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190 Prebigt am ersten heiligen Pfingsttage.

dorret, darum, daß seine Wurzeln nicht in die Tiefe ge- hen, weßhalb es ihnen denn bald an Saft und Nahrung gebrechen muß. Es wäre demnach sehr übereilt geurtheilt, wenn man die leichte Erregbarkeit des Gefühls bey der Betrachtung der Person oder der Lehre Jesu, sofort und ohne Weiteres für ein Zeichen nehmen wollte, daß wahre Liebe zu Jesu bereits im Herzen wohne. Denn wenn der Heiland hier ausdrücklich sagt: „Wer mich liebt, der wird mein Wort halten;" so merkt man wohl, daß Er mit diesen Worten Leute bezeichnen will, deren Herz und deren Liebe nicht mehr am Eiteln und Vergänglichen hange, indem sie einen höheren Gegenstand für ihre Liebe ge= funden haben, nämlich den Herrn, den göttliches Ers barmen und göttliche Liebe getrieben hat, für sie den Thron des Himmels zu verlassen, um ihre Sünde, als das Lamm Gottes, zu tragen, und ihnen mit seinem blutigen Martertod das Leben in der Herrlichkeit, ja eine himmlische Krone zu erwerben. Diese, allen Verstand weit übersteigende, und wahrhaft göttliche Liebe, hat ihnen das Herz genommen, seitdem ihnen, durch den heiligen Geist, die Augen geöffnet sind, den Herrn als ihren Heiland zu erkennen, und seit das Herz ihnen aufgethan ist, das Wort von seinem Kreuz, von seiner Liebe bis zum Tode zu verstehen, der sie es einig und allein verdanken, daß sie sich ihrer vollkommenen Begnadigung bey Gott, des Kindschaftsrechts bey Ihm, und der ge wissen Hoffnung einer ewigen Herrlichkeit mit völliger Glaubenszuversicht getrösten können. Freilich aber ist's menschliche Vernunft und Kraft bey weitem nicht, durch

welche

Predigt am ersten heiligen Pfingsttage. -191

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welche der Mensch, als armer, schuldbeladener, von Gott entfremdeter Sünder, zu solcher seligen Glaubensfreude sich zu erheben vermöchte. Die wirkt vielmehr und schafft der heilige Geist, indem er Christum also in dem Herzen verklärt, daß sich die Seele zu Ihm hingezogen fühlt, als ihrem göttlichen Versöhner und Sündentilger, der sie geliebt hat und sich selber für sie dargege= ben. Wem denn nun aber der heilige Geist dies offenbart, daß ihm das Wort von Christi Kreuz, das bey der Welt eine Thorheit und ein Aergerniß ist, als göttliche Weisheit und göttliche Kraft das Herz gefangen nimmt, wer demzufolge in dem für ihn erniedrigten, für ihn gestorbenen, am Kreuz gestorbenen Herrn der Herrlichkeit, feinen Gott und seinen Bruder erkennt, der ihn erworben und gewonnen hat von aller Gunde, vom Tode und von der Gewalt des Teufels, und zwar um einen unermeßlichen Preis, mit seinem heiligen theuern Blut, und seinem unschuldigen bittern Leiden und Ster= ben; und nun, als König aller Könige und Herr aller Herren, dort auf dem Throne der Majestät in der Höhe, für ihn, den Er mit Namen kennt, mit einer Liebe sorgt, wovon die zärtlichste Mutterliebe nur ein ganz schwaches Abbild ist ein solcher kann denn auch nicht anders, als seinen göttlichen Erretter, der ihn mit unbegreiflicher Liebe zuvorgekommen ist, sein ganzes Herz hingeben, und Ihn, weit über alles, lieben, von ganzem Herzen und von ganzer Seele. Da hat man nun seine beste und höchste, ja seine ganze Freude an Ihm, dem immer nahen, immer gegenwärtigen, dabey dem mächtigsten und

