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Zweck auch uns ertheilt, mit Sammlung unfrer Gedans ken und mit gläubigem Herzen hören, und möge des ren andachtsvolle Betrachtung uns allen zum Segen werden!

Evangel. Luc. 16, 19-31.

Im heutigen Evangelium, Geliebte in dem Herrn! läßt Jesus uns gleichsam ein wenig hinter den Vorhang blicken, der uns das Land verhüllt, in welches die Verstorbenen durch ihren Tod verseht worden sind. Wir wollen demzufolge, nach Anleitung des Evangeliums, für dies Mal

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„einige Blicke über das Grab hinaus, ,,ins stille Todtenreich",

Was uns der Herr davon im Evangelio zeigt, beschränkt sich auf das Folgende, was uns zu wissen eben so wichtig als nöthig ist, nämlich:

1.) gleich nach erfolgtem Tode dieses Leibes nimmt eine andere Welt die von dem Leibe getrennte

Seele auf;

2.) es findet in dieser andern Welt Erinnerung an das vorige irdische Leben Statt;

3.) es tritt in jener Welt der Mensch in eine ganz andere Ordnung ein; und endlich

4.) es hångt der Abgeschiedenen Zustand dort, von dem Verhalten ab, das sie hier in der sichtbaren Welt und während ihres irdischen Le= bens bewiesen.

Wir gehen nunmehr zu einer nåhern Beleuchtung

dieser

dieser 4 Behauptungen über, und lassen uns hierbey von unserm Evangelio leiten. Also

I.

„gleich nach erfolgtem Tode dieses Leibes nimmt eine andere Welt die von dem Leibe getrennte Seele auf."

Wenn das Wort Gottes den Tod der Frommen nicht selten ein Entschlafen nennt, und mit der Ruhe eines ermüdeten Wanderers vergleicht; so dürfte dadurch Mancher zu der nicht richtigen Vorstellung veranlaßt werden, als werde der Mensch durch seinen Tod in einen Zustand der Bewußtlosigkeit verseßt, worin er, ohne Empfindung und Bewußtseyn, bis zu dem Tage der allgemeinen Todtenerweckung und der Entscheidung seines ewigen Schicksals bleibe. Indeß, Geliebte! bietet uns die heilige Schrift, wenn wir sie recht verstehen, keine Ursache dar, uns solche Vorstellung vom Tode und von dem Zustand der Verstorbenen zu machen. Fühlt auch der Leib nichts mehr, sobald die Seele, die ihn bisher belebte, im Tode von ihm gewichen ist; so lebt doch, während der Leib im Grabe liegt, und da ein Raub der Verwesung wird, die Seele, d. i., der denkende, em= pfindende und begehrende Mensch noch immerfort, und geht, so wie der Tod die irdische Hülle zerbrochen hat, gleich über in eine andere Welt, wo sie mit vollem Bewußtseyn lebt, und Freude oder Schmerz empfindet. Wie das aus anderweitigen Stellen der Schrift ersichtlich ist, (davon wir nachher Einiges beybringen wollen);

fo

so giebt uns das auch hier des Heilandes Rede vom reichen Mann und armen Lazarus, und deren beider Schicksal nach dem Tode, zu erkennen. So wie der arme Lazarus stirbt, wird, laut Bericht des Evangeliums, gleich seine Seele von den Engeln in Abrahams Schooß getragen", mit andern Worten, sie wird sogleich, wie sie den Leib, als ihre bisherige Wohnung, verlassen, befreyet von aller Erdennoth, in einen freudevollen Zustand übergeführt, wo sie nunmehr in seliger Gemeinschaft lebt mit den vollendeten Geistern der Gerechten, worunter Abraham, aus guten Gründen, besonders namentlich angeführt wird. Der reiche Mann stirbt eben falls, wie denn der Tod keinen Unterschied der Stånde erkennt, also nicht weniger zu den Reichen und Beglückten, als zu den Armen und Elenden kommt. Aber welche Veränderung macht der Tod hier, indem er diesen Mann seiner ganzen Herrlichkeit entkleidet, von Allem ihn entblöst, was ihm hier Freude machte, und ihn in eine Welt verseßt, da er für seine Begierden, die ihm von seinem vorigen Leben geblieben sind, in Ewigkeit nicht darf Be= friedigung hoffen, so wie er außerdem von einem bren nenden Schmerz gemartert wird, den er, ohn' alle Hoffnung einiger Linderung, leiden muß.

