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Einleitendes.

Zum besseren Verständnisse von Wolframs Parzival,,,für das noch viel zu thun bleibt", 1) wird die richtige Auffassung des Grals ein Haupterforderniss bilden; denn dem man dirre âventiure giht (4. 25), [sin] hôhstiu nôt ist umben grál (467. 26), und wie Herzeloyden kint den grâl erwarp (827. 6) ist in Kürze der Inhalt des Epos. 2)

Nach Wolfram von Eschenbach, auf welchen allein wir in unserer Frage Rücksicht nehmen3), ist unter

1) Koberstein, Grundr. d. Gesch. d. d. Nat.-Lit. bes. von K. Bartsch, I. S. 170. — DreizehnJahre früher hat Haupt derselben Klage Ausdruck gegeben (Ztschft. f. d. A. XI. Bd. 1859. S. 42). K. Reichel bemerkt (Studien zu W.'s P. Wien, 1858, S. 4. fg.):,,Seitdem . . . Lachmann in seiner Vorrede zu Wolfram (p. XI.) einen exegetischen Commentar zu diesem Dichter als ein Werk bezeichnet, das die Kraft eines Einzelnen übersteige, und in seiner Erklärung des Eingangs zum Parzival, dem allerdings dunkelsten Abschnitte des ganzen Gedichtes, die Schwierigkeiten der Exegese gleichsam beispielsweise gezeigt hat, scheint fast ein gewisses Verzagen eingetreten zu sein, wie es doch von den schwierigsten Werken des klassischen Alterthums das rastlose Streben nach durchdringender Erkenntniss nie wegzuscheuchen vermochte."

2) Citirt ist Wolfram nach K. Lachmanns Ausgabe, 3. Auflage 1872.

3) San-Marte scheint die Ursache, warum wir über den Parzival noch immer kein festes Urtheil haben,,,hauptsächlich darin zu liegen", dass so manche Kritiker,,dieses Gedicht

gral zunächst ein Stein zu verstehen von unerfindlich hoher Art, voll der seltensten Kräfte der stein ist ouch genant der grâl (469. 28). Ursprünglich von Engeln bewacht, ging er im christlichen Zeitalter in die Hände Titurels über und bildet nun das Heiligthum auf Muñsalväsche wie ich Munsalvaesche mege gesehn und den grâl (441. 13).

Alles Begehrens- und Bewunderns werthe, das die Templeisen, die Bewohner der Gralburg, geniessen, ist auf den Gral als die Quelle alles Glückes zurückzuführen: si lebent von einem steine (469. 3).

Daher denn auch der Gral soviel wie den Gesammtzustand auf Munsalväsche, d. i. den Inbegriff alles Glückes bedeutet: er ist der wunsch (616. 13), der wunsch úf der erden. . (254. 26);

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vollecliche

als man saget von himelriche (238. 21). Offenbar in diesem letzteren Sinne bildet der Gral den Gegenstand des Strebens Parzivals, und vornehmlich und zunächst als solcher beschäftigt er uns hier.

und die darin vorgetragene Sage vom hl. Gral und der Geschichte der Erlösung des Parzival und Anfortas nicht als ein in sich fest abgeschlossenes Ganze unabhängig von allem früheren oder späteren Beiwerk, welches die altfranzösische und nachwolframsche Literatur lieferte, sondern im Zusammenhang mit diesem ihrer Kritik unterwarfen ... So mussten sie freilich bei diesem Versuche, das Unvereinbare zu vereinigen, scheitern." (Germ. VII. S. 55.)

Unter den verschiedenen Bezeichnungen aber, welche der Gral als Inbegriff des höchsten Glückes erhält, scheint diejenige Alles in Allem zu besagen, welche lautet: der wunsch von pardis (235. 21)1); es frägt sich nur, wie genau wir diesen Ausdruck verstehen dürfen.

Schlechthin, in parabolischem Sinne verstanden) rechtfertigt sich derselbe auf den ersten Blick. Denn wenn wir da vernehmen von den Ehren und der weltbeglückenden Bestimmung, von den persönlichen Vorzügen und dem leiblichen Wohlleben der Gralritter vollends aber des Gralköniges, und über alle dem noch die Betheuerung hören:

swaz iemen wunders hat gesagt,

dennoch pflit ez mêr der grâl (330. 26),

so werden wir ja begreiflich finden, dass sich der Dichter bei Schilderung solcher Zustände des Vergleiches mit dem paradiesischen Eden bedient (wie 244. 16, 470. 11 fg.) und den Gral, die Quelle und den Inbegriff alles dessen, nachgerade als den wunsch

1) Ûf einem grüenen achmardî

trouc si [Repanse] den wunsch von pardîs,
bêde wurzeln unde ris.

daz was ein dinc, daz hiez der Grâl,

erden wunsches überwal. (235. 20 fg.)

