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waren unsere Hinduchriften, auch solche die uns Freude gemacht, gefallen. Wir prophezeiten Gottes Gericht. Es kam aber über uns selbst mit, anders als wir gedacht. Ein lieber Knabe von überaus anhänglichem Gemüth — Johannes hatten wir ihn getauft- fiel an einem Lage zwei Mal in den Brunnen. Das erste Mal war Hilfe da, das zweite Mal am Abend keine. Zwei Brüder ließen sich hinab ihn zu holen, der Eine erfaßte ihn drei Mal; zuleßt aber schrie er selbst aus der dunkeln Tiefe: ich versinke! Schreckliche Stille folgte, unterbrochen durch allgemeines Geschrei des Entseßens und Heulens von Groß und Klein. Nach langer Zeit kam der Bruder wieder empor, fand den Strick durch die heruntergelassene Laterne und war gerettet. Aber der Knabe kam nicht mit. Am andern Morgen bekamen wir die Leiche und begruben sie. Das hat meinen Glauben tief erschüttert. Gott hat mir dabei besonders gezeigt, daß er meine Hilfe weder verlange noch bedürfe. Fast war ich in Gefahr, am Glauben Schiffbruch zu leiden. - Ich war auch unter meinen Jungen wie der alte Eli geworden, daß ich den Muth und Glauben zum Züchtigen verlor. Da hat mich denn Gott durch bittere Tage und heiße Nächte aus dem Schlafe geweckt. Dank sei Ihm in Ewigkeit dafür! Besonders seit der Konferenz fühle ich wieder frische Kraft und neuen Muth. Flehe für mich, daß ich nicht wieder einschlafe!"

Das ist so ziemlich das Leßte von Ribbentrop's armem und doch reichem Leben. Er hat im Glauben gesäet und nicht viele Früchte erlebt; doch konnte er sich mit Goßner trösten: Regnets nicht, so tröpfelts doch. ,,Freilich man muß sich zerarbeiten, daß nur die Wenigen, die sich gefunden, nicht wieder davonlaufen. Doch läßt uns unser Gott nicht ohne Trost, und wir freuen uns der hie und da hervorkommenden Grasspißen, so lange die Garben noch nicht zu sehen sind." Wenn er es auch nicht wußte, Christen und Heiden in Tschapra haben ihn doch sehr lieb gehabt; und von dem neuen Lebenshauche, den der Herr nach dem Niederwerfen des Aufstands in ganz Indien geschenkt hat, ist auch seine Station nicht unberührt geblieben. Wie erquickte es ihn, zu hören, daß die Brüder unter den Kols so reichlich ernten durften. Auch von den Christen in der Nähe durfte er ja hoffen, daß aus dem Geringsten noch Laufend werden sollen.

Im Sept. 1863 besuchte er Muzafferpur, um bei der Laufe eines Missionskindes Pathenstelle zu versehen. Nach der Laufe besah er sich auch den dortigen Begräbnißplaß, als hätte er sich die Stelle

ausgesucht, wo er nach vier Tagen hingelegt werden sollte. Am 9. früh nahm er den Wagen auf zwei Stunden mit und wollte die andern vier Wegstunden zu Fuße gehen. Am Wege saßen Bettler alle halbe Stunden, von denen jeder seinen Groschen erhielt. Es wurde sehr heiß, er gieng aber weiter fort bis gegen halb ein Uhr. Da sieht ihn ein Bauer taumeln und sich unter einen Baum an den Chausseegraben seßen. Etliche Hindu's eilen herzu, und sehen, daß viel Schaum aus dem Munde des Sahebs fließt. Er spricht kein Wort; fie sagens dem nächsten Pflanzer, der augenblicklich kommt, ihn aber schon verschieden findet. Nicht Sonnenstich, sondern ein Herzkrampf hatte ihn schnell in die Heimath befördert. Den Leichnam brachte man nach Muzafferpur, wo ihm vollends weinende Christen und Kinder die lezte Ehre erwiesen. Sie wetteiferten ihn zu waschen und für den Sarg zu kleiden; denn, hieß es, der Saheb hat uns so gerne gedient und von Niemand einen Dienst angenommen; schön, daß uns vergönnt ist, ihm im Tode zu dienen.