Welch eine Veränderung, meine Lieben! hat also hier der Tod, im Schicksal dieser beiden Männer, bes wirkt! Da merken wir nichts von einem bewußtlosen Schlaf, darinnen beide gelegen; nein, mit Bewußtseyn leben sie in einer andern Welt, und wie des einen zeitliches Leid in ewige Freude verwandelt ist, so hat der an

Hauspostille 3. Bd.

R

dere,

dere, für die genossene und jeßt auf ewig entschwundene Freude, nun ewigen Schmerz und Jammer zu leiden. Und dieser große Wechsel beginnt bey Beiden sogleich, nach= dem der Tod ihre Leibeshütte zerbrochen, und ihre Seelen der andern Welt und der vergeltenden Ewigkeit überliefert hat. Auch anderweitig bezeugt es uns, wie schon vorhin bemerkt worden ist, die heilige Schrift, daß mit dem Tode dieses Leibes sogleich ein neues Leben in einer andern Welt beginne. Dahin ist z. E. des Heilandes Wort zu deuten, da er zu dem begnadigten Schächer spricht: Wahrlich ich sage dir: heute wirst du mit mir im Paradiese seyn!" Und eben so deutlich sprechen die Worte dafür (Offenb. 14, 13.): „Selig find die Todten, die in dem Herrn sterben, von nun an!“ das heißt doch wohl: „nicht erst am jüngsten Tage sollen sie selig werden, sondern es von nun an seyn, nåmlich von dem Augenblicke an, da ihre Seele vom Leibe getrennt, und von der sichtbaren Welt im Tode geschie den wird.“ Und wo war denn Jefu Seele, während sein Leib im Grabe lag? Der Apostel Petrus giebt uns Antwort, wenn er spricht (1 Petr. 3, 19.): „Er ist hingegangen und hat gepredigt den Geistern im Ges fångniß, die etwa nicht glaubten," Also auch Jesu Seele ist keinesweges durch den Tod in einem bewußtlofen Schlaf verseht; sondern sie hat in demjenigen Theile des unermeßlichen Reiches Gottes, den wir das Todten= reich nennen möchten, sehr wichtige Geschäfte gehabt, nämlich das Evangelium von der durch Ihn vollbrachten Erlösung zu den Todten gebracht, woraus sich wie

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der=

derum ergiebt, daß die in jener Welt versammelten Todten leben, und mit Bewußtseyn und Empfindung lebent. – Dies nun zu wissen, theuerste Zuhörer! kann uns durchaus nicht gleichgültig seyn. Möchte vielleicht Mancher in seinem Leichtsinn denken: „Ey nun! bis zu dem jungsten Tage und der Vergeltung dort, ist es noch lange hin"; fo mag einem solchen hiermit zur Antwort dienen: Du kannst in aller Kürze, ja wohl noch heute, den großen Wechsel erfahren, den, unserm Evangelio zufolge, der reiche Mann erfuhr.". Und wir, Geliebte! wenn uns der Tod geliebte Personen, theure Ange= hörige und Freunde von der Seite gerissen hat; muß es uns nicht sehr wichtig seyn zu wissen, daß diese Theuern und Geliebten, obschon sie unserm Auge für diese Welt entzogen sind, doch leben in einer andern Welt, dahin auch wir einmal, zur Stunde, da der Herr den Tod uns sendet, gelangen werden? Sind denn nun unsre Todten in dem Herrn gestorben, und haben sie hier das Eine Noth wendige, nämlich Jesum Chriftum, und in Ihm das neue Leben aus Gott gefunden, konnten sie demnach, vor ihrem Ausgang aus der Zeit, zu Denen gerechnet werden, von welchen der Apostel sagt: „Ihr seyd abs gewaschen, ihr seyd geheiligt, ihr seyd gerecht wors den, durch den Namen des Herrn Jesu und durch den Geist unsers Gottes" (1 Cor. 6, 11.); o! wie sind sie denn schon jest ganz unaussprechlich selig, und wer darf da noch zweifeln, daß ihnen ihr Tod zum höchstent Gewinn geworden, wie darum auch geschrieben steht: „Selig find die Todten, die in dem Herrn ßterben, R. 2

رو

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