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Die Karenen

und ihre Evangelisirung.

Zweite Abtheilung.

Die Karenen vor ihrer Bekehrung zum Christenthum.

1. Die Stammheimath und die Stämme.

fir schlossen unsre vorige Darstellung mit der Erzählung, wie die evangelische Mission zum ersten Male mit dem Karenenvolk in nähere Berührung gekommen ist. In der That nicht glänzend und große Hoffnungen erweckend war dieß erstmalige Zusammentreffen. Vielmehr recht unscheinbar, in der Gestalt eines Sklaven, trat dieß Volk der Berge vor den Missionar mit dem Ruf unverstandener Heilssehnsucht: Kommt herüber und helfet uns! damit es auch hier wieder nach der alten Weise unsers Gottes und Heilandes gehe, von der ein Missionslied singt:

Heiland! Deine größten Dinge

Beginnest Du still und geringe.

Allmählig, wenn auch in rascher und überraschender Folge, traten diese Kinder der Wildniß aus ihrem dichten Waldesschatten in das milde Tageslicht, das durch die Mission über ihnen aufgieng. Dadurch wurden sie auch erst bekannt in ihrem eigenthümlichen Leben und Weben, in ihrer Religionsweise und Volkssitte. Somit verdanken wir die genauere Kenntniß der Karenen, wie so manch andern Volkes und Volksstammes, auch hier wieder den schlichten" Missionaren, die zum Theil Länder durchforscht, welche zuvor keines Europäers Fuß betreten. Wir erinnern beispielsweise nur an Güzlaff, Livingstone Miss. Mag. VIII.

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und Krapf. Und die Beiträge, die fie an die Wissenschaft, namentlich an die Erd- und Völkerkunde abgegeben, sind in der That nicht eben gering anzuschlagen.

Anfänglich hielten die Missionare dafür, die Karenen seien nur ein unbedeutender Volksstamm von etlichen tausend Seelen. Später hieß es sie belaufen sich vielleicht auf 30-40,000. Jest weiß man, daß sie an Zahl so ziemlich dem Schweizervolte gleichkommen, mit dem sie in ihrem Sinn für Freiheit und Unabhängigkeit und in so mancher andern Eigenschaft wohl zu vergleichen sind. Mindestens zählen sie zwei Millionen, ja, wenn das Resultat der Nachforschungen des tüchtigen Missionars Kincaid sich als richtig erweist, daß der Name Kakhyen nur eine andere Bezeichnung für die Karenen sei, so bilden sie ein Volk von ungefähr vier Millionen. Wie schon angedeutet, machten die Missionare ihre erste Bekanntschaft mit seinen südlichsten Ausläufern in den jeßt englischen Küstenprovinzen des barmanischen Reiches, in Martaban, Lavoy, Mergui und Lenafserim. Bald aber wurden sie gewahr, daß sie sich von da bis tief in das Innere des Landes, immer den waldigen Höhenzügen nach, über Asam hinauf bis nach Lübet verbreiten, und von Bengalen durch Barma nach Siam hinüber und bis zu den südwestlichsten Provinzen China's. Ja, um richtig zu reden, von Lübet und von der chinesischen Provinz Yünnan aus haben sie sich im Laufe der Zeiten durch alle die genannten Länder verzweigt. Dort hinauf, als zu den Stammsiten ihrer Väter, weisen ihre Traditionen, die wir noch im Besonderen werden kennen lernen. Damit stimmen alte und neuere Nachrichten über dieß interessante Wandervolk zusammen. Vernehmen wir einige der wichtigsten Zeugen, die uns von ihm Kunde geben.

Der erste Europäer, der dieses Volkes Meldung thut und sie zum ersten Mal mit ihrem Namen nennt, ist der edle Venetianer Marco Polo in seinem vielbewunderten und vielverdächtigten, weil nicht verstandenen, klassischen Reisewert (mirabilia mundi), von dem es sich je länger je deutlicher herausstellt, daß er nur das in demselben niedergelegt hat, was er zum größten Theile selbst mit Augen gesehen. Zu seiner Ehrenrettung hat insbesondere der Orientalist Klaproth viel gethan. Marco Polo drang zu Ende des 13. Jahrhunderts auf der großen Handelsstraße, die aus dem Innern China's über das hohe Alpenland Yünnan nach Awa führt, bis in diese Gegenden vor. Da erwähnt er denn auch im zweiten Buche seiner

Reisebeschreibung die Provinz Karaian als das Land der Karaïn,*) und beschreibt es als ein Land voll Bewohner und fester Burgen. „Die Einwohner," sagt er, seien Idolanbeter [?] und nähren sich von Fleisch und Früchten. Das Fleisch von Vögeln, Schafen, Rindern und Büffeln essen sie roh, nur gesalzen und gewürzt. Dem jeweiligen Gast werden die Rechte des Hausvaters abgetreten. Die ihnen eigene Sprache sei schwer zu erlernen. Sie besäßen die besten Pferde. Als Geld kursiren bei ihnen weiße Porzellanmuscheln, die auch zum Schmucke dienen. Vicekönig sei der Sohn des Chublai Khan [des hohen Gönners und Beschüßers unsers Reisenden], der wie sein Vater mit Weisheit und Gerechtigkeit die Herrschaft führe. Die Hauptstadt des Königreichs heiße Jaci [heute Thsu-hiung-fu], sei groß und wohlhabend, voll Kaufleute und Künstler, mit gemischter Population von einheimischen Idolanbetern, nestorianischen Christen und Muhamedanern."

