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Aufenthalt in Arabien, den uns Paulus selbst meldet, so war auch dieß eine schöne Zeit der innern Befestigung und der Vorbereitung auf seinen heiligen und wichtigen Beruf.

Zusammenhängend mit der Frage über die Bekehrung des Paulus ist die über seinen Unterricht im Christenthum und über seinen Beruf zum Apostel. Wie seine Bekehrung, so führt er ja auch seine Berufung zum Apostel auf einen Akt der göttlichen Gnade zurück. Er wiederholt es zu verschiedenen Malen, daß er nicht von Menschen erwählt, auch nicht von den übrigen Aposteln sei belehrt worden, sondern daß er seinen Unterricht vom Herrn selbst empfangen habe und auch von ihm, und nicht von Menschen zum Apostel sei berufen worden. Er thut dieß mit einer solchen Zuversicht, daß wir nicht anders können, als dieser Aussage glauben. Ueber das Wie? erfahren wir freilich nichts. Aber die ganze Lehre und Predigt des Mannes muß uns selbst den Eindruck machen, daß was er redet, nicht die Frucht mühsamer Combinationen, noch weniger der bloße Abdruck dessen sei, was ihm Andere mitgetheilt haben; sondern allerdings ein unmittelbares Schauen und Ergreifen der Wahrheit, wie sie ihm von dem Herrn und seinem Geist ge= offenbart wurden. Bei dieser unbestrittenen Thatsache muß sich die Geschichte begnügen. Und nun eben diese Predigt des Paulus selbst! Welche Kraft und Entschiedenheit! Welches Leben der Ueberzeugung! Es ist nicht die bloße Verkündigung der geschichtlichen Heilsthatsachen, die uns hier begegnet; alles trägt das Gepräge des Selbsterlebten, des Selbsterfahrenen. Ueberall stellt sich der Apostel hin als den, an welchem die Gnade Gottes in Christo persönlich gearbeitet, persönlich sich verherrlicht, an dem sie sich als in dem Schwachen mächtig erwiesen hat! Wenn schon Johannes diese innern Wirkungen des Christenthums in der Seele des Gläubigen hervorhebt, wenn seine Seele gleichsam der klare Spiegel ist des Lichtes, das in die Welt gekommen, alle Menschen zu erleuchten; so giebt uns Paulus nicht nur diesen einfachen Refler wieder, er führt uns auch hinein in den Kampf der Gegensäße, in den Widerstreit der Gedanken, die sich unter einander anklagen und entschuldigen; an ihm tritt die Sündentilgende, die vom. Fluch des Gesezes erlösende, die den Menschen zur wahren Freiheit der Kinder Gottes führende Macht des Evangeliums am Bestimm

testen hervor. Die Rechtfertigung des Sünders vor Gott durch den lebendigen Glauben an den Sohn Gottes und sein für uns gebrachtes Opfer, das ist das eigentliche Grundthema der paulinischen Lehre; das das eigenthümliche Gepräge derselben.

Man hat die Frage aufgeworfen, ob nicht dieses paulinische Christenthum ein anderes sei, als das, das uns Jesus Christus und seine nächsten Apostel selbst gebracht haben? Die Einen haben gesagt, Paulus habe die einfache Lehre Jesu umgewandelt in eine rabbinische Theologie und habe so gewisse dogmatische Vorstellungen in das Christenthum eingeführt, die sich zu der einfachen, auf das Praktische gerichteten Lehrart Jesu verhielten, wie die Theologie zur Religion überhaupt. Was diese als einen Nachtheil des Paulinismus bezeichneten, haben Andere als einen Vortheil desselben hervorgehoben, indem sie sagten, erst Paulus habe aus dem Christenthum etwas gemacht; er habe erst diese einfache Lehre des Zimmermannssohnes und der galiläischen Fischer in eine höhere Sphäre, in die Sphäre des speculativen Gedankens gehoben, und dadurch ihr ein welthistorisches Interesse gegeben. Allein, wenn wir die paulinische Lehre einfach vergleichen mit der Lehre Jesu und mit der Lehre eines Petrus, Johannes und Jacobus, so wird uns die tiefere Uebereinstimmung mit den Grundlehren des Evangeliums, wie wir sie schon dort finden, nicht entgehen, und wir werden uns wohl hüten, Paulus auf Kosten der Andern zu erheben, oder umgekehrt ihn einer Entstellung der christlichen Lehre zu beschuldigen. Er, der nichts anders wissen wollte, als Jejum Christum den Gekreuzigten (1 Cor. 2, 2), der keinen andern Grund wollte gelegt wissen, als den, der gelegt ist (1 Cor. 3, 11), und der selbst einen Engel vom Himmel dem ewigen Fludy verfallen erklärte, der ein anderes Evangelium bringen würde, als das Evangelium von Christo, das eru verkündigen sich bewußt war (Gal. 1, 8), er würde sich eben so wohl den falschen Nuhm verbeten, ein neues und besseres Christenthum erfunden, als den Vorwurf, das Evangelium durch die Beimischung seiner Lehrsäße entstellt zu haben. Paulus hat kein anderes Christenthum gebracht, als das Christenthum Jesu und seiner Apostel. Das wird sich Jedem feststellen, der seine Schriften studirt und sie mit den Evangelien und den übrigen neutestamentlichen Schriften vergleicht. Wohl aber wird

