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von nun an“. (Offenb. 14, 13.). So möchte man also wohl die Todesstunde dieser Begnadigten als ihre rechte Erlösungsstunde, so wie ihren Tod als die Geburt zum wahren Leben betrachten. Freylich aber ist es auch wiederum ein schauderhaftes Dunkel, in welches das Schicksal Vieler, die ehemals mit uns lebten und nun ihr Ziel gefunden haben, eingehüllt ist. Auch von dem reichen Mann hat wohl kein Mensch nach seinem Tode nur einen Gedanken daran gehabt, daß dieser Mann, dem doch keine einzige grobe Sünde, kein einziges grobes Vergehen zum Vorwurf gemacht wird, am Orte der Quaal in jener Welt mit Jammer und Verzweiflung kämpfe. Denn von dorther, von jenem Lande, in welches der Tod die Abgeschiedenen führt, kommt keine Bothschaft herüber zu uns, und so war's denn auch umsonst, daß jener reiche Mann begehrte, es möge der Todten einer abgesandt werden, um seinen hinterlassenen fünf Brüdern das schreckliche Schicksal ihres verstorbenen Bruders vielleicht auch ihres Verführers

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zu ih rer Warnung, kund zu thun. Ach! meine Lieben! so möchte wohl auch mancher unsrer Todten, Vater oder Mutter, Bruder oder Schwester, Gatte oder Gattin, Sohn oder Tochter, und wie die Namen unsrer entschlafenen Angehörigen heißen mögen, gern warnende oder ermahnende Bothschaft an uns senden, damit wir Ernst gebrauchen, die kostbare Gnadenzeit zur Rettung unsrer Seele zu nußen. Denn daß selbst die unselig Verstorbenen an ihre Hinterbliebenen denken, mit Sorge um ihre Seele, und um deren Errettung aus der großen Gefahr,

im Tode zu verderben; das steht, nach unserm Evange lio, nicht zu bezweifeln. Darum wolle doch ja Keiner unter uns die Sünden und Laster, die ihm zum Vorwurf fallen, mit einem gleichen Verhalten seiner verstorbenen Angehörigen zu beschönigen suchen, und etwa die vermessene Sprache führen, die man zu Zeiten wohl hört: ,,so hat's mein Vater, meine Mutter oder wen man

sonst hier anführen möge auch gemacht, und sind doch selig gestorben." Wenn sich, wie wohl geschehen seyn mag, des reichen Mannes Brüder auf gleiche Weise mit ihrem verstorbenen Bruder getröstet haben; so sind fie offenbar auf dem geraden Wege gewesen, auch an den Ort zu kommen, wo ihr unseliger Bruder sein voris ges gemißbrauchtes Leben büßte. Oder wenn die Welt, der heutigen Redeweise gemäß, den reichen Mann, nach seinem Tode, den seligen Herrn genannt und ihn also ge priesen hat; so sehen wir wohl, aus unserm Evangelio, wie nichts bedeutend dergleichen Redensarten sind. Wollte aber dennoch Jemand meynen, daß die Verstorbenen, durch ihren Tod, gleichsam ihre Schuld ge= tilgt und ihre Sünden abgebüßt hätten, mithin auch selig wåren; so würde ein solcher das Wort Gottes Lügen strafen, und da wird Gott, um ihn von seinem Wahne abzubringen, so wenig ein Wunder thun, als Er in das Begehren des reichen Mannes willigte, der einen Todten zu seinen Brüdern gesandt haben wollte. Es wird also den wüsten Weltlingen, deren Unglaube von einer andern Welt, von einem Leben nach dem Tode und einer vergeltenden Ewigkeit nichts wissen will, die jene beR 3

