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Auch aus der Rede des alten Titurel (Tit. 1-11) geht hervor, wie strenge Anforderungen des Grales orden bezüglich der gegebenen Befugniss stellte, und an dem Loose des Anfortas werden wir inne, wie genau es mit der Beachtung des Gebotes zu nehmen war.

E.

Was den Zustand des ersten Menschen im

Paradiese betrifft,

so lehrt Thomas (S. I. p. q. CII. a. 2. ad IIum), derselbe sei

im Allgemeinen

ein der Doppelnatur des Menschen angepasster, 1) seine geistigen und leiblichen Bedürfnisse völlig befriedigen

s. Zeit

Gottesgnade (S. 34) vernichtet, und Aufgabe und Wesen der bruoderschaft als solcher alterirt werden. Auch fällt hier in Betracht, welch hohes Gewicht Wolfram u. auf die Würde der Jungfräulichkeit legte. (Vgl. P. 464. 23.) Stellen wir uns aber auch auf den künstlerischen Standpunkt. Wolframs! So sehr er, um die Macht der minne auf den Menschen zu veranschaulichen und das Interesse am Lebensgange unseres Helden zu erhöhen, genöthigt war, das Königthum des Grals mit der Ehe zu vereinbaren; ebenso unzweifelhaft gewiss sprachen ästhetische Rücksichten gegen die Verheirathung aller Graldiener: denke man sich Munsalväsche bevölkert von vierhundert kinderreichen Familien!

1) Widersprechenden Ansichten gegenüber beruft sich Thomas auf Augustin (Super Genes. ad litt. lib. VIII., in princ.): „Tres sunt de paradiso generales sententiae: una eorum qui tantummodo corporaliter paradisum intelligi volunt; alia eorum qui spiritualiter tantum; tertia eorum qui utroque modo paradisum accipiunt; quam mihi fateor placere sententiam." (Thom. S. I. p. q. CII. a. 1. contra.)

der gewesen: Paradisus .. terrestris erat locus congruens homini et quantum ad animam, et quantum ad corpus.

Ebenso ist Munsalvaesche sowohl der wunsch úf der erden (254. 26) als auch der sêle pardis (472. 2), und wer den Gral errungen, hat gleichzeitig .. der sêle ruowe erstriten

und des libes freude ... erbiten (782. 29).

erfahren wir

Im Besonderen

a) was den Leib des ersten Menschen betrifft, dass demselben

a) Unsterblichkeit verliehen war unter der Bedingung: si absque peccato perstitisset (S. I. p. q. XCVII. a. 2. R.) und mit der Beschränkung: ad determinatum tempus, non autem simpliciter (1. c. q. XCVII. a. 4. c.).

Jene Bedingung erklärt sich daraus, dass die Gabe der Unsterblichkeit dem Leibe des ersten Menschen zukam nicht ,,ex parte materiae" noch „ex parte formae", sondern ,,ex parte causae efficientis."

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Der Schöpfer nämlich, der den Leib Adams so gebildet hatte, dass er aus sich allein der Auflösung unterworfen war, begabte den ersten Menschen mit einer übernatürlichen Kraft, vermöge deren er sich vor dem Tode bewahrte: 1) die Gabe der Unsterblichkeit

1) Dicendum quod aliquid potest dici incorruptibile tripliciter. Uno modo ex parte materiae, eo scilicet quod vel non habet materiam, sicut angelus, vel habet materiam quae non est in potentia nisi ad unam formam, sicut corpus coeleste; et hoc dicitur secundum naturam incorruptibile.

war demnach eine besondere göttliche Gnade1) und als solche durch die Fortdauer des göttlichen Wohlgefallens bedingt.

Vermöge dieser "Gnade aber standen dem ersten Menschen nun auch die physischen Mittel zu Gebote, um sich vor leiblichem Tode zu bewahren; diese sind Speise und Trank und der Genuss des lignum vitae. Wie nämlich zwei Umstände den Verfall des Leibes herbeiführen der durch die natürliche Lebenswärme bedingte Verlust der Säfte und die Kräfteabnahme bei zunehmendem Alter, so konnte der erste Mensch dem einen zersetzenden Elemente durch den Genuss der Früchte des Paradieses, dem anderen durch den des lignum vitae vorbeugen; letzteres hatte die Eigenschaft zu kräftigen. Doch konnte die demselben entströmende Kraft nicht eine unendliche sein keinem Körper kommt eine solche zu; also konnte auch der Leib des ersten Menschen durch den Gebrauch des Alio modo dicitur aliquid incorruptibile ex parte formae, quia scilicet rei corruptibili per naturam inhaeret aliqua dispositio, per quam totaliter a corruptione prohibetur; et hoc dicitur incorruptibile secundum gloriam . Tertio

