صور الصفحة
PDF
النشر الإلكتروني

durch die zeitliche Trübsal sich hatte läutern, “von dem weltlichen Wesen ablenken, und auf das Eine Nothwendige hinleiten lassen. So züchtigt Gott die Menschen heute noch, die Er dort herrlich machen will, wie Er darum auch spricht: „Ich will euch auserwählt mas chen im Ofen des Elendes" (Jes. 48, 10.). Und unser Heiland, wenn Er im Gleichnisse spricht von denen, die Er als fruchtbare Reben an Ihm, den rechten Weinstock, erkenne, verhehlt es nicht, daß der himmlische Vater, als der rechte Weingärtner, dergleichen Reben beschneide, auf daß sie mehrere Früchte bringen (Joh. 15, 2.). Darum heißt es nun auch: „Wen der Herr lieb hat, den züchtigt Er, Er ståupet aber jeglichen Sohn, den Er annimmt" (Hebr. 12, 6.). So machte Er's mit Lazarus hier, und weil derselbe die heilsame Züchtigung nicht verschmähte und ihr nicht widerstrebte; so brachte sie auch bey ihm die friedsame Frucht der Ges rechtigkeit (Hebr. 12, 11.) hervor, dadurch er tüchtig ward, zum himmlischen Leben einzugehen, und für die überstandene zeitliche Beschwerde eine ewige und über alle Maaße wichtige Herrlichkeit zu empfahen (2 Cor. 4, 17.). Eben so wenig aber, als jener arme geplagte Lazarus bloß seiner Armuth und zeitlichen Plage halber selig geworden ist eben so wenig darf man glauben, es ser der reiche Mann um seines Reichthums willen verworfen worden. Håtte er die zeitlichen Güter, in deren Besit er war, als treuer Haushalter Gottes verwaltet, hätte er, statt sein Herz daran zu hången, und sie allein zu seinem Genusse anzuweissen und so sich in die Weltlust zu

versenken, vielmehr beseffen, als besäße er nicht, sich gefreuer, als freuete er sich nicht, der Dinge dieser Welt gebraucht, aber ohne sie zu mißbrauchen, und wäre eingedenk gewesen, daß endlich doch das Wesen dieser Welt vergeher (1 Cor. 7, 30. 31.), so möchte er, bey allem seinem Reichthum, als ein geistlich Armer, wohl auch das Himmelreich gewonnen haben (Matth. 5, 3.). Aber hieran fehlte es eben beym reichen Mann, und sein zeitliches Glück, daß er besaß, so wie die Ehre, die er hier bey der Welt genoß, vereitelte und verdarb sein Herz, daß er nur trachtete nach dem, das auf Erden ist, nicht aber nach dem, das droben ist, kurz, daß er's machte, wie es so viele Reiche und Beglückte dieser Welt noch heutiges Tages machen, als welche, wenn sie ja das Wort des Herrn noch hören, „bingehen“, wie der Heiland spricht (Luc. 8, 14.): „, unter die Sorgen, Reichthum und Wollust dieses Lebens, und ersticken den guten Saamen und bringen keine Frucht", blei= ben also immer in der Gewalt ihrer irdischen Lüste, immer die irdisch gesinnten Menschen, die ihren Himmel hier auf Erden fuchen und den Bauch zu ihrem Gott machen, weßhalb denn auch, wie es die heilige Schrift vorhergesagt hat, und unser heutiges Evangelium es sonderlich bestätigt, ihr Ende die Verdammniß ist," (Phil. 8, 18. 19.)

[ocr errors]

Das ist denn nun die Ordnung, die dort in jener Welt, dahin wir durch den Tod gelangen, beobachtet wird, und also mögen wir leicht erachten, daß sich dort, unter den Seligen sowohl, als unter den zur Ouaal Ver

[ocr errors]

froßenen, Reiche und Arme, Vornehme und Geringe, Beglückte dieser Welt, und wiederum auch Gezüchtigte und Geschlagene, befinden werden. Bilde sich daher Niemand ein, er müsse darum selig werden, weil er hier in der Welt gleichsam zu kurz gekommen sey, und unter mannichfachem und schwerem Drucke hier seine Tage habe verseufzen müssen. Lazarus, der schwer belastete und schmerzlich leidende arme und, kranke Mann er wäre gewiß nicht selig geworden, wenn er, gleich andern Leidenden, sich durch die Noth zur Ungeduld, zum Murren wider Gott, zu fündlichen Versuchen, sich eigenmächtig Hülfe zu schaffen, hätte verleiten lassen, kurz, wenn sich, unter der göttlichen Zucht, sein Herz nur mehr verhärtet und von Gott abgewandt håtte, statt sich zu demüthiş gen unter die gewaltige Hand Gottes (1 Petr. 5, 6.), und den Blick von unten nach obenhin zu lenken.