dieses vergleichende Studium, uns zu der Ueberzeugung führen, daß Paulus das Evangelium allerdings nicht nur als einen von außen überlieferten Stoff weiter verbreitet, sondern daß er es als eine seligmachende Kraft in sich verarbeitet, und durch eigenes Nachdenken sowohl als durch Uebung und Erfahrung in sein geistiges Eigenthum verwandelt habe. In diesem Sinn dürfen wir von einem paulinischen Christenthum reden, d. h. von einem Christenthum, das sich mit der persönlichen Gemüthsanlage des Apostels, mit seiner geistigen Bildung, mit seinen äußern und innern Erfahrungen zu einem Ganzen von Vorstellungen zusammenschloß, wie es zu einem solchen Ganzen verarbeitet, uns allerdings sonst nirgends begegnet. Das ist ja eben das Schöne und Große des Christenthums, worauf ich schon bei der Stiftung desselben aufmerksam gemacht habe, daß es nicht ein von vornherein abgeschlossenes System, nicht ein Compler von Dogmen und Sittengeboten ist, den man als einen fertigen Stoff wieder Andern überliefern kann, sondern daß es als ein ewig Lebendiges und Flüssiges in jeder Persönlichkeit wieder seine eigene Gestalt gewinnt, in jeder gleichsam eine neue Geschichte durchlebt und so auch wieder von ihr ein Gepräge zurücknimmt, wie es ihr selbst sein ewiges Gepräge aufdrückt. Und nun eine Persönlichkeit wie die des Apostels Paulus, eine also von Gott erwählte, bereitete, von seinem Geist geführte und erleuchtete Persönlichkeit, hätte sie nur der mechanische Träger, und nicht vielmehr ein organischer Durchgangs- und Vermittlungspunkt des Christenthums werden sollen? Die große Bedeutung des Apostels als des Heidenapostels, hätte sie wirklich nur darin bestanden, das Christenthum dem Raume nach in die Länder, der Heiden zu bringen, oder nicht vielmehr auch darin, es den Heiden zugänglich zu machen durch die ganz eigenthümliche, auf sie berechnete Art der Verkündigung? Wenn etwa auch schon gesagt wor= den ist, Paulus habe das Christenthum aus der jüdischen Befangenheit erst heraus gehoben und es nach freier, eigner Willkür zur Weltreligion umgeseßt, so wird damit zu viel gesagt; ja, es wird der Jünger dann über den Meister erhoben. Aber wenn gesagt wird, Paulus habe bestimmter und energischer als andere Apostel die universelle Bestimmung des Christenthums erkannt, betont, begriffen und demgemäß die Absicht seines göttlichen Meisters selbst

in einer ihm eigens angewiesenen Richtung erfüllt, wie kein Anderer, so ist das ein Urtheil, zu dem die unbefangene Betrachtung seines' Lebens und Wirkens uns allerdings berechtigt, ja uns hindrängt. Paulus hat, indem er mit seinem Herrn und Meister und seinen Mitaposteln auf einem Grunde des Heils steht, dennoch wieder seine eigenthümliche Stellung, seine eigenthümliche Mission, seinen eignen, ihm angehörenden Ideenkreis und in sofern allerdings auch seine Sprache, seine Vorstellungs- und Darstellungsweise, seine Philosophie und Theologie. Aber das Alles hat er auch als hätte er es nicht, hat er nicht als das Seine, sondern als das ihm Gegebene, als das ihm Anvertraute und Gewordene. Und so konnte er denn auch von seinen Gemeinden und von seiner Arbeit an ihnen mit einem Bewußtsein reden, das ihm keine Kritik verkümmern darf. Vielmehr wird es die Aufgabe der Geschichte sein, nachdem sie das auserlesene Rüstzeug des Apostels selbst kennen gelernt hat, nun auch über den Kreis seiner Thätigkeit sich eine genauere Ansicht zu verschaffen. Die paulinischen Gemeinden. und das Verhältniß des Apostels zu ihnen wird demnach das Erste sein, womit wir uns in der nächsten Stunde zu beschäftigen haben.

Sechste Vorlesung.

Die paulinischen Gemeinden und die Briefe au sie. Der Brief an die

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Die katholischen Briefe.

Die sieben Gemeinden der Sagen über Verbreitung des Ghristenthums durch apostoliStatistische Rundschau über die christliche Kirche der drei Christenverfolgungen im römischen Reich unter

ersten Jahrhunderte.

Nero. Die Zerstörung Jerusalems.

Wir sind in der lezten Stunde dem Apostel Paulus auf seinen Reisen gefolgt, ohne jedoch bei den Gemeinden selbst, die er gestiftet, zu verweilen, und das persönliche Verhältniß des Apostels zu ihnen genauer zu betrachten. Unsere Aufgabe kann nun freilich nicht sein, die Geschichte jeder dieser Gemeinden in's Einzelne zu verfolgen. Die Kirchengeschichte kann nur die Kirche Christi als Gesammtheit in's Auge fassen. Allein wir haben früher gezeigt, wie diese Kirche Christi nicht so plöhlich als Kirche in die Welt trat. Erst aus den einzelnen Gemeinden hat sich die Kirche ge= bildet. Und darum muß für uns das Gemeindeleben der ersten Christen doch wieder das sein, woran wir uns halten, weil sicy aus ihm erst das Kirchenleben gebildet hat. Die Quellen, an die wir hier fast ausschließlich gewiesen sind, sind nicht sowohl die Apostelgeschichte, als vielmehr die Briefe, die der Apostel Paulus an diese Gemeinden oder auch an seine Schüler, die Vorsteher dieser Gemeinden waren, geschrieben hat. Auch diese Briefe können wir jezt nicht mit dem Auge des Schriftforschers betrachten. So manches von ihrem tiefen Lehrinhalt müssen wir bei Seite lassen und nur das aus ihnen herausheben, was auf das Gemeindeverhältniß Licht

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