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wenn Gott an diesem Tage König und Volk in wahrer Herzensbeugung vor Ihm liegen sähe; gewiß, Gott nåhme solche unsre Buße eben so gnådig an, wie dort die Buße des Ninevitischen Volkes, von dem es heißt (Jon. 3, 10.): „Da aber Gott sahe ihre Werke, daß sie sich bekehrten von ihrem bösen Wege, reuete Ihn des Uebels, das Er geredet hatte ihnen zu thun, und that es nicht." So möge denn doch der gnådige und barmherzige Gott meiner heutigen Rede an euch dieselbe Kraft verleihen, womit Er dort des Jonas Predigt segnete in einer großen, üppigen und tief in Sünde und Laster versunkenen Stadt. Ich werde dies Mal ein Hauptgebrechen der Zeit zur Sprache bringen, das man gewöhnlich ganz verkennt, darum, weil es ein allgemeines Gebrechen geworden ist, und zwar ein solches Gebrechen, das Gott von jeher stets besonders hart gestraft; ja einst mit ewiger Verwerfung zu bestrafen in seinem Worte gedrohet hat. O du, der du nicht Lust haft an der Sünder Tode; sondern willst, daß sie bekehret werden und leben; segne du, Barmherziger! mein schwaches Wort, das ich hier reden will in deinem Namen. Laß es in Aller Herzen dringen und reichliche Frucht rechtschaffner Buße schaffen zur Ehre deines heiligen Namens. Amen!

Text: Matth. 13, 13.

Mit sehenden Augen sehen sie nicht, und mit hörens den Ohren hören sie nicht; denn sie verstehen es nicht.“

hauspostille 3. Bd.

Hier

Hier hören wir ein Urtheil, theuerste Zuhörer! das unser Herr und Heiland einst über seine jüdischen Zeitge= nossen fällte. Was geschahe nicht vor dieser Leute Augen! daß man wohl fragen möchte: wie war's nur möglich, daß man dergleichen Dinge erleben und selbst mit Augen sehen, und dabey immer auf dem betretenen bösen Wege sicher und unbekümmert fortgehen konnte! Da war mun aber auch die Gnadenfrist ihrem Ende nahe, und mit einem Schicksal, so hart und schrecklich, wie es kein Volk bisher getroffen, hat eben dies so außerordentlich von Gottes Gnade heimgesuchte Volk es büßen müssen, daß es sich einem Unglauben in die Arme geworfen, durch welchen es dahin kam, daß es, wie es im Terte lautet, mit sehenden Augen nicht sahe und mit hörenden Ohren nicht hörte. Denn freilich, meine Lieben! rührte die von Jesu öfter beklagte, und einmal selbst mit bittern Thränen beweinte Verblendung seines Volks von einem beweinenswerthen Unglauben her, wie heute auch der in der Christenheit, durch alle Länder verbreitete, und auch in unserm Vaterlande mächtig gewordene Unglaube dieselbe Wirkung offenbart, nåmlich eine Verblendung, bey welcher man auch mit sehenden Augen nicht sehen und mit hörenden Ohren nicht hören, und folglich auch die gegenwärtige ernste Zeit nicht einmal inne werden, ge= schweige denn verstehen und richtig deuten kann. Ez dürfte uns aber, Geliebte! äußerst nöthig seyn, die Zeit, in welcher wir jeßt leben, von dieser ihrer traurigsten Seite genauer anzusehen, zu welchem Zweck ich denn die jeßige Andachtsstunde zu benußen, und euch da,

unter

unter dem Beystand göttlicher Gnade, vorzustellen ge

denke:

„Die Verblendung des Unglaubens, als das » bedenklichste Zeichen jeßiger Zeit.“

Es offenbart sich aber die jeßige Verblendung des Unglaubens als das bedenklichste Zeichen der Zeit insonderheit auf folgende dreyfache Weise:

1.) Man fürchtet nichts, da alles zu fürchten steht; 2.) man fühlt die Hand des Herrn, und will sie nicht erkennen;

3.) man will sich selber helfen, und eilt damit selbst seinem Verderben entgegen.

