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ihres Glückes, als Jünger des Auferstandenen, ist nicht nur keine Spur bey ihnen zu finden, nein, sie trauern sogar noch eben so, als wenn ihr Herr und Meister noch im Grabe läge, und fürchten sich eben noch so, als wären sie, verlassenen Waisen gleich, ihres einigen Schußes und ihrer einigen Stüße beraubt. —

Woher aber diese Traurigkeit der Jünger und diese ihre Furcht, da sie geradé am wenigsten dazu Ursache hatten? Die guten Jünger, meine Lieben! konnten ihr großes Glück nicht glauben. Es ging ihnen also gerade, wie es noch heute so manchen Christen geht, die auch wohl aller Furcht und aller Sorge erledigt seyn, und höhe selige Freude genießen würden, wenn sie nur festiglich glauben könnten, was doch die allergewisseste Wahrheit ist, daß der Sohn Gottes, der sie geliebt und selbst sich für sie dargegeben, jeßt für sie in der Herrlichkeit lebe, und mit derselben Liebe, mit welcher er sich, zur Tilgung ihrer Sünde, dahingegeben, jeßt ihrer, als seines theuer erworbenen Eigenthums, in dem Besiß der Herrschaft über Himmel und Erde, eingedenk sen, unt ihnen alles zu verleihen, was sie zu ihrer seligen Vollendung nöthig haben. Wie nuglos indeß auch die Trauer und Furcht der Jünger war; so war doch ihre Trauer weit von der Trauer der Welt unterschieden. Es war eine Trauer um den Herrn, und jeden Falls lag dieser Trauer ein sehnendes Verlangen nach Ihm zum Grunde. Ach! daß doch unter den vielen Trauernden, deren es in der Christenheit zu allen Zeiten gegeben hat und auch noch heute giebt, mehr solcher Seelen zu

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finden wåren, deren Trauer einen höhern Gegenstand hätte, als den Verlust eines zeitlichen Guts! len, die da trauern um den Herrn, trauern, daß sie Ihn, nach welchem ihr Herz sich sehnt, nicht bey sich finden, und nichts von seinem kräftigen Zuspruch und seinem belebenden Geist in sich erfahren. Ihr lieben Seelen! die ihr folch' eine Trauer empfindet, deren Sehnen und Seufzen ist: ach! daß mein Jesus doch sich mir offenbarte, sein Licht in meiner finstern Seele leuchten ließe, und meinem armen Herzen seinen Gottesfrieden und ein lebendiges Gefühl von seiner Liebe schenkte!

ihr lieben Seelen! die ihr schon nicht mehr zu dem Haufen der Welt gehört, ihr wollet doch bedenken, Er, der ein solches höheres Sehnen in eurem Herzen selbst erweckt und angeregt hat, Er hat's euch wahrlich nicht zu eurer Quaal gegeben, ihr sollt nicht immer hungern und dursten; nein, ihr sollt, ihr werdet gesättigt werden, wie denn auch hier das Sehnen der Jünger nach dem Herrn die vollste und seligste Befriedigung fand. Da ging es, wie geschrieben steht: „den Abend lang währt das Weinen, aber des Morgens die Freude“ (Ps. 30, 6.); hier kam die Freude noch an demselben Abend, der unter Trauern und Seufzen begonnen hatte. Denn eben an dem Abend, da noch die Jünger einsam trauernd beysammen waren, und, aus Furcht vor den Juden," bie Thür verschlossen hatten, tritt Jesus, - den weder Schloß noch Riegel hindern können, die Seinen zu bes suchen, in ihre Mitte ein, und mit dem holden Gruße „Friede sey mit euch!" ruft er gleich füßen Frieden

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und selige Freude in die bisher von Trauer und Furcht umdüsterte Seelen. Friede sey mit euch! Wenn Jesus also grüßt: so hat das Kraft. So heißt's auch hier: da wurden die Jünger froh, daß sie den Herrn Sein Friede also war wirklich über sie ge

faben." kommen; und darum mußte nun wohl Furcht und Trauer weichen. Man möchte meynen, es müßten die Jünger, bey Jesu plöglichem Erscheinen in ihrer Mitte, nicht wenig erschrocken und in Furcht geseht seyn, zumal wenn ihr Gewissen sie erinnerte, wie schlecht sie doch dem Herrn ihr Wort gehalten, da sie Ihn alle verlassen hatten. Aber sehet! der freundliche Gruß des Herrn, sein holdes Friede sey mit euch!" macht gleich der Jünger Herzen getrost, und kein Andenken ihrer frühern Schuld kann nun die Freude ihres Innersten trüben, mit welcher sie da stehen vor dem Herrn, als Er ihnen, zum gewissen Zeichen, daß Er es wirklich sey, die Wundenmaale in seinen Hånden, so wie in seiner Seite, zeigt.

