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Thomas nämlich, wenn er nun im Besondern

b) über den seelischen Zustand des ersten Menschen handelt, bemerkt hierüber vor Allem:

1. dass ihm zwar nicht unmöglich war zu sündigen, wohl aber möglich nicht zu sündigen: er besass die Gabe der perseverantia, insoferne wir darunter verstehen quemdam habitum quo quis eligit perseverare in bono (das ihm angeboren war), nicht aber als continuationem quamdam virtutis sine interruptione; . . hoc modo Adam perseverantiam non habuit (1. c. q. XCV. a. 3. ad IVum).

Wenn aber auch (wie sich schon hieraus ergibt) die ersten Menschen nicht ex necessitate sed per liberum arbitrium handelten und demgemäss (abgesehen von ihrer geschlechtlichen und sonstigen körperlichen Verschiedenheit) bei ihnen auch eine graduelle diversitas secundum animam . . . et quantum ad iustitiam, et quantum ad scientiam bestand (1. c. q. XCVI. a. 3. R.); so habe gleichwohl

2. der Paradiesbewohner irgendwie die ganze Fülle der Tugenden besessen: aliqualiter1) omnes virtutes habuit (1. c. XCV. a. 3. c.), und Thatsache sei es,

1) aliqualiter: „Quaedam [virtutes] sunt quae de sui ratione imperfectionem important vel ex parte actus, vel ex parte materiae .; si .. imperfectio, quae est de ratione virtutis alicuius, repugnat perfectioni primi status, poterat huiusmodi virtus ibi esse secundum habitum, et non secundum actum, ut patet de poenitentia, quae est dolor de peccato commisso, et de misericordia, quae est dolor de miseria aliena (1. c. XCV. a. 3. R.).

3. dass jene Sünde, welche den Verlust des Paradieses nach sich zog, in ihrer Art die erste und einzige war, die da begangen wurde, ja begangen werden konnte: non potuit homo in statu innocentiae venialiter peccare antequam peccaret mortaliter (S. p. I. IIae q. LXXXIX, a. 3. c.)

Wie steht es nun aber hinsichtlich alles dessen am hl. Gral?

Wolfram sagt von seinen Templeisen

1.

vor sündebaeren schanden

sint si immer mêr behuot (471. 10),

und hiernach kam gewissermaassen (wir kommen hierauf noch einmal zurück) dem Graldiener so wie dem ersten Menschen die Fähigkeit zu, sich nicht versündigen zu können. Auch die verschiedenen Grade von Vollkommenheit werden da nicht gefehlt haben, wo

2. die Menge der Tugenden, welche allen Graldienern zur Übung obliegt, gewissen unter ihnen ganz besonders anempfohlen wird.

Da heisst es im Allgemeinen:

der grâl und des grâles kraft

verbietent vals chlich geselle schaft (782. 25),

er wiegt so schwer,

daz in diu falschlich menscheit

nimmer von der stat getreit (477. 16 fg.);

ganz besonders aber muss diejenige, die sich der grál tragen liez ... valsches sich bewegn und wol muoser kiusche sin bewart (235. 26 fg.). Überhaupt dürfen nur

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des grâls, dem si dâ dienden für.
der gral ist mit hoher kür.

so suln sîn rîter hüeten

mit kiuscheclichen güeten (493. 19),

mit also kiuschlicher zuht, als weiland Engel vom Himmel es gethan (454. 28); besonders aber der König, des grâles hêrre, muoz sin kiusche unde reine (Tit. 7. a) und den Übrigen hierin voranleuchten. Ferner muoz [dâ] der rîter unt der kneht

bewart sin vor lôsheit.

diemüet ie hôch vart überstreit (473. 2),

und namentlich wieder dem Könige wird ans Herz

gelegt:

ir müest aldâ vor hôchvart

mit senften willen sin bewart (472. 13), kêrt an diemuot iwern sin (798. 30), und hütet euch vor ungenuhte (782. 22)!

San-Marte1) erkennt in den genannten sittlichen Eigenschaften die Cardinaltugenden und ihr entsprechendes Gegentheil, und so viel wenigstens steht fest, dass die vom Gralritter geforderten Tugenden alle übrigen in sich schliessen und wir von dem, der sie besessen, sagen können: Virtutes omnes habuit dasselbe, was es vom ersten Menschen heisst.

