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ist einerseits den unvermeidlichen Verheerungen des Kriegs zuzuschreiben, andererseits aber auch den grausamen Ausfällen der Konföderirten, deren Etliche vor nicht gar langer Zeit von einer blühenden Farm im östlichen Virginien gegen hundert freier farbiger Arbeiter fortschleppten, um sie hinzuschlachten oder wieder zu Sklaven zu machen. Die sociale Wiedergeburt Amerika's schreitet aber dennoch fort, und am Ende so schnell, als man vernünftiger Weise hoffen konnte.

Um dieses Ziel zu erreichen, dazu müssen auch die rohen Elemente dienen, welche sich allerdings in den Heeren zusammenfinden; aber auch die edelsten Kräfte des Nordens werden dazu aufgeboten. Trösten wir uns über die gräßlichen Vorfälle des Kriegs durch einen Blick auf jene freiwilligen Friedensboten, die nicht warteten, bis der Neger zu ihnen floh, sondern ihm in die Fiebergegenden der südlichen Küstenstriche und Inseln entgegeneilten, um gleich hinter den Fersen der Feinde mit aufopfernder Liebe das Werk seiner Erziehung und Heranbildung zu beginnen. In Green Heights ist ein eigenes Städtchen angelegt worden, darin an 3000 Menschen Wohnung, Beschäftigung und Unterhalt finden. In aller Eile wird daran gearbeitet, die Schwarzen möglichst bald dahin zu bringen, daß sie für sich selbst sorgen können; auch werden zu diesem Zweck neben dem Landbau alle Handwerke gelehrt. Je mehr neue Ankömmlinge aus dem Süden zusammenkommen, desto mehr Herzen werden im Norden willig ge= macht, ihnen mit Unterricht, mit Rath und That zu dienen, und auch gefährlichen Oertlichkeiten sich nicht zu entziehen, vielmehr solche als Ehrenposten zu suchen. Manche edlen Kräfte haben sich schon im Dienste dieser heiligen Sache aufgezehrt, tief betrauert von denen, für die sie wirkten. Gleichwie aber eine Sünde die andere gebiert, so ist auch selbstverläugnende Liebe ein Saatkorn, das nicht allein bleibt, wenn es erstirbt. Die Braut eines der frühe Vollendeten suchte nach seinem Lode sein verlassenes Arbeitsfeld auf, und lehrt nun die Kinder, die er zuerst gelehrt, und deren Eltern er zur wahren Freiheit angeleitet hatte.

Es ist ein ungeheurer Kampf, der sich hier vor uns entfaltet, aber das Ende desselben ist kaum mehr zweifelhaft. Die Sklaverei liegt in den leßten Zügen; der Süden hat's gethan, indem er den verfassungsmäßigen Weg verlassen und zu den Waffen gegriffen hat. Noch bleibt eine Menge von Fragen ungelöst. Viele Neger mögen. zunächst aus dem Regen in die Traufe kommen. Für den Gebrauch

Miffs. Mag. VIII.

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der Freiheit nicht erzogen, wissen sie zuerst kaum, was sie mit ihr machen sollen. Lincoln scheint zu wünschen, daß die bisherigen Sklaven zunächst an die Scholle gebunden und als eine Art Leibeigener durch eine längere Lehrzeit zu Freien herangebildet werden. Die Radikalen aber, welche Fremont zum Präsidenten wählen möchten, bestehen darauf, den unterjochten Süden auf einer neuen Grundlage herzustellen, indem das eroberte Land geradezu neu vertheilt, jede große Pflanzung in kleine Farmen zerstückelt und den Negern nicht nur deren Erwerb erleichtert, sondern auch jezt schon das Stimmrecht zuerkannt werden soll, damit keine neue Aristokratie von Pflanzern erstehe. Merkwürdiger Weise schließen sich nun die überwundenen Demokraten lieber dieser Richtung an, nur damit Lincoln nicht wiedererwählt werde.

