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beweise, der ein allwissender Zeuge alles Thuns, wie aller Anschläge, ja aller Gedanken und Geheimnisse seiner Feinde ist.

So ist Er aber auch seinen Feinden

3.) obschon ein langmüthiger Verschoner, doch endlich ein gerechter Vergelter.

Wir sehen's und erfahren's ja wohl, wie lange der Herr, der alle seine Feinde mit einem einzigen Wort darniederschlagen und vertilgen könnte, troß ihres Wüthens, fie tragen und ihre freche Empörung so lange dulden kön ne; daß seinen Getreuen, in ihrer Kurzsichtigkeit, das Warten fast allzulang werden will. Bedächten wir aber doch, wie seine Geduld, die wir ja selbst für unsre Seligkeit zu achten haben (2 Petr. 3, 15.), auch manche seiner Feinde am Ende doch ermüdet und ihnen das Herz gebrochen hat, daß sie zuleßt, als überwundene Feinde, sich Ihm zu Füßen legten. Und solche Siege sind unserm himmlischen König, der einst am Kreuz für seine Mörder beten konnte, schon so viel werth, daß Er darum auch seine erbitterten und wüthenden Feinde mit größter Langmuth dulden und ihrem frevelhaften Erkühnen lange zusehen kann. Ist Er doch auch nicht in dem Fall der Kdnige dieser Welt, die freilich, wo sie zögern wollten, einen entdeckten Empörungsanschlag gleich im Beginn zu nichte zu machen, bald, wenn die Empörer Macht gewonnen, nicht mehr auf ihren Thronen sicher seyn wür den. Er aber, dessen Thron im Himmel ist, wo alle Macht der Feinde Ihn nicht anzutasten vermag, Er, dem kein Feind, und wenn er alle Welt auf seine Seite

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bråchte, jemals zu mächtig werden kann, Er kann darum, ohn' allen Schaden seiner Herrschaft, Geduld und Langmuth auch gegen die gefährlichsten seiner Feinde üben. Seinem Arm, wenn Er sie treffen will, entlaufen sie darum nicht, so wenig sie Ihm zu wehren im Stande sind. Und wenn sie seine Geduld auf Muthwillen ziehen, wenn das Maaß ihrer Sünde voll, und die Grenze erreicht ist, wo der Herr zu ihnen spricht: Bis hieher und nicht weiter! dann kommt es auch, oft plößlich genug, daß sie zu Grunde gehen und ein Ende mit Schrekken nehmen. Und dann, dann freilich wartet ein schreckliches Gericht auf sie, an jenem Tage der Offenbarung Jesu Christi, da Er in seiner Herrlichkeit erscheinen wird, um seine Getreuen mit ewiger Herrlichkeit zu krönen, dagegen seine beharrlichen Feinde zu ewiger Pein zu verstoßen, wo „der Rauch ihrer Quaal wird aufsteigen von Ewigkeit zu Ewigkeit“ (Offenb. 14, 11.). — Doch, wir eilen zum Schlusse und wollen nur noch endlich

Bemerken,

III.

was der zum Himmel erhöhete Menschensohn in seinem gegenwärtigen Hoheitsstande allen „den Unentschiedenen sey, die weder zu seinen Feinden können gerechnet werden, noch auch zu seinen erklärten Freunden gehören." Diese, nämlich haben an Ihm

`1.) einen brüderlichen König, der sich nach ihrer Gemeinschaft sehnet. Wie wenig sie auch nach Ihm

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fragen; Er fragt nach ihnen desto mehr; und ehe könnte ein Weib ihres Kindleins vergessen, ehe seine Liebe derer vergessen könnte, die Er einmal in seine Hånde gezeichnet hat. (Jes. 49, 15.) Ja, mitten unter den Huldigungen der Engel, die seinen Thron umgeben, sehnt sich sein Herz nach einer jeglichen Menschenseele, die da noch außer seiner Gemeinschaft lebt, daß Er auch sie gewinne und ihr „das Leben und volle Genüge" gebe. Er kann ja nimmer vergessen, was Ihm die arme Seele gekostet hat, weßhalb Er ein viel näheres Recht an sie, als eine Mutter an ihr mit Schmerzen geborenes Kindlein hat. So kann's denn auch für Ihn, selbst in der Herrlichkeit des Himmels und auf dem Throne der Majestät, gar keine größere Freude geben, als Seelen, theuer erworbene Menschenseelen, für seine Gemeinschaft zu gewinnen. Und was Ihm da eine eis nige Seele gelte, das deutet Er in dem Gleichniß an (Luc. 15, 1. ff.), in welchem Er sich mit einem Hirten vergleicht, der die 99 Schaafe seiner glücklich geborgenen Heerde läßt, um nach dem Einen zu suchen, das, fern von der Heerde, sich in Gefahr zu verschmachten und zu verderben befindet. Er kennt also eine jede Seele, die Ihm noch fehlt, Er weiß genau, was ihre Noth und ihr Gebrechen sey, weiß aber auch, daß Er nur ihre Nothdurft stillen und ihre Gebrechen heilen, ja sie dem Tode entreißen und mit neuen himmlischen Lebenskräften erfüllen könne. Und dieses möchte nun Er, der auch in seiner jeßigen Herrlichkeit nichts Lieberes thut, so herzlich gern; daß jede arme Seele, die da beginnt nach