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Wie man in Tschapra wehklagte, besonders die Waisenkinder, das ist nicht zu sagen. Die Geschwister aber waren wie zerschlagen; sie haben sich satt geweint vor dem Herrn und sich im tiefen Schmerz gesagt, ste seien nichts Besseres werth, weil sie den lieben Bruder oft verkannt hätten. Er hätte freilich mitunter seine Gesundheit besser in Acht nehmen, hätte sich mehr schonen sollen — indessen was wissen wir? Die leßte Zeit war er sehr tief in seinem Christenthum; er predigte zuweilen gewaltig und überirdisch. Merkwürdig, daß er sein Grab nicht in Tschapra hat haben müssen, wo er dem Herrn an so vielen Seelen gedient hat. Die Fakire hätten wohl eine Gottheit aus ihm gemacht und auf seinem Grabe geopfert! Wir haben nur immer bewundert, wie der liebe Bruder die vielen Verläugnungen so lange hat aushalten können; man mochte wehren, wie man wollte, er seßte es doch durch, jedem etwas Liebes und Gutes zu thun. Und wie wußte er alles zum Besten zu kehren mit seiner fast übertriebenen Friedfertigkeit; ach darin wird er uns am meisten fehlen. Sich selbst aber hat er buchstäblich für den unnüßesten Knecht ge= halten. Woher hatte er diesen Sinn? Er hatte ihn durchs Gebet empfangen. Er brachte täglich zwei bis drei Stunden im Gebet auf den Knieen zu, und schöpfte dadurch immer wieder Gnade um Gnade aus dem unverstegbaren Quell. Nun er war eine reise füße, volle Garbe, ein lebendiges Denkmal der erneuernden

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und befeligenden Liebesmacht des Heilandes, darum bedurfte es auch teines langwierigen Krankenlagers, um Schlacken abzubrennen; der liebe Herr konnte die Seele seines Knechts nur so vom Leibe lösen und in seine Arme schließen."

So hat er sich denn verzehrt im seligen Dienst der Liebe; und wo sind nun die Jünglinge und Männer, die es ihm nachthun, ihre Gaben, Kräfte und Kenntnisse dem Herrn zu Füßen legen und sei's mit mehr Vorsicht im täglichen Opfer Dem zurückgeben, der fie ihnen zuerst gegeben hat?

Die Neger in den Vereinigten Staaten.

ine Missionsschrift kann die verwickelte Frage nach der Zukunft Nordamerika's nicht allseitig erörtern wollen. Aber Eine Seite dieser Frage darf sie nicht unbesprochen lassen: es ist die Aussicht, welche sich den vier bis fünf Millionen Schwarzer in Nordamerika eröffnet, freie Menschen zu werden. Wir treten damit auf einen sehr bestrittenen Boden. In Wilberforce's Zeit haben wohl alle Gläubigen ohne viel Unterschied die Sache der Sklavenbefreiung und der Misston gleichermaßen auf dem Herzen getragen. Es ist das mit der Zeit anders geworden. Seit dem sich eine konservative Partei gebildet hat, welche ihre Interessen mit dem entschiedenen Gegensatz gegen alle Neuerungen auf kirchlichem Gebiete eng verslicht, hat sich ein guter Theil unserer deutschen Brüder von allem, was reformirtes, englisches oder amerikanisches Gepräge trägt, möglichst loszumachen bemüht. Im vorliegenden Falle haben daher bedeutende Stimmen sich aufs Entschiedenste für die Beibehaltung der Sklaverei ausgesprochen, und aus diesem Grunde für die Südstaaten gegen die Union Partei genommen. Wenn auch viele Engländer dasselbe thaten, so waren doch die Motive grundverschieden. Diese trieb die unverhehlte Sorge um Baumwolle, vielleicht auch eine gewisse Freude am Revolutioniren und die Aussicht auf Schwächung eines gefährlichen Rivalen. Unsere Landsleute dagegen sind vom strengsten konservativen Interesse dazu genöthigt. Sie gestehen wohl ein, daß ihrem natürlichen Gefühl die Sklaverei auch widerstrebe.