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Ganz im Gegensatze nun aber zu dem, was Thomas 3. über die Sündelosigkeit und die theilweise (hinsichtlich des peccatum veniale bestehende) Sündeunfähigkeit des ersten Menschen bemerkt, steht, was wir in dieser Hinsicht von den Templeisen vernehmen: diese konnten sich versündigen, diese haben sich

1) Ersch und Gruber, Allg. Encyklopaedie 77. Thl. sub voce Graal.

versündiget, mehr oder minder, einmal und des öftern; war also Sünde denn kein Hinderniss der Theilnahme am hl. Gral? Sündhaftigkeit nicht unvereinbar mit dem erhabenen Charakter eines Graldieners? .

Es ist zur Lösung dieses Zweifels, mit welchem die Gleichheit des Grales mit dem Paradiese steht und fällt, vor Allem zu unterscheiden zwischen der einzig dastehenden 1) Sünde des Anfortas und denjenigen Vergehungen, deren sich Trevrezent schuldig bekennt, und auf welche wir schliessen aus der obgedachten Bemerkung, dass, wenn die Gralritter bei Vertheidigung von Munsalväsche kumbr . . . bejagent, für ir sünde si daz tragent (468. 29), und die Bestimmung, ihr Leben dabei einzusetzen, für sünde in dâ gegebn (492. 9 fg.) sei.

Die letztere Art von Vergehungen betreffend steht fürs erste fest, dass sie durch irgendwelche Bussübung gesühnt werden konnten: das hoffte Trevrezent, und das besagen die Stellen 468. 29, 492. 9.

Hieraus ergibt sich aber zweitens, dass diese Fehler keine schweren, sondern, wie der Terminus der katholischen und mittelalterlichen Theologie lautet:

1) Denn wo steht, was San-Marte (P.-Stud. II. 241) behauptet, dass Frimutel sich in unerlaubten Minnedienst verstrickt hatte? Auch was wir über die Vergehungen Trevrezents (458. 8 fg. 495. 15 fg.) wissen, ist durchaus nicht darnach angethan sie auf dieselbe Stufe mit Anfortas' Sünde zu setzen; wenn er weltlichen Kämpfen nachging und sich vom Grale hinwegstahl, so geschah das (in jugendlichem Übermuthe und) um eins werden wibes tugent, wogegen der Charakter Orgelusens mehr als zweifelhaft erscheint.

lässliche waren. Denn dass dafür eine zeitliche und körperliche Sühne möglich und genügend ist, das eben zeichnet das Wesen der lässlichen vor jeder schweren Sünde aus.1) Auch ist wohl jene hohe sittliche Vollkommenheit, welche von den Graldienern gefordert wird, nur dann zu denken, und jenes Wort: vor sündebaeren schanden sint si immer mêr behuot (471. 10) nur dann verständlich, wenn wir mit SanMarte 2) dasselbe dahin auslegen, dass „die vom Gral berufenen Diener von allen Todsünden befreit" oder sagen wir lieber: in solche Verhältnisse versetzt seien, in denen es ihnen ein Leichtes war sich von Todsünden völlig rein zu erhalten.3)

1) Dass sie genügte ergibt sich aus der Verheissung der unmittelbar nach ihrem irdischen Dasein erfolgenden Versetzung der Gralritter in den Himmel. Beiläufig bemerkt ist aber die Behauptung, Wolfram habe kein Fegefeuer angenommen, nur wieder ein Ausfluss der confessionellen Voreingenommenheit San-Marte's (Parz.-Stud. II. §. 51).

2) Ersch u. Gruber, Encykl. Thl. 77. S. 140.

3) Wir glauben also, dass sich W. in Übereinstimmung mit dem Wälschen Gast (herausgegeb. v. H. Rückert vv. 7705 fg.) befunden habe:

Dem ersten manne wart gegeben

daz er möhte ân sîn müe leben

êwiclichen, ob er wolde

sich bewarn als er solde:

im wart verlâzen zuo der stunde

diu maht daz er möht tuon sunde.

da wider gab uns got vür wâr,

daz wir mit müe suln dar,

und daz wir mugen sünden niht,
swenn unz ze komen dar geschiht

wir haben alle Mühe recht zu thun.

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