صور الصفحة
PDF
النشر الإلكتروني

Bedeutung von Sigunens Handlungen erklären. Solch ein objektiver Grund nun aber, warum Sigune ihren sothanen mächtigen Einfluss übt, ist ohne Zweifel ihre Bestimmung, als Spross der Gralfamilie Einfluss zu üben auf die Neubesetzung des königlichen Thrones.

Denn obzwar diese im Gegensatz zu früher, wo väterliche Machtbefugniss oder Wahl der Templeisen den alleinigen Ausschlag gab1), diessmal einer göttlichen Anordnung unterliegt, so ist es immerhin doch denkbar und erscheint es billig, dass der Gemeinde, der Familie des Grals irgend ein irgend ein Einfluss auf die Neugestaltung der Dinge verstattet sei durch Gebet und Versöhnung der Gottheit. In der That auch sehen wir von allen Personen, die das Epos nennt, zwei einzige zum Zwecke Parzivals mehr minder unmittelbar beitragen, Trevrezent und Sigune, beide Angehörige der Gralfamilie. - Bezüglich Trevrezents ist uns auch der Grund seiner Einflussnahme klar. Wir wissen, wann und warum er die Einöde bezog: als kein Mittel mehr gegen die Krankheit des Anfortas ausfindig gemacht wurde, und keins gefruchtet hatte, und

und

,,im was .. zallen ziten wê,

do zoch ich mich da her (Parz. 484. 18)
lobet.. der gotes kraft,

daz ich deheine riterschaft

getaete niemer mêre,

daz got durch sîn ére

minem bruoder hulfe von der nôt."

(Parz. 480. 11 fg.)

1) Vgl. San Marte, Parzival-Studien, II. Band, p. 239 fg.

Also um einen Theil der Sündenschuld seines Bruders1) zu tilgen und Gott gegen ihn versöhnlicher zu stimmen, war Trevrezent zum Einsiedler geworden. Und als Einsiedler, durch Belehrung und Bekehrung Parzivals, hat er diesen an sein Ziel und Anfortas der Genesung nahe gebracht.

Sonach dürfen wir als sicher annehmen, dass die büssende Genugthuung Trevrezents ihm seinen Einfluss auf Parzival und die Neubesetzung des Gralkönigthums einräumt.

Warum nun aber nicht den selben Grund gelten lassen für Sigunens in der gleichen Richtung bethätigten Einfluss? Sigune war zur Gralfamilie gehörig gleich Trevrezent; sie hat wie er ein Leben der Busse geführt und dabei beständig für Anfortas gefleht 2); übt wie er und nur allein mit ihm entscheidenden Einfluss aus auf Parzival.

Es muss doch also Sigunens Eigenschaft als einer Angehörigen der Gralfamilie, die für Anfortas Busse thut, ein objektiver Grund sein ihrer weit über Erwartung grossen und selbst ohne Absicht immer glücklichen Einflussnahme auf Parzival, ein Grund aber, den wir in dem nach ihm benannten Epos schwerlich entdecken würden, den uns nur die im Titurel gemachten Angaben über die

1) Wohl neben der eigenen; vgl. Parz. 458. 8 fg., 495. 15 fg. 2) Denn wenn es von ihr heisst: ir lebn was.. ein venje gar (P. 435. 25) - so wird sie ja vorzugsweise um Erfüllung ihres sehnlichsten Wunsches: um die Genesung des Anfortas gebetet haben.

Abstammung Sigunens nahe legen und erklärlich finden lassen.

Gehen wir weiter.

Eigenthümlich und von einem Wolfram unbegreiflich ist die häufige Erwähnung Anphlisens im Titurel) und die Bedeutung, welche er der Franzoysinne für Schianatulander einräumt. Dieser heisst da schlechthin Anphlisen knabe (Tit. 92. d), nennt sie selber seine werde frouwe (100. c), spricht in beschwörendem Tone zu Gahmuret: Nu wis der Franzoysinne gemant etc. (99. b)

und was das Alles hier zu bedeuten habe, und wie namentlich Königin Anphlise in den Ruf kömmt, durch ihren Hass gegen Herzeloyde die Leidenschaft Sigunens für Schianatulander verschuldet zu haben (122, 123, 124), darüber können wir uns nur in den dunkelsten Vermuthungen ergehen. · Denn dass sie Schianatulander erzogen (96. c, 124. a), dass sie Gahmuret geliebt habe, und er sich ihrer enbrach (T. 37), diess einzige, was uns in knappster Kürze über sie vermeldet wird, kann einen aufmerksamen Leser des Titurel nicht befriedigen - um so weniger befriedigen, als (worauf wir unten zurückkommen) der Dichter uns in jenem Hasse Anphlisens gegen Herzeloyden einen, und zwar den einzigen Grund für das Unglück Schianatulanders zu erkennen gibt.