zuver

allen

zuverlässigsten Freunde, vor Ihm hat man nichts zu verbergen, als der ja jeden seiner Erlösten auf das vollkommenste, von außen und innen, also auch jedes seiner geheimsten Gebrechen und jeden, auch den leisesten Wunsch des Herzens schon von selbst erkennet. Wen könnte dar um der gläubige Christ wohl lieber zu seinem Herzensvertrauten wählen! Und so ist darum auch das herzlichste und unbedingteste Vertrauen zu dem Herrn, zu dem gekreuzigten und doch lebendigen, und über alles erhöheten Heiland ein Vertrauen, wie man's zu keinem Menschen, selbst seinen Geliebtesten, nicht haben kann, — bey denen, in deren Herzen die wahre Liebe zu Jesu ist, und solches Vertrauen nährt wiederum diese heilige Liebe, so daß der Herr den Seinen, die Ihn einmal er kannt, in Ihm ihr Herz geftillt und seiner Liebe genossen haben, je länger je unentbehrlicher wird. Da ist denn ihrer aller erster und innigster Herzenswunsch: Herr! wenn ich nur dich habe! Und wenn Er kåme, und fragte Jeden derer, die da zu seiner wahren Kirche gehören, wie sie vorher beschrieben ist, so wie Er einst den Pe= trus fragte: Hast du mich lieb?" so mußte Jeglicher von ihnen, auch selbst der Schwächste nicht ausgenommen, mit völliger Zustimmung seines Herzens Ihm, dem allwissenden Herzenskündiger, antworten können, wie Petrus dort: „Herr! du weißt alle Dinge, du weißt, daß ich dich lieb habe." (Joh. 21, 17.) Wohlan, Geliebte! die ihr euch ja zum Namen des Herrn bekennt, hier prüft euch wohl! Wie steht's mit euch? Vor dem Herrn hilft kein Verstellen und kein

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Heu

Heucheln. Hat Christus, euer Heiland, euer Herz noch nicht gewonnen, ist Seine Liebe noch nicht das Element geworden, darinnen ihr lebt; so hilft's euch nicht, ob ihr evangelisch oder sonst wie heißt. Der wahren Kirche des Herrn gehört ihr sicherlich noch nicht an; indem der Heiland ja hier selbst das allgemeine Kennzeichen aller der Seinen darein seßt, daß sie Ihn lieben; aber freilich nicht mit Worten und mit der Zunge; sondern mit der That und mit der Wahrheit. Darum fordert Er auch von allen, die Ihn lieben

2.) daß sie sein Wort halten, wie Er denn hier im Evangelio spricht: „Wer mich liebt, der wird mein Wort halten." Das eine folgt auch aus dem andern, so daß der Christ, gerade in dem Maaße, in welchem Christi Liebe in seinem Herzen wohnt, auch Luft und Eifer, so wie auch Kraft und Stärke in sich trägt, sein Wort zu halten. Wenn's demnach unter denen, die sich nach Christi Namen nennen, noch immer, leider! nicht wenige giebt, die Christi Wort, da, wo es ihren Lüsten Schranken seßt, und wider die Begierden des alten Menschen angeht, getrost bey Seite sehen, sich nicht daran kehren, entweder ihm eine Deutung zu Gunsten ihrer Lüfte geben, oder auch wohl, unter dem Vorwand menschlicher Schwäche, und mit dem selbst gemachten Troßte, daß ihnen das alles, um Christi willen, verge= ben werde, geradezu übertreten; so hört ihr, liebe Seelen! des Heilandes Urtheil selbst, wie Er's im heutigen Evangelio über alle solche Namenchristen spricht, wenn Er da sagt (V. 24.): „Wer mich nicht liebt, der hålt hauspostille 3. Bd.

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meine

meine Worte nicht." Darum, Geliebte! wenn es bey uns auch solche giebt, die wohl auch Christi Jünger heiBen, die aber nur solch ein bequemes Christenthum wollen, das ihrem Fleische keinen Zwang anthut, weßhalb sie auch von dem und jenem Gebot des Herrn, das ihren alten Menschen beschränkt, sich, unter allerley Vorwand, selbst entbinden; so merken wir, wenn wir das Vorhergehende recht verstanden haben, wohl, woran es eigentlich bey diesen Leuten fehle. Sie pflegen viel von ihrer menschlichen Schwachheit zu sprechen, und diese ist denn freilich auch offenbar genug, ja sie sind mehr als schwach, nämlich rod in Uebertretung und Sünde. Aber das brauchte ja bey ihnen nicht so zu seyn, und wåre ihr Glaube an den Herrn lebendig; so würde auch die Liebe zu Ihm, wie sie vorhin beschrieben ist, ihr Inneres beleben, und dann, dann würden sie nicht mehr sagen: ich bin schwach (Jes. 33, 24.); sondern mit Paulus würden sie sprechen: „Wenn ich schwach bin, To bin ich stark" (2 Cor. 12, 10.); und des Apostels Ausspruch würde dann auch der ihrige seyn: „ich vermag alles durch den, der mich mächtig machet, Christus“ (Phil. 4, 18.). So lange es aber dergleichen Leuten noch an dem Besten, an dem verborgenen Schaß des Herzens, an der heiligen, das Innerste durchdringenden und belebenden Liebe Chrifti fehlt; da können sie freilich auch sein Wort nicht halten, und da ist ihre geistliche Schwäche, so wie ihr täglicher Ungehorsam gegen Chri fti Wort und ihre leichtsinnige Uebertretung seiner Gebote, genaue Erfüllung dessen, was hier im Evangelio

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