صور الصفحة
PDF
النشر الإلكتروني

geliebten nicht zu gestehen wagt (feignaire vgl. Tit. 46-57); hat er ermuthigt durch die Frau das Geständniss gewagt, so tritt er auf die zweite, er wird ein bittender (pregaire

vgl. Tit. 57-73, resp. 132); nam sie ihn zum förmlichen Liebesdienst an, so wurde er ein erhörter (entendeire vgl. Tit. 73, resp. 132 ad fin.)" und so weit also hat es unser Schianatulander gebracht! Es fehlte nur noch, dass er die ihm letzlich auferlegte Probe glücklich überstünde, um dann sofort zur 4. Stufe, zum „,drutz" Sigunens befördert zu werden, und der à la mode Roman ist fertig.

Aber dieses hat, wir wissen es, Wolfram mit seinem Titurel nicht beabsichtigt. Ueberhaupt nicht der glückliche Liebhaber Schianatulander als vielmehr Sigune; und nicht minne in dem Sinne, in welchem sie der Tristan diu arzâtinne (12168) nennt, sondern Sigunens magtuomliche minne, in der wir die wâre minn mit triuwen des Gralgeschlechtes erkennen mögen, ward zum Gegenstand der Dichtung auserkoren. Also musste im Laufe der Erzählung jene Wendung eintreten, auf welche wir überdiess durch. so viele Andeutungen des Dichters vorbereitet sind: der Tod Schianatulanders! Auf der Jagd nach dem Brackenseile muss der Held seinen Tod finden, das verheisst uns der Titurel; und das nun ist es, was uns seinen Charakter als ersten Theil einer Erzählung verbürgt, in deren zweitem uns, nach Schianatulanders Tode, Sigunens magtuomliche minne: die ware minn mit triuwen Titurels geschildert werden wird.

Domanig, Parzival-Studien.

4

Und nun nur noch zwei kurze Zwischenfragen: ob in der vom Dichter beabsichtigten Fortsetzung des Titurel der Tod des Helden unmittelbar nach seinem letzten Zusammensein mit der Geliebten oder erst nach langen Fahrten sich ereignen würde1); und ob dann das Ereigniss seines Todes eine ausführlichere Schilderung oder als feststehende Thatsache nur seine kurze Erwähnung finden sollte.

Die Entscheidung der einen dieser Fragen ist nicht wohl thunlich") und verschlägt auch wenig; die andere aber möchten wir dahin beantworten, dass Schianatulanders Tod nur vorübergehend, nur in der Weise einer vollendeten Thatsache erwähnt werden sollte.

Denn, wenn wir durch den Dichter schon so häufig und so bestimmt auf den unglücklichen Ausgang der Jagd nach dem Brackenseile: auf den Tod Schianatulanders vorbereitet wurden, so ist wohl eine ausführliche Schilderung desselben überflüssig, reizlos und obendrein nicht in der Art des Eschenbachers.

1) Wir sagen: ob sich ereignen, nicht: ob als ein solcher uns erzählt werden würde; denn dass das letztere nicht in der Absicht des Dichters lag, ist nach dem gesagten wohl als sicher anzunehmen.

2) Denn gegen Tit. 163. d und ähnliche Stellen lässt sich erinnern, dass wir uns den Strauss Schianatulanders mit Orilus beliebig ausmalen können; und wenn allerdings T. 138. be die Bejahung der aufgeworfenen Frage verlangt, so könnte man dagegen einwenden, warum denn Sigune so lange Zeit nach der letzten Begegnung mit Sch. im Walde zugebracht, oder wie sie sonst dazu gekommen, den todten Geliebten in der Einöde zu finden?

Und was auch, fragen wir, was könnte, wenn wir uns das eigentliche Thema der Dichtung vergegenwärtigen, dieses dadurch gewinnen, dass wir Schianatulander sterbend und Sigune um den Sterbenden beschäftigt sehen? Ist der Contrast nicht vielmehr schärfer, das Bild nicht wirksamer, das uns Sigune zeigt mit dem getödteten Geliebten im Schooss, wie es geschieht im Parzival (138. 8 fg.)? Ueberhaupt denn, a ngenommen einmal, dass der Parzival den richtigen Abschluss des Titurel bilde, kann in unseren Augen gar kein Zweifel mehr bestehen darüber, dass er auch die unmittelbare Fortsetzung dieses Werkes sci. Wir harren da getrost des Gegenbeweises.

Diese Annahme nun aber, dieser Kern- und Angelpunkt des II. Theiles unserer Abhandlung!

