صور الصفحة
PDF
النشر الإلكتروني

„Sorget nichts!" so hören wir ausdrücklich den Apostel ermahnen. (Phil.4, 6.) Håtte er diese Ermahnung an Heiden oder Ungläubige gerichtet; so müßten wir gestehen, daß der Apostel damit Unmögliches verlangte. Denn wer Gott nicht kennt, wer noch von Ihm geschieden, ja selbst in Feindschaft wider Ihn lebt (Rom. 8, 7.); den muß ja wohl die Last der mannigfachen Sorgen des Lebens drücken, er müßte denn von einer Gedankenlosigkeit und einem Leichtsinn eingenommen seyn, der keinem vernünftigen Geschöpf zur Ehre gereichen kann. So kann auch der nicht ohne drückende Sorge seyn, der zwar Gott als den Herrn und den allmächtigen Regierer der Welt erkennt, doch aber noch nicht mit Ihm, als seinem Vater, durch Jesum Christum vereinigt ist. Wie soll doch der von Gott gewichene Sünder, wie soll doch das im Aufstand wider den Schdpfer begriffene Geschöpf sich, mit Vertrauen bittend, der Majestät des Heiligen und Allwissenden nahen? Wie Adam, nach dem Sündenfall, von seinem bösen Gewissen beschuldigt, sich vor dem Herrn zu verbergen suchte; so treibt den Sünder heute noch das innere Bewußtseyn seiner Schuld von Gott hinweg, und schreckt ihn selbst von dem Versuche zurück, sein Herz vor dem Allmächtigen auszuschütten, den er zugleich als heilig und gerecht, wie als allwissend sich denken muß. Wer nun aber bey herzlichem Glauben an Jesum Christum, sich der Vergebung aller seiner Sünde, der Gerechtigkeit vor Gott, mithin auch der Versöhnung mit Gott, ja selbst dér Kindschaft ben Gott zu erfreuen hat, wie der Apostel

denn

denn von allen Gläubigen sagt: „ihr seyd alle Rinder Gottes durch den Glauben an Chriftum Jefum;" wer demnach durch Christum Zugang zu dem Vater hat, und mit dem Allmächtigen als seinem lieben Vater umgehen, alle seine Sorge Ihm befehlen, ja sein ganzes Herz vor Ihm ausschütten darf, der würde seinen hohen Standesvorzug, als ein begnadigtes Kind Gottes, und als berufener Erbe einer himmlischen Krone, verkennen und schlechten Gebrauch von seinem Christenrechte mas chen, wenn er sich noch mit einer einzigen Sorge plagen wollte. Sorge haben, liebste Freunde! das ist natürlich, so lange wir hier leben in dieser Welt, wo wir es oftmals fühlen müssen, daß wir noch nicht zu Hause sind; aber sich plagen mit der Sorge, das zeigt entweder Uns glauben an, oder eine Schwäche des Glaubens, die wir nicht ruhig an uns dulden dürfen. Ist etwa die Hülfe und das Nehmen unsrer Sorge verheißen? Nein, meine Lieben! bitter, heißt es; so werdet ihr nehmen. Und so singen wir auch in einem bekannten Liede: „Mir Sorgen und mit Gråmen, und mit selbst eigner Pein, läßt Gott sich gar nichts nehmen. Es will erbeten feyn!" Was denn aber erbeten? Alles! geschrieben steht: alle eure Sorge werfer auf Ihn; denn Er forget für euch.“ (1 Petr. 5, 7.) Und wiederum stehet geschrieben: „Beter stets in allem Anlies gen, mit Bitten und Flehen im Geist." (Eph. 6, 18.) Seht da! das theure Vorrecht, meine Lieben! das wahre Jünger des Herrn, als Kinder Gottes, haben. Sie dürfen demnach, ganz nach Kindes Art, zu dem All

[ocr errors]

mắc

wie

[ocr errors]

mächtigen, als ihrem Vater, mit jedem Anliegen ihres Herzens kommen, Ihm alle ihre, große und kleine Wün sche vertrauen und jede ihrer Sorgen, sie heißen wie sie wollen, dem Vaterherzen ihres Gottes befehlen, ja fordern von Ihm, wie Kinder von dem Vater fordern, mit kindlichem Bitten, was sie bedürfen. Ja meine Lieben! das muß ein freudenvoller, seliger Zustand seyn, wenn man, als ein Kind Gottes, dies hohe Christenrecht zu üben versteht. Und sehet, liebste Seelen! Gott möchte uns gern alle in diesem friedenvollen seligen Zustand sehen. Darum ja hat Er sich in Christo uns als Vater entboten, und nun können wir Ihn nicht höher ehren, als wenn wir keine Sorge, keinen Wunsch, kein Anliegen unsers Herzens vor Ihm verhehlen; sondern Ihn zu dem Vertrauten unsers Herzens machen, dem wir ein jedes Verlangen offenbaren, vor den wir jedes unserer Bedürfnisse bringen, mit sichrer Glaubenszuversicht, von Ihm, um Christi willen, der unser Bruder und unser Fürsprecher ist, in Gnaden angesehen und erhört zu werden. O, meine Geliebten! könnten wir das doch recht, machten wir doch von diesem unsern Kindesrechte bey dem Vater im Himmel recht treuen, fleißigen Gebrauch; so würden wir nie in die Versuchung gerathen, auf verbotenem sündlichem Wege unsere Hülfe zu suchen, d. h., uns unter täuschendem Schein in das Verderben zu stürzen. Und o! wie so viel sorgenfreyer lebten wir dann! und wie viel glücklicher wären wir zu preisen, als selbst der Günstling eines Monarchen, der alle Tage kommen und neue Gnade sich ausbitten darf. Seht da,

