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het und höret, ach! möchten euch bald die Augen aufgethan werden, um die Gefahr, die große Gefahr zu erkennen, hinunter in den Abgrund zu stürzen, dem ihr mit jedem Schritt euch nähert. Dann, wenn der furchtbare Abgrund euch verschlungen hat, dann werdet ihr wohl erwachen und nüchtern werden müssen, wie auch der reiche Mann es ward; & aber welch ein Erwachen wird das seyn! Der reiche Mann im Evangelio mag es euch sa= gen. Wie sahe dieser unselige Mann, am Orte der Quaal, sein voriges Freudenleben an! wie war ihm die Erinnerung daran, und der Gedanke, wie er die köstliche Gnadenzeit ganz anders håtte nugen sollen, ein nagender Wurm, der ihn ohn' Aufhören quålte! Wie? soll denn dieses Exempel, das euch, ihr armen Verblendeten! zu eurer Warnung vorgestellt wird, euch nicht zum Nachdenken bringen? Hätte euch denn die Lust der Welt und der verführerische Reiz der Sünde so ganz umnebelt und besinnungslos gemacht, daß auch der göttliche Ruf, der euch erwecken soll, daß auch die Schläge des Herrn, dadurch ihr sollt zum nüchtern Nachdenken, zur Erkenntniß eurer Gefahr, zum ernsten Verlangen nach Rettung eurer Seele ermuntert werden, nichts bey euch auszurichten vermögen? O wehe dann! so wird's nicht lange dauern, und ein unseliger Tod, der alle Tage und plöglich kommen kann, wenn ihr ihn eben am wenigsten erwartet, macht's mit euch eben, wie mit dem reichen Mann im Evangelio, und rückt euch aus der Welt an einen Ort, da ihr, wie er, vom Fleische das Verderben erndtet, und die Erinnerung an die genossene, und für

ewig entschwundene Luft, an die verlorne, und nun zu spåt mit bitterer Reue zurückgewünschte Gnadenzeit, an die begangenen Sünden, die nun ihre schrecklichen Früchte bringen, euch, wie ein nagender Wurm, der nimmer stirbt, und wie ein Feuer, das nimmer verlöscht, durch alle Ewigkeit peinigt. Noch ist es Zeit, solch einem schrecklichen Schicksal vorzubeugen, aber auch Eile thut hier noth, und alles Säumen ist mit der größten Gefahr verbunden. Darum lasse man sich vom Worte Gottes lehren, von seinem Geiste strafen, und richte hier sich selbst, bevor man dorthin kommt, wo nicht mehr Raum zur Buße und zur Errettung der Seele ist. O daß doch alle, die diese Worte hören, sie also aufnehmen möchten, als wären sie ihnen, von ihrer Verstorbenen einem, zu ihrer Warnung zugesprochen! Wenn wir hier hören im Evangelio, daß der unselige Mann am Orte der Quaal sich seiner zurückgelassenen und auf der Welt noch lebenden Brüder erinnert, und gern noch alles thåte, um sie zu warnen, daß sie nicht auch einmal Ge= ́nossen seines Schicksals werden; werden denn unsere Todten, da sie ja leben in einer andern Welt, nicht daselbst unsrer eingedenk seyn? werden sie da nicht ihre Sorge um uns, und ihre Wünsche für uns haben? möchten sie nicht auch, wie jener reiche Mann, wenn's möglich wäre, uns, ihren Angehörigen, von dorther Bothschaft zugehen lassen? O wie mag da mancher unselige Vater, und manche unselige Mutter an die zurückgebliebenen Kinder denken, zumal, wenn sie schon wissen, daß selbige in ihren Fußtapfen wandeln! Aber auch, wie viele

