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kurze Leben des jungen Sendboten,*) dessen Namen viele Leser zum erstenmal hören werden, uns zum Segen werde, indem es uns zurücksest in jene schöne Zeit der ersten Liebe.

William Threlfall, geboren den 6. Juni 1799, war der älteste Sohn eines wohlhabenden Gerbers in Lancashire. In der Schule zeichnete er sich mehr durch seinen Muth und Unternehmungsgeist aus als durch Lernlust. Er war erst sechzehn Jahre alt, als er in sein Tagebuch schrieb: „Jezt aber will ich den Herrn mit meinem ganzen Herzen suchen." Selig der Jüngling, der sich das vornimmt, wenn er es hält wie unser Wilhelm. „Ich fand,“ erzählt er, daß ich Gott überaus unähnlich sei, und fühlte, daß ich an den Plaz gehöre, da ihr Wurm nicht stirbt, und ihr Feuer nicht verlöscht; da wünschte ich oft, o daß ich nie geboren oder als Kind gestorben wäre! Ich suchte durch lustige Kameraden oder Lesen von Romanen mir die Angst zu vertreiben, wurde aber innerlich nur elender. Wie dann plößlich ein naher Verwandter ohne irgend welche Vorbereitung vom Schlag hinweggerafft wurde, hieß es in mir, im gleichen Fall wärest du auf ewig verloren. So fieng ich an zu beten, mit vieler Angst, ob es nicht schon zu spät sei. Es war an einem Sonntag (15. August 1815); die Predigt des Tags handelte vom verlorenen Sohn. Ja, dachte ich, diese Worte des zurückkehrenden Sohnes, die passen gerade für mich. Wie dann das Erbarmen des Vaters geschildert wurde, wich meine Herzenshärtigkeit; ich mußte weinen und meine Seele zerfloß in Reue und Freude. Nun wußte ich, daß ich mit Gott versöhnt sei, ich konnte Ihn preisen und mich auf Ihn verlassen.“ Alsbald suchte er den Seinigen sein Glück mitzutheilen, beschrieb ihnen, was Gott für seine Seele gethan habe, und bat Kameraden und Nachbarn, mit ihm den Herrn zu suchen. Wiederholt übergab er sich Gott in ernstlichem Gebet, Ihm zu leben und zu sterben, und fühlte sich unaussprechlich selig; aber der Gedanke an unbekehrte Seelen trieb ihm oft Thränen des Mitleids in die Augen.

Im Oktober 1817 erhielt er, wie er glaubte, einen Ruf von

*) Die Lebensbeschreibung trägt den Titel: The Missionary Martyr of Namaqualand. Memorials of the Rev. W. Threlfall, late Wesl. Missionary in S. Africa. By S. Broadbent. London 1860. Der Titel ist ungeschickt gewählt, denn ein Märtyrer im strengen Sinn war der sel. Threlfall nicht, so wenig als der Berliner Missionar Scholz, der 1845 durch den Assagai eines Kafferdiebs den Tod fand.

Gott zum Missionsdienst auf Madagaskar. Derselbe kam so plößlich an ihn, daß er seufzte und wie Jona dem Herrn entfliehen wollte. Er kannte niemand, bei dem er sich Raths erholen könnte, oder fürchtete sich davor im Gefühl seiner Unwürdigkeit; so hatte er schwere Kämpfe durchzumachen, bis ihm am Ende das Herz fest wurde im Entschluß, zu gehen wohin Er ihn sende. Threlfall ist nie nach Madagaskar gekommen; aber bis zu seinem Heimgang hat ihn die Ueberzeugung nie verlassen, daß das sein eigentliches Feld sein sollte.

Wie er nun anfleng, in den umliegenden Dörfern Sünder zur Buße zu rufen, wurde er bald von der wesleyanischen Behörde als Local preacher (etwa Versuchsprediger) anerkannt. Manche Seelen fanden durch seine eifrigen Bemühungen den Heiland; aber immer wieder trieb es ihn nach Madagaskar. Endlich öffnete er sein Herz einem Missionar und besprach mit ihm, was sich dafür und dagegen sagen lasse. Er sei schwachmüthig, ungelehrt, jung und unerfahren, in der Gnade Gottes ein Anfänger, andere haben mehr Talente xc. Aber Vernunft und Offenbarung warfen alle Einwendungen über den Haufen; möglich sei's immerhin, war das Ergebniß, daß der Schwächste berufen wird, ein solches Werk anzufangen, sei's auch nur um einem Bessern den Eintritt in dasselbe zu erleichtern. Wilhelm sah sich zulezt veranlaßt, durch eine Schwester den Eltern die erste Nachricht von allem dem zukommen zu lassen, was schon zwei Jahre lang sein Herz bewegt hatte. Sie sagten nicht Nein. Und nun beschloß er, sich auf Madagaskar zu rüsten, und betete, daß der Herr die Heiden für Sein Evangelium, und ihn für die Heiden vorbereite.

