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und die Gefahr uns merken lassen, von welcher auch wir bedrohet sind? Ja, meine Lieben! wer unsere Zeit mit christlichem Auge, im Lichte des Wortes Gottes, betrachtet, dem dringt sich unwiderstehlich die Besorgniß auf, daß ein Gericht des Herrn im Anzuge sey, und vielleicht möchte es noch größer, allgemeiner und folgereicher seyn, als jenes furchtbare Gericht, das, bald nach Chrifti Abschied von der Erde, über Jerusalem und über das alte Bundesvolk einbrach. Bedenkt einmal, Geliebte! wie lange haben wir, gedrückt von mancherley Beschwerden der Zeit, den Anbruch einer neuen, bessern Zeit mit sehnendem Verlangen erwartet! Noch ist sie nicht erschienen, ja ein neues, bisher noch nicht erfahrenes Uebel, und zwar das furchtbarste und verderblichste innerer Aufruhr und Empörung der Völker wider die Obrigkeit, hat sich in dieser legten Zeit offenbart.

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So war's auch bey dem jüdischen Volk zu Christi Zeit und bald nachher. Das allgemeine Sehnen nach einer bessern Zeit, ein Sehnen, das durch den Druck der Gegenwart aufs Höchste gesteigert war, es brach,

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nachdem der Herr, der „Leben und volle Genüge brachte (Joh. 10,11.), verworfen war, in Flammen wilder Empörung aus, und nun ward's schlimmer als je zuvor, und es erfolgte endlich jener schreckliche Zerstörungskrieg, der alle Herrlichkeit Jerusalems in Trümmern stürzte, und das Volk dazu aus seinem alten, von Gott geschenkten, herrlichen Vaterlande vertrieb, daß es seitdem bis diesen Tag, zerstreut durch alle Länder, in seinem klåglichen Verfalle, das lauteste Zeugniß von der schweren

Hand

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Hand des Allmächtigen ablegt. Wenn wir nun dieses Schicksal des alten Bundesvolkes schon längst in den Propheten vorherverkündigt finden; ja wenn wir lesen (Luc. 19, 41. ff.) wie unser Heiland weinend den eben erwähnten grauenvollen Untergang Jerusalems vorhergesagt hat, und mit dem Zusaß vorhergesagt hat, daß solches Schicksal darum über das Volk ergehen werde, weil's nicht die Zeit der Heimsuchung erkannt mit andern Worten, weil's seinen göttlichen Erretter, seinen Heiland verworfen habe; so werden wir ja nicht Anstand nehmen dürfen, in jener grauenvollen Zerstörung der jüdischen Hauptstadt, wie in der Schmach und in dem Druck, unter welchem Israel nun, seit einer langen Reihe von Jahrhunderten, seufzt, ein göttliches Gericht zu unsrer Warnung zu erkennen. Nun ist ja leider! offenbar, daß Jesus Christus heute zu Tage auch, von seinem Eigenthumsvolk, das sich nach seinem Namen nennt, verworfen wird. Ist nicht der Glaube an Ihn, bey einem großen — ach! daß man's sagen muß — beym größten Haufen der sogenannten Christenheit, fast zum Gespött geworden; und wird nicht von dem Vornehmsten bis zu dem Niedrigsten im Volk, das Wort von seinem Kreuz für eine Thorheit gehalten, und für veralterten Wahn, der jeht nur unter den Geistesschwachen noch seine Anhänger habe? In dieser Lage der heutigent Christenheit ich sage der heutigen Christenheit; nicht eben nur eines einigen, christlich genannten Volkes, nein, der Christenheit im Ganzen, wie sie in allen Ländern sich gestaltet, - ist es da etwas Zufälliges und

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Nichts

Nichtsbedeutendes, wenn wir da hören müssen von Krieg und Kriegsgeschrey? hören müssen, wie sich.