Seuf

Seufzer wird dort die Liebe selig vollendeter Seelen für ihre Hinterbliebenen dem Herrn darbringen, daß Er sie schirme und bewahre, leite und führe, damit sie ihren Lauf einst selig vollenden mögen. Ja, lieber Chrift oder Christin! wer du immer seyst, das magst du dir mit aller Zuverlässigkeit sagen: es wird in jener Welt auch dein gedacht, und große Sorge machst du den Vollendeten, die einst auf Erden mit dir verbunden waren. D du besonders, der du, in jenem unsichtbaren Lande und unter den Bürgern der Ewigkeit, einen frommen Angehörigen weißt, Vater oder Mutter, Sohn oder Tochter, Bruder oder Schwester, und wie sie sonst noch heißer:; halt das Gedächtniß dieser Seligen ja in Ehren, und wenn du ihrer gedenkst; so frage dich dabey immer selbst, was diese Vollendeten wohl von deinem jezigen. Thun und Wesen urtheilen möchten, und was sie wohl dir möchten zu sagen haben, wenn ihre Stimme dein Ohr erreichen könnte. O gewiß! sie würden bitten und flehen, du mögest das Wort des Herrn in Ehren halten, dich ja nicht gleichstellen dieser Welt, vielmehr das Eine Nothwendige suchen, und zuerst und allermeist nur nach dem Reiche Gottes und nach seiner Gerechtigkeit trach ten, d. i., nach der lebendigen Gemeinschaft mit dem Herrn, in dem allein wir haben können Gerechtigkeit und Stärke (Jes. 45, 24.), und also schaffen unsre Ses ligkeit mit Furcht und Zittern (Phil. 2, 12.). Doch, meine Lieben! wenn dieses unbezweifelt der innige Herzenswunsch der uns vorangegangenen Angehörigen ist; so ermahnt, und warnt, und bittet an ihrer Statt, in

dem

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dem sie selbst nicht zu uns kommen können, der Herr in seinem Wort, und durch den Mund seiner Bothen. Und so, Geliebte! geschieht's auch jezt von mir. Ja es ist der heiße Wunsch, es ist die dringende Ermahnung eurer vollendeten Lieben, die ich euch kund thue jeßt, wenn ich euch zurufe mit den Worten der Schrift: „Lilt, und erretter eure Seele! sucher den Herrn, weil Er zu finden ist. bleibet bey Jhm, und kämpft, in seiner Kraft, den guten Rampf bis an das Ende; da= mit ihr dort, wie jener Lazarus, nach kurzem Streit und Leid, mit ewiger Freude und Wonne gekrönt werden möget!

Wenn wir nun aber, nach Anleitung des Evangeliums, mit unserm Glaubensblicke weiter ins stille Land der Todten dringen; so erkennen wir ferner

III.

es tritt in jener Welt der Mensch in eine ganz an dere Ordnung ein.

Hier auf Erden ist es so, daß Geburt und Stand, Bildung und Vermögen an Geld und Gut, einen gro= ßen Unterschied zwischen Menschen und Menschen macht. Der Reiche steht da über dem Armen, der Vornehme geht dem Geringen vor, der Mann von Kunst und Wifsenschaft und einem feinen Verstande hat in der öffentlichen Meynung mehr als die zu bedeuten, die zum gewöhnlichen Menschenschlag gehören. Ein Bild des menschlichen Lebens, wie es noch immer in der Erfahrung gefunden wird, stellt uns das heutige Evangelium

vor. Da sehen wir einen reichen vornehmen Mann in allem Glänze seines Standes und in der Fülle zeitlicher Güter leben, und dann erblicken wir wieder einen Armen, Verachteten und Elenden, der vor der Thür des Reichen liegt und einer Gabe wartet, um seinen Hunger zu stillen. Vor dem Reichen und Vornehmen beugt sich Jedermann, wogegen man den armen Lazarus kaum eines Blickes würdigt. Und wie der Arme stirbt, so meynt, wer ja von seinem Tode noch Kenntniß nimmt, es sey die Welt einer unnügen Last entledigt. Von dem Tode des reichen Mannes dagegen wird überall gesprochen. Prunkvoll wird er zur Erde bestattet, und ein prächtiges Denkmal verkündigt sein Lob der Mitwelt und der Nachkommenschaft. So, meine Geliebten! ist der Lauf der Dinge hier in der Welt, und Niemand wundert sich darüber; denn es ist bereits dahin gekommen, daß dies für die natürliche Ordnung gilt. Wie aber würden wir staunen, wenn's uns gegeben wäre, hinüber zu blicken in jene Welt, darinnen die Todten leben! So viel indeß wird uns im heutigen Evangelio von Jesu selbst offenbart, daß dort eine völlig andere Ordnung ist als hier. Da gilt nicht mehr Geburt und Stand wie hier, da hören Reichthum und alle äußerlichen Vorzüge auf, da ist's vielmehr das Herz, das eines Jeglichen Werth oder Unwerth bestimmt, und einzig und allein den Unterschied begründet, der dort zwischen Menschen und Menschen ist. Darum ward Lazarus nicht etwa seiner vorigen Armuth, und seines zeitlichen Elendes willen, selig; sondern weil sein Herz ver Gott bestand, das

durch

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