صور الصفحة
PDF
النشر الإلكتروني

Heere des Kaisers die lang ersehnte Erquickung. Dieses an ein Wunder grenzende Ereigniß soll, so erzählen die christlichen Schriftsteller), auf das Gebet einiger Christen, die sich im kaiserlichen Heere befanden, eingetreten sein; während die heidnischen Berichterstatter dieselbe Wirkung dem Gebet des Kaisers, Andere der Kunst eines im Heere sich befindlichen Zauberers Arnuphis 10) zu= schrieben. Zudem melden die christlichen Schriftsteller, der Kaiser habe von diesem Augenblick an, bei Todesstrafe verboten, die Christen weiter zu verfolgen 11) und habe der Legion, auf deren Gebet hin das Gewitter sich erhoben, den Namen der Donnerlegion (legio fulminatrix) gegeben. — Nun kommt zwar allerdings unter den römischen Legionen eine Legion dieses Namens vor, allein bedeutend früher, als das erwähnte Ereigniß, so daß also die Herleitung ihres Namens von diesem Ereigniß als eine unbegründete dahin fällt. Was aber die Begebenheit selbst betrifft, so mag immerhin ein unerwartetes Gewitter jene für den Kaiser günstige Wendung der Dinge herbeigeführt haben, da sowohl heidnische als christliche Schriftsteller ihrer erwähnen; aber ob auf das Gebet der Christen, muß dahin gestellt bleiben, da nicht einmal sicher ist, ob und wie viele Christen sich in dem Heere des Kaisers befunden haben. Jedenfalls ist es unrichtig, daß das Ereigniß den Christenverfolgungen unter Mark Aurel ein Ziel gesezt habe. Höchstens konnte es einen Stillstand bewirken; denn drei Jahre nachher (um 177) sehen wir eine neue Christenverfolgung in Gallien ausbrechen, in welcher besonders die jungen Gemeinden von Lyon und Vienne bedrückt wurden. Auch über diese Verfolgung haben wir Verichte von Zeitgenossen; Briefe dieser Gemeinden an die Brüder in Kleinasien und Phrygien 12). Aus diesen geht hervor, daß die Christen in den Gegenden der Rhone von dem Pöbel ge= hezt wurden wie das Wild. Aus den Häusern, aus den Bädern

9) Apollinaris, Bischof von Hierapolis. Cuseb Kircheng. V, 5. Tertullian Apol. c. 5.

10) Dio Cassius (in den Excerpten des Xiphilinus) 71, 8. Julius Capitolinus, Vita Marc Aurel. c. 24.

11) Das hierauf bezügliche Edict, dessen Tertullian erwähnt, und das sich hinter der ersten Apologie des Justin mitgetheilt sindet, ist offenbar unächt 12) Bei Euseb Kircheng. V, 1. 2.

wurden sie zusammengetrieben, mit Schlägen mißhandelt, mit Steinen beworfen, zu Boden gerissen, in die Gefängnisse geschleppt, und nachh tumultuarischem Verhöre hingerichtet. Es wird uns das Märtyrthum von Jünglingen, Männern, Frauen und Greisen erzählt. - Vettius Epagathus (so hieß der Jüngling) war, nach dem Ausdruck des Sendschreibens, überfließend von Liebe gegen Gott und den Nächsten; er wandelte in allen Geboten und Rechten. des Herrn, untadelhaft und zu jeder Dienstleistung gegen den Nächsten unverdrossen, und da er voll göttlichen Eifers war, konnte er das ungerechte Verfahren gegen die Christen nicht länger erdulden. Er verlangte gehört zu werden; aber sein Geständniß, daß auch er ein Christ sei, reichte hin, ihn denen beizuzählen, die als Opfer fallen sollten. Dieß schüchterte die Schwachen unter den Christen ein, so daß ihrer zehn abfielen. Unter diesen befand sich auch eine Frau, Namens Biblias. Allein als sie falsches Zeugniß ablegen sollte gegen ihre ehmaligen Glaubensbrüder, da kehrte ihr der Muth wieder, und eher wollte sie alles erdulden, als mit einer Lüge ihr Leben erkaufen. Sie vollendete standhaft unter den Todesmartern. Eben so eine Dienstmagd, Blandina, bei welcher (wie der Bericht sagt) Christus zeigte, daß das, was bei den Menschen gering ist, bei Gott großer Ehre gewürdigt wird. Sie stand die heftigsten Folterqualen aus unter dem beständigen Bekenntniß: ich bin eine Christin, und bei uns geschicht nichts Böses. Man sparte sie den ausgesuchtesten Martern auf. Erst wurde sie an einen Pfahl gehängt, um von den wilden Thieren zerrissen zu werden; dann wieder losgebunden, noch einmal in's Gefängniß gebracht, nachher in einem Neße einem wilden Stier vorgeworfen und zulegt erstochen. Auch der neunzigjährige Pothinus, Bischof von Lyon, ward vorgeführt. Als er von dem Statthalter gefragt wurde, wer der Christen Gott sei, antwortete er: Wenn du es werth bist, so wirst du es erfahren!" Auf diese trogige Antwort ward er erbarmungslos zu Boden geworfen und auf alle Weise mißhandelt. Kaum noch athmend, ward er in's Gefängniß gebracht, wo er nach zwei Tagen seinen Geist aufgak. Auch denen, die verleugnet hatten, half ihre Verleugnung nichts; sie wurden gleichwohl hingerichtet und starben unter den Vorwürfen ihres Ge= wissens, während Jene mit Freuden „gleich einer geschmückten

