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etwas fordere, was ihm im Leben nicht in den Sinn gekommen war. Ja er verstand's noch nicht einmal, wie seine Antwort zu erkennen giebt: „Wie kann ein Mensch geboren werden, wenn er alt ist? Kann er auch wieder in seiner Mutter Leib gehen und geboren werden?" Die Sache kam ihm nämlich, weil er sie nur grob irdisch und also fälschlich faßte, wunderlich vor, und so geht's heute noch gar Vielen, wie die Erfahrung lehrt. Deß werden wir uns denn aber auch nicht wundern dürfen,* wenn wir gedenken, wie der Apostel bezeugt: „Der natürliche Mensch vernimmt nichts vom Geiste Gottes; es ist ihm eine Thorheit, und kann es nicht erkennen, denn es will geistlich gerichtet seyn.“ (1 Cor. 2, 14.) So war nun freilich Nikodemus, als natürlicher Mensch, für jezt noch nicht im Stande, die Worte Jesu, nach ihrem geistlichen Sinne, zu fassen. Gleichwohl hatte er vor Vielen doch einen großen Vorzug darin, daß er den Hei= | land immer noch für einen göttlichen Lehrer hielt. So warf er darum seine Worte, wie råthselhaft sie ihm jegt waren, doch keinesweges weg, sie blieben vielmehr in seiner Seele haften, und konnten deßhalb ihm in der Folge verständlich werden, was wir, nicht ohne Grund, vermuthen, indem der hier so schüchterne und furchtsame Mann, der nur des Nachts zu kommen wagte, in der Folge, da es gerade am allergefährlichsten war, den Heiland zu bekennen, sich laut für ihn zu erklären keinen Anstand nahm. Wie Jesus nun wohl wußte, was im Menschen war; so ließ er sich mit diesem redlichen Manne gern auch so weit ein, daß er ihn

III.

in der wahren Frömmigkeit unterrichtete.

Er wiederholt die vorige Versicherung, und bekråftigt es mit einem Wahrlich! „ daß der Mensch von Neuem müsse geboren werden", seßt aber, zur Belehrung des Nikodemus, daß die verlangte neue Geburt nicht von des Menschen eigener Kraft gefordert werde, hinzu: aus Wasser und Geist", womit Er andeutet, daß durch die christliche Taufe und den hieran gebundenen Gnadenbeystand des heiligen Geistes, die geistliche Erneuerung des Menschen, und die neue Geburt zu einem geistlichen, himmlischen Sinne, zu Stande komme. Daneben fügt Er auch den Grund mit bey, warum ein Jeder, ohne Unterschied, von Neuem müsse geboren werden, die große Forderung also, die Er hier als Bedingung der Theilnahme am Reiche Gottes seßt, durchaus Niemand erlassen werden könne. Was vom Fleisch spricht Er geboren wird, das ist Fleisch, und was vom Geist geboren wird, das ist Geist." Der Ausdruck, Fleisch“, meine Lieben! bezeichnet in der Sprache der heiligen Schrift den natürlich verderbten Zustand des Menschen, wogegen das Wort „Geißt" den innern Zustand eines Menschen bedeutet, der durch den heiligen Geist erneuert ist. Diese Bedeutung des Wortes Fleisch kommt schon im ersten Buche Mosis vor, da Gott von den verderbten Menschen vor der Sündfluth spricht: „die Menschen wollen sich von meinem Geist nicht strafen lassen; denn sie sind Fleisch" (1 Mos. 6, 3.). Das sind wir aber alle von Adam her, vermöge

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unsrer natürlichen Geburt, also Menschen verderbter Art, und darauf deuten denn auch des Heilandes Worte hier: „Was vom Fleisch geboren wird, das ist Fleisch", woraus mir merken sollen, daß da kein Unterschied sen, und alle Menschen ohne Ausnahme, vermöge ihrer natürlichen Geburt und ihrer Abstammung von einem gefallenen und verderbten Menschenpaare, eben auch nichts anders denn verderbte oder fleischliche Menschen, Adamskinder, und mit nichten Gotteskinder seyen. Darum sollte nun Nikodemus sich nicht mehr seiner natürlichen Abstammung von Abraham rühmen, eben so wenig, als wir uns trösten und uns darauf berufen dürfen, daß wir von christlichen Eltern stammen. Denn vermöge unsrer leiblichen Geburt sind wir ja doch nichts anders, als natürliche Menschen, d. i., verderbte Geschöpfe, geborne Sünder, deren Jeglicher, ohn' einige Ausnahme, mit David sprechen muß: „Siehe! ich bin aus sündlichem Saamen gezeugt, und meine Mutter hat mich in Sùns den empfangen." (Ps. 51, 7.) Nun ist es aber Lehre der Schrift, daß Fleisch und Blut nicht mögen das Reich Gottes ererben (1 Cor. 15, 50.), das heißt mit andern Worten: es ist ein jeder Mensch, so lange er sich noch in seinem natürlichen Zustande befindet, in einer solchen Entfremdung von Gott, die ihn vom Reiche Gottes ausschließen muß, es sey denn, daß er, wie der Heiland sagt, durch Wasser und Geist, und also übernatürlicher Weise, von Neuem geboren, mithin in seis nem innersten Wesen göttlich erneuert werde. Darum konnte nun Nikodemus, aus Jesu Rede, von einer

