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III.

Der Weg zum Himmelreiche.

Predigt aus dem Evangelio des Sonntags Trinitatis

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Es war aber ein Mensch unter den Pharifäern, mit Namen Nikodemus, ein Oberster unter den Juden; der kam zu Jesu bei der Nacht und sprach zu ihm: Meister, wir wissen, daß du bist ein Lehrer von Gott kommen; denn niemand kann die Zeichen thun, die du thußt, es sei denn Gott mit ihm. Jesus antwortete und sprach zu ihm: wahrlich, wahrlich, ich sage dir: es sei denn, daß jemand von neuem geboren werde, kann er das Reich Gottes nicht sehen. Nikodemus spricht zu ihm: wie kann ein Mensch geboren werden, wenn er alt ist? Kann er auch wiederum in seiner Mutter Leib gehen und geboren werden? Jesus antwortete: wahrlich, wahrlich, ich sage dir: es sei denn, daß jemand geboren werde aus dem Wasser und Geist, so kann er nicht in das Reich Gottes kommen. Was vom Fleische geboren wird, das ist Fleisch; und was vom Geiste geboren wird, das ist Geist. Laß dichs nicht wundern, daß ich dir gesagt habe: ihr müsset von neuem geboren werden. Der Wind bläset, wo er will, und du hörest sein Sausen wohl; aber du weißt nicht, von wannen er kommt und wohin er fährt. Also ist ein Jeglicher, der aus dem Geiste geboren ist. Uikodemus antwortete und sprach zu ihm: wie mag solches zugehen? Jesus antwortete und sprach zu ihm: bist du ein Meister in Israel und weißt das nicht? Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: wir reden, das wir wissen, und zeugen, das wir gesehen haben, und ihr nehmet unser Zeugniß nicht Glaubet ihr nicht, wenn ich euch von irdischen Dingen sage,

an.

wie würdet ihr glauben, wenn ich euch von himmlischen Dingen sagen würde? Und niemand fährt gen Himmel, denn der vom Himmel hernieder gekommen ist, nämlich des Menschen Sohn, der im Himmel ist. Und wie Moses in der Wüßte eine Schlange erhöhet hat, also muß des Menschen Sohn erhöhet werden, auf daß Alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.

Liebe Chriften. Das eben verlesene Evangelium predigt uns

die wichtigste Sache von der Welt, nämlich den Weg in das ewige Leben. Diesen Weg wollen wir Alle gehen; ihn zu finden, ihn von jedem Irrwege mit untrüglicher Sicherheit zu unterscheiden, mit festem Entschluß zu betreten und mit stets erneuerter Beharrlichkeit unter allen Verlockungen zu behaupten, muß unser Aller angelegentliche Sorge sein. Die Sache dieses Tertes geht uns daher sehr nahe an; sein Weg zum Himmelreiche ist's auch für uns, und weil er ohnehin sehr reich an Inhalt ist, so will ich euch denselben ohne weitere Umschweife vorlegen, indem ich euch zuerst den Führer des Weges vorstelle, sodann den Weg selbst und endlich das Ziel des Weges. Gott verleihe uns dazu den Geistes. Amen.

1.

Segen seines heiligen

Es war ein Mensch unter den Pharisäern, mit Namen Nikodemus, ein Oberster unter den Juden, der kam zu Jesu bei der Nacht und sprach zu ihm: Meister, wir wissen, daß du bist ein Lehrer von Gott kommen, denn niemand kann die Zeichen thun, die du thust, es sei denn Gott mit ihm. In diesen Wor= ten des Textes tritt ein Mensch in ernster und ehrlicher Absicht zu Jesu, nämlich offenbar um von ihm über das Himmelreich und die Theilnahme an demselben belehrt zu werden, was sowohl aus der Anrede des Mannes, als aus der Antwort des

Herrn erhellet. Nikodemus erkennt also Jesum für den Führer zum Himmelreiche, und Jesus bekennt sich auch dazu durch die folgende Belehrung, die er dem Fragenden ertheilt. Worin aber liegt die Befähigung des Herrn Jesu, daß er der Führer des Weges sein kann? Und warum erkennt ihn auch Nikodemus dafür? Wir wissen, sagt er, daß du bist ein Lehrer von Gott kommen. Dann allein ist er, kann er sein ein Führer zum Himmelreiche, weil er von Gott, weil er vom Himmel herniederkommen ist; denn niemand hat Gott je gesehen, der eingeborne Sohn, der in des Vaters Schoß ist, der hat es uns verkündigt.

Wenn nun Nikodemus sagt: wir wissen, daß du bist ein Lehrer von Gott kommen, so will er damit nicht etwa nur sagen, daß das Auftreten und Lehren des Herrn nicht ohne göttliche Regierung, nicht ohne Hülfe der göttlichen Vorsehung erfolgt sei, denn dies könnte und müßte man ja von jedem Lehrer in unsern Schulen sagen, denn es geschieht ja nicht das Mindeste ohne Gottes Regierung; sondern wenn Nikodemus sagt: wir wissen, daß du bist ein Lehrer von Gott kommen, so will er den Heiland damit vor andern, gewöhnlichen menschlichen Lehrern auszeichnen, zu etwas Anderm machen, als die andern Lehrer find. Denn ein gewöhnlicher menschlicher Lehrer war er, Nikodemus, selbst: er war ein Meister in Israel; aber bei dem Herrn suchte er eben mehr als diese menschliche Meisterschaft. Er will also sagen: wir wissen, daß du deine Lehre, deine Eigenschaften, deine Erkenntnisse nicht erdacht, erarbeitet, erschlossen, erlernt hast, wie wir andern, sondern empfangen durch göttliche Er= leuchtung, und daß du deinen Beruf, dein Amt, deinen Auftrag nicht hast wie wir andern von einem menschlichen Ansehen, aus Bevollmächtigung der Menschen, sondern von Gott selbst, daher du Macht hast uns Alle zu lehren, und wir Alle schuldig sind um Gottes Willen dich zu hören. In diesem Sinne nennt er

