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Hingang zu dem Vater redet, und diese, seinen Jüngern gemachte, Eröffnung mit den Worten begleitet: „Es, ist euch gut, daß ich hingehe, denn so ich nicht hingebe, kommt der Tröster (in des Heilandes Munde eine Bezeichnung des heiligen Geistes ) — nicht zu euch. So ich aber hingehe, will ich ihn zu euch senden." Und daß nun diese Verheißung, die an den Jüngern wirklich in Erfüllung gegangen, wie uns die Pfingstgeschichte (Up. Gesch. 2, 1. ff.) meldet, nicht auf die Jünger allein zu deuten sey, ersiehet man nicht allein aus Jesu weiterer Rede von dem Geschäft des heiligen Geistes; sondern auch aus mehrern andern Schriftzeugnissen, wie denn der Heiland selbst an einem andern Orte spricht: „Der Vater im Himmel wird den heiligen Geist geben denen, die ihn darum bitten" (Luc. 11, 13.). Also, wer dieser hohen Gabe begehrt und darum bitten kann, für den ist sie auch da, wie sie denn freilich auch einem Jeglichen, der da zu Christo kommen und in Ihm leben und bleiben will, durchaus und unerläßlich nöthig ist (1 Cor. 12, 3.). Wenn wir das nun erst merken, und glauben dann auch lebendig, daß wir in unserer großen Schwachheit solch einen Beystand zu hoffen haben; wenn wir uns dem zufolge von Herzen nach Ihm sehnen; dann, meine Lieben! wird's ja auch wohl zum Bitten bey uns kommen, um diese theure und allerhöchste Gabe. Indeß noch, ehe wir bitten können, ist schon der heilige Geist geschäftig zu unserm Heil, und zwar auf eine dreyfache Weise, wie uns der Heiland in dem heutigen Evangelio lehrt, was ihr denn jegt zuvörderst mit Andacht hören wollet.

A

Ev. Joh. 16, 5-15.

Das vorgelesene Evangelium, theuerste Zuhörer! bringt einen wichtigen Glaubensartikel zur Sprache; indem der Heiland hier von einem dreyfachen Geschäft des heiligen Geistes bey den Menschen redet. Er giebt hier aber seine deßfalsige Belehrung in den Worten kund: derselbe nämlich der heilige Geist wenn er kommt, wird er die Welt strafen um die Sünde, um die Gerechtigkeit und um das Gericht." Das sind nun Worte von einem tiefen Verstande, die zwar der Herr, in dem Verfolg seiner Rede, erklärt, die aber doch bey euch, meine Lieben! wohl einer weitern Auslegung bedürfen möchten. Wir wollen demnach die gegenwärtige Andachtsstunde zu diesem Zwecke nußen, und dem Inhalt unsers Evangeliums gemäß soll diesmal

„Jesu kurzer aber wichtiger Unterricht von „einem dreyfachen Geschäft des heiligen Geistes bey uns Menschen“

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unser Nachdenken beschäftigen.

Es besteht nun aber das erwähnte dreyfache Geschäft des heiligen Geistes bey uns Menschen, laut der Erklärung Jesu, in folgenden 3 Stücken:

1.) eine Sünde aufzudecken, um welcher willen allein der Mensch verloren geht;

2.) eine Gerechtigkeit zu offenbaren, durch welche allein der Sünder vor Gott bestehen kann; und endlich

8.) ein Gericht zu verkündigen, wodurch die Sa

che

che unserer Seligkeit, sobald wir selbst nur wollen, entschieden ist.

Es wird nun aber dies alles genauer zu erörtern seyn, wozu der heilige Geist uns selbst in Gnaden helfen wolle.

So besteht demnach das immer noch fortgeseßte Geschäft des heiligen Geistes bey uns Menschen

darin:

I.

eine Sünde aufzudecken, um welcher willen allein der Mensch verloren geht.