[ocr errors]

Wenn daher unser Heiland hier der Seligkeit des armen Lazarus in einer andern Welt gedenkt; so will Er damit keinesweges lehren, es habe jeder Arme, ohne Unterschied, um seiner Armuth und seiner etwanigen zeitlichen Trübsal willen, die künftige Seligkeit zu hoffen, vielmehr ist seine Absicht nur, den Armen und Elenden, unter dem Drucke ihrer zeitlichen Umstände, zu Gemůthe zu führen, was eben in ihrer traurigen Lage doch für sie zu erlangen stehe, wofern sie ernstlich darnach streben, und mithin ihnen bemerklich zu machen, es stehe noch ein anderes Leben zu hoffen, für welches sie hier durch ihre zeitliche Noth erzogen werden sollen. Widerstreben sie nun der göttlichen Züchtigung nicht; lassen vielmehr die

selbe

"

selbe dahin wirken, daß sie der Welt absterben, und ihr Herz schicken dahinein, wo sie verlangen ewig zu leben; so sollen sie sich auch trösten, daß sie einem herrlichen Wechsel, wie Lazarus dort, entgegen sehen dürfen, und daß noch Freuden auf sie warten, die kein Auge geses hen und kein Ohr gehöret har, ja die in keines Mens schen Herz gekommen sind, die Gott bereitet har des nen, die Ihn lieben (1 Cor. 2, 9.). Da mögen sie denn nur stille seyn dem Herrn, und bey dem Glück der Weltliebhaber, statt sich daran zu årgern, nur immer denken, so wenig bey diesen als auch bey ihnen bleibe es, so wie es gegenwärtig ist. Und wenn nicht ehe, so komme ein großer Wechsel sicher dann, wenn der Tod Beide in jene Welt verseßt, wo eine ganz andere Ordnung gilt; denn da werden „die hier gefået haben auf das Fleisch, vom Fleische das Verderben erndten" (Gal. 6, 8.), wogegen die Thränensaat der Kinder Gottes dört eine ewige Freudenerndte gewährt, wie darum unser Heiland spricht: „Selig sind, die Leid tragen; denn sie sollen getröstet werden!“ (Matth. 5, 4.) Wie das uns aber hier im Evangelio vorgehalten wird; so lehrt dasselbe uns endlich auch noch

IV.

es werde in jener Welt die Art des Lohnes und der Strafe, genau dem Wandel und dem Vers halten des Menschen in seinem irdischen Les ben, angemessen seyn.

Laut unserm Evangelio war Ueppigkeit und Ge

nußgier ein Hauptfehler des reichen Mannes in der Zeit

hauspostille 3. Bd.

seines

1

seines irdischen Lebens. Sein Reichthum ward daher bloß zu dem Zwecke von ihm verwandt, sich alle mögliche Vergnügungen zu bereiten. Er dachte dabey vermuthlich, wie heut zu Tage auch nicht Wenige denken: Kann ich's doch haben! wobey ihm kein Gedanke einkam, daß er, als Gottes Haushalter, die große Verpflichtung habe, ein Segenswerkzeug Gottes zu seyn, also mit seinem Vermögen Gutes zu stiften, und sonderlich sich der Armen und Elenden anzunehmen. Wie ward nun aber diese Ueppigkeit des reichen Mannes, sei= ne Vergnügungssucht und seine Gier nach Weltgenuß bestraft? denn offenbare Sünden und grobe Lastergreuel erwähnt das Evangelium von ihm nicht; nur so viel giebt der Heiland zu erkennen, es habe dieser Mann den Irs dischgesinnten angehört, deren Lebensregel nicht das Wort Gottes; "sondern immer nur die Lust ihres Fleisches ist. Wie uns nun das Wort Gottes sagt: „Wo ihr nach dem Fleische lebt; so werdet ihr sterben müßs fen" (Rom. 8, 18.); so stellt uns Jesus hier den reichen, üppigen Schwelger vor, wie er vergebens dort nach einem Tropfen kühlenden Wassers lechzt, um seinen brennenden Durst zu stillen. Welch ein peinigender Zustand aber für einen Menschen, der es bisher gewohnt gewesen, seinem verwöhnten Gaumen nur mit dem köstlichsten Getränke, und auch wohl bis zum Uebermaaße, gütlich zu thun! Da merken wir denn wohl, es sey die Strafe, die in der andern Welt den Sünder trifft, der feine Gnadenzeit auf Erden verloren hat, gerade von der Beschaffenheit, daß sie denselben auf seiner empfindlich

sten

« السابقةمتابعة »