Aber mit den Parteiumtrieben und Wahlkämpfen dieses Jahrs haben wir es nicht zu thun. Sie ruhen in Gottes Hand. Uns ist es zum Danke, soviel gelernt zu haben, daß den Negern in Amerika eine Aussicht eröffnet ist, freie Menschen zu werden. Sie haben nirgends die Weissagung erfüllt, mit der man beständig drohte, daß sie, wenn freigelassen, wie auf Hayti sich werden in tollem Wüthen gegen die Weißen überbieten und dann die Hände in den Schooß legen. Aber auch die andere Weissagung hat fehlgeschossen: sie werden, wenn sich ihnen die Thüre zur Freiheit öffne, aus hündischer Anhänglichkeit an ihre Herren nicht frei werden wollen. Im Gegentheil, sie machen es so ziemlich wie andere Menschen, nehmen die Freiheit an, wo sie ihnen geboten wird, wissen sie nicht alsbald aufs beste zu ge= brauchen, lernen's aber unter allerhand Mißgriffen. Und was es nun auch sei, das soweit brauchbare Arbeiter aus ihnen gemacht hat, ob das unvollkommene Christenthum, das ihnen gepredigt wurde, oder die lange Heranziehung zur Arbeit, die wachsende Vertrautheit mit europäischen Anschauungen, die weit gehende Vermischung mit weißem Blute (wie denn allem Gerede von Nassenekel zum Troß — fast der vierte Theil der Schwarzen aus Mischlingen besteht, und weiße Neger gar keine Seltenheit sind): entschieden ist's, fie können treue und tüchtige Mitbürger der Weißen werden. Die Reorganisation der Sklavenstaaten scheint überaus rasche Fortschritte zu machen. Noch ist überall Zerseßung und Neubildung; aber bei jungen Freistaaten genügen wenige Jahre, die Neugestaltung in Gang zu bringen, und in einem Menschenalter wird der Reisende aus dem Osten Mühe haben, die Spuren der einstigen Sklaverei zu erkennen.

Wir schreiben das ohne zu verkennen, daß der Krieg noch unbeendigt ist und immer noch viele Wechselfälle möglich find. Fern liegt uns der Gedanke, über den fast ruinirten Süden zu triumphiren; der Norden hat ebenso wenig Grund dazu. Wie viele Hunderttausende, ja vielleicht Millionen Weißer sind dieser Sache zum Opfer gefallen! Bereits ist wohl für jeden wirklich emancipirten Neger sein Gewicht in Silber bezahlt. Aber schauen wir lieber in die Vergangenheit; predigen uns nicht diese Opfer in verständlicher Sprache, daß ein Rächer für die Seelen der Armen und Geringen aufgestanden ist, vor dem ihr Blut theuer geachtet ist? Haben nicht die Nordamerikaner ihr Land gar zu wohlfeil gekauft, und wird jezt Nachfrage gehalten nach dem Blut der rothen Indianer, die sie mit Gewalt und List daraus verdrängt haben? Ist nicht vielleicht das Land mit unbezahl= tem Schweiß bebaut, mit ungezählten Thränen beneßt worden, und wird für die lange ergiebige Arbeit der Schwarzen jezt der Lohn nachgefordert? Sollten sich die Christen in Amerika nicht Glück wünschen, daß durch die Macht der Umstände", wie man es heißt, die alte Schuld gefühnt und die Schmach, das Land der Freien und der Sklaven heißen zu müssen, von ihnen genommen wird? Wer sollte. nicht in diesem Gerichte Gottes strafende und rettende Hand erkennen? Wie müssen nun Nord und Süd gemeinschaftlich beklagen, daß sie nicht früher in Buße und Glauben die Hand an das schwierige Werk legten und dasselbe in Frieden und Geduld austrugen.

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Und wie steht es wohl mit jener Summa: Ham ist zum Knecht bestimmt? Das Wort steht nicht in der Bibel; und deutet man es auch mit Recht ins Alte Testament hinein, so beweist eine ganze Zeugenreihe, vom kananäischen Weiblein an bis auf die Jünger in Tyrus und Karthago, daß es im Neuen nicht einmal von Kanaan mehr gilt. Wir halten für möglich, daß der Herr sich jezt aufmacht, die alten Bande Hams zu lösen, und freuen uns, daß die Befreiung der amerikanischen Neger auch auf die Zukunft Afrika's ein neues Licht wirft. So mußte denn selbst der Sklavenhandel mit allen seinen Greueln dem Rath Gottes zu unserer Seligkeit dienen; die lange Knechtschaft sollte zur Freiheit erziehen, und die Freiheit wird zur rechten Zeit ihre Früchte reifen. Freilich nicht bei Allen, aber bei den Auserwählten, um deren willen ja im Grunde Alles geschieht.

Jamaika einft und jetzt.

"ir haben im Februarheft dieses Jahres (S. 99 ff.) angefangen, einige Züge aus den früheren und gegenwärtigen Zuständen der großen und herrlichen Insel Jamaika zu geben. Die 735 Berichte des schottischen Presbyterianers Waddell, welcher lange Zeit dort als Missionar gearbeitet hat, boten uns das lehrreiche Material dazu. Er selbst schilderte uns den „Ersten Eindruck" (S. 100), den er bei der Ankunft auf der Insel erhielt. Wir lernten die jammervolle Lage der Sklaven und die häufigen Sklaven-Aufstände kennen. Dazu kamen die wiederholten furchtbaren Erdbeben und Orkane, die dem herrlichen Eiland den Untergang drohten. Hören wir nun noch einige Züge, welche Waddell uns von Land und Leuten giebt. Er schreibt:

„Der Hauptreichthum der Insel bestand in dem Zucker, welchem die damaligen Zollgeseße einen bedeutenden Schuß zusicherten. Eine gutgehaltene Zuckerpflanzung gewährte wirklich einen schönen Anblick. Besonders lieblich und üppig sieht das Zuckerrohr aus, wenn gekröni von seiner pfeilförmigen, lilafarbigen Blüthe. Daneben die reichen, grünen Weiden von mächtigen Bäumen beschattet. Dann die weißen Wohnhäuser, an welche sich die Wohnungen des Aufseher's, Buchhalter's, Schreiner's und Maurer's anreihten; dazu die Mühle, das Siedhaus, das Kühlhaus, die Brennerei, die verschiedenen Werkstätten und die geräumige Tenne. Zur Seite das Spital und Treibhaus. Etwas erhöht steht das große Haus des Besizers; nicht weit davon unter Orangen oder Mangobäumen versteckt das Sklavendorf. Leider aber war es auf diesen Pflanzungen in sittlicher Beziehung über alle Maßen schlecht bestellt. Die Eigenthümer wohnten gewöhnlich in England; statt ihrer spielten die Agenten oder Advokaten die Hauptrolle, welche meistens mehrere Pflanzungen zu überwachen hatten und dem Aufseher einer jeden die Sorge für dieselbe überließen. Vom Advokaten herab bis zum Maurergesellen waren alle unverheirathet und hatte doch jeder seine Familie. Viele Pflanzer hatten, seit sie Europa verlassen, keine weiße Frau mehr gesehen; überhaupt sah man damals selten eine verheirathete Frau auf Jamaika. Begegnete ein Herr einer solchen, so wußte er kaum wie sich zu benehmen.

Mehrere Pflanzer gestanden mir ein, daß sie anfänglich einen rechten Ekel an dem unsittlichen Leben und Treiben gehabt hätten, sie seien aber verspottet und verlacht worden, bis sie endlich mitmachten und zulezt die Landessitte für nothwendig hielten. Andern gelang das nicht, sie wollten ihre Gewissensbisse im Branntwein ersäufen und starben in Verzweiflung. Darüber sagten dann die Neger: 'Der Buckra (Weiße) stirbt hart, sehr hart, seit das Evangelium gekommen.'

„Zur Erntezeit giengs auf den Pflanzungen lebhaft zu; denn der Verarbeitungsprozeß dauerte vier bis fünf Monate lang an einem Stück fort, selbst an den Sonntagen gab es nur einige Stunden Unterbrechung, um die Kessel zu scheuern. Im Anfang dieser Zeit schienen die Leute von dem süßen Saft des Rohrs zu gedeihen; aber bald sahen sie elend und krank aus, erschöpft vom Uebermaß der Arbeit und Mangel an rechter Nahrung. Mit der Morgendämmerung mußten sie aufs Feld, aufgeschreckt aus ihrem Schlaf durch das Knallen der Peitsche des Aufseher's; den ganzen Tag lang bis es dunkelte dauerte die harte Arbeit, nur ein halbes Stündlein zum Frühstück auf dem Feld und anderthalb Stunden zum Mittagessen waren ihnen vergönnt. Außer der Lagesarbeit mußten sie die Hälfte jeder andern Nacht auf dem Mahlhof arbeiten. Alle Sklaven einer Pflanzung waren in vier Abtheilungen (Spells) eingereiht, von denen jede Nacht zwei sich ablösten, um ohne Unterbrechung Zucker zu machen. Diejenigen, an welchen die Nachtreihe war, giengen Abends gar nicht in ihre Hütten, sondern lagen alle, Männer und Weiber, bunt durcheinander auf der Dreschtenne, so lange sie schlafen durften. In der ruhigen Jahreshälfte hatten die Sklaven den Samstag frei, um ihr eignes Stück Feld zu bebauen, während der Sonntag auf der ganzen Insel Markttag war. Viele Pflanzer gaben ihren Sklaven jeden Samstag, außer der Erntezeit, frei, wogegen Andre ihnen nur die geseßlichen 26 Samstage im Jahr gewährten.

„Die Landschaft auf Jamaika ist unbeschreiblich großartig. Ueberall findet sich Majestät und Lieblichkeit vereint. Durch die ganze Länge der Insel, 70 Stunden, erheben sich hohe, jähabfallende Berge, vom 8000' hohen Blauen Pik auf der Ostseite, bis zum Delphin Haupt (3400') am Westende, überall reich bewaldet, mit ewigem Grün bedeckt. Auf der Nordseite senken sie sich allmählig gegen das Meer, während auf der Südseite weite Ebenen wohl 10-12 Stunden breit von gewaltigen Ausläufern umschlossen sich ausdehnen. Ueberall fallen

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