Dazu bemerkt der erdkundige Nitter: "Diese Provinz umfaßte den südlichen Theil von Yünnan, das Land (wie es die Chinesen heißen) der Thsouanman, welch lettere sich selbst Karaïn nennen. Yünnan heißt noch heute bei den Muhamedanern Centralasiens Karayan, nach den Eingeborenen des Landes. Diese sind von einer andern Abstammung als die Chinesen, ihre Sieger; diese Karayan sind ebenso im Barmanenlande verbreitet, wo sie noch heute Karaïn heißen, und ihre Stammgenossen haben sich weit gegen den Osten durch Südchina ausgebreitet, wo sie einen bedeutenden Theil der alpinen Miao tse (der von den Chinesen unbezwungenen Ureinwohner) als Bewohner des Miao Ling (ein Gebirgszug) ausmachen. Es ist für Ethnographie höchst wichtig, daß wir den Siß dieses Abo riginervolkes in seiner Heimath durch Marco Polo kennen lernten, und zwar vor dessen weiter und vielfacher Zerstreuung, die wir, ohne den Mittelpunkt und Ursiz faktisch zu kennen, schwerlich heraus gefunden haben würden.“

Der schon erwähnte Missionar Kincaid hatte auf seiner Fahrt

*) Es begegnet uns fortan eine sehr mannigfaltige Schreibweise dieses Namens, wie Karayan, Karaynen, Karaianen, Kariang, Karyen, Karean 20. Wir führen sie ein für alle Mal an und halten uns an die im Lande selbst übliche, Kărěn, die wohl einem barmanischen Schimpfwort entnommen ist und „Hund“ bedeutet, (nach einer handschriftlichen Mittheilung von Dr. Wade). Bei den Schans heißen sie Yang.

den Irawady hinauf, im Jahr 1837 Gelegenheit, die Angaben Marco Polo's bestätigt zu finden. In diese Stammheimath weisen auch einige religiöse Gebräuche der Karenen selbst. Was leßtere betrifft, so theilt sich die Nation in zwei Parteien, die man nicht unpassend Seften nennen könnte. Die eine bringt den abgeschiedenen Geistern ihrer Ahnen Opfer dar, ein Brauch, der sich besonders bei den Chinesen findet. Die andere verpönt ihn und vermeidet ihn ängstlich, wie, sagen sie, schon ihre Vorfahren gethan, was deutlich erkennen läßt, daß derselbe als ein fremdes Gewächs auf ihre alten Religionsgebräuche ist gepropft worden. Ferner kommt in der Karenenpoesie die chinesische Gottesbezeichnung Tien vor, aber als Name für einen untergeordneten Gott, der von einem Volke verehrt werde, mit dem fie in früherer Zeit in Berührung gewesen seien, wobei sie freilich kaum mehr wissen, daß dieß Volk die Chinesen sind. Ueberhaupt sind die Erinnerungen an die alte Heimath bei den südlichsten Ausläufern des Karenenvolkes etwas verblaßt; jemehr man jedoch nach Norden dringt, desto heller und frischer leben sie im Volke fort. Die Karenen in und um Lavoy wissen, daß sie verhältnißmäßig junge Einwanderer daselbst sind. Sie erzählen: „Die Alten sagten: Wir kamen vom oberen Lande herab. Einige flohen vor der Strafe, Andere kamen, weil sie hörten, es sei ein gutes Land. Zuerst kamen wir herab und ließen uns am Attaran nieder, nächstdem in Ye und endlich in Lavoy." Diese Ueberlieferung wird durch eine andere Thatsache bestätigt. Während nämlich die Dialekte, die um Lavoy und Malmēn (Maulmain) herrschen, sich in mancher Beziehung von einander unterscheiden, so soll der von den Karenen auf der Balu-Insel an der Mündung des Salwen gesprochene genau mit dem zu Lavoy übereinstimmen, was die Vermuthung nahe legt, jene Inselbewohner seien Abkömmlinge jener ursprünglichen Einwanderer vom Oberlande her, die aber nicht weiter nach Süden gedrungen. Auch in Siam sind sie nicht ursprünglich daheim. Darüber meldet eine Tradition: Die Alten sagten: Die Karenen sind nicht lange in Siam gewesen. Manche giengen dahin, als Martaban verwüstet ward (wahrscheinlich unter Alompra); Andere, weil sie hörten, dort sei ein gutes Land; wieder Andere, weil von den Siamesen geraubt, waren deßhalb schon vorher da, und noch Andere giengen dahin, als die Siamesen Lavoy bes lagerten." Wirklich sollen sich auch Karenen nur auf der Westseite des Menamflusses finden. Von den in Arakan wohnenden weiß man,

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