Es war gegen das Ende des Jahrs 1819, daß er bei einem Franzosen Sprachstunden nahm; natürlich gerieth er bald in lebhafte Verhandlungen mit seinem Lehrer über die Glaubwürdigkeit der göttlichen Offenbarung. Im nächsten Jahr wurde er als Hilfsprediger auf eine der Kanalinseln, Jersey, geschickt, um seine Kenntnisse des Französischen zu verwerthen. Und viele Seelen dort, darunter lebensmüde Greise, haben Gott gedankt, daß Er den feurigen Jüngling das selige Evangelium unter ihnen predigen ließ.

Doch immer wieder fragte er: und wie mit Madagaskar? Als er bei seinem Eramen den Predigern erzählt hatte, wie ihn der Herr gerufen, hatten mehrere geweint, alle aber die Bedeutung der Sache erkannt. Wie jedoch die vielen Rücksichten, welche der Errichtung einer neuen Mission voranzugehen haben, ihm nach und nach klar wurden,

hatte er sich beschieden zu beten: „So sende denn jeden, wo du ihn haben willst, und laß mich nichts wünschen, als daß auch an mir dein ganzer Wille erreicht werde. Leib und Seele gehören doch Dir auf ewig. Du hast für Alles deine Gründe; aber meine Seele hängt vorerst noch an Madagaskar.“

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Die Berathungen zogen sich in die Länge. Schon war die Londoner Gesellschaft in dieses neue Feld eingetreten, und es fragte sich, ob eine andere Mission der ersten nicht ihr Werk erschweren könnte. Dazu kamen finanzielle Bedenken. Im September 1821 fragte ihn endlich ein Kommitteeglied, ob er sich gerne irgendwohin senden lasse. Ihm war's bei dieser Frage, als höre er sein Lodesurtheil. Was hätte er nicht darum gegeben, nackt, allein mit der Bibel, auf irgend ein Gestade von Madagaskar geworfen zu werden. Aber er unterwarf sich der Entscheidung seiner Vorsteher, die meinten, die Kaffern seien ein edles Volk und brauchens so nothwendig bekehrt zu werden als die Madagassen. O Madagaskar!" schrieb er in sein Tagebuch, du hast mein Herz. Mir ist, als könne ich nicht leben, wenn ich dich nicht sehe, - ich weine, seufze und ächze. Aber mein Herr und Heiland, wenn du dieses unerklärliche Verlangen in mich gelegt hast, so wirst du mir auch eine Thüre öffnen. O rette mich, daß ich dir nicht entlaufe; überlaß mich nicht mir selber. Wenn es nur das Geld wäre, so könnte ich ja meine Ueberfahrt selbst bezahlen; einmal dort, würde ich Gott für mich sorgen lassen. Ich will von der Kommittee doch nur ihre Anerkennung, ihre Gebete und Weisungen; was sie mir auch sonst mitgeben, beschwert mir nur das Herz, wenn ich anderswohin gehen soll." Doch der Herr nahm ihm die schwere Last vom Herzen; er konnte sich endlich beruhigen, nicht ohne den stillen Gedanken: In den Osten des Caplands? 'B doch um so viel näher bei Madagaskar!"

Am 25. Oktober, vorbereitet durch Beten und Fasten, wurde Threlfall durch Handauflegung eingesegnet, nahm noch einen thränenreichen Abschied von der theuren Heimath, und begab sich auf sein Schiff. Stürme und Gegenwinde verhinderten längere Zeit die Abfahrt von der englischen Küste, und erlaubten ihm, noch mehrfach von Christo zu zeugen und sich in christlicher Gemeinschaft zu stärken. Da fiel ihm ein, daß er 100 Pfd. Sterling bei seinem Vater stehen habe. Er bat ihn, diese der Missionsgesellschaft zu übermachen; und wenn ich Millionen hätte," schrieb er ins Tagebuch, sie soll

ten alle den gleichen Weg gehen. Du weißst, Herr, ich würde mehr geben, wenn ichs hätte; denn dir schulde ich viel mehr, denn alles was ich habe." Die Gabe scheint auf die Missionskommittee einen eigenthümlichen Eindruck gemacht zu haben; man hielt's nun doch für möglich, daß an dem Rufe nach Madagaskar etwas sein könne, und gab ihm die Erlaubniß, falls die älteren Missionare in SüdAfrika dazu riethen, die Insel zu besuchen und darüber zu berichten. Merkwürdig bleibt, wie Madagaskar ihm immer wieder vor die Geistesaugen geführt wurde, obwohl er es nie zu Gesicht bekommen sollte.