Wenn wir nun, theuerste Zuhörer! die angegeben drey Kennzeichen dieser Zeit im Einzelnen betrachten; so wolle doch ein Jeglicher von euch, um seines eigenen Heiles willen, vor allen nur an sich selber denken, und sich wohl prüfen, wiefern das hier Gesagte ihn selber treffe und seinen eigenen Zustand schildere. Und so beginne ich nun in Gottes Namen, die heutige Verblendung des Unglaubens, als das bedenklichste Zeichen der Zeit, in der wir leben, euch näher vor die Augen zu stellen. Da wollen wir denn nun merken:

I.

Man fürchtet nichts, da eben alles zu fürch ten ist.

Ihr denkt vielleicht, ich habe hier die Gefahr des ewigen Verderbens im Auge, die allerdings, wie wenig Mancher auch das glauben möge, gar nahe denen ist, die, als vom Herrn Gewichene, von seinem Wort sich nicht

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mehr wollen zügeln lassen. Denn nach des Heilandes flarem Ausspruch (Matth. 7, 13.) ist ja der breite Weg, den solche Leute wandeln, unzweifelhaft der Weg, der zur Verdammniß abführt. Und wo demnach ein Mensch auf diesem Wege vom Tode überfallen und da= hingerissen wird; wer kann aber nur einen einzigen

Tag, ja nur eine Stunde davor sicher seyn? — so ist für ihn in aller Ewigkeit keine Hülfe und keine Errettung mehr zu hoffen, und so gehen demnach dergleichen Unglückselige dahin, zu erndten, was sie gesået haben, nåmlich,, vom Fleische das Verderben," wie der Apostel deutlich uns versichert (Gal. 6, 8.). Doch, liebste Zuhörer! von dieser Gefahr, die allerdings bey weitem die größte und schrecklichste ist, seyd ihr schon anderweitig unterrichtet, und werdet, durch die Gnade des Herrn, auch weiterhin wohl, noch manches Wort darüber vernehmen. Davon also schweige ich dies Mal. Dagegen achte ich es dem Zweck des heutigen Tages ganz gemäß, euch darauf aufmerksam zu machen, wie Gott schon hier auf Erden die Sünde richte, und durch allerley Heimsuchungen und Schläge seines Armes die Wahrheit seines Wortes bestätige: „Die Sünde ist der Leute Vers derben" (Sprw. 14, 34.), und: „es bringt Jammer und Herzeleid, den Herrn unsern Gott verlassen und ihn nicht fürchten" (Jer. 2, 19.). Wenn wir davon nun selbst Exempel haben, und wenn uns deren auch die Schrift in ziemlicher Menge vor Augen stellt, — ich will hier nur an das Gericht der Sündfluth - an den schrecklichen Untergang der Städte Sodom und Gomorra

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an

an die mehrfachen Plagen, die über das alte Bundesvolk kamen, zu Strafe für seinen Abfall von dem Herrn, und endlich an die schauderhafte Zerstörung der jüdischen Hauptstadt euch erinnern; wenn, sage ich, diese und

andere Exempel mehr, der neuesten göttlichen Strafgerichte nicht zu gedenken, es uns unlåugbar machen, Gort suche die Sünde schon hier auf Erden heim, und treffe mit gewaltigem Arm, die es gewagt, des Herrn zu spotten und seine heiligen Rechte in frevelhafter Empörung anzutasten; so müssen wir ja doch wohl erkennen, daß Gott noch jest, und zwar noch hier auf Erden, die Sünder richte, und also Niemand, der es wagt, dem Willen Gottes zu widerstreben, nur einen Augenblick Sicherheit habe, daß er nicht in ein ernstes Gericht des Allmächtigen falle, das ihm die Wahrheit fühlbar macht: die Sünde ist der Leute Verderben.“

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Und was, Geliebte! wollen wir denn sagen, wenn sich in dieser unserer Zeit schon allerley bedenkliche, ja drohende Umstände äußern? Müssen wir gestehen, daß unser Volk auch schuldig sey der Sünde, die Gott an seinem alten Bundesvolke mit grauenvoller Verwüstung ihrer Stadt und mit Zerstreuung des ganzen Volkes bestrafte; können wir's nicht leugnen, es laste auch auf unserm Volk die Sünde, von welcher der Herr durch den Propheten spricht: „Du verwirfest Gottes Wort; darum wird der Herr dich auch verwerfen“ (Hos. 4, 6.); wie? meine Lieben! wollen wir denn da noch nichts merken? sollen auch die Donnerschläge, die jeßt, noch aus der Ferne, unsre Ohren treffen, uns nicht erwecken & 3

und

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