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sie einen der Ihrigen in die Stadt, um Speise zu kaufen. Dieser fand alles auffallend verändert, christliche Kirchen, wo früher heidnische Tempel gestanden, und er selbst wurde von Allen als eine fremde Erscheinung angestaunt. Der Bischof der Stadt begab sich dann mit einer großen Menge Volkes hinaus zu der Höhle, wo auch die übrigen Brüder sich befanden und worüber männiglich erstaunte. Nun aber sanken die sieben Schläfer in die Arme des Todes, um zu ihrer ewigen Ruhe einzugehen. Offenbar will die Sage in dichterischer Einkleidung den Umschwung beschreiben, den die Lage der Christen während dieser Zeit genommen. Vielleicht, daß auch wirklich bei der Decischen Verfolgung eine Anzahl Christen in einer Höhle, darein sie sich geflüchtet, des Todes entschliefen und daß dieses zur Sage Veranlassung gab, indem der Tod schon frühzeitig von den Christen als ein Schlaf betrachtet wurde.

Im December 251 kam Decius auf seinem Feldzug in Mösten Unter seinem Nachfolger Gallus fielen die Gothen in's Reich ein. Dazu kamen Hungersnoth und Best. Nach kurzer Unterbrechung wurden die Christenverfolgungen auch unter diesem Kaiser fortgeseßt. Die römischen Bischöfe Cornelius und Lucius traf Verbannung und Tod; doch die häufigen Kriege und Empörungen hinderten den Kaiser, seinen Verfolgungsplan durchzusehen, und nach seiner Ermordung (253) trat abermals eine Zeit der Ruhe für die Christen ein, unter Valerianus. Aber auch diese dauerte nicht lange. Zeigte sich auch Valerianus anfänglich den Christen überaus günstig (worüber er von den damaligen Kirchenvorstehern auf's Aeußerste belobt wurde) 2o), so wußte ihn doch sein Günstling Macrianus umzustimmen, und im Jahr 257 erschien ein Befehl, wonach die Versammlungen der Christen geschlossen und ihre Bischöfe des Landes verwiesen werden sollten, wenn sie den Göttern die Verehrung verweigerten. Anfänglich waren jedoch die Strafen, die gegen die Christen verhängt wurden, noch milde, im Vergleich mit den bisherigen Grausamkeiten. Valerian begnügte sich erst mit Verbannung und Drohung; namentlich wurden auch mehrere Christen in die mauritanischen und numidischen Bergwerke

20) Eufeb VII, 10.

Hagenbach, Vorlesungen II.

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abgeführt, um dort zu arbeiten. Bald aber nahm die Verfolgung eine blutigere Gestalt an. Das Edict vom Jahr 258 lautete : „Bischöfe, Presbyter und Diaconen der Christen sollen sogleich mit dem Schwerte hingerichtet werden, Senatoren und Ritter sollen ihre Würde und Güter verlieren, und wenn ste dennoch Christen bleiben, soll auch sie die Todesstrafe treffen. Frauen von Stande sollen (nach Einziehung ihrer Güter) verbannt, Christen am kaiser= lichen Hofe als Sklaven behandelt, gefesselt und zur Arbeit auf die verschiedenen kaiserlichen Güter vertheilt werden." Die Ersten, die als Opfer dieser strengen Maßregel fielen, waren der römische Bischof Sirtus II. und seine vier Diaconen, unter ihnen auch der Diacon Laurentius. Sirtus und drei seiner Diaconen_wurden auf der christlichen Begräbnißstätte, wo sie ergriffen wurden, an's Kreuz geschlagen. Laurentius aber ward zu einer noch graufamern Marter ausersehen. Der römische Statthalter hatte von den Kirchenschäßen der Christen gehört und war lüstern nach denselben geworden. Er verlangte von Laurentius, daß er ihm diese herbeischaffe. Laurentius zeigte sich bereit; er wurde freigelassen, um die Schäße zu holen. Bald sah man ihn wiederkehren im Gefolge von Lahmen und Krüppeln. Das sind unsere Schäße", sprach er. Dieß Benehmen ward ihm als Hohn gedeutet, und zur Strafe dafür ward er auf dem eisernen Stuhle der Feuergluth ausgesetzt. Auch der berühmte Bischof Cyprian von Karthago kam in dieser Verfolgung um. Wir werden später auf ihn und sein Benehmen während der ganzen Zeit der Verfolgung, so wie auf seinen Tod zurückkommen. Für jezt bemerken wir nur noch, daß Kaiser Valerian, von dem die Verfolgung ausgegangen, seinem unglücklichen Kriege gegen die Perser gefangen wurde (259) und daß sein ihm unähnlicher Sohn, Gallienus, ein Toloranzedict erließ, wonach die christliche Kirche nach langen Leiden und Drangsalen zum erstenmal als eine gesetzmäßig bestehende Corporation im Reiche anerkannt wurde. Zwar hatte sich in den morgenländischen Gegenden Macrianus als Gegenkaiser aufgeworfen, aber im Jahr 261 unterlag er, und so trat auch dort das Edict in Kraft 21). Der Zustand des römischen Reiches war aber um diese

21) Vgl. Euseb VII, 23.