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ein Volk empöret über das andere, und ein Königs reich über das andere" (Matth. 24, 7.)? kurz, wenn sich eine gewaltige, noch nie erlebte, Gährung unter den christlich genannten Völkern offenbart? Kann das auch zufällig heißen, was man, dem Wort der Weissagung, dem Wort des Herrn gemäß, als Vorbote eines ernsten und allgemeinen Gerichts, erwarten mußte? Und wenn nun außerdem die jeßige Zeit das Eigenthumliche noch hat, daß selbst die Kräfte der Natur, die sonst doch immer, nach festbestimmten Gefeßen, sich ruhig fortbewegten, sich nunmehr auch in einer Art von: Aufruhr befinden; daß die so lange gegoltenen Regeln und Naturgesehe jeht ihre Gültigkeit verloren zu haben scheinen; wie? wollen wir denn das auch für einen bedeutungslosen Zufall halten? Ist's denn ein Zufall und nichts weiter, wenn z. E., seit mehreren Jahren daher, die Witterung gar nicht mehr nach sonst gegoltenem Naturgesetz erfogte? ist's Zufall, wenn wir jezt von Ueberschwemmungen hören, die ganze Lånderstriche auf beyspiellose Weise verwüstet haben, von tödtlichen Seuchen, denen alle Versuche menschlicher Kunst noch nicht zu wehren vermochten? ja selbst von „Erdbeben hin und wieder“ (Matth. 24, 7.), und das in Gegenden, wo solche Plage bis dahin unbekannt war? — Der Christ beantwortet diese Fragen mit einem unbedenklichen Nein, und hat dabey das Wort des Herrn auf feiner Seite, in welchem eben solche Erscheinungen mit

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klaren Worten vorhergesagt sind, als Zeichen einer Zeit, da der Herr kommen und seine Tenne fegen will (Matth. 3, 12.), daß er den Weizen in seine Scheuren fammele, die Spreu dagegen verwehen lasse, und das Unkraut mit Feuer verbrenne. Wolle man sich doch ja nicht täuschen lassen und etwa denken: ob es auch drauBen stürme; so ist ja doch bey uns noch guter Friede, wolle man ja nicht trauen der Sicherheit, in welcher die große Menge, bey ihrem „eiteln Wandel nach våterlicher Weise," ganz unbesorgt verharret, als hätten sie einen Freybrief gegen das Verderben bekommen. Eben diese Sicherheit im Leben nach dem Fleische, gehört mit zu den schlimmen und bedenklichen Zeichen dieser Zeit, und woher anders kommt sie, meine Lieben! als aus dem Unglauben, dadurch die Menschen so verblendet werden, daß sie, wie unser Heiland sagt im heutigen Text, „mit sehenden Augen nicht sehen und mit hörens den Ohren nicht hören," und darum ruhig schlafen, während sich das Wetter des Verderbens schon drohend über ihren Häuptern bildet, um loszubrechen, eh' sie sich dessen versehen. So gings zu Noahs Zeit. Obschon der fromme Noah vor aller Augen die Arche bauete, die ihm zu seiner und seiner Familie Rettung dienen sollte;

man achtete es entweder nicht, oder man lachte darüber gar, fuhr während deß ganz sicher in der gewohnten Weise fort, aß und trank, freyete und ließ sich freyen (Matth. 24, 38. ff.); bis plößlich das Gericht des Herrn die Sichern überfiel, und nunmehr Jammer und Ver: zweiflung sie ergriff, als jede Hoffnung der Errettung

schwand.

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schwand. →→ Wenn dies nun aber, nach Pauli Worten (Nòm. 15, 4.), auch uns zur Lehre geschrieben ist; so müssen wir gerade die Sicherheit, in welcher große Mengen unserer Zeitgenossen, ohne Furcht vor Gottdenn Gott zu fürchten wird ja von Vielen jeht als abergläubische Schwachheit betrachtet denmach auch ohne Scheu vor seinem Zorn →→ Gott soll ja so barmherzig feyn, daß er nicht zürnen könne – ich sage also, wir müssen die Sicherheit einer großen Menge unserer Zeitge= nossen, bey ihrem offenbar ungöttlichen Wesen und ihrem frechen Sündendienst, gerade für ein Zeichen eines schon nicht mehr fernen Gerichtes halten, das freilich), wenn es kommt, der Sicherheit der Sünder ein schreckliches Ende machen, und ihr Lachen in Weinen und Heulen verwandeln wird. Ach! wer da Augen hat, der sehe! wer Ohren hat, der höre! Aber freilich, das ist nun eben das größte Uebel der Zeit, daß es jeßt geht, wie Jesus spricht: „Mit sehenden Augen sehen fie nicht, und mit hörenden Ohren hören sie nicht; denn fie verstehen es nicht." Der Unglaube nämlich hat sie blind und taub gemacht, daß sie nicht achten auf die Zeichen der Zeit, nicht merken, worauf sie deuten, und also auch nichts fürchten, wo eben alles zu fürchten wäre.

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Ist das nun aber, Geliebte! ganz unbezweifelt ein höchst bedenkliches Zeichen unserer jeßigen Zeit; so mag, "wer da noch Augen hat zu sehen, hier schon erkennen, was für ein großes Uebel der Zeit der bey uns eingerissene Unglaube sey. Er hat nun aber auch noch eine • andere und eben so böse Folge, wovon wir ging

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