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die Berge jäh und schroff ab in Schluchten und Thälern voll undurchdringlichen Dickichts. Das bebaute Land mit seinen Thälern und Hügeln, seinen parkartigen Wäldchen und Pflanzungen ist malerisch reizend. Das wechselnde Spiel von Licht und Schatten, der blaue Himmel, die reine Luft, die reiche Farbenpracht der Pflanzenwelt, die dunkeln Palmenhaine mit den großen rauschenden Blättern — alles das erfüllt das Herz mit unsäglicher Lust und Bewunderung. Auch der Blick auf die See ist herrlich; morgens spiegelglatt, wie ein gläsernes tausendfarbiges Meer, aus dem die Sonne majestätisch herauftaucht; den Tag über kräuselt der Passatwind den blauen Spiegel mit weißem Schaum. Durch die etwa 100 Fuß entfernte Klippenreihe geschüßt, vernimmt das friedliche grüne Ufer Nichts von dem Rauschen und Loben der wilden Brantung, und da die Equatorialströmung das Karaibische Meer mit stetem Hochwasser füllt, läßt keine Ebbe je Schlamm am Ufer zurück. Es ist eine Lust, in dem murmelnden reinen Wasser auf dem reinen Sande zu baden.

„Troß all dieser Reize hat Jamaika lange für ein ungesundes Land gegolten, und noch als die Mission zuerst dort Fuß faßte, war es als das Grab des Europäers verschrieen. Allein die vielen Todes= fälle rührten doch meist von der ungeordneten Lebensweise her. Natürlich können manche Weiße das tropische Klima nicht gut ertragen; aber sicherlich sind dort mehr Pflanzer, Soldaten und Matrosen durch Unmäßigkeit und Unterlassen der gewöhnlichsten Vorsicht weggerafft worden, als durch den Einfluß des Klima's. Seit etlichen Jahren aber haben sich die Gesundheitszustände auf Jamaika merkwürdig gebessert, und eine Lebensversicherung der dort Wohnenden gehört nicht mehr zu den Unmöglichkeiten. Und doch ist auf der Insel Alles noch im Uebergang begriffen, und der Wohlstand eher ab- als zunehmend. Kingston mit seinem prächtigen Hafen vermittelt nicht mehr den ganzen westindischen Handel, der in neuerer Zeit sich immer mehr vertheilt. Es ist stille geworden auf seiner Seeseite. Statt 139,000 Tonnen Einfuhr, die man im Jahr 1826 zählte, hat Jamaika im Jahr 1857 nur 94000 Tonnen erhalten, und ungefähr ebensoviel ausgeführt. Die großen Waarenhäuser stehen verödet da, die stattlichen Wohnungen verfallen. Ein großer Theil der 30,000 Einwohner ist verarmt. Die Straßen werden weder gepflastert, noch gereinigt, außer durch den unbezahlten Dienst der Geier; heute erstickt man fast im Staube, morgen wälzen sich Gießbäche durch die Gassen, welche in der Nacht

keine Lampe erleuchtet. An den Ecken wachsen Büsche, gleichsam Vorposten des nimmer müden Waldes, der sein früheres Gebiet wieder zu erobern sucht, wie er denn ringsum sein Haupt erhebt, während auf der Westseite zunehmende Moräste ein tödtliches Fieber aushauchen. Und doch hat diese Verarmung auch ihre gute Seite. Das Leben ist einfacher geworden, und die Sterblichkeit eben dadurch geringer, als in den Tagen des früheren Glanzes und schnellen Gelderwerbs."

2. Die englische Kirche.

Eigenthümlich waren die religiösen Zustände der Insel bestellt. Frühe schon war die englische Kirche dort von Staatswegen ge= pflanzt worden, aber erst im Jahr 1825 wurde Jamaika zum Bischofsfiz erhoben. Vor der Ankunft des Bischofs herrschte eine unglaubliche Unordnung in den meisten Pfarreien. Unterlassungsfünden wurden kaum beachtet, vielen Predigern sagte man schändliche Dinge nach, leider mit großem Schein von Wahrheit. Trew war vielleicht der erste Geistliche, der sich im Unterrichten der Sklaven versuchte und sich durch Treue und Eiser auszeichnete. Vier oder fünf weitere eifrige Pfarrer folgten seinem Beispiel. Nach und nach sammelten fie Gemeinden, die sich lieblich entwickelten. In den meisten andern Kirchspielen wurde kein Evangelium gepredigt; die Kirchen standen fast leer. Zwar waren die Geistlichen verpflichtet, auf den Wunsch der Plantagenbesizer, ihre Sklaven zu taufen; sie gaben sich aber keine Mühe, dieselben vorher zu unterrichten. Bei dieser Gelegen= heit," erzählt Waddell, „erhielten die betreffenden Sklaven einen halben. Feiertag, kamen in reinen Kleidern vor ihres Herrn Haus, wo der Geistliche einem nach dem andern einen christlichen Namen gab und ihn mit einigen Tropfen Wassers besprengte. Ein Schwarzer sagte mir einmal: 'Es war gerade, wie wenn man das Vich zum Teich treibt;' ein anderer: 'Ich hörte da etwas von Gott murmeln und meinte, das sei wohl der Pfarrer im langen Rock.' Wenn diese Laufe sonst nichts bewirkte, so glaubten doch manche der armen Neger sich hinfort gegen Zauberei geschüßt!

