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ANDOVER - HARVARD

OLOGICAL LIBRARY

CA. BRIDGE, MAS&

Vorwort.

Pend. 1818.2 Nos. 1-4 18457847

Insbesondere zur Verständigung über die rechte Weise des Predigens.

M er bedarf es doch mehr, sagt Harms, als wir Prediger, die wir so viel reden müssen, daß wir doch auch hören, hauptsächlich um unsers eignen innern Lebens willen, damit dieses nicht auf's Trockne geseht werde, oder in eine böse Selbstzufriedenheit. "*) Sollte, was vom Predigt hören gilt, nicht auch in hohem Maße von dem mit rechter Auswahl veranstalteten Lesen von Predigten gelten? Ist doch auch mancher Prediger in der Lage, daß er nur höchst selten dazu kommen kann, einen andern zu hören. Wie wichtig aber auch für den Geistlichen die An= weisungen der Homiletik sind: sie können ihm die lebendigen Beispiele nie ersetzen. Gewiß ist die große Idee der christlichen Predigt nicht allein aus dem erfahrungsmäßig Gegebenen zu schöpfen und nach ihren verschiedenen Momenten zu entwickeln; sie wurzelt vielmehr in dem Wesen des Christenthums, liegt im Evangelio, als dessen ursprünglicher Verkündigung, eingeschlossen und hängt mit der Frage nach dem Zweck der Predigt genau zusammen, der wiederum allseitig nicht zu erörtern ist, ohne daß *) Pastoral Theologie. II. 9te Rede.

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auch bestimmt wird, welche Stellung die Predigt im christlichen Cultus einnimmt. Die Predigt erscheint hiernach als Rede aus dem Glauben wie auch der Apostel sagt: ich glaube, darum rede ich (2. Cor. 4, 13) - zur Erzeugung und Weiterbildung des Glaubens: denn der Glaube kommt aus der Predigt (Röm. 10, 17). Und wie sie voraussetzt, daß der ganze Mensch, der da predigt, von Christo ergriffen ist, so nimmt sie auch mit ihrer Darstellung des Glaubenslebens den ganzen Menschen in Anspruch. Aber somit ist auch das Glaubenszeugniß bei aller individuellen Färbung und Gestaltung nicht Darstellung eines Subjectiven, sondern Mittheilung dessen, was der Prediger auf Grund der vollbrachten Erlösung aus dem Worte Gottes durch die Salbung des heiligen Geistes empfangen hat; und zugleich eine Verkündigung, die in dem Bewußtsein geschieht, daß das Heil Gemeingut ist, oder vielmehr Verkündigung aus dem durch den heiligen Geist geschöpften Bewußtsein der Gemeine Gottes, dasselbe zu tragen, neu zu stärken, in's Licht zu sehen und zu That und Herrschaft zu bringen. Als Haushalter über Gottes Geheimnisse und Diener Christi, sind wir auch Glieder und Diener seines Leibes.

Aus dieser heiligen Aufgabe der Predigt sind die wichtig= sten, durchgreifendsten Regeln der Homiletik abzuleiten, aus denen dann wieder zur Genüge die Antworten auf die mannigfaltigsten homiletischen Fragen untergeordneter Art sich ergeben. Allerdings bleibt nun die Wirklichkeit hinter dem so zu findenden und von ihr zu erwählenden Ideal der christlichen Predigt meist weit zurück; allein geschichtlich geht, wie überall, auch bei der Predigt die Praxis der Theorie vorher; diese kann auch nur in lebendiger Wechselwirkung mit jener die rechte Frische behaupten und zur Vollendung kommen, kann nur durch Erfahrung weise werden. Alle Regeln, welche die vollkommne Predigt_wissen= schaftlich normiren sollen, werden um so inhaltreicher, treffender

und nugbarer sein, jemehr sie unter der Anleitung des Wortes Gottes auf dem Gebiete des Lebens und der That, durch eigene Uebung, wie auch durch Anschauung und Vergleichung gewonnen sind. Es wird außerdem die tüchtige Homiletik zur Erläuterung ihrer Regeln niemals der lebendigen Beispiele entbehren können.

