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dürfen wir nicht füße Worte zu euch reden, und euch dadurch noch mehr in den verderblichen Schlaf der Sicherheit einwiegen. Nein! Geliebte! da gebietet vielmehr der Herr, und da gebietet auch die Liebe zu euren Seelen, daß wir, als treue Wächter, unsre Stimme erhes ben, kraft jenes göttlichen Befehles (Jes. 58, 1.): „Rufe eine Posaune“, daß wir demnach euch schlagen mit dem Wort, und Mosis Stab gebrauchen, ob Gott euch Gnade gebe, aus eurem tödtlichen Schlummer zu erwachen, und euer geistliches Elend, wie eure große Seelengefahr, mit Schrecken wahrzunehmen. — So muß denn freilich der treue Christenlehrer, bey seinem freundlichent Beruf, die Seelen zu der lebendigen Lebensquelle zu führen, auch das Geseß gebrauchen; nicht daß die Meynung dabey wäre, die Seelen unter das Joch zu bringen, daß sie sich abarbeiten und doch nichts vor sich bringen; denn es kann ja doch einmal kein einiger Sün der selbst sich bessern, die Sünde ist ihm zu mächtig, und wider den Starken, der ihn gefangen hält, reicht alle menschliche Kraft nicht aus. Aber erkenne nur der Sün der dies große Elend erst bey sich, leugne nur nicht, wie leider! Viele thun, dasselbe weg, denke nicht, er wåre frey, weil er es träumt und vielleicht lange schon träumt, und wird ihm dann, bey rechter Erkenntniß seiner Seelengefahr, im Herzen bange und weh, und fragt er mit gebeugtem und gebrochenem Sinn:,, was muß ich thun, daß ich selig werde?" sehet, Geliebte! dann dürfen wir solchem Menschen, solchem zur Buße erweckten Sun

getroft, schone nicht, erhebe deine Stimme, wife

der,

der, kein einiges hartes Wort mehr sagen, dann verkün= digen wir ihm, als evangelische Lehrer, nach göttlichem Auftrag, lauter Friede und Gnade; dann rufen wir ihm mit Freuden das Wort des Lebens, aus Jesu Munde, zu: „Also hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen eingebornen Sohn gab, auf daß alle, die an Ihn glauben, nicht verloren werden; sondern das ewige Leben haben. Denn Gott hat seinen Sohn nicht ges fandt in die Welt, daß Er die Welt richte; sondern daß die Welt durch Ihn selig werde. Wer an Ihn glaubt, der wird nicht gerichtet." Mit solcher Lehre und solchem freundlichen Zuspruch suchen wir denn auch den angefochtenen Seelen, wenn sie in Stunden und Augenblicken geistlicher Schwachheit zagen wollen, von Neuem Muth zu machen, und sie zum frischen, fröhlichen Glaubenstroste zu ermuntern. Kurz: alle unsere Amtsvorträge, und unser ganzes Seelsorgeramt hat schlechterdings kein anderes Ziel, als euch dahin zu leiten, daß ihr in Christo recht gegründet und innig und wahrhaftig für Zeit und Ewigkeit mit Ihm vereinigt werdet; denn wir wissen wohl, wie da geschrieben steht: Es ist in keinem Andern Heil, ist auch kein anderer Name den Menschen gegeben, in welchem sie sollen selig werden." (Ap. Gesch. 4, 12.)

Das war der Glaube und die Lehre aller Apostel des Herrn; das ist denn auch der Glaube und die Lehre, daran man heutiges Tages die wahren Diener Christi, und die vom Herrn bestellten und verordneten

Bothen der evangelischen Wahrheit erkennt. Darf nun

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insofern auch von einer gewissen Gleichheit zwischen allen ächten Lehrern der chriftlichen Wahrheit und zwischen den Aposteln, als erstern Verkündigern derselben, die Rede seyn; so findet sich solche Gleichheit zwischen beiden auch endlich

III.

in der gleichen Freude über den Segen ihres Ams tes, wie in dem gleichen Schmerz, wenn ihre Arbeit scheint vergeblich zu seyn.