Zeit ein überaus verwirrter. Bei seiner Trägheit vermochte Gallienus dem Andringen der fremden Völkerschaaren, der Berser, der Gothen, der Scythen, der Deutschen, nicht zu wehren. Dazu wiederholten sich die alten Landesplagen der Theurung und der Pest. Auch innere Unruhen brachen aus. Gallienus selbst hauchte sein Leben vor Mailand aus, wohin ihn der Bürgerkrieg gerufen (268); nun verdrängte wieder ein Gegenkaiser den andern, bis endlich unter Aurelianus (270) die Herrschaft sich wieder befestigte. Wir brechen hier ab, um uns in der nächsten Stunde wieder dem innern Leben der Kirche zuzuwenden, und beson= ders die Männer näher zu betrachten, die während dieser Zeit als Lichter der Kirche geleuchtet und als ihre Säulen sich bewährt haben. - Clemens von Alexandrien, Origenes, Tertullian, Cyprian werden wohl mehr als eine Stunde unsere Aufmerksamkeit in Anspruch nehmen.

Dreizehnte Vorlesung.

Die innere Geschichte des dritten Jahrhunderts. — Die alexandrinische Schule. - Clemens von Alexandrien.

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Christlicher Hymnus.

Origenes.

Das dritte Jahrhundert der christlichen Kirche, das wir (bis auf die drei lezten Jahrzehnte desselben) in der vorigen Stunde durchgangen haben, war, wie wir gesehen, ein sehr wechselvolles in Absicht auf die äußern Schicksale der Kirche. Man kann nicht sagen, daß es eine Zeit andauernder Verfolgungen, aber eben so wenig, daß es eine Zeit der Erquickung und der Ruhe gewesen sei, und jedenfalls gehörten die Verfolgungen, die in diese Zeit fallen, wie namentlich die unter Septimius Severus und die unter Decius, zu den blutigsten und gefahrvollsten, welche die Kirchengeschichte kennt. Wir wenden uns nun der innern Seite zu. Da werden wir finden, daß das dritte Jahrhundert im Vergleich mit dem zweiten und dem darauf folgenden vierten Jahrhundert weniger von dogmatischen Streitigkeiten bewegt war. Die rohern Formen des ebionitischen und gnostischen Christenthums waren, wo nicht überwunden, doch zurückgedrängt, und auch der Montanismus, der an Tertullian seinen Vertreter fand, wurde gerade durch diese ausgezeichnete Persönlichkeit gewissermaßen veredelt und nahm in ihm eine würdigere Gestalt an. Es war nicht etwa eine äußere Kirchengewalt, welche die häretischen Richtungen zum Schweigen brachte (obgleich die Einmischung des römischen Stuhles sich schon sehr bemerklich machte), sondern in der Kirche selbst fand sich ein Gegengewicht gegen den Irrthum. Es fehlte auch ihr nicht an scharfsinnigen Köpfen, an geistreichen Denkern, an kräftigen Na

turen, die mehr durch die Autorität ihres Geistes, als durch äußeres und amtliches Ansehen die Theologie der Kirche in die rechte Bahn lenkten und ihr durch ihre eigenen Werke vorleuchteten. Nicht als ob diese Männer im vollen Befit der reinen und absoluten Wahrheit gestanden hätten. Auch sie waren Kinder ihrer Zeit und berührt von den Einflüssen derselben. Die Irrthümer, die sie an den Häretikern bekämpften, schlichen sich oft nur unter anderer, sei es unter entgegengesetter oder unter gemilderter Gestalt, bei ihnen selbst ein, oft ohne daß sie es wußten. Diese Irrthümer wurden aber bei ihnen weniger gefährlich, da sie von einer gläubigen Gesammtanschauung beherrscht waren, die eine eigentliche Keßerei, ein antichristliches Bekenntniß nicht aufkommen ließ. Wir würden auch sehr irren, wenn wir glaubten, die Väter, die wir als die Vertreter der Rechtgläubigkeit ihrer Zeit betrachten, hätten Alle bis auf's Wort miteinander übereingestimmt. Nichts weniger als dieß. Wir finden gerade in dieser Zeit die verschiedensten Geistes- und Glaubensrichtungen hervortreten, und weit entfernt, daß ein Kirchenlehrer nur das Echo des andern gewesen, ergänzen sie einander vielmehr auf die überraschendste Weise. In den Hauptpunkten freilich des christlichen Glaubens, in der Anerkennung der Thatsachen des Christenthums und der Grundlehren stimmten sie überein. Die sogenannte Glaubensregel (regula fidei) lautete überall gleich, in der alexandrinischen, wie in der nordafrikanischen, in der kleinasiatischen, wie in der römischen und gallischen Kirche. Es waren dieß jene Haupt- und Grundsäge, wie wir sie in unserm apostolischen Glaubensbekenntniß haben, das freilich nicht von den Aposteln selbst verfaßt ist, ja, das in seiner jezigen Gestalt nicht einmal bei den ältesten Gemeinden gefunden wird, aber das seinem Hauptinhalt nach gleichwohl vorhanden war, in Gestalt der Glaubensregel. Glaube an Gott Vater, den allmächtigen Schöpfer Himmels und der Erde; Glaube an Jesum Christum als den Sohn Gottes, der von Maria der Jungfrau geboren, gelitten hat, der gestorben, auferstanden und in den Himmel erhöht ist und der wieder kommen wird zum Gericht; Glaube an einen heiligen, die Kirche leitenden und erfüllenden Geist; Glaube an Sündenvergebung, an Auferstehung des Leibes und an ein ewiges Leben, - das sind die Grundzüge, an denen die ganze katho

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