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und merken mag; da darf man wohl, nach Schrift und Erfahrung, so viel gewiß behaupten, es gehe einem schweren Gerichte entgegen, und um so zuversichtlicher darf man dies behaupten, wenn alle Zeichen der Zeit schon zu erkennen geben, daß sich ein Wetter des Verderbens aufgethürmt habe und drohend im Anzuge sey. — Unter solchen Umständen aber, Geliebte! ist wiederum eine, ach! nicht genug zu beklagende, Verblendung des Unglaubens

III.

! die: man will sich selber helfen, und eilt damit selbst seinem Verderben entgegen."

Bey dem jest überall verbreiteten Unglauben, nach welchem Gott sich höchstens nur um die Welt im Ganzen kümmern, nicht aber auf das Einzelne achten, die Schmerzensthräne im Auge des Leidenden nicht bemerken, seine Seufzer und seine Gebete nicht hören, und also auch nicht erhören soll, — da ist's nun freilich ganz natürlich, daß man sich selbst zu helfen sucht, so gut man weiß und kann, und dahin ist's denn auch im Allgemeinen bereits gekommen. Fragt man nun hier, was man mit Gott denn mache? falls im Himmel walten.

Ey nun! man läßt ihn allenHier aber auf Erden hat er nichts zu thun, hier muß ein Jeder selbst zusehen, und sorgen wie er bestehe. So lautet des Unglaubens Sprache jest, womit noch immer bestehen kann, daß man, um doch auf alle Fälle gedeckt zu seyn, zuweilen, wenn's Einem eben beliebt und nicht gerade Vergnügen oder Arbeiten anders wohin rufen, sich dann und wann einmal

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im Gotteshause einfindet. Da meynen denn Manche wohl, als wenn sie Gott damit sehr große Ehre erwiesen, wobey sie aber vergessen, was einst der Herr zu seinem Volke Israel sprach, und heute auch noch zu solchen Menschen spricht: „Dies Volk naher sich zu mir mit dem Munde, und ehret mich mit seinen Lippen; aber ihr Herz ist fern von mir, und vergeblich dienen sie mir" (Jes. 29, 13.). Ihr Herz ist fern von mir! Hört da, Geliebte! die schwere Beschuldigung, die ganz besonders auch unsere heutige Ungläubigen, die von dem Herrn gewichene, und von dem Wort des Herrn entfremdete, ja es verwerfende Christenmenge trifft. Darum ist auch jezt zur Thorheit geworden, was David spricht im Psalm (Ps. 37, 5.): „Befiehl dem Herrn deine We ge und hoffe auf Ihn, Er wird's wohl machen.“ Das glaubte man vor etwa 50 und mehrern Jahren noch. Jezt hört man aber Jung und Alt aus einem andern Tone sprechen. „Ja, heißt es, da kann ich lange warten. Gott kommt nicht vom Himmel heraß und giebt mir Brod oder Geld, und was ich sonst noch brauche. Da muß ich selbst zusehen und meinen Verstand gebrauchen, und damit wird nun jede Sünde, sofern man nur dadurch seinen Zweck erreichen zu können meynt, als etwas gar nicht Strafbares, ja unbedenklich Erlaubtes, wohl selbst von der Vernunft Gebotenes angesehen, und da soll's denn nur Schwachheit oder altvåterischer Aberglaube seyn, vor Diebstahl und Betrug, vor Uebervortheilung und Untreue sich zu fürchten. Ja Hurerey und alle Unreinigkeit soll auch nicht mehr für Sünde gelten. hauspostille 3. Bd.

F

Was

Was will man machen? Man muß sich helfen wie man kann, und glückt es denn, auf diese Art sich in den Ehestand zu bringen; so darf man selbst sich seiner Klugheit rühmen, und Troß sey dem geboten, der noch darüber reden, ein so gar feines Stück der Klugheit einem zur Sünde machen, und mit dem übellautenden Namen der Hurerey belegen will. Auf solche Art wird nun die Sünde überhaupt und jegliche Uebertretung eines göttlichen Gebots, für pure Kleinigkeit geachtet, wovor man um so weniger sich fürchtet, da der jest geltende Unglaube nun auch die schöne Lehre aufgebracht hat, daß Gott, vor lauter Barmherzigkeit, nicht zürnen und stráfen könne, und endlich alles zusammen, Huren und Buben nicht ausgeschlossen, in seinen Himmel nehme und mit der ewigen Freude, ja einer himmlischen Krone belohne. Und wenn nun Mancher ist, dem das doch allzu gewagt vorkommt; nun wohl! der weiß sich noch auf andere Art zu trösten. Er geht noch einen Schritt weiter und überredet sich, es sey nicht anders mit dem Menschen wie mit dem Vieh. Beide müßten sterben, und dann sen alles vorbey. Wenn nun, bey solchem Unglauben, noch hie und da ein Zeuge der Wahrheit seine Stimme vernehmen läßt und nach der alten Weise, d. h., nach Gottes Wort den Leuten guten Rath zu ihrem Frieden hier und ihrem einstigen ewigen Heile giebt, wenn er das Evangelium von Christo in seiner Lauterkeit und Lieblichkeit verkündigt, daß er die armen zerrütteten Seelen zu Christo locke, damit sie von dem lebendigen Wasser umsonst; "