Ihm zu fragen und sich nach seiner Hülfe, nach seiner Gemeinschaft zu sehnen, gewiß versichert seyn kann, daß sie von ihrem brüderlichen König, der auf dem Thron der Majestät im Himmel von allen Engeln angebetet wird, mit unaussprechlichem, ja göttlichem Liebeßverlangen betrachtet werde, und daß ihr Sehnen nach Ihm, mit seines Herzens Sehnen nach ihr, in keine Vergleichung komme. Darum auch singen wir in einem alten wackern Kirchenliede:

O! könntest du sein Herz nur sehn,
Wie sich's nach armen Sündern fehnet;
Sowohl wenn sie noch irre gehn,

Als wenn ihr Auge vor Ihm thrånet.

Wenn denn nun dieses schon alle Unentschiedenen billig reizen soll, sich mit entschlossenem Sinne ganz ihrem brůderlichen König hinzugeben und seine Gemeinschaft Allem vorzuziehen; so ist auch

2.) zu bedenken, daß sie an Ihm einen göttlich weis fen Regierer haben, welcher ihr Schicksal in der Welt stets nach der höchsten Absicht seiner unendlichen Lies be lenkt.

Darum fißt Er ja zur Rechten des Vaters, bekleidet mit aller Gewalt im Himmel und auf Erden, damit Er Jedem seiner theuer Erlösten helfen und ihrer aller, nach der höchsten Absicht seiner göttlichen Liebe, warten und pflegen möge. Daß da nun aber diejenigen, die noch geschieden von Ihm leben, und des Segens seiner Gemeinschaft noch nicht theilhaftig geworden sind, insonderheit Ihm am Herzen liegen, daß Er, mit andern

Wor

Worten, der unentschiedenen Seelen, die weder seinen Feinden, noch seinen erklärten Freunden angehören, eine besonders liebevolle Sorgfalt widme, das vernehmen wir in den Worten, da Er spricht: „Ich habe noch andere Schaafe, die sind nicht aus diesem Stalle. Und dies selbigen muß ich herführen und sie werden meine Stimme hören" (Joh. 10, 16.). Und da gebraucht Er nun die Macht, die Er über Alles hat, bey solchen unentschiedenen Seelen die äußerlichen Umstände so zu lenken, daß sie der höchsten Absicht, die seine unendliche Liebe mit ihnen hat, beförderlich seyn müssen. Und wenn Er sie auf unerforschten, von ihnen nicht verstandenen Wegen, dahin gebracht, daß sie beginnen, ein hdheres Sehnen in ihrem Innern zu empfinden; dann müsfen wieder besondere Umstände kommen, wie z. E. Bekanntschaften und Verbindungen mit entschiedenen und bewährten Jüngerseelen, wie des Apollo Bekanntschaft mit Aquila und Priscilla (Up. Gesch. 18, ff.), oder ein dem dermaligen Bedürfniß gerade angemessener Vortrag in der Kirche, oder auch wohl das Lesen einer Erbauungsschrift, die gerade auf das gegenwärtige Bedürfniß eingerichtet ist, und was dergleichen zufällig scheinende Umstände mehr seyn mögen. Der Christ weiß indeß wohl, daß hier kein Zufall walte, so wenig als dort das Krähen des Hahns, dadurch die Seele eines Petrus aus ihrer Betäubung gerissen ward, ein blo= ßer Zufall war. Kurz jeder, an sich betrachtet, noch so geringfügige Umstand, sofern er irgend einer Seele zum Segen wird, ist absichtsvolle gnådige Leitung Des

fen,

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