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zu verkündigen. Und dieser hätte sich auch wohl gern mit seinen Mitjüngern gefreuet, wenn er die große Freudenbothschaft nur hätte glauben können. Indeß muß dieser Jünger darum ja nicht für einen solchen Ungläubigen gehalten werden, dergleichen etwa die Pharisåer, so wie der große Haufe der Juden waren, und wie es heute zu Tage noch die weltlichgesinnten Ungläubigen unter dem Christenvolke sind. Denn jene glauben nicht, weil ihnen das, was ihnen zu glauben vorgehalten wird, zuwider ist, — es stoßt wider ihren Sinn, und so suchen sie mit Vorsaß alles auf, um nur nicht glauben zu dürfen. So war's bey Thomas nicht. Der wünschte vielmehr von Herzen, es möge, was ihm da von Jesu neuem Leben verkündigt wurde, die Wahrheit seyn; mur war die Sache ihm so groß und wunderbar, daß er sich an dem bloßen Bericht der Jünger, obschon dieselben hier als Augenzeugen sprachen, noch nicht begnügen konnte. Es ging dem Thomas hier, wie es noch jegt wohl Manchem geht, dem eine besonders große und unerwartete Freude verkündigt wird, der aber, je größer die verkündigte Freude ist, um desto stärkere Gründe verlangt, daß keine Täuschung obwalte, und der verkündigten Bothschaft sicher zu trauen sey. So ging es einst dem Jakob, der eben auch nicht sogleich glauben konnte, daß sein Sohn Joseph lebe und Herr im Lande Egypten sey. Und auf ähnliche Weise haben wir uns des Thomas Unglauben bey der Nachricht zu erklären, die ihm die andern Junger hier von Jesu Auferstehung gaben. - Kurz-wenn den eigentlichen Ungläubigen der Inhalt unsers Glau

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bens zuwider ist; so wäre dem Thomas nichts erwünschter gewesen, als von der Wahrheit, die ihm so groß erschien, ganz zweifellos überzeugt zu werden. Das konnte er nun aber, in seiner dermaligen Befangenheit, nicht, und so entbehrte er der Freude, die er, gleichwie die übrigen Jünger, håtte genießen können. Da mdge man sehen, wie sich der Mensch, und sonderlich der Christ, durch Zweifelsucht und Unglauben an seinem Seelenfrieden schadet und um die beste Freude bringt. Es war noch Gnade vom Herrn, daß Thomas endlich — freilich unter allen Jüngern zuleßt — sich von der gros ßen Wahrheit, die seinem Herzen so unaussprechlich viel eintrug, fest überzeugen lernte.

Nämlich am 8ten Tage nach jener ersten Erscheinung, trat der Herr abermal, und eben so unvermuthet als das erste Mal, unter die Versammlung seiner Geliebten, worunter sich dies Mal auch Thomas befand. Hold und freundlich grüßt' Er sie abermal, wie Er's bey seiner ersten Erscheinung gethan, wandte nun aber sich an den Thomas insbesondere und sagte zu ihm: „Rei che deine Finger her und siehe meine Hånde, und reiche deine Hand her und lege sie in meine Seite. Und sey nicht unglåubig; sondern glåubig!" Da hatte Tho mas nun das Zeichen, was er verlangt, indem er zu den Jüngern gesprochen: „Es sey denn, daß ich in seinen Hånden sehe die Nägelmaale und lege meine Finger in die Nägelmaale, und lege meine Hand in seine Seite, will ich es nicht glauben." — Ja noch mehr; der Herr bewies mit seiner Rede, daß Er des Jüngers Worte

wisse, obschon Er sichtbar nicht zugegen gewesen war. Nun hatte Thomas keinen Grund, noch weiter Zweifel zu hegen, und heftig ergriffen brach er jegt in den Ausruf aus: „Mein Herr! und mein Gott!" Wenn

