit zu offenbaren, in welcher er allein vor Gott bestehen und Ihm gefallen kann. Das ist denn die Gerechtigkeit, die nicht aus dem Geseße (das ja kein Mensch auf Erden gehalten zu haben sich rühmen darf) sondern aus dem Glauben kommt, eine Gerechtigkeit, die der Mensch nimmer sich selbst erwerben kann, die er aber, als ein Geschenk der Gnade, im Glauben annehmen soll, weil sie ihm långst schon der Sohn Gottes mit seinem blutigen Tode erworben, und durch seinen Hingang zu dem Vater, so wie durch seine Fürbitte, als unser ewiger Hoherpriester, aufs stårkste versichert und bekräftigt hat; so daß nun alle, die an Ihn glauben, d. i. die der von Ihm erworbenen und um seinetwillen aus Gnaden geschenkten Gerechtigkeit vertrauen, nicht sollen verloren gehen; sondern, als von Gott Begnadigte und gerecht Gesprochene, um Christi

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willen, das ewige Leben haben. Das ist nun die Gerechtigkeit der Sünder, zu welcher daher auch wir, ohn' einigen Unterschied, vom Evangelio eingeladen werden, so daß nun Niemand mehr Entschuldigung hat. Denn was soll uns nun bey Gott entschuldigen können?

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Forderte Er von uns die Gerechtigkeit nach dem Geseß; so möchte es allerdings zu unsrer Entschuldigung dienen, wenn wir sagten: „das Gesetz ist geistlich, ich aber bin fleischlich und unter die Sünde verkauft“ (Rom. 7, 14.); ich kann also nicht anders, da mir die Sünde angeboren ist. Nun aber verlangt Gott nur den Glauben an Jesum Christum von uns, und den will Er uns zur Gerechtigkeit rechnen, wie denn geschrieben steht (Rom. 4, 5.):,,Dem aber, der nicht mit Werken umgeht, glaubet aber an Den, der die Gottlosen gerecht macht, dem wird sein Glaube gerechnet zur Gerechtigteit,« Das ist denn nun die liebliche und freundliche Ordnung Gottes, die Er im Evangelio, im Wort von Christo, offenbaret hat. Nun dürfen wir aber auch nicht mehr sagen: weil ich doch die Gebote gehalten, weil ich ein ordentliches Leben geführt, weil ich bey aller Welt einen ehrlichen Namen und gutes Zeugniß habe; darum gedenke ich, vor Gott wohl zu bestehen und ein Genosse seines Reiches zu werden. Mit nichten, lie ber Mensch! da ist es weit gefehlt. Mit solcher deiner Gerechtigkeit magst du wohl vor der Welt bestehen; Gott aber verlangt eine andere Gerechtigkeit, nämlich die, die Er im Evangelio, in Chrifto, offenbaret hat, und die dem Sünder umsonst, um Christi willen, aus Gnaden

geges

gegeben wird. Drum thue deine Augen zu, daß du von aller deiner selbst gemachten Gerechtigkeit nichts se= hen und wissen mögest; dagegen blicke Den im Glauben an, der deine Sünden, als das Lamm Gottes, getra= gen hat, und lerne von dem Apostel, daß „Christus um unserer Sünde willen dahin gegeben und um unserer Gerechtigkeit willen auferwecker ist.“ (Rôm. 4, 25.) Und hat dir das der heilige Geist im Herzen klar gemacht; so wirst du dann mit inniger froher Ueberzeugung spréchen lernen: „Ich bin, bey alle dem, daß ich vor Menschen mit meinem Sinn und Wandel wer weiß wie gut bestehe, vor Gott durchaus ein so ganz armer verlorner Sünder, wie es nur einen geben kann, verdiene daher auch nichts anders, als den Lohn der Ungerechten von Ihm. Weil ich aber kenne den Mann, der Jesus Christus heißt, weil ich von Herzen glaube, daß Er, der da ist „der wahrhaftige Gott und das ewige Leben“ (1 Joh. 5, 20.), der Sünder wegen, mithin auch meinethalben, ein Mensch geworden, in seiner heiligen Menschheit das von mir vielfach verlegte göttliche Geseß vollkommen erfüllt, und den mir im Geset gedroheten Fluch, nach seines Vaters Rath und nach dem Triebe seiner unendlichen Liebe, auf sich genommen hat; nun aber, nachdem Er sich für mich, als das Lamm Gottes, dargege= ben und, meine Schuld zu tilgen, auch selbst sein Blut vergossen hat, als mein Erlöser und Hoherpriester im Himmel lebt, und als mein königlicher Bruder „alle Gewalt besigt im Himmel und auf Erden" (Matth. 28, 18.) — weil ich das weiß und herzlich glaube, und mich

auf

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