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Verdacht sie sich jedoch glänzend reinigen konnten. Allein der König befahl, „die zwei weißen Lehrer" sogleich fest zu nehmen. Frau Judson schildert uns die Gefangennehmung ihres Mannes also:

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Am 8. Juni, als wir gerade das Mittagessen bereiteten, stürzte ein Gerichtsdiener mit zwölf Barmanen herein. Einen derselben erkannten wir an seinem befleckten Gesicht als Scharfrichter. Wo ist der Lehrer?' war die erste Frage. Judson präsentirte sich. 'Sie find zum Könige gerufen,' sagte der Gerichtsdiener, eine stehende Formel, die immer die Gefangennehmung anzeigt. Augenblicklich ergriff der Scharfrichter meinen Mann, warf ihn zu Boden, umwand ihn mit einem dünnen Strick so fest, daß er ihm ins Fleisch einschnitt. Ich faßte ihn am Arm. 'Halt,' sagte ich, ich will Ihnen Geld geben.' — 'Pack' sie auch,' schrie der Gerichtsdiener, denn sie ist auch eine Fremde.' Indeß kamen die Nachbarn herbei. Die kleinen Barmanenkinder schrieen, die Diener standen bestürzt da, der Scharfrichter zog mit wilder Freude die Stricke fester, und schleppte ihn fort, ich wußte nicht wohin." - Das war der Noth Anfang. Man warf ihn, wie Price, in den sogenannten „Lodeskerker", mit drei, später mit fünf Paar Ketten so an einen Pfahl geschlossen, daß jede Bewegung unmöglich war. Frau Judson wurde in ihrer Bewohnung bewacht. Sie schloß sich mit ihren vier barmanischen Mädchen in das innere Zimmer ein und schob den Riegel vor. Welch eine Nacht! Die lärmende Wache ließ ihr keine Ruhe, und der Kummer um ihren Mann verscheuchte den Schlaf von ihren Augen. Aber von nun an entfaltet sich die Kraft in der Schwachheit. Sobald man sie aus ihrem Hause ließ, suchte sie alle Thüren zu sprengen, um zu ihrem Manne zu gelangen. Von einer abgewiesen, trat sie vor eine andere. Sie schrieb an eine Schwester des Königs, die sie kannte. Am dritten Lage wurde sie vor den Gouverneur der Stadt gelassen. Durch Bitten und Geschenk erhielt sie die Erlaubniß, ihren Mann zu besuchen, und das Versprechen, daß man seine Haft erleichtern wolle. Die Gefangenen wurden jezt in eine Hütte innerhalb der Gefängnißmauern eingeschlossen, wohin sie ihnen Nahrung bringen und auf wiederholtes Flehen sich selbst eine Bambushütte im Hofe des Gefängnisses aufrichten durfte, um besser für ihre Bedürfnisse sorgen zu können. Indeß war ihr Eigenthum in ihrer früheren Wohnung mit Beschlag belegt worden, wo sie jedoch die Manuscripte und etwas Silber unter den Boden versteckt hatte. Unter solchen Umständen Miss. Mag. VIII.

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ward sie Mutter. Sie gebar ein Mädchen, „ein Kind des Jammers, getauft in Thränen". Als sie wieder nach ihrem Manne sehen konnte, war der wieder grausamer eingekerkert denu je; mit mehr als hundert Engländern und Amerikanern in der heißesten Zeit des Jahres in einem kleinen Raum zusammengedrängt, in den keine andere Luft als durch die Rißen der Bretter drang. Judson, wie die andern, vom Fieber ergriffen, kam dem Tod nahe. Auf die flehentlichen Bitten der trauernden Gattin und Mutter ihr Kindlein hatte die Pockenward ihm ein Löwenbehälter zur Wohnung vergönnt, dessen eigentlicher Bewohner kurz zuvor gestorben war. So schlichen elf schwere Monate hin, ohne daß diese „Mitgenossin an der Trübsal “ im Dienst der Liebe müde geworden wäre. Aber siehe, eines Morgens waren die Gefangenen alle fort. Sie waren in heißer Sonnenglut wie Sklaven nach Ungpenlä bei Amarapura in einen andern Kerker getrieben worden, um als Opfer geschlachtet zu werden, damit die Gottheit den barmanischen Waffen wieder den Sieg zuwende. Der Gouverneur, welcher Mitleid mit Frau Judson hatte, wollte ihr den herzzerreißenden Auftritt der Trennung ersparen, und hatte sie deßhalb, während sie abgeführt wurden, zu sich gerufen. Sie ruhte nicht. Sie mußte den neuen Aufenthalt ihres armen Gatten wissen. Der war nicht so bald in Erfahrung gebracht, als sie dahin mit ihrem Kinde und zwei barmanischen Mädchen in Begleit eines treuen Dieners ausbrach. In einem verfallenen Gebäude ohne Dach fand sie die Gefangenen den brennenden Sonnenstrahlen ausgeseßt, zwei und zwei aneinander gekettet. Zu deren Erquickung verbrachte sie weitere sechs Monate des Elends in der schmußigen Hütte eines Gefangenwärters, der ihr darin ein Pläßchen eingeräumt. Endlich ergriff das Fieber auch sie, und zwei Monate lang lag sie auf einer Matte nahezu bewußtlos. Ihr armes Kind ward von Hand zu Hand von mitleidigen Barmanenweibern gepflegt und ernährt. Indeß fiel der General, der hauptsächlich die Gefangenen opfern wollte, plößlich in Ungnade, in dem Augenblick als er gegen die Engländer ziehen wollte. Die fürchterliche Katastrophe war abgewendet. Das Anrücken der brittischen Armee veranlaßte den König, sich Judsons als eines Gesandten zu bedienen und ihn mit Friedenseröffnungen ins englische Lager zu schicken. Die Befreiung der christlichen Gefangenen war eine Hauptbedingung von Seiten des Generals A. Campbell. Nach langen Unterhandlungen wurde der Friede von Vandabu, den 24. Fe=