1) Tit. str. 37, 38, 39, 54 (auch wohl 55, 90 ist an Anphlise zu denken), 92, 96, 99, 100, 122, 123, 124.

Verwunderlich aber, wie diese starke Hervorkehrung Anphlisens im Titurel, erscheint nicht minder ihre grobe Vernachlässigung im Parzival. - Verweilen wir ein wenig.

Parz. 12. 3 fg. geschieht Erwähnung einer vertrauten Freundin Gahmurets, die ihm zur (ersten) Fahrt über Meer für tausend Mark Kleinodien sendet, und im Laufe der Erzählung (95. 1 fg.) kommen wir zur Einsicht, das werde Anphlise gewesen sein.

Später, nach Gahmurets Rückkehr von Zazamanc, treten ungeahnt Abgesandte der inzwischen verwitweten Königin von Frankreich, dieser nämlichen Anphlise, auf mit rîchen prîsent in.. vier soumschrin (77. 6) und einem eigenhändigen Schreiben an Gahmuret, in welchem ihm die Gebieterin Hand, Scepter und Krone

wie soll ich sagen? - an den Kopf wirft. Unser Held, der ihr früher schon den Ring (der Treue?) gegeben (76. 17), nimmt ohne viel Federlesens an und thut dann rechte Wunderdinge in dem Turnei, das eben um den Besitz der Königin von Waleis gekämpft wird.

Op minne und ellen in des man?

grôz liebe und starkiu triuwe

sine kraft im frumt al niuwe! (78. 22.)

Das aber hat nun eine bedenkliche Folge. So wie sich nämlich Gahmuret als den tapfersten und besten der Ritter zeigt, erhebt die Königin Herzeloyde von Waleis Ansprüche auf ihn ihre Hand war der Preis gewesen im Turnei, und dem würdigsten gebührt der Preis. Freilich protestirt der kappelân Anphlisens :

Domanig, Parzival-Studien.

2

,,Niht. in sol ze rehte hân

mîn frouwe, diu mich in diz lant
nách sîner minne hat gesant.

diu lebt nách im ins libes zer:

ir minne hât an im gewer (87. 10).

Auch die übrigen Boten treten ins Mittel; Gahmuret selber widersteht tapfer, indem er u. a. erklärt: Anphlise, diu ist min wâriu frouwe (94. 21) und ist ein vortreffliches wip (94. 26, 28); wir haben uns geliebt von Kindheit an (94. 27), ihr danke ich pekuniäre Unterstützung (95. 1) und vor Allem meine ritterliche Bildung (94. 24).. Doch was hilft nun alle Weigerung und aller Protest? Ein Schiedsgericht wird aufgestellt, um Forderung und Einsprache zu prüfen; das Schiedsgericht entscheidet für Herzeloyde und

„hêr, nu sît ir mîn“! (96. 7.)

Die Boten der Anphlise aber sind zugegen, dâ volge und urteil wart getân (97. 16) und setzen noch einmal alle Bemühungen daran, Gahmuret für ihre Herrin zu gewinnen; umsonst, vergebens.

,,sagt ir dienest min", vertröstet der Held; ich sül iedoch ir ritter sîn.

Ob mir alle krône waern bereit,

ich hân nach ir min hochste leit (98. 3).

Aber

Doch die Boten achten nicht mehr darauf. Gahmuret sucht sie zu versöhnen:

er bôt in sîne grôze habe

sîner gebe tâten si sich abe.
die boten fuorn ze lande
gar an ir frouwen schande.

sine gerten urloubes niht,

als lihte in zorne noch geschiht.

« السابقةمتابعة »