fannte

kannte Sprache des fleischlichen Sinnes führen: „Laßt uns essen und trinken; denn morgen sind wir todt“ (1 Cor. 15, 32.), oder die, bey ihrem offenbar ungöttli= chen Wandel, mit Gottes Barmherzigkeit sich trösten, und also Gottes Barmherzigkeit auf Muthwillen ziehen, ich sage, es wird dergleichen Verächtern der offenbarten göttlichen Wahrheit kein Bothe aus jener Welt, der ihnen Zeugniß von der Wahrheit des göttlichen Wortes bråchte, zugesandt werden. Was Abraham dort dem reichen Mann, auf sein deßfalfiges Begehren, zur Antwort gab: „Sie haben Mosen und die Propheten, laß fie dieselbigen hören!" das gilt noch jest. Und wir, Geliebte! wir haben, außer Mosen und den Propheten, auch den Sohn Gottes selbst, und seine Apostel dazu, von denen Er sagt: „Wer euch höret, der hös ret mich; wer euch verachtet, der verachtet mich; wer aber mich verachtet, der verachtet Den, der mich gesandt hat." (Luc. 10, 16.) Wer denn nun aber sich erkühnt, das Wort des Herrn zu verachten, dasselbe zu meistern, oder wohl gar zu låstern und zu verspotten, den muß Gott freilich seinem Schicksal überlassen. Er mag denn hingehen in seinem verkehrten Sinn. Was er aber hier dem Wort des Herrn nicht glauben will, das wird er ganz gewiß, wie hier der reiche Mann, zu spåt erfahren müssen, und aus der schrecklichsten Erfahrung lernen, daß auch noch in der Ewigkeit der Ausspruch des Propheten gelte: „Du verwirfest Gottes Wort; darum wird der Herr dich auch verwerfen.“ (Hof. 4,6.)

Doch, daß wir weiter des Heilandes Unterricht

im heutigen Evangelio hören, und demnach sehen, was uns der von dem Herrn geöffnete Blick ins Land der Todten ferner zeigt; so merken wir: es findet in jener Welt auch

II.

Erinnerung an das vorige, irdische Leben Statt.

Der reiche Mann, am Orte der Quaal in jener Welt, erkennt sogleich den Lazarus in Abrahams Schooß; woraus wir beyläufig merken, daß in dem Reiche der Todten zwar ein gar großer Unterschied zwischen denen ist, die als Begnadigte aus der Zeit gegangen, und zwischen Solchen, die durch den Tod in ihren Sünden dahingerückt sind; daß aber jene und diese sich gegenseitig erkennen und von einander wissen. So erkennt auch hier der reiche Mann den armen kranken Lazarus, den er so oft vor seiner Thür gesehen hatte. Er erinnert sich seiner wohl, und wie mochte sich nicht noch manche andere Erinnerung aus seinem vorigen Erdenleben an diese Erinnerung knüpfen! Auch zeigt die Bitte, die er an Abraham thut, er möge doch den Lazarus sen= den, daß er das Aeußerste seines Fingers ins Wasser tauche und seine Zunge kühle, deutlich genug, es habe der reiche Mann, in seiner jeßigen schrecklichen Lage, seinen vorigen Stand auf Erden keinesweges aus dem Gedächtniß verloren. Denn jeßt auch will er noch, wie einst, da er als großer Herr auf Erden lebte, den Arwiewohl derselbe nun hoch über ihn erhoben ist zu seinen Diensten haben. Und wie lebhaft ist bey ihm die Erinnerung an seine zurückgelassenen Brüder!

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Ihr Sinn und ihre ganze Lebensweise stellt sich so deutlich seiner Erinnerung dar, daß ihn die große Sorge befällt, sie möchten einmal dasselbe Schicksal haben, wie er. Gewiß ist dieser Zug in der Geschichte bedeutungsvoll für uns, und es will der Herr uns damit zu erkennen geben, daß nach dem Tode dieses Leibes der Seele die Erinnerung bleibe an das vorige Leben in der sichtbaren Welt, und sie begleite an den Ort, der ihr dort, in der andern Welt beschieben ist. Abermals, Geliebte! eine Lehre, die wohl von uns erwogen seyn will, und einen kräftigen Einfluß auf unser zeitliches Verhalten äußern kann und soll. Håtte ihr das der reiche Mann verstattet, als er noch ein Genosse des irdischen Lebens war; dann möchte es ganz anders mit ihm gekommen seyn. Wie mochte er nun jeßt, am Orte der Quaal, die er fich selbst bereitet hatte, sein voriges üppiges und gottesvergeßnes Leben verfluchen! Wie mochte nunmehr sein lange betäubtes Gewissen erwachen, und ihm die längst vergessenen Sünden, und die so schändlich vergeudete, ja gemißbrauchte Gnadenzeit als furchtbare Schuld vor die Augen rücken! Daß wir uns doch an diesem Exempel spiegeln möchten! — Denn eben nicht anders wird's einmal Jedem ergehen, der da im Rausche seiner Sinnenluft, und mitten im Lauf nach eitelm Weltgenuß, vom Tode überfallen und dahingerückt wird in eine Welt, wo alle, die hier fåen auf das Fleisch, vom Fleische das Verderben erndten. (Gal. 6, 8.) Dihr! die ihr hier lachet und jubelt in eurer fündlichen Luft, die ihr, vom Taumelkelche der Welt- und Sündenlust berauscht, nicht se

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