[ocr errors]

Braut" ihrem Tod entgegen gingen. Unter den leztern werden. uns auch noch Maturus, Sanctus, Attalus, ein Arzt Alerander und ein fünfzehnjähriger Jüngling Ponticus als Märtyrer genannt. Auch bei ihnen wurden die verschiedensten Marter versucht, um sie zum Abfall zu bewegen. Sie wurden erst den wilden Thieren vorgeführt, dann auf dem eisernen Stuhl durch Feuergluth gemartert und endlich erwürgt oder erstochen. Als Attalus gefragt wurde, was für einen Namen Gott hätte, antwortete er: Gott hat keinen Namen wie ein Mensch." 13) Die Leichen der Hingerichteten wurden den Hunden vorgeworfen und mit Gewalt ward den Christen jede Beerdigung der traurigen Ueberreste ihrer Brüder gewehrt. Sie wurden zu Äsche verbrannt, und in die Rhone geworfen. Sie sollen," spotteten die Heiden, nicht einmal die Hoffnung der Auferstehung haben, darauf sie sich verlassen; nun wollen wir sehen, ob sie auferstehen werden, und ob ihnen ihr Gott helfen und sie aus unsern Händen erretten kann.“

"

Unter den auf die Antoninen folgenden Kaisern Commodus, Pertinar, Didius Julianus, unter den Gegenkaisern Pescennius Niger in den Morgenländern, und Albinus in Gallien, so wie endlich in den zehn ersten Regierungsjahren des Septimius Severus, mithin in den lezten zwei Jahrzehnten des zweiten Jahrhunderts, genossen die Christen ziemlich Ruhe. Von einem einzigen Märtyrer Apollonius unter Kaiser Commodus wird uns berichtet, daß derselbe zu Nom sei hingerichtet worden, zugleich aber auch der Sklave, der ihn verrathen. Hingegen brach bald mit dem Anfang des dritten Jahrhunderts, im Jahr 202, eine neue Christenverfolgung aus. — The wir jedoch diese betrachten, werden wir in der nächsten Stunde noch einmal zu den Antoninen zurückkehren, um der innern Entwicklung des Christenthums in diesem merkwürdigen Zeitalter unsere Aufmerksamkeit zu schenken.

13) Die Welt will für alles Namen. Das war den Heiden am unausstehlichsten, daß die Christen nicht auch Götternamen hatten, wie die andern Religionen. Nun hätte Attalus wohl auch Eottesnamen aus dem alten und neuen Testamente nennen können; aber er glaubte damit das Christenthum zu profaniren. Ein gewisser Troß liegt allerdings in dem Benehmen, aber der Rohheit seiner Dränger gegenüber, läßt sich dieser Troy begreifen

Hagenbach, Vorlesungen II.

11

Zehnte Vorlesung.

