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schüttet euer Herz vor Ihm aus;" so begreift sich leicht, daß ben weitem nicht alle, die einen Mund zum Sprechen haben, und ganz verständig mit ihres Gleichen zu reden wissen, darum auch mit der göttlichen Majestät zu reden verstehen und ihr Herz vor dem Allmächtigen ausschütten können. Kurz, meine Lieben! es ist das Beten, das rechte Beten, nicht ein Geschäft des alten, sondern des neuen Menschen, der aus dem Geist geboren ist; und so möchten wir's als ein Vorrecht betrachten, das gläubige Christen, als Kinder Gottes, vor allen andern Menschen haben. Auf diese Ansicht vom Gebete leitet uns denn auch die Rede unsers Heilandes im heuti= gen Evangelio, worauf sich der nachfolgende Vortrag gründen soll.

Ev. Joh. 16, 23-30.

In dem vorgelesenen Evangelio, Geliebte in dem Herrn! empfiehlt der Heiland seinen Jüngern das Gebet, dem Er eine große Verheißung giebt, wenn es in Seinem Namen geschehe. Damit ward offenbar den armen schwachen Jüngern, die in der Welt wie Schaafe unter den Wölfen waren (Matth. 10, 16.), ein äußerst wichtiges, theures Vorrecht ertheilt, und alle Hülfe von oben, deren sie irgend bedürfen konnten, gleichsam in ihre Hände gegeben. Nun dürfen wir aber keinesweges glauben, es sey ausschließlich nur des Heilandes ersten Jüngern dies theure Vorrecht von dem Herrn gegeben; vielmehr geht es, der Hauptsache nach, die Gläubigen samt und sonders zu allen Zeiten an, wie denn auch ih nen allen „der Geist der Gnade und des Gebets" im

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Worte Gottes verheißen ist. (Zach. 12, 10.) Und so laßt uns denn gegenwärtig betrachten

das theure Vorrecht gläubiger Christen, zum Vater im Himmel mit sicherer Hoffnung der Erhörung zu beten.

Hier ist nun zu bemerken:

1.) nur gläubige Christen können mit Gott als ihrem Vater reden;

wie

2.) nur ihnen ist es verliehen, mit ihren kindlichen
Bitten den Allmächtigen zu bewegen
ihnen auch endlich

3.) nicht nur die Hülfe, die sie für ihre Personen be-
dürfen, in die Hånde gegeben ist; sondern

Also

auch die Hülfe, die sie gern Andern gönnen.

I.

nur gläubige Christen können mit Gott als ihrem Pater reden.

Man möchte vielleicht sprechen: „ist doch Gott unser aller Water!" Indessen, Geliebte! sagt's uns die Schrift doch anders, und etwas anders sagt uns auch unser eigenes Herz und Gewissen, so lange wir noch in unserm natürlichen Zustande leben, also noch nicht mit Gott versöhnt und durch lebendigen Glauben an Jesum Christum zur Gnade Gottes gekommen sind. Oder wie geht es zu, daß der natürliche Mensch einem jeden ernsten Gedanken an Gott gern aus dem Wege geht? woher die Unlust, mit Gott und göttlichen Dingen die Seele zu beschäftigen? Woher der wirkliche Ekel am Worte Got

tes,

tes, das einem David süßer war, als Honig und Ho= nigseim, und das er höher achtete als viel tausend Stück Goldes und Silbers? (Ps. 19, 11. Ps. 119, 72.) Ift es nicht offenbar, daß große Haufen in der Christenheit leben, die eines ganz andern Sinnes sind, und wie sie von der Freude an Gott und von dem kindlichem Vertrauen auf Ihn nichts wissen, so auch gar kein Verlangen nach Gott haben, daß sie mit David sprechen könnten: „Nach Dir, Herr! verlanget mich!" (Ps. 25, 1.) und: „meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott?“ (Pf. 42, 3.) Von solchen Leuten aber, die also „ohne Gott leben in der Welt," wird man doch wohl nicht sagen können, daß es die in der Schrift bezeichneten Rinder Gottes wären, von welchen unter andern Paulus sagt: „Welche der Geist Gottes treibet, die find Gottes Rinder" (Rdm. 8, 14.), und abermal (Rom. 8, 15.): „Ihr habt nicht einen knechtischen Geist empfangen, daß ihr euch abermal fürchten müß‹ tet; sondern ihr habt einen kindlichen Geist empfans gen, durch welchen wir rufen: Abba, lieber Dater! Derselbige Geist giebt Zeugniß unserm Geist, daß wir Gottes Rinder find." Wer sind nun aber die, die solchen kindlichen Geist empfangen haben, und mit dem Abba, lieber Vater!" ihr Herz vor dem Allmächtigen ausschütten können?- Wenn der Apostel spricht (Gal. 3, 26.): „Ihr seyd Rinder Gottes, durch den Glauben an Christum Jesum" - wenn wir im Evangelio Johannes lesen (Cap. 1, 12.):,, Wie viele Ihn (den Sohn Gottes) aufnahmen, denen gab Er Macht, Rinder