neuen

neuen Geburt, wohl so viel merken, er müsse ebenfalls im Innersten seines Wesens göttlich geändert und er-neuert werden, mithin von seinem natürlichen Sinne befreyet, einen neuen himmlischen Sinn bekommen. Das håtte er nun schon aus den Propheten wissen können, indem wir da das Wort der Verheißung lesen: „Ich will ein neues Herz, und einen neuen Geist in euch geben" (Ezech. 36, 26.), und wie da weiter geschrieben steht: ,,,Ich will das steinerne Herz aus eurem Fleische wegnehmen, und euch ein fleischern Herz geben." (V. 26.) Und wie nun diese Verheißung an allen wahrhaft Glåubigen, seit der Apostel Zeit, erfüllet ist; so muß sie auch an uns erfüllet werden, wofern wir uns des Namens wahrer Christen rühmen und unsrer seligen Vollendung dort, als Christi wahre Angehörige, wollen gegenwärtig seyn. Das äußerliche Bessern und Schmücken macht's hier nicht; denn, wie die Sünde, in ihrer mannigfachen Gestalt, im Herzen ihre Wurzel hat, wie auch der Heiland spricht: „Aus dem Herzen kommen arge Gedanken, Mord, Ehebruch, Hurerey, Dieberey, falsch Zeugniß, Låsterung“ und alles, was den Menschen vor Gott verunreiniget (Matth. 15, 19.); so darf kein Mensch des Wohlgefallens Gottes, als der nur stets das Herz ansieht (1 Sam. 16, 7.), sich ehe trösten, als bis sein Herz geåndert, und mit der Liebe Gottes und einem neuen, himmlischen Sinn erfüllet ist, oder, um es mit Jesu Worten zu benennen, bis er von Neuem geboren und eine neue Creatur in Christo (2 Cor.5, 17.) geworden ist. Das hatte nun aber Likodemus bis Q. 2

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jezt noch nicht bedacht, und so war denn auch, bey aller seiner Mühe, nach dem Geseß unsträflich sich zu halten, sein Innerstes noch nicht geheiligt, sein Herz noch immer in seinem alten, natürlichen Zustand, also ohne wahre Demuth und ohne rechte Liebe zu Gott und zu dem Nächsten. Kurz, das erste und vornehmste Gebot im Gesetz: „du sollst lieben Gott, deinen Herrn, von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüthe, und deinen Nächsten als dich selbst “ (Matth. 22, 37.), das hatte Nikodemus zwar im Buche und in den Buchstaben der Schrift, aber ins Herz war's ihm noch nicht geschrieben, wie doch die Verheißung lautet: „ich will mein Gesetz in ihr Herz geben, und in ihren Sinn schreiben.“ (Jer. 31, 33.) Und gerade so steht auch die Sache mit uns, so lange wir noch in unferm natürlichen Zustand uns befinden, und von der neuen Geburt aus Gort noch nichts erfahren haben. Darum fordert der Heiland hier ganz allgemein und ohne Unterschied von Jedermann, der zu dem Reiche Gottes gelangen will, daß er geboren werde aus Wasser und Geist, womit er zu erkennen giebt, es sey die eben erwähnte innerliche Veränderung und Sinneßerneuerung so wenig Menschenwerk, als sich der Mensch selbst das natürliche Leben geben könne. Es bringe vielmehr der heilige Geist das neue geistliche Leben in derer Seelen hervor, die durch die Wassertaufe in die Gemeinschaft des Sohnes Gottes gekommen seyen. Wie wir nun aber alle auf Jesu Namen die heilige Taufe, und damit die Verheißung des heiligen Geistes empfangen haben; so

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