bruar 1826, geschlossen, in welchem die westliche Küste vom Arakanflusse bis hinab zum Lenasserimfluß an die Engländer abgetreten werden mußte. Judson eilte zu seiner Gattin zurück, die er einer Leiche ähnlich auf ihrem Lager traf. Sein Hauch und seine Thränen, die auf ihre bleichen Wangen fielen, weckten die todesmüde Schläferin. Der Gedanke: der Strick ist zerrissen und wir sind frei! war die beste Arznei für sie. Campbell lud sie zu sich ins brittische Lager. Im März verreisten sie von Awa und fuhren voll unaussprechlicher Tankgefühle in einer kühlen Mondscheinnacht den Irawady hinab. „Zum ersten Mal,“ schreibt Frau Judson, „nach mehr als anderthalb Jahren fühlten wir uns wieder frei von dem drückenden Barmanenjoche. Mit welchen Gefühlen des Entzückens sah ich am nächsten Morgen die Masten des Dampfschiffes."

Bald jedoch sollte das Lebensschifflein dieser heldenmüthigen Streiterin die Anker lichten zur Fahrt in den ewigen Hafen der Ruhe. Rangun fauden sie vom Kriege verwüstet und in äußerster Verwirrung. Nach den vorausgegangenen schweren Erfahrungen hielt es daher Judson für angemessener, die Fahne des Kreuzes unter dem Machtschuße Englands in den eroberten Provinzen zu entfalten; denn Rangun war vorderhand noch bei Barma geblieben. Er wählte dazu die neu aufblühende Militärstadt Amherst auf der Lenasserimküste an der Mündung des Salwen. Sie hatte er sich auf einer Inspektionsreise durch das neue Gebiet ausersehen, auf welcher er den englischen Regierungskommissär Crawfurd begleitete. Ein Theil der in Rangun Bekehrten folgte ihm dahin. Die Bewohner des Landes selbst lebten unter Englands milderem Scepter auf und schaarten sich zahlreicher als bisher um die Missionare. Ein neuer hoffnungsreicher Abschnitt in ihrer Thätigkeit begann nach dem Kriege, gleichsam als hätte der auch die Pforten der Herzen erschlossen. Frau Judson sollte dieß nicht mehr erleben. Zwar mit neuer Freudigkeit hatte auch sie dieß neue Feld betreten, allein ihre Kraft war für immer gebrochen. Ihre Löchterschule war kaum eröffnet, als sie, vom Fieber ergriffen, rasch der ewigen Heimath entgegeneilte. Von der kleinen Gemeinde, die ihr leztes Lager umstand, und von den englischen Freunden tief betrauert, starb sie am 24. Oktober 1826, während ihr Gatte mit Crawfurds Gesandtschaft in Awa war. Schon sechs Monate nachher mußte der tiefbetrübte Gatte und Vater auch sein einziges Löchterlein Marie, das Kind der Schmerzen, das ihm in der Gefangenschaft

geboren worden, zur Mutter ins Grab legen. Selig sind die Todten, die in dem Herrn sterben, von nun an. Ja der Geist spricht, daß sie ruhen von ihrer Arbeit; denn ihre Werke folgen ihnen nach. (Offb. 14, 13).