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trinken mögen

da weiß man

wohl,

wohl, wie sich alsbald die Låsterstimmen erheben, und wie kein Bube in der Gemeinde so roh und unwissend ist, der sich nicht dünken ließe, das alles viel besser zu wissen. Was da nun aber herauskomme, das liegt ja wohl am Tage. Ein jeder dünkt sich klug und tüchtig genug, sich selbst zu helfen, und das Wort Gottes und den Dienst der Kirche, so wie des Lehrers Unterweisung, Warnung und Ermahnung braucht man nun nicht mehr. Und nun geht alles durch einander; denn um sich selbst zu helfen, wird jedes Band zerrissen, jede Pflicht verlegt und göttlicher und menschlicher Ordnung Hohn gesprochen. Die Obern brauchen ihre Gewalt, die Untergebenen zu bedrücken, und diese berücken dann die Obern wieder, so wie ihnen irgend dazu die Gelegenheit kommt. Da ist nun mit der Fürcht des Herrn auch alle Treue in den verschiedenen menschlichen Verbindungen entschwunden. Im Lande entsteht Verwirrung, da Jeder nur auf das Seine sieht, im Hauswesen ist Zwiespalt unter den Eheleuten, wie zwischen Eltern und Kindern und zwischen Herrschaften und Gesinde. Alles ist wider einander und kein Zusammenhalten mehr, indem ein Jeglicher denkt: ich bin mir selbst der Nächste ich muß mir helfen, wie ich kann und wissen was mir gut ist, was soll ich mich Nun sind denn alle Zügel göttlicher und menschlicher Ordnung abgestreift, und der Damm, der sonst die Ausbrüche wilder Lust in Schranken hielt, ist nun durchbrochen, daß unaufhaltsam jezt die Sünde, in jeglicher Gestalt, in alle Lebensverhältnisse eindringt und alles zu überfluthen droht. Man betrachte

von Andern gångeln lassen?

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doch auch nur, wie man jeßt, nicht wie sonst, versteckt, und immer noch mit einer gewissen Scheu, nein, frech und ungescheut, als wäre noch ein Ruhm dabey, gewisse Sünden kecklich übt, man sehe, wie das junge Geschlecht schon früh durch Aergernisse, die leider! oft genug die eigenen Eltern geben, die aber auch der armen Jugend, wohin sie blicken mag, begegnen, schon früh zum Sünden- und Lasterdienste angeführt und so dem Teufel geopfert wird. Nun frage ich doch, wo soll das endlich hinaus? Nach allem, was das Wort Gottes lehrt, und die Geschichte aller Zeit bestätigt, nach allem, was schon jeßt, für den, der Augen hat, sich spüren läßt, gehts einer großen Umkehrung entgegen, und so dürfte denn wohl, was Gott durch den Propheten zu seinem abgewichenem Volke Israel sagt: Du bringest dich selbst ins Unglück, denn dein Heil steht allein bey mir" (Hos. 13, 9.), auch jeßt sich seiner Erfüllung nahen. Und wie viele haben sich schon auf diese Weise ins Unglück gebracht! Wie viele hat der Unglaube in Schande und Laster gestürzt, die nun, was sie verschuldet haben, mit mannigfacher Noth und oft recht großem Elend theuer bezahlen; und so die ernste, von ihnen verachtete und verworfene Schriftwahrheit, daß es „Jammer und Herzeleid bringe, den Herrn verachten und Ihn nicht fürchten;" selbst durch ihr Schicksal bestätigen müssen. Und dennoch — so gewaltig hält der Unglaube seine Leute gefesselt - dennoch bringt Viele auch selbst die Noth nicht zum Besinnen. Ja dieses, sonst so kräftige, Mittel, die Schlafenden zu wecken, die Augen ihnen zu

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