Innerer Zustand der Christenheit unter den Antoninen. Die christlichen
Apologeten. Justin der Märtyrer. Schilderung der christlichen Ver-
sammlungen zu seiner Zeit. Seine Schriften und seine Theologie.
Die Gegner des Christenthums: Celsus und Lucian.

Apologetik.

Aufgabe der

Das Zeitalter der Antonine, mit dem wir uns in der legten Stunde beschäftigt haben, war in Beziehung auf das geistige Leben der Römer ein merkwürdiges Zeitalter. Es bildet in der Geschichte der römischen Litteratur eine neue Epoche. Schon Hadrian hatte zu Rom ein Athenäum gestiftet, eine Art von Akademie, an welcher vom Staate besoldete Dichter und Rhetoren öffentliche Vorlesungen hielten. Die beiden Antonine wollten in diesen Bestrebungen nicht zurückbleiben, sondern vielmehr auf der einmal eingeschlagenen Bahn der Bildung noch weiter fortschreiten. Nicht in Rom allein, sondern auch in den bedeutendern Städten Italiens, auch in Gallien und Afrika erhoben sich öffentliche Schulen mit besoldeten Lehrern, und besonders wurde unter Mark Aurel, der selbst den Namen des Philosophen trug, auch das Studium der Philosophie von Staatswegen gefördert. Rom war der Hauptsiz der stoischen Philosophie. Es hatte dieß seine unverkennbaren Vortheile, aber auch seine eigenthümlichen Nachtheile. Die Wissenschaft, früher ein freies Erzeugniß des nach Wahrheit ringenden Geistes, wurde nach und nach zum zünftigen Gewerbe. Sie entfernte sich, indem sie sich ganz an das Griechenthum anschloß von dem volksthümlichen Boden und nahm einen treib

hausartigen Charakter an. Die Vermittlung zwischen dem Fremden und dem Einheimischen, zwischen der Schule und dem Leben. wurde immer mehr vermißt. Es war etwas Künstliches und Gemachtes in dieser Wissenschaft, was sich auch in Styl und Sprache der damaligen Schriftsteller ausdrückt, und wie die Kunst in Manier, so artete die Philosophie in Sophistik aus. Nicht alle trieben, wie Mark Aurel selbst, die Philosophie aus innerm sittlichen Antriebe, sondern die eitle Disputirsucht hatte großen Theil an den Bestrebungen der Philosophie, und daß diese Disputirsucht sich nun auch an das Christenthum wagte, daß sie alles aufbot, dasselbe als eine Religion des unwissenden Pöbels vorzustellen, kann uns nicht befremden.

Aber auch das Christenthum tritt in diesem antoninischen Zeitalter in ein neues Stadium. Es tritt aus der Verborgenheit der Secte mehr und mehr heraus an's Licht der Oeffentlichkeit; aus der Zeit der ersten Jugend thut es den Schritt in die Zeit des reifern Alters. Dadurch wurde auch seine Stellung zum Heidenthum und zum römischen Staatsleben eine veränderte. Hatte man bisher nur die Christen als Anhänger einer Lehre gekannt, die man kaum der Mühe werth hielt, näher zu untersuchen, so fingen jezt die Gebildeten unter den Heiden an, sich auch um diese Lehre zu bekümmern, und namentlich hatten die Gnostiker dazu beigetragen, die Aufmerksamkeit der Philosophen auf die Mysterien. dieser neuen Religion zu lenken. Jezt wurden auch schon die geistigen Waffen geschmiedet, mit denen man das Christenthum zu bekämpfen suchte, während man es bisher nur mit den rohen Waffen der Gewalt verfolgt hatte. Aber auch die Art der Vertheidigung von Seiten der Christen wurde eine andere; ste nahm unwillkürlich eine mehr wissenschaftliche und philosophische Gestalt an. Ja, wir können auch das mit als einen Segen der Verfolgung ansehen, daß durch sie die geistige Kraft der Christen geweckt, daß sie zum Nachdenken über das eigenthümliche Wesen ihrer Religion und über die höchsten und legten Gründe ihres Glaubens Hingeleitet wurden.

Wenn der Apostel Petrus den ersten Christen schrieb: seid allezeit bereit zur Verantwortung jedermann, der Grund fordert der Hoffnung, die in euch ist (1 Petr. 3, 15), so

« السابقةمتابعة »