Dem Trauernden aber kam im April 1827 der treffliche Missionar Boardman mit seiner Gattin zu Hülfe. Ihm ward die fünf Stunden nördlich von Amherst, gleichfalls am Salwen gelegene Stadt Maulmein als Station angewiesen, und zu diesem neuen Mittelpunkte der Mission fanden sich auch Judson und Wade mit drei barmanischen Gehülfen ein. Judsons Wunsch und Gebet war öfters, so lange zu leben, bis er wenigstens hundert Bekehrte in Barma sehen und diesem Volk das Wort Gottes in seiner Muttersprache in die Hände legen dürfe. Er sollte Größeres erleben. Seine eigene Gemeinde in Rangun allein zählte mehr als hundert Barmanen= christen. Im Jahr 1834, dreihundert Jahre nach Luther's, vollendete er seine barmanische Bibelüberseßung, die von Kennern als trefflich gelungen bezeichnet wird, und durch die er den Grund legte zur christlichen Civilisation und Literatur eines großen Reiches. Noch Herrlicheres sollten seine Augen schauen. Ein Feld, reif zur Ernte, that sich jezt vor ihm unter einem Volke auf, das ihm bis dahin unbekannt geblieben war, wiewohl Einzelne aus demselben an ihm je und je vorübergegangen. In seinem Tagebuch vom 22. April 1827 erwähnt er unter den Wahrheitsuchenden eines armen Mannes, der einem Barmanen als Sklave verschuldet war. Judson kaufte ihn frei. Aber erst am Ende desselben Jahres, da er wieder in seinem Tagebuch von den hoffnungerweckenden Seelen spricht, führt er ihn näher ein, indem er schreibt: Der zweite ist Ko Thabiu, vom Volk der Karenen." Recht providentiell ist dieß Zusammentreffen der Mission mit diesem Erstling der Karenen. Ein prophetisch bedeutsames Bild seines Volkes steht dieser Sklave da, prophetisch bedeutsam für die geistliche Befreiung seiner Volksgenossen von der Obrigkeit der Finsterniß und ihre Verseßung in das lichte Reich des Sohnes Gottes. Dieses Bergvolk in seinen Waldesdickichten zu besuchen, war fortan eine selige Erquickung für Judson. Sie näher kennen zu lernen, soll unsre nächste Aufgabe sein.

Miffionar Threlfall.

's wird in unsern Tagen nachgerade Sitte, mit einigem Mitleid auf die begeisterungsvollen Anfänge der Missionszeit zurückzublicken. Wie wenig wußte man damals von den Völkern, denen man das Evangelium zu bringen beschloß;

wie wenig von ihrem sprachlichen und geschichtlichen Zusammenhang, von der eigenthümlichen Bildungsstufe, zu der sie sich emporgearbeitet, oder auf die sie herabgesunken, vom Nationalcharakter und allem, was damit zusammenhängt. Und auch das Missionswerk selbst, die Vorbereitung auf seine besondern Aufgaben, die Kunst des Anfangs, die Methode des Betriebs, die verschiedenen Schwierigkeiten und ihre Ueberwindung, die bestimmten Ziele, die man sich zu stecken habe und ihre successive Verwirklichung, wie unklar war man noch über all das Einzelne, wie ungeschickt griff man's oft an. Ist's ein Wunder, wenn man nun, nach bald zwei Menschenaltern, in Allem viel practischer und nüchterner geworden ist, und wenn die Theorie des Missionirens sich allmählig aus dem reichen Schaß von Erfahrungen zu einem fast tadellosen System erbaut.

Diesem unläugbaren Wachsthum geht leider nur ein Mangel zur Seite, den sich die Leiter ausgedehnter Missionen am wenigsten verbergen können. Wir werden nachgerade allzu nüchtern. Jene Bahnbrecher der Mission waren gewiß keine tadellosen Leute: feder hatte seine schwache Seite, die meisten sogar mehr als eine; und wahrhaft große Männer waren damals auf dem Missionsfeld vielleicht so selten wie heutzutage. Aber es ist etwas eigenes um die Begeisterung des Anfangs. Sie hat wie die Jugend einen Blüthenglanz, mit dem sich keine Kunst und Erfahrung des Mannesalters messen kann. Jene Zeit hat Männer ins Feld geschickt, deren Wirksamkeit nach dem Ergebniß bemessen sich vielleicht nicht so hoch beläuft, als was ein gewöhnlicher treuer Missionar unserer Tage leistet; deren Hingebung aber an die große Sache, deren Opferfreudigkeit fast alle Missionare der Jestzeit beschämt. Es ist daher wohlgethan, wenn dergleichen Bilder uns vorgestellt werden, damit wir mit unsern Errungenschaften uns nicht allzusehr gefallen. Gott gebe, daß das

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