Ge

Geliebte! des gläubigen Jüngers Christi hohe Würde, so wie sein theures Vorrecht in der Welt. Habe er denn auch nichts in Hånden; so hat er einen Vater, dem die Welt gehört, mit allem was darinnen ist, und diesen darf er bitten um jede, jede Gabe, die ihm mangelt, und weiß voraus, er bittet nie umsonst, so wahr des Heilandes Wort besteht: „Was ihr den Vater bitten wers. det in meinem Llamen, das wird Er euch geben.“ Und also dürfen denn noch heute, alle die Christo angehören, des Worts sich trösten: „forget nichts!" aber, bitter, bittet; so wird euch gegeben!"

Und nun, Geliebte! wenn uns einmal die Gnade verliehen ist, daß wir mit jedem Anliegen zu dem Vater im Himmel nahen und jede Bitte Ihm vortragen dürfen; so ist von Gottes Gaben durchaus nicht eine uns verschlossen. Wir dürfen um Alles bitten, und haben nie zu fürchten, daß uns eine Bitte darum abgeschlagen werde, weil wir zu viel verlangten, etwas zu Großes begehrten. Das Allergrößte, warúm kein Mensch zu bitten fich hätte erkühnen mögen, wenn's ihm auch hätte in den Sinn kommen können, das Allergrößte, sag'ich, hat Gott aus unbegreiflicher, erbarmungsvoller Liebe, da wir noch fern von Ihm, ja seine Feinde waren, ohn' unsre Bitte uns schon geschenkt; nämlich seinen einges bornen Sohn, und nun, da wir mit Ihm versöhnt sind, durch den Tod seines Sohnes, nun, da Er uns in Christo zu seinen Kindern angenommen hat, nun sollte Er seiner Güte Schranken sehen? und Er, der, ungebeten von uns, sich's hat das Höchste kosten lassen, Er sollte

unsern

[ocr errors]

unsern kindlichen und zutrauensvollen Bitten eine Gabe versagen, die Ihm nichts kostet, als das Wort? So klein, so engherzig von seinem Gott zu denken, ist keinem Christen erlaubt. Wozu vernehmen wir denn den Aufruf Gottes in seinem Wort: „Thue deinen Mund weit auf und laß mich ihn füllen?“ (Pf.81,11.) Werden wir nicht hiermit ausdrücklich aufgefordert, recht viel zu begehren, und auch die größte Bitten vor Gott, als unsern Vater, zu bringen? Diese Ehre möchte Er ja eben gern von uns allen haben, damit wir Ihn erkennen und preisen lernen, als den Gott, der „reich ist über alle, die Ihn anrufen" und große Dinge thut an seinen armen Menschenkindern, die da in Christo ihre Zuflucht zu Ihm nehmen und ihre Hoffnung auf Ihn gründen. Nie schlägt Er darum seinen Kindern etwas ab, weil sie zu viel von Ihm begehrten; wohl aber kommt es oft, daß Er ihnen einen Wunsch versagt, weil sie zu wenig verlangen, indem Er Lust zu großen Bitten hat. Darum wird Salomo gelobt, der, als ihm einst von Gott vergönnet ward, sich eine Gnade auszubitten, gleich seinen Mund weit aufthat zu der Bitte um ein gehorsames Herz. Und solches Wohlgefallen hatte Gott an dieser großen Bitte, daß Er dem Salomo nicht nur die hier von Ihm erbetene Gnade schenkte, sondern ihm, als Zugabe, auch die nicht erbetenen zeitlichen Güter verlieh (1 Kön. 3, 5. ff.). Daß wir nun aber auch weit unsern Mund aufthun, und von dem Vater im Himmel, im Namen Jesu Christi, auch selbst die höchste Gabe bitten mögen; so haben wir die hohe Verheißung aus des Heilandes ei

1

hauspostille 3. Bd.

I

genen

1

« السابقةمتابعة »