Und hieran, meine Geliebten! wird heute noch der Herr von seinen Gläubigen erkannt. Stellst du Ihn dir in seiner Herrlichkeit vor, als Herrscher über Himmel und Erde, umgeben von der Engel Schaar, die da anbetend seiner Befehle warten, denkst du. Ihn dir in seiner Majestät, mit welcher Er kommen wird, zu richten die Lebendigen und die Todten; so wird dich ein Gefühl von ehrfurchtsvollem Staunen ergreifen und heilige Scheu vor dem Erhabenen, der auch dein Schicksal für die Ewigkeit entscheidet, wird deines Herzens Tiefen durchschaudern. Aber mit dem allem, und mit der Ehrfurcht,

die dich läßt in der Ferne von Ihm bleiben; ist Ihm, der fich für dich, aus lauter göttlicher Liebe, dahingegeben, bey weitem nicht gedient. Wie Joseph einst, in seiner Herrlichkeit, als Herr über ganz Egyptenland, zu seinen Brüdern sprach: „Treter doch her, und bekümmert euch nicht;" so spricht der Herr, dem alle Gewalt gege= ben ist im Himmel und auf Erden, als unser Bruder, zu uns. Und wer Ihm nun die rechte Ehre geben will, der nahe sich zu Ihm vertrauensvoll heran, und übergebe fich Ihm als seinem göttlichen Retter mit völliger Zuversicht, und liebe Ihn, der ihn zuerst geliebt, mit kindlicher Innigkeit, so wie das Kindlein liebend sich an die Mutter schmiegt, und alles hat, wenn es sich von der Mutter Arm umschlungen fühlt, oder an der Mutter Hand gehalten und geleitet wird. — Wenn da nun einer fragen möchte: wie komme ich zu solchem vertraulichkindlichen Sinn? wie mache ichs, daß ich dem Könige über alle Könige so kindlich mich vertrauen und Ihn so zärtlich lieben lerné? — Da, Lieber, merke vor allem das, daß du die Wundenmaale in deines Heilandes Hånden und Füßen, so wie in seiner Seite, anzusehen, und als die sichern Unterpfänder seiner göttlichen Liebe zu dir, und der von Ihm für dich vollbrachten Erlösung, recht fest ins Auge zu fassen hast. Noch heute trägt Er in der Herrlichkeit des Himmels diese Zeichen der einst von Ihm vollbrachten und auch für dich vollbrachten Erldfung, und darum sagt Er auch durch den Propheten (Jef. 49, 15.): „Rann auch ein Weib ihres Rindleins vergessen, daß sie sich nicht erbarmen sollte über den

Sohn

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Sohn ihres Leibes. Und könnte sie desselbigen vergef= sen; so will ich doch dein nicht vergessen. Siehe! in die Hånde habe ich dich gezeichnet. Wem es denn nun gegeben ist, an diesen Zeichen seinen Heiland

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zu erkennen, der ihn geliebt hat und sich selber für ihn dargegeben, der wird auch, wie die Jünger dort, sei= nen freundlichen und herzbelebenden Friedensgruß erfahren.

,,Friede sey mit euch!" Das war der Gruß, womit der Heiland dort den trauernden Jüngerherzen neues Leben gab. So grüßt Er heute noch die Seelen, die nach Ihm fragen, die um Ihn trauern und nach Ihm weinend verlangen. So ruft Er heute so gern noch denen zu, die sich vor Ihm an heiliger Ståtte versammelt fins den. Ach! hätten nur alle ein offnes Ohr für seinen Friedensgruß! ließe nur Jeder, der in das Heiligthum kommt, die irdischen Gedanken draußen, und suchte mit nüchternem Geist und redlichem Sinne den Herrn, fürwahr! man sollte wohl inne werden, wie Er noch heute seine Verheißung erfülle: „Wo zwey oder drey versammelt find in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen" (Matth. 18, 20.), und so würde auch sein Friedensgruß mit göttlich erquickender Kraft den Seelen empfindbar werden. Er kennt nun aber die Seinen wohl. Und Solche, deren Herz nach Ihm verlangt, die außer Ihm nichts finden, was ihre Seele stillt, Solche, in deren Innersten es heißt: „meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott!“ (Pf. 42, 3.) Herr! wenn ich nur dich habe! (Pf. 73, 25.) solche

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