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gegen scheint uns, daß Gott es zuließ, daß die Unabhängigkeitserklärung der dreizehn Staaten (1783) jene "Phrase" von der Gleichheit und Freiheit aller Menschen enthalten, und dieselbe alljährlich am 4. Juli dem gesammten Volke, Freien wie Unfreien, wieder ins Gedächtniß gerufen werden mußte. Wenn eine neugeborne Nation sich selbst ihr Sprüchlein, wählt, darf sie sich nicht wundern, wenn sie im Verlauf der Zeit dabei festgehalten und dasselbe noch gegen ihren Willen an ihr verwirklicht wird. Doch glauben wir nicht, daß jene Worte bloße Phrase waren, vielmehr wußte die Mehrzahl der Gründer des Staats sehr gut was sie wollten. Sie stifteten jene Verfassung mit dem Gedanken an die Abschaffung der Sklaverei. Noch eine Reihe von Jahren läßt sich der Fortschritt in dieser Richtung, sowohl in der Geschichte der einzelnen Staaten, der südlichen so gut wie der nördlichen, als auch in den Verhandlungen der kirchlichen Körperschaften unverkennbar nachweisen. Man war überall geneigt, die Sklaverei aussterben zu lassen; sie gilt auch nirgends für eine gewinnreiche Institution.

Es kam aber ein Hinderniß in die Verwirklichung des ursprünglichen Gedankens, nämlich die ungemeine Ausdehnung, welche dem Baumwollenhandel in Folge der neuentdeckten Spinn- und Webemaschinen gegeben wurde. Als die Union im J. 1787 den Sklavenhandel abschaffte, wurden kaum etliche Ballen Baumwolle ausgeführt. Das änderte sich überraschend schnell; die Baumwolle und mit ihr der Neger stieg fast jedes Jahr im Werth, bis am Ende die farbige Bevölkerung ein Kapital repräsentirte, vor dessen Vernichtung auch der gewissenhafteste Staatsmann zurückschaudern konnte. Was diese Preiserhöhung im Gefolge hatte, darf nicht verschwiegen werden. War die amerikanische Sklaverei erst ein patriarchalisches Verhältniß, so wurde sie nun zur raffinirten Spekulation, in deren Ausbeutung sich die Staaten theilten. Die füdlichen producirten die Baumwolle, waren aber minder günstig gelegen für das Heranwachsen und die Ernährung der arbeitenden Bevölkerung. Also übernahmen die mittleren Staaten die Züchtung der Neger; diese wurden zum Gewerbe ausgebildet, indem man die stärksten Männer als Zuchtneger brauchte und von fruchtbaren Müttern oft 15-20 Kinder erzielte, die dann nach einander in den Süden verkauft wurden. Da mußten dann die Geistlichen predigen, daß es für den Farbigen, und hätte er nur einen Tropfen schwarzen Bluts in seinen Adern, keine Ehe gebe, und

daß Gott ihn annehme, wenn er nur sein Möglichstes thue, um durch irgendwie gewonnene und irgendwie verwerthete Kinder den weißen Gebieter zu bereichern. Die Nordstaaten aber sandten ihre Brodstoffe und Kapitalien in den Süden, verarbeiteten die Baumwolle in ihren Fabriken und verführten den Ueberschuß nach Europa. Da ist der Unterschied in der Schuld der einzelnen Staats- und Kirchentheile kaum zu bemerken; sie sind und bleiben vereinigte Staaten noch in dieser Sünde, wie in dem Gericht, das über sie hereingebrochen ist. Indessen war es nicht gleichgiltig, daß jene Phrase von der Freiheit und Gleichheit aller Menschen auch diesem Gelderwerbenden go ahead *)= Geschlecht alljährlich in die Ohren tönen mußte, bis sie durch unvergeßliche Thatsachen an den Sinn der schönen Worte erinnert würden.

Nun find es bald vier Jahre, daß Lincoln zum Präsidenten gewählt wurde. Er war entschlossen, seinem Eide getreu, die Union zu erhalten; von Sklavenbefreiung war noch keine Rede. Woher kommt denn der große Umschwung? Haben nicht die Südstaaten, nachdem fie Alles ungestört für eine Secession vorbereiten durften, zuerst die Waffen ergriffen, und damit jeden friedlichen Vergleich unmöglich gemacht? Und sollen sie nicht für den Ausgang des Kampfs vorzugsweise verantwortlich gemacht werden? Wer wirklich konservativ denkt, wird den ungeheuren Schwierigkeiten, die sich vor Lincoln aufthürmten, Rechnung tragen, und auch in der langsamen Schwenkung seiner Politik den ehrlichen Mann, den gewissenhaften Träger eines ihm von Gott übertragenen Amtes nicht verkennen; er wird den Versicherungen des Präsidenten, daß er nur im Ausblick zu Gott die Kraft finde, seine Beschlüsse zu fassen und durchzuführen, gerne Glauben schenken und sich hüten, ihn vor der Zeit zu richten.

