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2.) zu erkennen, wie es der göttliche Wille sey, daß auch die schlechtesten und versunkensten Leute zur Theils nahme an dem besten und höchsten Freudengenusse in seinem Reiche sollen gerufen und eingeladen werden.

Dahin ist es zu deuten, daß, laut dem Evangelio, die Einladung zum Abendmahle auch an die Niedrigsten, Geringsten und Verachtetsten, an Krüppel, Lahme und Blinde, ja selbst an heimathloses Gesindel gelangt, das hinter den Zäunen liegt. Was fragt die Welt nach solchem Volk? Das sind in ihren Augen ganz schlechte Leute, mit welchen umzugehen, und sie wohl gar ins Haus zu bitten und mit sich essen zu lassen, ein ehrbarer Mensch sich schämen würde. Doch sehet! auch diese von der Welt für nichts geachtete, wohl selbst als Wegwurf behandelte Leute, werden hier, nach dem Befehl des reichen Gastgebers, zu seinem Ehrengelage eingeladen. Und da sie freilich von selbst sich nimmer würden eingebildet haben, daß Leute, wie sie, einer solchen Ehre sollten gewürdigt seyn; so wird der Knecht nach ihnen besonders ausgesandt, um ihnen auch, im Namen seines Herrn, zu sagen: „Rommet, es ist alles bereit!

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kommt ohne Säumen! habt ihr ja lange genug gedarbt, und also wohl Erquickung nöthig. Drum eben seyd ihr eingeladen, daß ihr euch auch an dem bereiteten Freudenmahle des Herrn erquicken möget. Wir müssen aber, Geliebte! die hier erwähnte Einladung insonderheit geistlich deuten. Denn, wenn auch allerdings die leiblich elendesten Menschen, wie Krüppel, Lahme, Blinde und Bettler hinter den Zäunen, ganz unbezweifelt

eben

eben sowohl, als Könige, Fürsten und Herren, zum Freudenmahle des himmlischen Königs eingeladen sind; so hat der Heiland doch, in gegenwärtiger Gleichnißrede, hauptsächlich und insonderheit wohl solche Menschen vor Augen, deren Seelenzustand besonders elend ist, Leute also, welche geistlich verkrüppelt, geistlich gelähmt, geistlich erblindet find mit Einem Wort, verlorne und bey der Welt verachtete, verrufene und verworfene Sünder, deren Seelenschade unheilbar scheint, und die sowohl sich selbst verloren geben, als auch von denen, die da sich důnken lassen, etwas zu seyn, als Solche betrachtet werden, an denen weder etwas zu bessern, noch zu verderben sey. Nun seht, Geliebte! wenn wir das Christenthum nicht hätten; so würden diese elenden Menschen von aller Welt verlassen und verstoßen und dem elendesten Schicksal preis gegeben seyn. Aber nein! der Heiland nimmt auch dieser Elenden sich noch an, und ruft auch ihnen zu: „Rommet, es ist alles bereit! kommt her zu mir, ihr Mühselige und Beladene, ich will euch erquicken!" (Matth. 11, 28.) Und wenn sie etwa sagen wollten: Ja Herr! das kann doch aber unmöglich uns angehen, denn wie wir gegenwärtig sind, find wir durchaus die Leute nicht, die zu dir kommen könnten; so antwortet Er dagegen: „Ich kenne euch wohl, und besser als ihr euch selber kennt; drum weiß ich auch, ihr habt Erquickung nöthig, wie sie die ganze Welt nicht geben kann. Und wie nun diese Erquickung allein bey mir zu finden ist; so gebe ich sie gern einem Jeglichen, der ihrer begehrt, umsonst, indem ich meine Mahlzeit nicht für Geld bereitet

hauspostille 3. Bb.

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habe;