Es gab eine Zeit, wo man anders dachte, wo man mit den gewöhnlichen Auseinandersehungen der Rhetorik die Homiletik abgemacht zu haben glaubte, oder doch die rechte Form der christlichen Predigt, auch ohne auf evangelische Wahrheit, auf das Wesen des Glaubens und kirchliches Leben einzugehen, construiren wollte und die verschiedenen homiletischen Regeln meist auf Feldern suchte, wo andere Früchte wachsen, als die christliche Predigt. Gleichwie über den köstlichen, unvergleichbaren Schah der alten Lieder unserer Kirche, ihre wesentliche Zierde und Waffe, und auch über unsere kirchlichen Agenden war man damals über die gediegensten homiletischen und ascetischen Schriften eines Scriver, Lassenius, Heinrich Müller, Arndt, Rieger und Andrer weit hinweg. Sie lebten, von den Predigern meist vergessen, nur noch im Volke, zu dessen großen Segen fort. Gingen jene doch auch lieber bei den griechischen und römischen Rednern in die Schule, als bei den von Gott gelehrten, gewalti= gen Rednern in Israel. Die schlanke, leere Theologie, die Keinem Kopfweh und noch weniger Herzweh machte, die die Unvernunft so weit trieb, sich für die gesunde Vernunft auszugeben, dagegen die Dogmengeschichte meist nur als eine Geschichte menschlicher Narrheit und Bosheit ansah, deren Gründlichkeit darin bestand, daß ihr leicht auf den Grund zu kommen warmußte für die Homiletik so gut, als für die Katechetik ein christliches Prinzip für unnük halten. Hand in Hand mit ihren dürftigen Abstractionen und mit ihrer wirklich ins Schiefe fallenden Vorliebe für das Gradlienige schrumpfte der Reichthum

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individueller Gestaltungen zu einem bestimmten homiletischen Leisten zusammen, über den Alles gearbeitet sein mußte, was für eine regelrechte Predigt passiren wollte. Professoren der Homiletik gaben sogar eine Theorie des Gebets und gewisse Gebets - Schemata für den Anfang und Schluß der Predigt. Die Regeln für die Anlage, die Darstellung, überhaupt das ganze Außenwerk der lehtern häuften sich in dem Grade, in welchem der Glaube an die innere Macht "göttlicher Predigt" (1 Cor. 2, 1.) verschwand. Die geistliche Rede wurde nun ungeistlich, weltlich gerichtet. So kamen die „Musterpredigten“ auf. Haben auch wohl die Apostel die Reden Jesu, seine Gleichnisse, seine Sprüchwörter nachgebildet? Nein, der Geist, der fie in alle Wahrheit leitete, lehrte sie auch die Worte, in welchen sie das Geoffenbarte kund thaten (1 Cor. 2, 13.). Das war ihre Freiheit. Und so oft das geistliche Leben Macht ge= wann und im Schwange ging, zeigte sich Aehnliches. Veit Dietrich, ob er gleich in Wittenberg des nähern und vertrauten Umgangs Luthers genoß, auch längere Zeit dessen Hausgenosse war und ihm in Koburg bei seinen Arbeiten half — wie verschieden von Luther hat er gepredigt; so völlig er auch in der Lehre mit ihm übereinstimmte. Der gemüthliche Matthesius _ver= ehrte den Gottesmann ebenfalls zu tief, als daß er in seiner Predigtweise ihn hätte nachahmen können.

Die Armseligkeit führt aber auch zu immer schlimmerer Ver= armung. In der Nachahmung jener Musterpredigten verkrüppelte Mancher, aus dem bei redlichem eignem Streben Besseres hätte werden können. Die geschmeidige Oberflächlichkeit dagegen sah ih= nen bequem die Form ab, hinter welcher sie die Gehaltlosigkeit ihrer Productionen verbarg. Denn was ist leichter zu lehren und leichter zu lernen, als die Form? Die Mittelmäßigkeit muß sich immer am geläufigsten in Aeußerlichkeiten verlaufen; sie ist schnell routinirt und pocht dann auf- Methode, d. i. in ihrem

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