Lincoln betrachtete sich durchaus nur als den Bevollmächtigten und Diener seines Volks. Das Programm seiner Wähler enthielt keine direkte Drohung gegen die Sklaverei; ihr ganzes Bestreben gieng dahin, dieselbe auf ihr altes Gebiet zu beschränken, und die Autorität des Kongresses in den Territorien" wieder zur Geltung zu bringen. Durch den Missouri-Kompromiß waren diese in zwei Theile getrennt, von denen der eine der freien, der andere der Sklaven - Arbeit offen

*) „mit dem Kopf durch die Wand brechenden"

stand. Den Demokraten war es jedoch gelungen, die Widerrufung dieses Kompromisses zu erreichen; nicht der Kongreß, sondern die ersten Landbefizer hatten hinfort zu entscheiden, ob die Sklaverei in einem Gebiet eingeführt werden solle oder nicht. Als nun die Republikaner ans Ruder kamen, betheuerten sie nicht nur ihre Achtung für die konstitutionellen Rechte des Südens, sondern sie versprachen sogar, das verhaßte Gesetz gegen die flüchtigen Sklaven in seiner ganzen Strenge aufrecht zu erhalten. Der neue Präsident umgab sich nicht ausschließlich mit Männern seiner eigenen Richtung; er räumte ge= mäßigten Demokraten ein weites Feld ein. Namentlich lich er den Vertretern der Gränzstaaten, die zwischen den Norden und Süden mitten inne gestellt, zu den natürlichen Vermittlern zwischen den streitenden Interessen berufen schienen, ein offenes Ohr. Der Staatssekretär Seward, unstreitig der hervorragendste Mann des Kabinets, unterstüßte diese versöhnliche Politik mit seinem ganzen Einfluß.

Die Leidenschaften des Südens aber waren nicht zu lenken; die Heftigkeit und die Schwierigkeiten des Kampfes erschöpften allmählig die Geduld des Nordens. Die Republikaner sahen sich genöthigt, Schritt für Schritt den Abolitionisten näher zu treten. Das Mittelglied, welches diese beiden Parteien verband, war Sumner, der berühmte Senator von Boston, welcher den Muth, mit dem er Kansas gegen die Anmaßungen der Sklavenhalter vertheidigte, einst fast mit dem Leben bezahlt hätte. Auch in einer Zeit, in welcher die Abolitionisten gar wenig Freunde hatten, hatte er aus seiner warmen Theilnahme für sie nie einen Hehl gemacht, und ohne in Allem die Ansichten Garrisons, Wendell Philips und ihrer Genossen zu theilen, achtete er sie als die erleuchtetsten Männer der Republik. Diese allein hatten vom ersten Lage an die wahre Bedeutung des Bürgerkriegs erfaßt. Es gehören zu ihnen tolle Schwärmer für ein Ideal von Freiheit, aber auch redliche Christen, die für ihre Ueberzeugung zu leiden bereit sind. Der sichere Blick gewissenhaft entschlossener Männer, die da wissen was sie wollen, hatte dieser kleinen Partei in der kritischen Zeit schnell einen nie geahnten Einfluß verschafft.

Doch gieng die Verschmelzung mit ihnen nicht in Einem Lage vor sich. Viele Civil- und Militärbeamte weigerten sich, einer Partei die Hand zu reichen, die so lange dem Spott und der Verfolgung der Menge preisgegeben war. Beim Ausbruch des Kriegs verbot Lincoln die Auslieferung der schwarzen Flüchtlinge an ihre Herren.

Der schlechte Wille einiger Generale vernichtete die praktische Wirkung dieses Beschlusses. Im Westen erklärte General Fremont alle Sklaven der Rebellen in seinem Militär- Bezirk für frei; der Präsident ließ sich aber durch seinen Freund Seward bewegen, diese Maßregel zu mißbilligen und Fremont abzuseßen. Als kurz darauf der Kriegsminister Cameron von der Bewaffnung der Schwarzen und ihrer Eintheilung in Regimenter sprach, wurde er aus dem Kabinet entlassen und nach St. Petersburg geschickt.