schwergläubige, aber dabey redliche Seelen einmal zum Glauben gelangen; so pflegt ihre Ueberzeugung auch des sto stårker und lebendiger zu seyn. So war es hier bey Thomas. Was noch kein Jünger zu dem Herrn gesagt, das spricht hier dieser Jünger mit fester Entschiedenheit aus. Er nennt den Auferstandenen seinen Herrn und seinen Gott, ein erstaunliches Wort, das uns be weist, wie schnell der noch vor kurzem ungläubige und mit Zweifeln kämpfende Jünger in einen Mann voll hohen Glaubens verwandelt war. So kann's auch heute noch wohl geschehen, daß einer lange Zeit in Unentschiedenheit schwankt. Den wolle man denn nur ja nicht gleich mit denen zusammenwerfen, die sich, weil sie nicht glauben mögen, muthwillig Zweifel machen. Zeigt nur der jezt noch Unentschiedene einen redlichen, Sinn, und muß man ihn, wenn auch für einen Zweifler, doch aber für einen redlichen Zweifler erkennen; so habe man doch ja Geduld mit ihm, stehe ihm gern zu Rede, besonders aber bete man für ihn, und statt des vielen, am Ende doch eitlen Streitens und Disputirens, trachte man nur, die gute Sache des Christenglaubens durch heiligen Christenwandel zu erweisen, und hoffe im Uebrigen auf die Gnade, die da noch heute einen ungläubigen Thomas in einen Jünger voll hohen kräftigen Glaubens verwandeln kann.

hauspoftille 3. Bd.

Verderbe es nicht, es

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ist ein Segen darinnen" (Jes. 65, 8.), das möchte wohl ein Wort an diejenigen seyn, die, bey bemerkten Zweifeln einer redlichen Seele an der oder jener Glaubenswahrheit, gleich solche Seele mit den muthwillig Ungläubigen in eine Classe zu werfen keinen Anstand nehmen. Ach daß doch solche bedächten, wie sie ja auch nicht von sich selbst, sondern nur durch Gottes Gnade, zum Glauben gekommen. Wer hat denn nun den Sinn des Herrn erkannt, und wer mag wissen, was seine Gnade an der noch jest in Zweifel befangenen redlichen Seele thue, daß sie wohl noch, so wie hier Thomas, zu einer besondern Glaubensklarheit, Entschiedenheit und Stärke gelange. Uebrigens bleibt es allerdings dabey, daß Glaube an Jesum Christum d. h. die göttlich gewirk te Zuversicht zu Ihm, der da für uns den Thron der Herrlichkeit verlassen, für uns sich bis zum Tod, dem schmählichsten Tod am Kreuz, erniedrigt, für uns dann auch sein Leben wieder genommen, und sich alsdann geseht hat zur Rechten der Majestät in der Höhe, wo Er als göttlich verherrlichter Mensch, als unser Bruder lebt, und alle Gewalt im Himmel und auf Erden hat, wir sagen, es bleibt dabey, daß dieser chriftliche Glaube und des Herzens Zuversicht zu diesem unserm höchsten, nåchsten und beständigsten Freunde, die einige und nothwendige Bedingung unserer Errettung vom Verderben und eines ewigen Lebens in der Herrlichkeit ist. Gott muß auch solchen Glauben von uns verlangen, wenn Er in seinem Worte zu uns redet und durch sein Wort uns für das höhere Leben erziehen will. Und kann es denn auch

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irgend etwas Vernünftigeres geben, als Gottes Zeugniß Glauben zu schenken, und sich darauf mit aller Zuversicht zu verlassen? Hat man ja doch zu solcher Zuversicht den allersichersten Grund; und wenn nun die, die von dem Wort des Herrn gewichen sind, nie wissen, was sie denn eigentlich glauben sollen, und darum ihren Glauben, gleich einer Mode, wechseln, so spricht der gläubige Christ, der sich auf Gottes Zeugniß verläßt, mit Freudigkeit: „ich weiß an wen ich glaube!“ und ist dabey seiner Sache so gewiß, als er der Dinge, die er mit it Augen ficht, nur irgend gewiß seyn kann.

So muß es aber auch bey uns seyn; denn so nur haben wir hier das wahre Leben in uns und sind auf dem geraden Wege zu jenem ewigen Leben. Darum sagt der Heiland auch: „Selig sind die nicht sehen und doch glauben." Freilich aber ist der Glaube nicht Jedermanns Ding." (2 Theff. 3, 2.) Er sollte uns naturlich seyn; so wie dem Kinde das Glauben natürlich ist. Aber unsere verderbte Natur macht uns die Sache so schwer, ja gar unmöglich, wenn uns nicht eine höhere Kraft zu Hülfe kåme. Diese wird sich aber auch in Jedem beweisen, der nur nach Wahrheit verlangt und redlichen Herzens die Wahrheit zur Gottseligkeit sucht, darum den Unglauben haßt, und gern den Zeugnissen Gottes sich unterwerfen will. So war es mit den Jungern hier, und sonderlich auch mit Thomas. Und werden wir denn auch den Unglauben in seiner Schändlichkeit und Schädlichkeit erkennen, werden wir ernstlich wider ihn kämpfen, nicht mit Grübeleyen und in eigener B2

Kraft;

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