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Am ersten Sonntage nach Ostern.

(Quasi modo geniti.)

Einleitung. Es ist, Geliebte! für das Christenherz,

das Jesu Verhalten gegen die Menschen überhaupt, und sonderlich gegen die Seinen, im Stande seiner Erniedrigung, mit innerlicher Erquickung betrachtet, gewiß ein großes Bedürfniß, zu erfahren, ob Er im Stande seiner Verherrlichung, nach seinem glorreichen Siege über den Tod, in seiner Liebe zu den Menschen und seinem zärtlich liebevollen Verhalten gegen die Seinen sich gleich geblieben sey. Wenn hier die heilige Geschichte uns im Dunkeln ließe, wenn wir mithin dem Zweifel, es möge die Verherrlichung des Menschensohnes doch eine Veränderung in seinem Sinne und Verhalten gegen die Menschen hervorgebracht haben, nichts Sicheres entge= gen zu seßen håtten; so möchte es zweifelhaft seyn, ob wir uns dieser seiner Verherrlichung freuen könnten. Aber, Geliebte! wir können es ganz getrost. Der verherrlichte Jesus, der Held über Tod und Grab, ist eben der mitleidsvolle Menschenfreund, derselbe zärtliche Freund der Seinen, wie wir Ihn irgend im Stande seiner Erniedrigung erkennen. Davon haben wir uns be reits in unserer vorigen Betrachtung überzeugen können, hauspostille 3. Bd.

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wo sein Verhalten gegen die beiden einsam trauernden Jünger auf ihrem Wege nach Emmaus, ja wohl uns alle auf das lieblichste angesprochen hat. Und nicht weniger wird seine zarte Liebe gegen die Seinen, und seine liebende Sorgfalt für das ganze Jüngerhäuflein, in der Geschichte des heutigen Evangeliums uns auf das freundlichste in die Augen leuchten. Bis hieher war der Herr, nach seiner Auferstehung, nur Einzelnen erschienen, zuerst der Maria Magdalena, dann den Weibern, die, durch die Engelgestalten erschreckt, vom Grabe ge flohen waren, sodann dem Petrus, und endlich den beiden Jüngern, die trauernd ihren einsamen Weg nach Emmaus gingen. Und gewiß war es nicht ohne Grund, daß er zuerst sich diesen offenbarte, und eben diese Drdnung bey seiner Wiedererscheinung hielt. Die eben Genannten hatten es nämlich wohl vor andern nöthig, von Ihm in ihrer Trauer aufgerichtet und getröstet zu werden, und die Ihm wohlbekannte Stimmung ihrer Seelen befähigte sie auch wohl in andrer Hinsicht noch, die große Freude, den Herrn als Auferstandenen zu sehent, vor andern zu genießen. Unterdeffen jedoch blieb das in Jerusalem versammelte Jüngerhäuflein nicht von Ihm vergessen, und ehe noch der Tag, an welchem Er das Grab verlassen, vorüber war, am Abend desselben Tages, sollte den versammelten Jüngern, die sich aus Furcht in ihre Wohnung eingeschlossen hat= ten, die hohe Freude werden, den tief betrauerten, nun aber göttlich verherrlichten. Herrn und Meister unerwartet in ihre Mitte eintreten zu sehen. Er blieb

zwar

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zwar nicht bey ihnen; denn von jeßt an war sein Umgang mit den Jüngern anders als vorher. Er kam und ging, kam dann aufs neue und schied aufs neue wieder, und fo ging's die 40 Tage fort, die Er auf Erden noch weilte, bis Er zuleht vor seiner Jünger Augen zum Himmel erhoben, und also seine sichtbare Gegenwart dem sterblichen Auge für immer entzogen ward.

Für dies Mal sehen wir Ihn nun, laut der Geschichte des heutigen Evangeliums, in seiner ersten und zweyten Erscheinung, in der versammelten Jünger Mitte, und wie Vieles fehlte uns, wenn wir nicht diese beiden Auftritte in dem Bericht der evangelischen Geschichte lesen könnten. Laßt uns denn mit Andacht hören, was uns das heutige Evangelium davon meldet.

Joh. 20, 19-31.

Wenn wir, Geliebte in dem Herrn! das zarte liebreiche Verfahren des auferstandenen Heilandes gegen jene Maria Magdalena, wie gegen die beiden Jünger von Emmaus, nicht ohne innige Rührung haben betrach ten können; so wird die hier beschriebene Weise, wie Er das trauernde Jüngerhäuflein in Jerusalem mit seiner Gegenwart erfreuete, nicht weniger unser Herz in Anspruch nehmen. So möge denn

„der auferstandene Heiland in der Ver ,,fammlung seiner Jünger"

in dieser Andachtsstunde unsere Betrachtung auf sich

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Wir folgen der Geschichte, wie sie das heutige Evangelium uns meldet, indem wir

1.) von der Erscheinung des Auferstandenen am Abend des Auferstehungstages reden.

War gleich die große Bothschaft, daß der Gekreuzigte lebe, und von den Todten auferstanden sey, schon an dem Morgen dieses Tages an die Jünger gelangt, indem die Weiber, die dieser Bothschaft zuerst gewürdigt worden, ja denen sich der Auferstandene selbst offenbaret hatte, die große Freude nach Jerusalem zu den daselbst versammelten Jüngern brachten; so fehlte doch noch viel, daß deren Gemüther durch solche hohe Freudenbothschaft sich neu belebt und ermuthigt gefühlt hätten. Es hatte nämlich die Furcht bey ihnen so sehr die Oberhand, daß es ausdrücklich heißt, sie wären am Abend dieses Tages bey verschlossenen Thüren, aus Furcht vor den Juden, versammelt gewesen. Das deutet uns nun genugsam an, wie wenig noch die Jünger der großen Kunde traueten, und wie also das Andenken an Jesu eigene Worte, wodurch er seine Auferstehung eben so bestimmt, als seinen Kreuzestov vorhergesagt hatte, in ihren Seelen müsse verdunkelt gewesen seyn. Hätten sie, im Andenken an ihres Meisters deutliche Vorhersagung, den ihnen von den Weibern zugekommenen Bericht in freudigem Glauben aufgenommen; was durften sie jezt noch traurig seyn? was durften sie noch so furchtsam bey einander sigen? Wer hatte denn größere Ursache, sich zu freuen und sich vor allen andern Menschen glücklich zu preisen? Aber von solcher Freude, von solchem hohen Gefühle

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