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„Der Name Kirchspiel darf den Leser nicht irre führen. Die ganze Insel ist in 22 Kirchspiele eingetheilt, die aber an Größe und Bedeutung manche deutsche Fürstenthümer noch übertreffen. Zwar hat jedes Kirchspiel seine Kirche und seinen Pfarrer, aber eben so auch

seine Hauptstadt, ja seinen Hafen und Zollamt, seinen Gerichtshof, sein Gefängniß und Zuchthaus, wie es auch zwei Mitglieder zur Ständekammer schickt. In jedem Kirchspiel besteht eine unbezahlte Regierung (Bank der Magistratsherren), welche Steuern für örtliche Zwecke, weltlicher und kirchlicher Art, erhebt und verausgabt; in jedem werden vierteljährliche Gerichtssizungen gehalten, und ein Regiment Landwehr hält die Ordnung im Innern aufrecht."

Daß die englische Kirche, angefeuert durch die Fortschritte der Diffidenten sich später um die Bevölkerung Jamaika's sehr verdient gemacht hat, darf bei diesen Auslassungen über den Stand der Dinge vor der Emancipation nicht außer Auge gelassen werden. Doch war es weniger die hohe Geistlichkeit, welche diese Aufgabe zu lösen versuchte, als die Missionare der Kirchlichen Gesellschaft, welche Jahrelang in brüderlichem Einverständniß mit den Sendboten der übrigen Missionsgesellschaften für die sittliche Hebung der Schwarzen und Weißen gearbeitet haben. Hat dann auch ihre Gesellschaft sich von der Insel zurückgezogen, so blieben doch jene Missionare, jezt zu Pfarrern befördert, ein Salz unter der übrigen Geistlichkeit. Hört man auch noch über Unthätigkeit oder über Formenknechtschaft vieler anglikanischen Prediger klagen, so hat sich doch der sittliche und religiöse Zustand bei Hirten und Heerden bedeutend gebessert.

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Einem baptistischen Berichterstatter (Underhill) wird man es nicht übel deuten, wenn er meint, der Bischof von Jamaika, dem die englische Regierung jährlich 3000 Pf.St. zahlt, dürfte dafür auch etwas arbeiten. Schon lange Jahre bezieht er diese Besoldung und wohnt — in England. Statt seiner regiert an Ort und Stelle der Bischof von Kingston, der wie auch die übrige Geistlichkeit von der Inselregierung bezahlt wird. Die Diffidenten finden es ungerecht, daß die ganze Bevölkerung der Insel zu dem Bestand einer Kirche beitragen muß, der höchstens der Einwohner angehört, — einer Kirche, welche sich wohl den äußern Glanz und Einfluß zu erhalten gewußt hat, aber die Schwarzen im Ganzen doch nicht an sich zu fesseln vermochte. Ein volles Siebentel der jährlichen Ausgaben Jamaika's (welche fich 1858 auf 191,320 Pfb. beliefen) wird von diesen kirchlichen Bedürfnissen eines Fünftheils der Bevölkerung verschlungen (im Jahr 1858 über 25000 Pf.); während außerdem die brittische Regierung den Bischof und zwei Archidiakone (jeden mit 600 Pf.) bezahlt, vermuthlich um auf die Loyalität der Inselbevölkerung einigen Einfluß auszuüben.

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Da die große Mehrzahl der Einwohner von der Staatskirche keinen Gewinn hat, steht bei dem noch immer gedrückten finanziellen Zustand Jamaika's zu erwarten, daß, wie in andern Kolonieen, das Band zwischen Staat und Kirche schnell oder langsam gelöst werde, gewiß nur zum Vortheil der Kirche selbst.