Lange glaubten sich die Republikaner stark genug, den Aufstand zu unterdrücken, ohne von jenen Waffen Gebrauch zu machen, welche ihnen die Sklavenfrage lieh. Obgleich Seward schon einige Jahre zuvor den unvermeidlichen Konflikt zwischen der Freiheit und der Sklaverei vorausgesagt hatte, schmeichelte er sich dennoch beim Ausbruch des Kriegs, die Union in einem Vierteljahre wieder herstellen zu können. Bald zeigte sich's jedoch, wie irrig diese Hoffnung war; und der Krieg konnte nicht länger auf den engen Schauplaß beschränkt werden, den man ihm hatte anweisen wollen. In seiner Botschaft vom Januar 1862 wagte es der Präsident zum ersten Male, von Emancipation zu sprechen, und zwar nicht, ohne sich zuvor mit den Sklavenbesizern in Missouri und Kentucky verständigt zu haben. Von diesen stimmten Viele seinen Ansichten bei, indem sie eine Geldentschädigung der Möglichkeit einer gewaltsamen Aufhebung der Sklaverei vorzogen. In jener Botschaft benachrichtigt der Präsident die Secessionisten, daß, wenn der Krieg fortdaure, auch auf Gefahr ihres völligen Untergangs allen Zwischenfällen desselben freier Lauf gelassen werden solle, - eine Drohung, welche auch die Kurzsichtigsten leicht verstehen konnten. Einen Monat später schaffte auf den Antrag des Präsidenten der Kongreß die Sklaverei in dem Distrikt Columbia ab, indem er den Sklavenbefizern eine bedeutende Entschädigung bewilligte. Dann beschloß er, daß in den,,Territorien" die Einführung der Sklaverei nicht mehr gestattet sei, und verschloß ihr damit die noch unbetretenen Gegenden des innern Kontinents. Als General Lee nach seinem Sieg über die Armee Mac-Clellans am James - Fluß sich zu einem Einfall in die nördlichen Staaten anschickte, war die Konfiscationsbill die Antwort der Union auf das Siegesgeschrei der Konförderirten. Sie gab dem Präsidenten das Recht, nach einer Frist von 60 Tagen die Sklaven der Rebellen für frei zu erklären und ihre Güter einzuziehen; sie verbot den Militär-Behörden, die früheren

und

Gefeße gegen die flüchtigen Sklaven in Anwendung zu bringen, bevollmächtigte den Präsidenten, farbige Regimenter zu bilden, um die Unterdrückung des Aufstandes zu beschleunigen. Sicherte die Bill nur denjenigen Sklaven die Freiheit zu, welche die Reihen der Unionisten erreichten, so gieng bald darauf die Handelskammer in Neu-York noch einen Schritt weiter und verlangte von dem Präsidenten die Proklamation der unbedingten und sofortigen Aufhebung der Sklaverei in allen Rebellenstaaten.

Am 22. September 1862 entschloß sich Lincoln zu dieser ents scheidenden Maßregel; um jedoch einen neuen Beweis seiner Mäßigung zu geben, sollte dieselbe erst am 1. Januar 1863 in's Leben treten. Einen Augenblick schien er fast erdrückt von dem Gefühl der Verantwortlichkeit, die er als oberster, mit allen Vollmachten zur Unterdrückung eines Aufstandes versehener Befehlshaber der Armee übernommen hatte. Als am 24. September ihm einige Abolitionisten für seinen Beschluß danken wollten, nahm er kein Lob, kein Zeichen von Anerkennung an. Was ich gethan habe," sagte er, „habe ich nach reiflicher Ueberlegung und unter dem tiefen Gefühl meiner Verantwortlichkeit gethan. Nur in Gott kann ich die Zuversicht schöpfen, daß ich keinen Fehler gemacht habe. Mein Land und die Welt werden mich richten, und wenn es nöthig ist, darnach handeln. Mehr kann ich nicht sagen." Die Befreiungsproklamation ist in Europa wie in Amerika der Gegenstand heftigen Ladels geworden. Man hat Lincoln vorgeworfen, er habe nur den Sklaven der Konföderirten die Freiheit geschenkt, und die Sklaven der treu gebliebenen Staaten in ihren Ketten schmachten lassen; man hat es ferner getadelt, daß die Erhaltung der Eigenthumsrechte der Sklavenbefizer an deren Anhänglichkeit an die Union oder ihre Rückkehr zu ihr geknüpft sein soll. Darauf ist jedoch zu erwiedern, daß Lincoln nicht das Recht besaß, die Sklaverei in den Staaten abzuschaffen, die keines ihrer konstitutionellen Rechte durch Empörung verwirkt hatten, und daß eine Kriegsmaßregel, wie die Proklamation es war, nur gegen den Feind gerichtet werden

Denjenigen, welche glaubten, Lincolns That werde das Signal zu einem furchtbaren Sklavenaufstand sein, ist durch die Ereignisse bereits eine Antwort gewordeu. Lincoln selbst wußte wohl, daß, wenn er die Schwarzen für frei erkläre, fie damit noch nicht frei würden, aber er wollte dem Süden zeigen, daß der Norden entschlossen sei, nicht nachzugeben, und die übermüthige Partei, welche Miss. Mag. VIII.

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