"

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Gottes zu werden, die an seinen Llamen glauben" wenn unser Heiland selber sagt (Joh. 14, 6.): „Niemand kommt zum Vater, denn durch mich;" so ergiebt sich ja aus diesen Aussprüchen deutlich genug, daß nur dem gläubigen Christen, nur dem, der da in Christo Vergebung seiner Sünden gefunden, nur dem, in welchem Chriftus lebt (Gal. 2, 20.), der Name eines „Rindes Gots tes“ zukommen könné. Und von solchen spricht denn auch der Heiland selbst: „Der Vater hat euch lieb, dars um, daß ihr mich liebt“ (Joh. 16, 27.), wogegen Johannes andrer Seits erklärt: „wer Ihn (den Sohn) leugne, an Ihn nicht glaube, in Ihm nicht seine Gerechtigkeit und Leben finde, der habe auch den Vater nicht." (1 Joh. 2, 23.) Wie will ein Solcher sich denn nun trösten, ein Kind Gottes zu seyn? wie will er denn zum Vater im Himmel Zugang haben? wie will er sich der Majestät des Allmächtigen mit kindlichem Vertrauen nahen, und seine Sorge, groß und klein, und jedes Anliegen seines Herzens Gott im Gebet, als seinem lieben Vater, befehlen können? - Darum, Geliebte! wer sich des Troftes freuen will, daß er als Kind zu dem Allmächtigen, als seinem lieben Vater, nahen und alles vor Ihn bringen, vor Ihm sein ganzes Herz ausschütten dürfe, wer sich des theuren Vorrechts zu erfreuen haben will, mit jedem Anliegen, sey es was es sey, groß oder klein, zum Vater im Himmel in kindlicher Zuversicht zu nahen; - der gebe erst dem Vater Jesu Chrifti die von ihm hochbegehrte Ehre, dadurch, daß er die allerhöchste Gabe seiner unendlichen Liebe, nämlich seinen eingebornen Sohn,

den

den Er für ihn, zu seiner Errettung und Versöhnung, das hingegeben hat, mit demuthsvoller Beugung und in wahrhaftigem Glauben annehme. Denn so allein wird. er den Gott, der ihm mit solcher Liebe entgegen gekommen, der ihn, da er noch fern von Ihm, ja selbst geschieden von Ihm lebte, um einen so unermeßlichen Preis für seine Gemeinschaft hat erkaufen wollen, von ganzem Herzen und von ganzer Seele lieben, und gern Ihm zus trauen, daß Er, der seines eigenen Sohnes nicht ges schont; sondern Ihn für Sünder (und mithin auch für ihn) dahingegeben hat, mit Ihm noch alles ihm schenken werde. (Röm. 8, 32.) Und dieser Glaube, liebste Zuhörer! liegt denn auch in der That beständig dem Gebet der Gläubigen zum Grunde. Nicht von fern kommt's ihnen in den Sinn, auf eigene Würdigkeit zu bauen, als ob Gott diese ansehen, und darum ihre Bitten erhören werde; nein, wie Kinder zu dem guten Vater kommen und bitten, was sie wollen, ohn' einigen Gedanken, als wären sie's wohl werth, daß ihnen der Va= ter nach ihrem Verlangen gebe; so legen auch Kinder Gottes, mit vollem Bewußtseyn ihrer Unwürdigkeit, ` all' ihre Anliegen dem Allmächtigen ans Herz, von dem sie wissen: Er ist um Christi willen ihnen gewogen, ja hat um Christi willen, der ihr Bruder ist, zu seinen lieben Kindern sie gnådig angenommen, und ihnen das Recht gegeben, als liebe Kinder Ihm jegliche Bitte, mit kindlicher Zuversicht gewisser Erhörung, vorzutragen. Daher auch die Ermahnung des Apostels an alle glaubige Jünger des Herrn: „Sorger nichts; sondern in

allen

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