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Auf der dreimonatlichen Ueberfahrt hatte er reichliche Segnungen zu genießen. Ein Passagier, der sich zum Unglauben bekannte, wurde bekehrt; ebenso ein Steuermann, der Schiffszimmermann und Andere. Wieder und wieder übergab er sich dem Herrn in brünstigem Gebet zu beliebigem Gebrauch. Nur kein unnüßer Knecht werden! Laß mich von Menschen verworfen und gehaßt werden, lege mir Entbehrung und Blöße, die schwersten Leiden auf, wenn dir damit zur Rettung der Welt irgend gedient ist! Fülle mich doch mit deiner Liebe. Leib und Seele und was ich habe gebe ich dir von Herzen. Wie drückt michs, daß, während ich meinen Undank gegen Freunde oft so tief fühle, mein Undank gegen dich mich nicht tiefer schmerzt!" Doch die Zeit eilt. Am 4. April 1822 landet der junge Misfionar in der Capstadt, sieht die Gnade Gottes an bekehrten Hottentotten und freut sich. Auch von Madagaskar hört er durch Dr. Philip, den Vertreter der Londoner Mission, dessen Schilderungen das glimmende Feuer seiner Seele aufs neue entzünden. Er fühit sich wie vermählt mit der Insel und fleht den Herrn an, ihm den Weg dahin zu öffnen. Umsonst; die ältern Brüder der eigenen Mission rathen entschieden ab. Er fügt sich und folgt dem Nuf in die östliche Hälfte der Kolonie, wo W. Shaw mit Kolonisten aus Großbritannien zwei Jahre zuvor gelandet war und die Kaffermission in Angriff genommen hatte.

An seinem 23sten Geburtstage traf er in Salem bei seinem Mitarbeiter ein, und suchte ein stilles Pläßchen im Busch, um sich auszuweinen über die Sünden seines kurzen und undankbaren Lebens. Dann griff er sein Werk mit Freuden an, besuchte die zerstreuten mißmuthigen Kolonisten und predigte ihnen mit sichtbarem Erfolg. Aber ihn zog es zu den Eingebornen; und bald durfte er von Kraal zu Kraal reisen und fühlte sich einigermaßen zu Hause unter dem

lebhaften, gutgelaunten Kaffervoll. Wenn er damals einen Missionar in seiner einsamen Hütte überraschte, denn alles war da noch im Werden, die Ansiedlung der Kolonisten so gut wie die Mission, dann wars wie ein Vorgefühl himmlischer Freude; solch ein Herz brachte er mit, so dankbar war er für jede Gemeinschaft der Heiligen, so angethan ste zu pflegen und zu fördern, ohne einen Augenblick mit geringeren Dingen zu verlieren. Von den Reisebeschwerden, den Gefahren durch Löwen und Menschen, den Entbehrungen und Krankheiten weiß er immer nur wenig zu sagen. So übergehen wir's.

Immer aber zog es ihn, Christum da zu predigen, wo er noch nicht verkündigt worden war; und nun that sich eine Thüre für ihn auf. Die Regierung hatte zwei Kriegsschiffe ausgesandt, um den Kanal von Madagaskar samt der ganzen Ostküste Afrika's genau aufzunehmen. Kapitän Owen erbot sich (Mai 1823), irgend einen Missionar, der sich in das ungesunde Land wagen wollte, nach der Delagoa-Bai mitzunehmen. Threlfall war gleich bereit; der Kapitän versprach ihn bei den Häuptlingen der Küste einzuführen und einen möglichst hochgelegenen Punkt für Anlegung einer Missionstation auszufinden. Jene Bai ist noch immer ein gefürchtetes Gestade. Drei Flüsse von bedeutender Breite münden in die Bucht und bilden durch ihre Ueberschwemmungen ein Sumpfland, das zu gewissen. Jahreszeiten das gefährlichste Fieber erzeugt. Kapitän Owen hatte selbst einmal einer Brigg Leute leihen müssen, um die Anker zu heben und dem Todeshauche zu entrinnen; von der ganzen kranken Mannschaft blieben nur der Zimmermann und der Schiffsjunge am Leben. Zwei andere Schiffe im Hafen hatten in wenigen Tagen 150 Leichen zu begraben oder über Bord zu werfen.

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Wir ankerten," erzählt Threlfall, am 22. Juli, und am nächsten Morgen wurde ich dem König von Lemby, Mayette, vorgestellt. Er schien samt seinen Häuptlingen erfreut, daß ich mich bei ihnen niederlassen wolle, und meinte, Slengelly werde vorerst am besten für mich passen, als eine der gesündesten Lagen, und doch nicht weit von den Schiffen. Ich fuhr mit ihnen ans Ufer und wurde am Fluß hin in das Dorf geführt. Da fand ich eine Hütte, der ich mich bedienen durfte, ohne Kamin und Fenster; der einzige Hausrath bestand in etlichen Speeren, zwei Schilden und einem

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