Das Princip -des Protestantismus Dargestellt von Philipp Schaf, L... Schaff Prof. der Theol. am Predigerseminar der deutsch reformirten " Frei und Treu." Chambersburg In der Druckerei der Hochdeutsch - Reformirten Kirche. Ja Christus und sein Leib, die Kirche, wird wiedergeboren unter uns; huldigend begrüßen sie die edelsten und tiefsten Geister. Die Zeit wird wieder Fehrenzund; schöner, als sie je da gewesen, die Zeit, in welcher Ein Glaube, Eine Liebe, Eine Andacht uns alle durchdringen wird. Allgemeine Gährungen bereiten ihren Eintritt vor, Irrlehren und Spaltungen, an denen wir frank und todesmatt darniever liegen, sind ihre Geburtswehen. Schon sind die Sterne im Osten aufgegangen, die den Weisen die heilige Geburtsstätte zeigen. Die Betglocke höre ich, die, wenn auch zunächst nur Wenigen vernehmbar, bald alle zusammenrufen wird, das freudetrunkne Siegesfest der Versöhnung nach langer, schmerzlicher. Trennung zu feiern. Die einz fältigen, zarten Löne der alten Zeit drängen sich liebevoll zu uns und möchten uns wecken. Das bedeutungsvolle Gemäuer vers laffener Dome mahnt uns, das tiefsinnige Forschen ruft nach mühevoller Irrfahrt den Erlöser und seine Braut herbei, das Unglück der Zerrissenheit hat das Heimweh nach der Einheit zum Gipfelpunkt gesteigert, und wir schmachten nach dem heiligen Band, das uns alle verbinden soll. Wenn die Morgenröthe hervortritt, und die Lerchen in der Höhe ihren Gesang anstimmen, dann verschwinden die trüben Geister der Nacht, die uns umfangen hielten, die Schlafenden und Schlummernden werden erwachen und als Eine, auf ewig verbundene Familie den nimmer endenden Tag begrüßen. 212715 AUG 24 1917 DK ·SCHI3 Seinen verehrten und geliebten Freunden Herrn Dr. Johann W. Nevin, Professor der Theologie am reformirten Seminar und Pråsidenten des und Herrn Dr. C. R. Demme, 7 Pastor an der lutherischen Zionskirche zu Philadelphia, widmet dieses Büchlein als ein Zeichen der Geistes- und Herzensgemeinschaft in unserer nach allen Seiten hin zerriffenen und verworrenen, aber doch hoffnungsreichen und reformationsschwangren Zeit Philipp Schaf. Vorrede. Einem Beschlusse der Publicationsbehörde der deutsch refor mirten Kirche zu Folge erscheint hiemit meine Inauguralrede im Drucke, und zwar in viel ausführlicherer Gestalt, als ich sie in Reading den 25sten October dieses Jahres vorgetragen habe. Wenn ich mich nicht ganz täusche, so behandelt dieselbe ein übers aus wichtiges und durchaus zeitgemäßes Thema, die eigentlichen Lebensfragen der gegenwärtigen Kirche. Außerdem war mir daran gelegen, meine Ansichten ganz frei und offen den sachkuns digen Brüdern vorzulegen, damit sie gleich von vorne herein wissen, was sie von mir zu erwarten haben. Ich fühle das ganze Gewicht meiner Stellung, die mir anvertraut worden ist, so wie die Schwierigkeit unserer so verwickelten kirchlichen Vers hältnisse und hielt es deßhalb für Gewissenspflicht, mich ausführe licher darüber zu äußeren, selbst auf die Gefahr hin, manches Unreife zu sagen, das ich unter andern Umständen lieber noch einer längeren Ueberlegung vorbehalten hätte. Aus diesem doppelten Grunde werden die Leser die, das gewöhnliche Maaß weit überschreitende Länge der vorliegenden, fast zu einem förme lichen Buche angewachsenen Antrittsrede gütigst entschuldigen. In dem eigentlich substanziellen Theile, der Entwicklung des posttiven Princips der evangelischen Kirche glaubte ich als ein guter Deutscher die nöthigen Belege aus den symbolischen Büchern und andern mehr oder weniger urkundlichen Schriften beifügen zu müssen, mag man dieß nun aus Gründlichkeit, oder aus Pedans terie, oder aus Mißtrauen ableiten. Wer derartiges gelehrtes Beiwerk nicht liebt, kann es ja, da es in Anmerkungen unter den Lert verwiesen ist, einfach überschlagen, ohne im Lesen gestört zu werden und etwas Wesentliches zu verlieren. Ich bin mir sehr deutlich bewußt, daß meine Abhandlung mit der, in diesem Lande gangbaren Theologie vielfach in directem Widerspruch steht, und sehe mich daher genöthigt, einige erläuterns de Bemerkungen voranzuschicken.. Schon die ganze Darstellungsart der Abhandlung zeigt, daß fte für das wissenschaftlich gebildete Publicum bestimmt ist. Manche erwarteten theils aus Mangel an Sachkenntniß theils nach der Beschaffenheit anderer Inauguralreden,, daß ich eine |