Ein besonderer Uebelstand in der Staatskirche auf kolonialem Gebiet ist wohl in der natürlichen Leichtigkeit zu suchen, womit sie kirchliche Funktionen an denen vollzieht, welche sie begehren, ohne doch eine stetige Aufsicht über dieselben zu üben. So ist da und dort der anglikanische Kaplan verpflichtet, alle Christen, die nicht ausdrücklich zu andern Gemeinschaften gehören wollen, kirchlich zu bedienen. Wo nun die verschiedenen Sekten bedeutende Thätigkeit entwickeln, folgt von selbst als Resultat, daß alle Lauen und Gleichgiltigen sich - im Nothfall zur anglikanischen Kirche rechnen. Sie mögen durchaus als Heiden leben, die Kirche und ihre Ordnungen verspotten und verfluchen; sterben sie aber, so muß der Kaplan sie ehrlich bestatten mit Gebeten, in welchen Gott gedankt wird, daß er „die Seele dieses Bruders zu sich genommen habe“, und daß er „geschieden sei in einer gewissen Hoffnung feliger Auferstehung". Da kann es vorkommen, daß ein irländischer Soldat im Trunk stirbt; der katholische Priester, der ihn kannte, will ihn nicht beerdigen, kann auch nicht dazu gezwungen werden; der Kommandant des Regiments befiehlt aber dem anglikanischen Kaplan, über dem Todten, den er nie kannte, die üblichen Gebete zu lesen, und er muß gehorchen. Dadurch wird leider die Staatskirche in weiten Kreisen herabgewürdigt; und es bedarf der größten Treue und Frömmigkeit, wenn der einzelne Prediger als Diener Christi und nicht blos als Bedienter oft unfittlicher Machthaber vor dem Volke dastehen soll.

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In einem amtlichen Bericht über Jamaika ist zu lesen: Die große Anzahl unehlicher Kinder, welche allwöchentlich in die anglikanischen Kirchen zur Laufe gebracht werden, zeigt, wie leider die christliche Ehe noch schmählich darniederliegt und eine große Masse noch immer in offener Hurerei dahinlebt. Wie allgemein diese Sünde auf der Insel herrschen muß, läßt sich nur annäherungsweise ahnen." Der baptistische Deputirte Underhill findet es nun sehr bedauerlich, daß die anglikanische Geistlichkeit nicht angelegentlicher diesem Uebel entgegenarbeite. Könnte sie nicht, meint er, schon damit etwas bewirken, daß sie den unehlichen Kindern die Laufe versagte? Alle übrigen

Kirchengemeinschaften befolgen diesen Grundsat [auch die Herrnhuter?], ausgenommen die Katholiken, welche durch ihre Ansicht von der Sakramentalgnade sich nothwendig bewogen finden, unter allen Umstånden die Laufe zu vollziehen. Die anglikanischen Geistlichen entschuldigen ihre Handlungsweise mit der Bemerkung: wenn sie die Taufe unterließen, so würden die unehlichen Kinder alle katholisch getauft. Auch wird anerkannt, daß sie die Eltern solcher Kinder besuchen, ihnen ihre Sünde ernstlich vorhalten und die Pathen sorgfältig über ihre Pflichten unterrichten. Immerhin muß zugestanden werden, daß diese Nichtverweigerung der Laufe bei einem abergläubischen Volke, wie die ungebildeten Neger sind, viel dazu beiträgt, das Konkubinat in einem entschuldbaren Lichte erscheinen zu lassen.*) Während daher in den andern evangelischen Gemeinschaften über Heilighaltung der Ehe streng gewacht wird, gilt sie bei Katholiken und Anglikanern im Allgemeinen noch für entbehrlich. Ein Prediger der lettern gesteht, daß von 17 Kindern, die er in seiner Kirche taufe, sicherlich 15 unehlich geboren seien. Davon möge dann ein Bruchtheil solchen Paaren angehören, welche treu zusammenleben, ohne doch getraut zu sein; und wenn solche Verbindungen auch im Ganzen immer mehr für unzureichend gelten, lasse doch die öffentliche Meinung im Punkt ihrer Misbilligung noch viel zu wünschen übrig. Unzweifelhaft aber ist der bedeutende Fortschritt, welchen in dieser Beziehung die Erweckung von 1860 bewirkt hat. Darüber freuen sich auch solche Anglikaner, welche der Erweckung um der damit verbundenen Aufregung willen nicht gerade hold sind.

Abgesehen aber von den besonderen Motiven, welche die anglikanische Kirche den Negern zum annehmlichen Nothbehelf machen, zeigt sich in der schwarzen Bevölkerung je mehr und mehr ein Zug

*) Wie wenig die Heiligkeit der Ehe auf der Insel anerkannt war, möge eine fast unglaubliche Thatsache zeigen, welche Waddell erzählt. Als ein Bischof ernannt worden war, bemühten sich die Stände der Insel, ihm freundlich entgegenzukommen und die Zweifel, welche in England gegen die christliche Gesinnung der Pflanzer laut wurden, thatsächlich zu widerlegen. Hatten sie schon früher bes fohlen, alle Sklaven müssen getauft werden, so beschlossen sie jezt, dem Bischof eine Anzahl Katecheten frei zu geben, um ihm seine Arbeit zu erleichtern. In dem Geseze steht nun ausdrücklich: „Diese Katecheten müssen entweder verheirathete Männer sein oder doch mit achtungswerthen farbigen Weibern leben.“ In dieser Gleichstellung des Konkubinats mit der Ehe fand die höchste Behörde der Insel nichts Unschickliches.

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