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die geboren werden soll (Joh. 3, 1–15. 2 Cor. 5, 17. Gal. 5, 6. Jac. 1, 18.), sondern nur von Ausbesserung des alten Menschen, der doch einmal durch die Sünde verderbt ist, und wiedergeboren werden muß, wenn er das Himmelreich sehen soll.

Fragst du nun, warum doch diese Lehre so allgemein im Schwange geht, so wisse, weil sie uns natürlich ist; sie schmeichelt uns mit einer Würde und Güte, die wir nicht haben, sie hilft uns unsre natürlichen Unarten entschuldigen, und lullt uns in den Schlaf der Sicherheit, als hätte es mit Lod und Gericht nichts zu bedeuten, während dagegen die evangelische Lehre, die uns die Schuld allein giebt, uns vielmehr demüthigt, vielmehr zum Schaffen unsrer Seligkeit antreibt, vielmehr von der Sünde abschreckt, in die wahre Selbstverleugnung und in die Gemeinschaft Christi und Seines Geistes hineinzieht, ais dem alten Menschen lieb ist, auch das Verdienst nicht uns, sondern dem Herrn giebt. Hast du nicht selbst gemerkt, lieber Christ, wie sich bei dir der alte Mensch entschuldigt und weißbrennt, und den Schöpfer gern der Schuld theilhaftig macht, als könnte man nicht für sein Lemperament oder für seine Verhältnisse, Eigenheiten und Leidenschaften, damit man nicht sich zu demüthigen und ernstlich zu bekämpfen braucht. Diesem Leichtsinn und seelenverderblichen, die wahre Buße hindernden Hochmuth und Troß tritt unser Artikel entgegen; bekennen wir ihn treulich und glaubenskräftig in der That mit unsern Vätern,

so werden wir auf dem Grund der Schrift das Ziel von Gottes Gnaden erreichen.

Artikel XX.

Vom Glauben und guten Werken.

Den Unsern wird mit Unwahrheit aufgeleget, daß sie gute Werke verbieten. Denn ihre Schriften von Zehen Geboten und andere beweisen, daß sie von rechten christlichen Stånden und Werken guten, nüßlichen Bericht und Ermahnung gethan haben, davon man vor dieser Zeit wenig gelehret hat, sondern allermeist in allen Predigten auf kindische unnöthige Werke als Rosenkränze, Heiligen-Dienst, Mönche werden, Wallfahrten, geseßte Fasten, Feier, Brüderschaften 2c. getrieben. Solche unnöthige Werke rühmet auch unser Widerpart nun nicht mehr so hoch, als vor Zeiten; darzu haben sie auch gelernet nun vom Glauben zu reden, davon sie doch in Vorzeiten gar nichts gepredigt haben; lehren dennoch nun, daß wir nicht allein aus Werken gerecht werden vor Gott, sondern seßen den Glauben an Christum darzu, sprechen, Glauben und Werk machen uns gerecht vor Gott, welche Rede mehr Trost bringen möge, denn so man allein lehrt, auf Werk zu vertrauen.

Dieweil nun die Lehre vom Glauben, die das Hauptstück ist im christlichen Wesen, so lange Zeit, wie man bekennen muß, nicht getrieben worden,

sondern allein Werklehre an allen Orten gepredigt, ist davon durch die Unsern solcher Unterricht geschehen.

Erstlich daß uns unsere Werke nicht mögen mit Gott versöhnen und Gnade erwerben, sondern solches geschieht allein durch den Glauben, so man glaubt, daß uns um Christus willen die Sünden vergeben werden, welcher allein der Mittler ist den Vater zu versöhnen. (1 Tim. 2, 5.)

Wer nun vermeinet solches durch Werke aus, zurichten und Gnade zu verdienen, der verachtet Christum und sucht ein eigen Weg zu Gott wider das Evangelium.

Diese Lehre vom Glauben ist öffentlich und klar von Paulo an vielen Orten gehandelt, sonderlich zu'n Ephesern am 2, 8: Aus Gnaden seyd ihr selig worden, durch den Glauben, und da sfelbige nicht aus euch, sondern es ist Gottes Gabe, nicht aus Werken, damit sich Niemand rühme zc.