Wir haben bisher zu ihrer Empfehlung beigebracht das negative Moment, dass uns zu einer andern Annahme jeder Anhaltspunkt ermangele (p. 34 fg.). Und nun, nachdem wir des Dichters Absicht kennen, die ihn bei Abfassung seines Titurel von Anfang leitete (p. 38 fg.); nachdem wir festgestellt, dass und inwieferne sich der Titurel als I. Theil der beabsichtigten Erzählung ansehen lasse (p. 45 fg.), und kein Hinderniss bemerkten, wesshalb was uns der Parzival über die Sigune erzählt nicht als die unmittelbare Fortsetzung des Titurel gelten könne (p. 50 fg.): nun endlich mag das viel verheissene ,,positive" Argument Erörterung finden.

Es besteht darin, dass was uns der Titurel zu künden versprach: die ware minn mit triuwen Titurels, die an Sigune sich offenbare nach Schianatulanders Tode, seine ganz befriedigende Behandlung finde im Parzival - dieser also nicht nur die Fortsetzung sondern auch den Schluss des Titurel bilde.

Betrachten wir diese Erscheinung Sigunens im Parzival. Viermal tritt sie uns vor Augen: (B. II.) 138. 9-142. 3,

(B. V) 249-256,

(B. IX) 435-442. 27,

(B. XVI) 804. 8--805. 111).

Zum erstenmale sehen wir Sigune zem fôrest in Brizljân (P. 253. 2) mit dem getödteten Geliebten im Schooss: am Morgen desselben Tages hat ihm ein Speerstich Orilus' den Tod gegeben. So findet sie der junge Parzival. Laut schreit sie auf und rauft sich die Haare vor Weh, und dünkt dem Knaben noch bei allem Jammer so vil minneclich (253. 3). Aber ir was diu wâre freude enzwei (138. 14): der sorgen urhap hât.. (ir) freude verschrôten (141. 22)!

Sich selber und damit knüpft der Parzival an den Titurel an sich selber klagt sie an ob ihres Benehmens gegen Schianatulander:

,,ich hete kranke sinne,

daz ich im niht minne gap (141. 20)2)

1) Erwähnt ist Sigune auch 477. 7, 500. 6.
2) Vgl. 436. 1:

,,Durch minne diu an im erstarp,
daz si der fürste niht erwarp,
si minnete sinen tôten lîp.

und in dumpfem Schmerze nimmt sie kaum noch einen Antheil an der Aussenwelt. Erst die wieder

holten Fragen des in seinem Mitleid zudringlichen Parzival vermögen sie zu einer Aeusserung: sein Mitgefühl thut ihr doch wohl, und Dank ist alles was sie ihm entgegnet. Dankbar und weich gestimmt scheint sie ihr ganzes Besitzthum, ihren Schmerz mit dem Knaben theilen zu wollen: auch er, sein Name bezeugt's, ist ihr ein Kind der Schmerzen, und auch ihn berühre dieser Tod ihres Geliebten. Do was im gein dem strîte gâch (141. 29); sie aber in liebender Besorgniss lenkt ihn ab von der gefährlichen Spur des Mörders. So scheiden sie.

Ein Jahr vergeht und wohl darüber. 1) Sigune hat von tag ze tage

fürbaz erkennet niwe klage (252. 25);

ihre Farbe ist seither verblichen, ihr rother Mund

1) Von Jeschute, welche Parzival unmittelbar vor seiner ersten Begegnung mit Sigune beraubte und unmittelbar nach seinem zweiten Zusammentreffen mit Sigune ihrem Gatten wieder versöhnte, heisst es:

mêr danne ein ganzez jár si meit

gruoz von ir mannes libe (139. 20).

Seit Besiegung des Orilus aber bis zu Parzivals Eintreffen bei Trevrezent, welche (unser Dichter weiss nicht wie viele) Wochen (446. 3) nach der dritten Begegnung mit Sigune stattfand, vergiengen 4, Jahre und 3 Tage (460. 22 fg.) [3 Tage sind vielleicht eine blosse Zugabzahl; vgl. J. Grimm, D. Rechtsalterthümer, 2. Ausg., 220 fg.]. Vom Abschied Parzivals von Cundwiramurs, welcher einen Tag vor der zweiten Begegnung mit Sigune genommen ward, bis zum Wiedersehen der Gattin, das denselben Tag geschah, an welchem Parzival Sigunen zum vierten mal erblickte, vergiengen 5 Jahre (799. 3)

« السابقةمتابعة »