mein

habe; sondern Gåste suche, die gern umsonst sich von mir mögen erquicken lassen. Wollt ihr nun das; so habe ich die rechten Leute an euch gefunden, und ihr follt mir und meinem himmlischen Vater von Herzen willkommen seyn." Daß nun ein solcher menschenfreundlicher Herr eine große Menge Gäste erhält, ist wohl begreiflich genug. Dennoch ist sein Verlangen nach immer mehreren so groß, daß er, auf das Wort:,, es ist noch Raum da!" den Knechten den Befehl ertheilt, die Einladung zum festlichen Erquickungsmahl auch an das heimathlose Gesindel auf der Landstraße und hinter den Zäus nen zu bringen, „auf daß ·so spricht er Haus voll werde." Da merken wir denn: wer irgend hört die Stimme der göttlichen Einladung: „Kommer, es ist alles bereit!" zu welchem also irgend das Evange lium von Christo gelangt, der soll das für ein sicheres Zeichen halten, es sey, troß aller seiner Schlechtigkeit und noch so tief empfundenen Verwerflichkeit, für ihn auch Raum im Reiche Gottes vorhanden. Und freilich hat es unser Gott schon darauf eingerichtet, daß, ob auch noch so viele kåmen, um an dem großen Freudenmahle Theil zu haben, kein einiger, aus Mangel an Raum, darf abgewiesen werden. So hat Er auch der Güter Hülle und Fülle, um Jeden satt zu machen, der nur mit Hunger und Durst nach den für Viele erworbenen und bereiteten himmlischen Freudengenüssen kommt, so wie er eingeladen ist. Je mehr, je lieber! heißt es da; und demnach darf sich auch der Schlechteste, selbst wenn er aller Welt ein Abscheu wäre, ganz zuversichtlich

sagen:

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sagen: dort ist für mich noch Raum! und himmlische Ehre und ewige Erquickung auch noch für mich zu hof= fen. - Wir lesen nun im Evangelio, daß alle die elenden Leute, statt sich, wie jene zuerst Geladene, zu entschuldigen, mit Freuden kamen; es war ihnen nåmlich die ehrenvolle, und so höchst liebliche Einladung gerade um so willkommener, jemehr sie das Gefühl ihres elenden Zustandes drückte; und leicht mag man sich vorstellen, wie reizend ihnen, nach langem Darben und Schmachten, die Hoffnung müsse gewesen seyn, nun einmal főniglich erquickt zu werden. Damit wird uns nun ange= deutet, daß man der Welt erst satt und ihres Dienstes müde, daß man erst geistlich arm, mühselig und belas den sich fühlen muß, wenn man die freundliche Einla dung des Christenthums auch nur vernehmen, sie gern und mit Begierde hören, und endlich auch mit Freuden annehmen soll. Darum sagt der Heiland auch: „Selig sind die geistlich-arm sind; denn das Himmelreich ist ihr" (Matth. 5, 3.) - felig sind die Leid tragen; denn sie sollen getröstet werden“ (Cap. 5, 4.) — „ses lig sind, die hungert und durstet nach der Gerechtigs keit; denn sie sollen satt werden.“ (Cap. 5, 6.) — So, Geliebte! geht nun das Christenthum mit uns um. Eh es von uns, als armen unvermögenden Menschen, in Mindesten etwas fordert, bietet es uns zuvor, und zwar umsonst, als freyes göttliches Gnadengeschenk, die allerhöchsten Gaben, und himmlische Güter und Genüsse in unserm großen Elend dar, die nur der Glaube, als längst von Christo uns erworben und bereitet, dankbar anneh

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men, Gott dafür innig lieben, und demuthsvoll des Herrn sich freuen soll. Wie unrecht also haben die, die da vom Christenthum sich eine düstere Vorstellung machen, da es vielmehr, genau betrachtet und recht erkannt, einem Jeglichen, der nur etwas vernehmen kann, höchst lieblich und erfreulich erscheinen muß. Indessen ist es nicht zu leugnen, daß sich das Christenthum auch

II.

von einer ernsten Seite uns darstelle, die wir nunmehr, nach Anleitung des Evangeliums, auch noch ins Auge zu fassen haben.

Wo nämlich irgend das Wort von Christo, oder die evangelische Einladung zum Reiche Gottes an die Menschen gelangt, da wird den Menschen alle Entschuls digung_benommen, und die verschmähete Einladung des Evangeliums hat unausbleibliches Verderben zur Folge. Auch das stellt uns der Heiland hier, in seiner Gleichnißrede, vor. Also

1.) das Christenthum läßt durchaus keine Ents schuldigung zu. Wenn's etwa harten, schweren Dienst von unsrer Ohnmacht verlangte, wenn es begehrte, wir sollten uns erst selbst gut machen, und dann, zum Lohn dafür, uns auch die Ehre verspräche, am großen Abendmahl mit Theil zu nehmen, das wir demnach gleichsam bezahlen müßten; dann möchten wir uns entschuldigen, und mit Grunde unsere Armuth und unser Unvermögen vorschüßen dürfen. Nun aber wendet sich ja, wie wir hier hören, das Evangelium an allerley Menschen ohne

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