Jesum einen Lehrer von Gott kommen, und in diesem Sinne muß der Herr Jesus von Gott kommen sein, wenn wir ihm als Führer zum ewigen Leben folgen sollen.

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Liebe Freunde, fasset das recht klar: wer den Herrn Jesum zu einem gewöhnlichen, wenn auch noch so ausgezeichneten, noch so begabten Lehrer herabseßt, zu einem Lehrer, der nur durch den tiefen Reichthum seines Geistes uns Andern überlegen sei, der handelt thörlich, daß er diesem Jesu folgt; ja der täuscht sich nur, wenn er sich noch einen Jünger dieses Jesu nennt. Denn wenn ich eine Kunst und Wissenschaft des Lebens lernen will, so vertraue ich mich dem Meister dieser Kunst nach bester Wahl; wenn ich aber einen irrenden Menschen und alle Menschenweisheit irret immerðar zu einem Führer zum ewigen Leben erwähle, so handle ich wie ein Blinder, der sich durch einen andern Blinden leiten läßt, und wie ein Narr, der durch Narrheit weise werden will. Ja noch mehr, ich thue Unrecht an meiner eigenen Seele, daß ich sie, die unsterbliche, zu Gott strebende Seele, einem Menschen vertraue, der von unten her ist und meiner in Gott freien Seele Führer und Beherrscher nicht sein kann, nicht sein darf, nicht sein soll. Wer also den Herrn Jesum für einen Lehrer von Gott kommen nicht annehmen könnte, der müßte sich von ihm frei machen, der müßte ihn für einen unberechtigten Verführer halten, und je eher desto lieber verlassen. Und das thun in Wahrheit auch alle die, welche den Herrn Jesum nur für einen menschlichen Lehrer halten; fie verwerfen ihn damit schon, denn sie nehmen ja sein Wort nicht an, sondern richten dasselbe. Heißt das nicht ihn verwerfen, wenn ich ihn nur so viel gelten lasse, als mir gefällt? Kann dabei der Herr Jesus bleiben, was er sein will, nämlich ein Lehrer und Führer zum Himmelreiche von Gott kommen, wenn er sich muß dem Gericht deiner Weisheit unterwerfen, wenn du bestimmst, was in seiner Lehre wahr oder unwahr ist, wenn du

ihm seine Irrthümer nachweisest, ihn verbesserst und zurechthilfft, dich nicht lehren lässsest, sondern ihn lehrest, dich nicht führen lässest, sondern ihn zurecht zu weisen dir anmaßest? Ich bitte euch, kann denn ein größerer Spott getrieben werden, als diese treiben, die sich doch Vernunftchriften oder Denkgläubige nennen? Sie mögen sehr vernünftige und sehr denkende Leute sein, nur Christen oder Gläubige sollten sie sich nicht nennen, denn was sie sagen und sehen, das ist ja ihre Lehre, ihre Vernunft, aber nicht Christi Lehre, und wenn sie ihn dennoch ihren Lehrer, Meister oder gar Herrn nennen, so täuschen sie sich selbst, denn das ist er ja nicht, was sie ihn nennen. Also das ist klar: entweder er ist uns der Lehrer von Gott kommen und dann und eben darum der Führer des Lebensweges, oder er ist uns ein menschlicher Lehrer, den wir erst der Prüfung unsrer Vernunft unterwerfen, und dann ist er uns nichts.

Und, meine Freunde, was will doch die Prüfung der Lehre und Werke Christi in dem Sinne, daß wir über ihre Wahrheit und Göttlichkeit richten, bedeuten? Wenn der Heiland sagt: niemand fährt gen Himmel, denn der vom Himmel hernieder gekommen ist, nämlich des Menschen Sohn, der im Himmel ist, ist es denn nicht eine reine Unmöglichkeit ihn zu prüfen, ob er auch die Wahrheit vom Himmel gebracht habe? Können wir denn hinaufsteigen und sehen, ob es sich also verhalte? Liebe Christen, wir können nur das prüfen, was in dem Bereich unserer äußern oder innern Erfahrung liegt, was eine Wirkung oder Folge der vorhandenen natürlichen Dinge, eine Wirkung aus bekannter Ursach ist, nicht aber das was über unsre Erfahrung, was über den Zusammenhang der irdischen Dinge hinaus liegt und als ein eigentliches und wahres Wunder, als eine Wirkung, Kraft oder Gabe Gottes an uns heran tritt; und das will der Herr eben sein, ein Lehrer von Gott kommen. Macht euch die Frage nur deutlich: kann der Mensch, der von unten her ist

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