Das zeigen uns Jesu Worte an, wenn Er im Evangelio vom heiligen Geiste sagt: „Derselbe, wenn er kommt, wird er die Welt strafen um die Sünde." Mit andern Worten will das so viel sagen: es werde der heilige Geist mit solcher kräftigen Ueberzeugung den Menschen ihre Sünde vorhalten, daß sie, mit Schrecken und Schaam, dieselbe und ihren ganzen elenden Zustand erkennen müssen. Nicht ist das aber so zu verstehen, als ob einem Jeglichen unter uns vom heiligen Geiste erst offenbaret werden müßte, was alles Sünde sey. Denn da hören wir, wie der Apostel Paulus auch sogar von den Heiden sagt, daß des Geseßes Werk (d. h. was gut oder böse sey nach dem Gesez) in ihrem Herzen geschrieben sey, sintemal ihr Gewissen sie bezeuge, dazu auch die Gedanken, die sich unter einander verklagen oder entschuldigen.“ (Rdm. 2, 14-15.) Ist dies nun aber` selbst bey den Heiden so; so werden ja vielmehr Christen, nach dem von Jugend auf empfangenen Unterricht im Worte

"

Worte Gottes, wohl zwischen gut und böse, zwischen Gerechtigkeit und Sünde einen Unterschied zu machen verstehen. Und in der That weiß das auch sicher Jeder von uns, und wenn ich auch den Schwächsten in eurer Versammlung fragen wollte, ob lügen und trügen, stehlen und rauben, huren und ehebrechen, fluchen und schwdren, låstern und zanken, neiden und hassen, erlaubt oder unerlaubt, recht oder Sünde sey; so bin ich ganz gewiß, auch selbst der Allerschwächste wird hier nicht lange sich auf die rechte Antwort besinnen dürfen. Freilich aber, wenn nun der Einzelne auf sein Gewissen gefragt werden sollte: „Ist's recht, daß du mit Lug und Trug umgehest, daß du zu weit greifest und übervortheilst deinen Bruder, daß du der Lust deines Fleisches dienest, daß du ein Flucher, Schwörer, Låsterer, Zånker bist" und was dergleichen noch mehr; dann åndert sich die Sache, und eben die Leute, die sonst wohl wissen, das oder jenes sey nicht recht, die auch wohl Andere deßhalb richten können, die wollen durchaus nichts davon wissen, daß es bey ihnen Sünde seyn soll, oder wenigstens soll es bey ihnen nur eine geringe und leicht verzeihliche Sünde seyn, die sie daher auch lieber Schwachheit nennen. Daß dies nun aber eine jämmerliche Verblendung sey, braucht wohl nicht erst bewiesen zu werden, und so nimmt sie denn auch gleich ein Ende, sobald das schlafende Gewissen erwacht und der Mensch nur zur Besinnung über sich selber kommt. Da lernt er denn ganz anders von sich denken, feine Sünden, die er vorher als wohl verzeihliche Schwachheiten angesehen, erscheinen ihm nunmehr als

straf

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strafbarer Frevel wider den Herrn, so daß er, in der Angst seines Herzens, wohl selbst mit David seufzt: Meine Sünden gehen über mein Haupt, wie eine schwere Last sind sie mir zu schwer worden." (Ps. 38, 5.) „An dir, an dir, mein Gott! allein hab ich gesündigt und übel vor dir gethan!" (Ps. 51, 6.) Ob das nun aber alles schon ganz gut, und jeden Falls ein Zeichen ist, daß solche Seelen bereits aus ihrem Todesschlummer aufgeweckt seyen, so haben sie doch ihre schlimmste Sünde so lange noch nicht erkannt, so lange sie noch nicht über ihren, so lange gehegten, Unglauben seufzen. Das mag man wohl die Sünde aller Sünden, die Mutter aller übrigen, und die schlechthin verdammliche Sünde nennen, obschon die Welt das nimmer vers stehen mag. So wird auch nimmermehr ein Mensch sich dieser Sünde mit herzlicher Beugung schuldig geben, es sey denn, daß sie ihn vom heiligen Geiste in ihrer Scheußlichkeit und ihren traurigen, ja schrecklichen Folgen aufgedeckt werde. Wo aber der heilige Geist sein Strafamt übt, da hålt er ganz besonders diese Sünde den Menschen vor. Und wo das aufgeweckte Gewissen dem Sünder diese und jene schändliche That vorwirft, so daß ihm da wohl angst und bange wird; so spricht der heilige Geist im Innersten des Herzens: „das ist noch immer ‚nicht das Schlimmste auf deiner Schuldrechnung; aber „daß du die Gnade Gottes vergebens empfangen, daß „du das höchste Geschenk der göttlichen Liebe verachtet, „ja sogar von dir gestoßen hast, daß Jesus Christus, der ,,deinetwegen den Thron der Herrlichkeit verlassen, und

,,deine

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