modo dicitur aliquid incorruptibile ex parte causae efficientis; et hoc modo homo in statu innocentiae fuisset incorruptibilis et immortalis ... Non enim corpus eius erat indissolubile per aliquem immortalitatis vigorem in eo existentem; sed inerat animae vis quaedam supernaturaliter divinitus data, per quam poterat corpus ab omni corruptione praeservare, quamdiu ipsa Deo subiecta mansisset (1. c. q. XCII. a. 1. R).

1). Corpus hominis ante peccatum immortale fuit non per naturam, sed per gratiae divinae donum (1. c. q. LXXVI. a. 5. ad Ium).

lignum vitae wohl bis zu einem gewissen Zeitpunkte, nicht aber für alle Zeit (ad determinatum tempus, non autem simpliciter) Lebenskraft und Fortdauer erhalten. War jener Zeitpunkt gekommen, so hatte entweder die Wiederholung des Genusses von lignum vitae oder die Versetzung des Menschen in das selige Jenseits stattzufinden (Thom. 1. c. q. XCVII. a. 4. R). Das letztere aber musste gemäss der obgedachten Bestimmung des Menschen (S. 33) in jedem Falle eintreten, daher sich die Beschränkung: ad determinatum tempus auch an und für sich erklärt.

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Wiederholen wir kurz: Thomas lehrt: (1.) der erste Mensch sei unsterblich gewesen auch seinem Leibe nach; (2.) diese Unsterblichkeit war besondere Gottesgnade; (3.) er musste sich daher vor Allem von Sünde frei erhalten; (4.) auch brauchte er Speise und Trank, um den Verlust der Säfte und (5.) das lignum vitae, um die geschwundenen Kräfte zu ersetzen; (6.) damit das letztere in zureichendem Maasse geschah, war es nöthig den Gebrauch des lignum vitae zu wiederholen; (7.) doch würde auch so das Leben des ersten Menschen auf dieser Erde nicht ins Unendliche fortgedauert haben.

Vergleichen wir hiegegen die Verhältnisse auf Munsalväsche, so steht vor Allem fest, dass auch seinen Bewohnern die Gabe der Unsterblichkeit und zwar als eine besondere Gottesgnade verliehen war.1)

1) Auch di wâren gotiskint des Paradieses Lamprechts geniessen diese Vergünstigung: si leisten [Gottes] gebot: dar umbe hat er in gegeben daz unzeganclîche leben. Al. 6849.

1. Auf Munsalväsche kennt man den Tod

nur so von Hörensagen:

Munsalvaesche ist niht gewent
daz iemen ir so nahe rite,

ezn waer der angestliche strite,

ode der alsolhen wandel bôt,

als man vor dem walde heizet tôt (443. 16). König Anfortas muoz . . . âne sinen danc lebn und niht ersterben (788. 28).

2. Solches geschah aber nur aus besonderer Gottesgnade; denn der Gral (den wir ja für eine Verkörperung derselben halten müssen) war es, welcher den König gegen Forderung und Gewohnheit der Natur am Leben erhielt:

dô der künec den grâl gesach..., geschah es, daz er niht sterben mohte,

wand im sterben dô niht dohte (480. 27);

dasselbe gilt für alle anderen Templeisen (vgl. 469. 14 fg.).

Was sodann die Mittel betrifft, deren sich der Graldiener zur Erhaltung seines leiblichen Lebens zu bedienen hatte, so scheint es, dass

3. seine Sündelosigkeit nicht dahin gerechnet wurde; Anfortas wenigstens hatte gesündiget und war nach der Satzung des biblischen Paradieses dem Tode verfallen. Hier zeigt sich also eine Differenz, deren Erörterung uns aber später beschäftigen soll.

Dagegen sind für den Templeisen zur Erhaltung seines Lebens dieselben physischen Mittel erfordert und geboten wie für den paradiesischen Menschen; nur dass auf Munsalväsche nicht verschied'ne Bäume, sondern der eine Gral alles Nöthige darbot wie

Domanig, Parzival-Studien. II.

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