Und daß hierin kein neuer Verstand eingeführet sey, kann man aus Augustino beweisen, der diese Sache fleißig handelt, und auch also lehret, daß wir durch den Glauben an Christum Gnade erlangen, und vor Gott gerecht werden, und nicht durch Werke, wie sein ganzes Buch de spiritu et litera ausweiset.

Wiewohl nun diese Lehre bei unversuchten Leuten sehr veracht wird, so befindet sich doch, daß sie dem blöden und erschrockenen Gewissen sehr tröstlich und heilsam ist. Denn das Gewissen kann nicht zu Ruhe und Frieden kommen durch Werk, sondern

allein durch Glauben, so es bei sich gewißlich schleift, daß es um Chriftus willen einen gnädigen Gott hab, wie auch Paulus spricht, Röm. 5, 1.: So wir durch den Glauben sind gerecht wordén, haben wir Ruh und Friede mit Gott.

Diesen Trost hat man vor Zeiten nicht getrieben in Predigten, sondern die armen Gewissen auf eigene Werke getrieben und sind mancherlei Werke fürgenommen. Denn etliche hat das Gewissen in die Klöster gejagt, der Hoffnung daselbst Gnade zu ers werben durch Klosterleben, etliche haben andere Werke erdacht, damit Gnade zu verdienen und für Sünde genug zu thun. Derselbigen viel haben erfahren, daß man dadurch nicht ist zu Frieden kommen. Darum ist noth gewesen diese Lehre vom Glauben an Christum zu predigen und fleißig zu treiben, daß man wisse, daß man ållein durch den Glauben, ohne Verdienst, Gottes Gnade ergreifet.

Es geschieht auch Unterricht, daß man hier nicht von solchem Glauben redet, den auch die Leufel und Gottlosen haben, die auch die Historien glauben, daß Christus gelitten hab und auferstanden sey von den Todten, sondern man redet vom wahren Glauben, der da glaubet, daß wir durch Chriftum Gnade und Vergebung der Sünden erlangen.

Und der nun weiß, daß er einen gnädigen Gott durch Christum hat, kennet also Gott, rufet Ihn an und ist nicht ohne Gott wie die Heiden. Denn der Teufel und Gottlose glauben diesen Artikel, Vergebung der Sünden, nicht, darum sind sie Gott feind, können Ihn nicht anrufen, nichts Gutes von Ihm hoffen.

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Und also, wie jezt angezeigt ist, redet die Schrift vom Glauben, und heißet nicht Glauben, ein solches Wissen, das Leufel und gottlose Menschen haben. Denn also wird vom Glauben gelehret zu Hebr. am 11., das glauben sey nicht allein die Historien wiffen, sondern Zuversicht haben zu Gott Seine Zusage zu empfahen. Und Augustinus erinnert uns auch, daß wir das Wort (Glauben) in der Schrift verstehen sollen, daß es heiße Zuversicht zu Gott, daß er uns gnädig sey, und heiße nicht allein solche Historien wissen, wie auch die Teufel wissen.

Ferner wird gelehrt, daß gute Werke sollen und müssen geschehen, nicht daß man darauf vertrauc Gnade damit zu verdienen, sondern um Gottes willen und Gott zum Lob. Der Glaube ergreift allzeit allein Gnad und Vergebung der Sünde. Und dies weil durch den Glauben der Heilige Geist gegeben wird, so wird auch das Herz geschickt gute Werke zu thun. Denn zu vorn dieweil es ohne den Heiligen Geist ist, so ist es zu schwach, dazu ist es in's Leufels Gewalt, der die arme menschliche Natur zu vielen Sünden treibet, wie wir sehen in den Philosophen, welche sich unterstanden ehrlich und unfträflich zu leben, haben aber dennoch solches nicht ausgericht, sondern sind in viel große öffent: liche Sünde gefallen. Also gehet es mit dem Men= schen, so er außer dem rechten Glauben ohne den Heiligen Geist ist und sich allein durch eigene menschliche Kräfte regiert.

Derhalben ist die Lehre vom Glauben nicht zu schelten, daß sie gute Werk verbiete, sondern viel

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