Die heiligen Apostel, welche alles verleugneten, um dem vom Herrn empfangenen großen Berufe zu leben, auf alle Bequemlichkeit des Lebens, auf jeden weltlichen Vortheil und Genuß verzichteten, und dagegen ein Leben voller Mühsal und Gefahr, selbst Leibes- und Lebensgefahr, erwählten; — sie hatten doch auch Freude, und solche Freude zu genießen, die, wie sie himmlisch erquickend ihrem Herzen war; so auch mit neuem Muth und neuer Kraft sie rüstete, in dem begonnenen Werk der Liebe, troß aller Mühsal und Gefahr, zu beharren. Was war denn aber ihre Freude, darüber wir sie Gott preisen hören? Es war die sichtbare Fruchtbarkeit ihres Amtes, das fröhliche Gedeihen des von ihnen ausgestreue ten göttlichen Saamens, die Kraft ihrer Predigt, durch welche Schaaren verlorner Sünder von der Finsterniß zum Licht, von der Gewalt des Satans zu Gott bes kehrt (Up. Gesch. 26, 18.), zur herrlichen Freyheit der Rinder Gottes gebracht, mit einem unaussprechlichen Frieden Gottes erquickt, und zur lebendigen Hoffnung einer zukünftigen ewigen Herrlichkeit erhoben wurden.

Das

Das wußten sie von allen, die ihrer Predigt glaubten und solche aufnahmen, nicht als Menschenwort; sondern wie es auch wahrhaftig ist als Gottes Wort (1 Thess. 2, 13.), die also durch die Predigt des Evange liums, unter mitwirkender Kraft des heiligen Geistes, zum wahren, lebendigen Glauben an den gekreuzigten und auferstandenen Sohn Gottes, als ihrem göttlichen Heiland, gelangten. Diese alle, so hatte ja der Heiland selbst gesprochen, konnten, wer sie auch immer vorher waren, nun nicht verloren gehen; waren vielmehr gewiß, das ihnen von dem Herrn erworbene und ganz bestimmt verheißene ewige Leben zu empfahen. Da môge man sich nun die hohe Freude jener heiligen Männer, der ersten Herolde Christi, denken, wenn sie ihr geistliches Ackerfeld überblickten, wo große Mengen sich ihren Augen darstellten, von denen sie sagen konnten: „Diese alle waren verloren und sind nunmehr gerettet, ja diese Räuber, Hurer, Ehebrecher, Weichlinge, Geizige, Trunkenbolde, Låsterer und dergl. sie sind nun abges waschen, geheiligt, gerecht worden, durch den Clas men des Herrn Jesu und durch den Geist unsers Gots tes (1 Cor. 6, 11.); sind nunmehr unsere lieben Brüder und Miterben der zukünftigen Herrlichkeit." Sol cher Segen ihrer Arbeit ließ denn die heiligen Männer gern vergessen der sauren Mühe ihres schweren und gefahrvollen Amtes, und solche Krone ihres Amtes, wie der Apostel Paulus seine Bekehrten nennt (Phil.4, 1.), entschädigte sie vollkommen und überschwenglich für alle die Schmach und Verfolgung, womit die Welt ihnen lohnte.

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Mögen nun die heutigen Diener Christi und Bothen des Evangeliums sich auch nicht gleicher Fruchtbarkeit ihrer Arbeit rühmen können; so ist es doch die gleiche Freude, nämlich Freude über gerettete, durch ihren Dienst gerettete Seelen, wornach sie trachten, darum sie beten, und die ihnen auch verheißen ist, wie denn geschrieben steht: „Das Wort aus meinem Munde soll nicht leer zurückkommen" (Jes. 55, 11.), und wiederum (Jes. 57, 19.): „Ich will Frucht der Lippen schaffen." Und wenn nun treue Lehrer in ihrem Amte Erfahrungen machen, wie sich der Herr in Gnaden zu ihrer Arbeit bekenne, wenn ihre Predigt sich an den Herzen ihrer Anvertrauten kräftig beweist, wenn die Blinden sehen, die Lahmen gehen, und die todten Seelen zum neuen geistlichen Leben erwachen, wenn die Erweckten ihren neuempfangenen himmlischen Sinn nun auch durch einen neuen himmlischen Wandel beweisen, und von der Welt sich unbefleckt erhalten, wenn sie fest stehen als Christi Streiter, und, bewährt in der Versuchung, wachsen an dem inwendigen Menschen, und Christo immer åhnlicher, nach seinem Bilde immer mehr erneuert werden; so ist das unbestritten die größte Freude, deren treue Lehrer, als Diener des Herrn, hier zu genießen gewürdigt werden. Zu diesem Zwecke bieten sie ja auch einzig und allein all' ihre Kräfte auf, so wie der Landmann, um der gehofften Erndte willen, im Schweiße seines Angesichts sein Feld bestellt, um diesen Segen ihrer Arbeit beten sie auch, so wie der Landmann betet, daß Gott seine Arbeit segnen und eine gedeihliche Erndte aus Gna

den

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