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Glieder der christlichen Kirche, einer göttlichen Erziehungsanstalt für den Himmel angehören. Die heutige Festepistel hat uns bereits gemeldet, wie Jesu Jünger,

das arme, unansehnliche Häuflein seiner Vertrauten, gleichsam die himmlische Weihe erhielten, damit sie ihrem großen Berufe, das Evangelium in der Welt zu pflanzen, und ihrem Herrn und Haupte eine Gemeinde für alle Zeiten zu gründen, gewachsen seyn möchten. Auf die Art mögen wir das heutige Fest wohl als das Stiftungsfest der christlichen Kirche betrachten, und wie ehrwürdig und heilig muß nicht in dieser Beziehung das christliche Pfingstfest jedem unter uns seyn, dem nur sein Christenstand nicht gleichgültig ist! Sehen wir nun aber in jene erste Zeit des Christenthums zurück, und vergleichen die erst gegründete Kirche des Herrn mit ihrer heutigen Gestaltung in der Welt; so fällt zuvörderst in die Augen, daß es zu der Apostel Zeit noch keine der be sondern Christenabtheilungen oder Kirchenpartheyen gab, die in der folgenden Zeit die Christenheit bey sich hat aufkommen sehen, wie wir denn heut zu Tage zwischen lus therischen, reformirten, katholischen und griechischen Christen unterscheiden, der kleinern Christenabtheilungen oder Secten hier gar nicht zu erwähnen. Wenn wir nun, unter diesen Umstånden, fragen möchten: in welcher der genannten Christenabtheilungen ist denn nun aber der Herr? und welche darf sich wohl vor andern rühmen, die allein wahre und seligmachende Kirche zu seyn? so antworten wir auf diese Frage: weder die lutherische, noch die reformirte, noch die katholische, noch irgend

eine andere besondere Kirchenabtheilung darf sich ausschließend solchen Ruhm anmaaßen. In allen diesen Kirchenabtheilungen nämlich ist Weizen und Unkraut unter einander, und das Unkraut wird dadurch nicht zu Weizen, daß es auf dem Kirchenacker der lutherischen, oder reformirten, der katholischen, oder griechischen Christenheit steht; so wie auch andrer Seits der Weizen, der z. E. auf dem katholischen Kirchenfelde gewachsen ist, nicht darum ausgerissen und als Unkraut verbrannt werden wird, weil er nicht auf dem Acker der evangelisch-protestantischen Kirche steht. Indessen soll damit keinesweges behauptet werden, als liege gar nichts daran, ob einer im Schooße der oder jener christlichen Kirchenabtheilung lebe. Wir wollen Gott herzlich danken, daß wir die Gnade haben, der evangelischen Kirche anzugehören; daß wir aber darum die Christen anderer Benennungen sofort und ohne Weiteres, bloß weil sie nicht zu unserer Kirche gehören, als Unkraut auf dem Acker des Herrn betrachten, und von der Gnade Gottes, und von der Theilnahme an dem himmlischen Erbe ausschließen sollten, vor solcher gröblichen Verirrung wolle uns Gott bewahren. Wohl giebt es eine einige, wahre, seligmachende Kirche, die alle durch den heiligen Geist zum wahren lebendigen Glauben erweckten Christen begreift, zu welcher äußerlichen Christenabtheilung sie immer gehören mögen. Das ist die unsichtbare christliche Kirche, oder die Gemeinde der Heiligen, wie sie das apostolische Glaubensbekenntniß nennt, wozu auch wir gehören müssen, wenn wir, bey unserm evangelisch= M 3

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luthe

lutherischen Glauben, wahrhaftig Christo angehören und seines Reichs Genossen seyn wollen.

Von dieser Einen wahren und allein seligmachens den christlichen Kirche gedenke ich nun, nach Anleitung des Evangeliums, und der Feyer dieses Tages gemäß, in dieser Andachtsstunde zu euch zu reden.

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Evangel. Joh. 14, 28-81.

Das heutige Fest, Andächtige und Geliebte! läßt uns die eben vorgelesenen Worte unseres Heilandes in einem besondern Lichte betrachten. Wir benußen sie dies Mal zu einer Betrachtung über

die Eine wahre christliche Kirche auf Er den, zu welcher Jeder gehören muß, der an der Herrlichkeit des ewigen Lebens Theil haben will.