Wunsch:,,Inbegriff des Höchsten und Vollkommensten, das man nur wünschen kann; Ideal." (O. Schade, Ad. Wörterbuch, 1. Aufl.) Vgl. San-Marte, Parz.-Stud. II. 202. - Der wunsch von pardis wir würden etwa sagen: die Verwirklichung des paradiesischen Ideals.

2) Wolfram selbst gebraucht den Ausdruck pardîs parabolisch P. 472. 2, Willeh. 249. 15.

von pardis bezeichnet. „Eine Art Paradies“, „ein Tischleindeck dich" u. dgl. haben denn auch alle anderen Erklärer in ihm gesehen und daher den Gral auf gleiche Linie gestellt mit dem Steine der Weisen, der Cridavana, dem Heliotrapezon u. dgl.

Entgegen dieser Auffassung glauben jedoch wir die fragliche Bezeichnung des Dichters im worteigentlichen Sinne verstehen und im Gral das wiedererweckte, 1) biblische Paradies erblicken zu sollen; und im Nachweise hiefür gipfelt die Aufgabe dieser Blätter.

Unsere Gründe aber ergeben sich:

I. aus einem Vergleiche des Parzival mit der deutschen Alexanderdichtung des Pfaffen Lamprecht, II. aus dem Vergleiche des Grales mit dem Bibelparadiese der Theologie des Mittelalters,

III. aus des Dichters eigenen hieher bezüglichen Andeutungen. 2)

1) Das wiedererweckte: denn jenes erste Paradies, das der Dichter fortbestehen lässt, ist uns durch der Stammeltern Schuld unwiederbringlich entrissen. Vier Flüsse: Gêôn, Fisôn, Eufrates unde Tigris entströmen dem Paradiese (P. 481. 19); vgl. 479. 16. Adam (465. 1) und Eva (463. 19) verscherzten uns das parad. Glück.

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2) Es sei hier nur ohne Weiteres bemerkt, dass, wie es der Stoff mit sich brachte, die Abschnitte I u. II dieses Heftes eine weniger dankbare, zum Theil vielleicht ermüdende Lektüre bilden; wir geben also einem ungeduldigen Leser und wem es zumeist nur um Orientirung über unsere Gesammtanschauung zu thun ist, den Rath, sofort auf Abschnitt III überzuspringen.

I.

Der Parzival und Lamprechts

Alexanderdichtung.

Parzival, der Held des gleichnamigen Epos, stellt uns das Ringen des Menschen nach seinem höchsten Glücke, nach voller Befriedigung seines Willens dar; und diess gewährt der hl. Gral, den er erstrebt.

Denselben Gedanken veranschaulichet die weitverbreitete, durch den Pfaffen Lamprecht. verdeutschte Alexandersage. 1) Sie führt ihren Helden von Sieg zu Sieg, legt ihm die Welt und all ihr Glück zu Füssen; doch will er sich nur dann zufrieden stellen, wenn er das Paradies, dasselbe, von dem die Bibel spricht, und das noch heute an den Quellen des Euphrat fortbesteht, erobert haben würde:2) denn dies erscheinet in der Alexanderdichtung als das höchste und allein genügende irdische Glück.

1) Alexander, Ged. d. 12. Jahrts. v. Pfaffen Lamprecht herausgegeb. v. Heinrich Weismann, Frankfurt a. M., Liter. Anstalt 1850. 2 Bde. Die Abfassung des Gedichtes setzt Weismann in die Zeit von 1180, Koberstein (a. a. O. S. 161) in die erste Hälfte des 12. Jahrts.

2) Von Alexander heisst es (1. c. vv. 6730 fg.), dass ihm nehein man ander | an allen ertriche | lebete gelîche. | er wêre riche unde gût | unde hête manlîchen mût, | kûne unde êrhaft, getrûwe unde warhaft | unde hête michelen gewalt:|

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