Aber da sich dasselbe auch bei ungläubigen Abolitionisten und deutschen Revolutionären ebenso ausspricht, so werden sie über dieser Gemeinschaft mit principiellen Gegnern stußig und untersuchen die Sache mit gewissenhafter Gründlichkeit vom Anfang an. Da steht ihnen denn fest: „Es war unrecht, die Neger aus Afrika zu holen und als Waare zu verkaufen. Aber das anfängliche Unrecht ist durch den Besiß von fünf bis sechs Menschenaltern zum Recht geworden, welches nicht umgeworfen, sondern christlich geordnet werden soll. Die Stelle in der Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten, welche alle Menschen für frei und gleich erklärt, ist eine leere Phrase, sofern fie auf die Neger bezogen wird. Dagegen sind die Südstaaten in ihrem Recht, wenn sie das Band, das sie mit der Union verknüpfte, lösen, sobald diese ihr Eigenthum bedroht. Uebrigens ist die Sklavenfrage keineswegs der lezte und tiefste Grund des Gegensaßes, der sich zwischen Süd und Nord aufthut. Jeder Mann, der das Herz auf der rechten Stelle hat, muß in den Südländern wahre Konfervative erkennen und Partei für sie nehmen; und es ist darum Christenpflicht, der Gehässigkeit einer relativen Vertheidigung der Sklaverei nicht auszuweichen. Seit Lincoln den ruchlosen Schritt gethan hat, die Sklaven der (fälschlich so genannten) „Rebellen“ für frei zu erklären, ist jede Wiedervereinigung der getrennten Parteien unmöglich. Die Absicht bei dieser Erklärung kann nur die gewesen sein, die Neger aufzufordern, sich durch Aufstände selbst zu befreien; es ist also eine Handlung infernaler Bosheit, elender Feigheit und gemeiner Rachsucht, die Folge des gottlosen Humanismus der Abolitionisten. Wenn dafür irgendwelche Repressalien geübt werden, ist Lincoln schuld an denselben. Herstellung des Friedens ist fortan nur auf Einer Grundlage möglich: es ist rückhaltlose Anerkennung der südlichen. Konföderation. Nicht daß die Neger den Wink zur Selbstbefreiung irgend verstehen oder befolgen werden. Dafür ist gesorgt; sie sind so anhänglich an ihre Herren, daß sie nicht frei werden wollen, daher die Proklamation des Präsidenten an ihrem überaus loyalen Sinne scheitern wird. Denn wie glücklich sind sie durch ihre Verseßung nach Amerika geworden! Haben sie sich doch von etwa 400,000 dort gelandeten Sklaven im Lauf der Zeit auf vier Millionen vermehrt, Beweis genug, daß sie in ganz erträglichen Umständen sich befinden. Das methodistisch - baptistische Christenthum freilich, das ihnen dort geboten wurde, wird sie nicht von Empörung abhalten; doch erweist sich des

sen Einfluß als überaus schwach. Es ist übrigens im Interesse der Neger selbst, nicht frei zu werden; Emancipation wäre ein Fluch für sie. Denn sie würde nothwendig einen Rassenkrieg entzünden, und der würde, wie auf Hayti, allem Fortschritt ein Ende machen oder nur zu erneuter und härterer Sklaverei führen. Was wollte auch der Neger mit seiner Freiheit anfangen? Sich selbst überlassen, thut er nichts; die freigelassenen in Jamaika sollen auch um hohen Lohn nicht arbeiten wollen. Summa: Ham ist zum Knecht bestimmt. Also hoffen und beten wir, daß der Süden bald siegreich aus dem Kampf hervorgehe, und rathen ihm, nachdem die eigenthümliche Institution glücklich gerettet ist, einige Reformen derselben an!"

So ungefähr sehen - oder sahen sich norddeutsche Brüder die Sache an; nicht ohne einiges Mitleid mit den gutmüthigen Süddeutschen, welche sich zu der ganzen Strenge des wohl zusammenhängenden Gedankens kaum emporarbeiten können. Was sollen wir erwiedern?

Die Frage ist einmal nicht mit Gemeinpläßen zu beantworten. Wir stehen vor einer ungeheuern geschichtlichen Thatsache, welche noch Jahrzehnde lang in ganz verschiedenem Sinn besprochen werden wird. Ueber den Einzelnheiten des menschlichen Thuns und Treibens in diesem anscheinenden Wirrwarr kann es dem Christen so wind und wehe werden, daß er sich lieber die ganze Sache vom Leibe hielte. Indessen unsere Landsleute, unsere Brüder und Söhne sind drüben in diese Dinge verwickelt; auch wir können sie nicht abschütteln. Beschäftigen wir uns denn mit ihnen in dem Sinne, daß wir womöglich hinter den Thatsachen Gottes regierende Hand zu entdecken suchen. Es wird das nicht so schwer sein; denn aus all den Gerichten, welche den Norden wie den Süden, den Weißen wie den Schwarzen treffen, tritt uns doch schon ein und das andere sichere Ergebniß entgegen, das laut von einem Fortschritt zeugt und die oben geschilderte Ansicht in ihrer Einseitigkeit aufdeckt.

Ueber das Recht der Secession oder der Abolition zu disputiren, scheint uns so überflüssig, als eine Verhandlung über das Recht der Kolonieen, sich von dem Mutterlande zu trennen. Der einzelne Christ kann genau wissen, was er in solchem Falle zu thun hat; bei den Handlungen der Parteien und Völker vertheilt sich gewöhnlich die Schuld auf beide Seiten, und die nachherige Geschichte mag zeigen, auf welche Seite der größere Theil derselben fällt. Wichtig das

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