Es werden hier folgende 3 Fragen zu erörtern seyn: 1.) Wo diese Eine wahre christliche Kirche sey

2.) woran die Glieder derselben zu erkennen seyen und endlich 8.) welch einen Vorzug diese vor allen andern Menschen haben.

Wenn demnach

I.

die Frage ist, wo sich die eine wahre christliche Kirche, außer welcher Niemand selig werden kann, befinde;

so wären wir, Geliebte! sehr im Irrthum befangen, wenn wir dieselbe ausschließlich in einem gewissen Lande, oder in der oder jener besondern Kirchenverfaßfung aufsuchen wollten. Wenn der Lutheraner spricht:

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wir machen die einzig wahre Kirche aus, der Reformirte dagegen behauptet: nein! bey uns ist sie, und nun der Katholik auftritt, die erstgenannten für Keger, und seine Kirche für die einzig wahre erklärt, außer welcher Niemand selig werden könne; so vergessen alle diese, bey solchem ihrem Streite, das Wort des Heilandes, da Er spricht: Das Reich Gottes kommt nicht mit äußerlichen Gebehrden. Man wird auch nicht sagen: siehe! es ist hie oder da; denn siehe! das Reich Gottes ist inwendig in euch" (Luc. 17, 20. 21.). Kommt es nun aber darauf an, daß das Reich Gottes in uns sey, daß Christus in dem Herzen herrsche, oder, um mit den Worten des Evangeliums zu reden, daß man Ihn liebe und sein Wort halte, und so der görtlichen Inwohnung genieße (V. 23.); so leuchtet ja wohl deutlich ein, daß es sowohl in der lutherischen, als jeder andern chriftlichen Kirchenbenennung Leute gebe, die außer der Gnade Gottes leben, und die der Heiland so gewiß nicht für die Seinen erkennt; so gewiß das Wort der Schrift besteht und ewig Wahrheit bleibt: Wer Christi Geist nicht hat, der ist nicht sein." Die nun aber den Geist Christi haben und solche hat's von Anbeginn des Christenthums an, zu allen Zeiten gegeben, so wie es ihrer auch jeht noch giebt, die muß man ausschließlich weder in unserer evangelisch-lutherischen, noch sonst in einer der genannten christlichen Kirchenverfassungen suchen. Diese legtern nämlich sind gleichsam als Gefäße zu betrachten, die einen köstlichen Lebensbalsam aufbewahren sollen. Nun wollen wir gern zugeben, daß es nicht gleichgültig

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sey,

sey, ob man den edlen Balsam in einem mehr oder weniger reinen Gefäße habe. Je reiner das Gefäß, desto besser; denn desto kräftiger wird der unvermischte Bal sam seine Wirksamkeit beweisen. Wenn wir demnach, bey unserer Ueberzeugung, daß die evangelische Kirche der reinste Behälter der seligmachenden Lehre sey, Gott herzlich danken, daß wir in dieser Kirche geboren und erzogen sind, und ihr als Glieder angehören; so wollen wir doch darum den edlen himmlischen Lebensbalsam auch in den andern Gefäßen ehren, und unsere andern christlichen Brüder, darum, weil sie nicht unsre Farbe tragen, ja nicht von unserer christlichen Liebe ausgeschlossen seyn lassen, oder auch nur sie durch den Vorwurf kränken, daß sie in ihrer Kirche nothwendig müßten von Christi Gnade und dem Genusse seines Verdienstes geschieden seyn. Soll man doch, nach Jesu eignen Worten, von seinem Reiche gar nicht sagen: hier ist es oder da in dem es nirgends sich durch außerliche Gebehrden, oder in einer äußerlichen Form zu erkennen gebe, sondern etwas Innerliches sen. Und also mag man denn wohl sagen, was auch genau mit der Erfahrung stimmt: es habe der Herr die Seinen überall, und überall, in jeder der besondern Kirchenabtheilungen, wo nur die Gnadenmittel nämlich das Wort Gottes und die heiligen Sacramente, nicht völlig unter den Scheffel gestellt sind; also nicht nur in unserer evangelischen; sondern auch in der katholischen Kirche und unter den mancherley christlichen Secten, sofern bey ihnen nur, der Gebrauch der Gnadenmittel ist, sey der Geist Gottes geschäftig, sein Amt zu verrichten

und

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