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Man bemerkt den Anbau des jüngern Schiffes an der äußern Nordwand ziemlich klar. Es mögen Pfeiler und Mauern von dem alten Schiffe aus dem I. 1400 in den neuern Umbau hinübergenommen sein; aber das Schiff in seiner jeßigen Gestalt stammt aus dem Anfange des 16. Jahrhunderts.

Nach ihm wurden zwei Präceptoren von Grünberg gesandt, welche vielleicht noch toller wirthschafteten, als es vor Peter Barlonis geschehen war, und nicht allein wieder große Summen aus dem Lande schleppten, sondern auch alle wohlthätigen Einrichtungen ihres Vorgängers zerstörten.

Der erste war Heinrich Sliße, welcher (Hinricus Slydze canonicus monasterii sancti Antonii, ordinis sancti Augustini, Viennensis diocesis, praeceptor domus sancti Antonii in Temptzin, Zwerinensis diocesis) zuerst im J. 1419 auftrat. Er sammelte große Schäße und schleppte nicht allein diese, sondern auch die Urkunden der Präceptorei, namentlich das privilegium creationis fratrum nach Grünberg. Er erscheint zulegt im J. 1430 und war im J. 1437 todt.

Ihm folgte Johann Marburg, welcher zuerst 1434 genannt wird. Dieser wirthschaftete noch toller und raffte nicht nur alles vorhandene Geld zusammen, sondern machte auch Schulden, wo er konnte. Als er genug Geld zusammengescharrt hatte, refignirte er im J. 1444 und ging mit den Schäßen nach Grünberg.

Ueber diese Wirthschaft war ein edler Mann schon lange entrüstet: Heinrich Hagenow, wahrscheinlich ein Meklenburger, ein reicher Mann, Official der Propstei zu Schwerin. Dieser entsagte seinem Amte und trat in den Orden. Nachdem Johann Marburg refignirt hatte, ward er Präceptor und gab dem Kloster alles, was er hatte. Die Schuldenlast der Präceptorei betrug 30,000 rhein. Goldgulden. Als Johann Marburg mit den Schäßen entwichen war, verbreitete sich schnell das Gerücht von der Verschuldung der Stiftung, und jeder forderte oder kündigte seine Darlehen. Hagenow befriedigte im ersten Jahre mit seinem Gelde die hartnäckigsten und bedürftigsten Gläubiger. Da aber seine Mittel nicht ausreichten, alle Gläubiger zu be friedigen, so entstand Volksaufruhr gegen ihn und das Stift, und seine Priester wurden von den Städten Lübeck, Schwerin, Rostock und Wismar und andern Orten ausgeschlossen und verfestet. Hagenow trug Undank und Schmach mit Standhaftigkeit und wirkte unermüdlich fort. Er bezahlte die Schulden bis auf 7000 Gulden, verschaffte sich aus Rom beglaubigte Abschriften von allen Privilegien, namentlich von dem privilegium creationis, und stellte die von Peter Barlonis geschaffene Klosterordnung und

den Gottesdienst wieder her. Johann Hagenow regierte 34 Jahre und starb im J. 1474.

Nach ihm ward Gerhard Schütte (oder Sagittarius) 1475 von dem grünberger General-Präceptor Conrad Anger bach als Präceptor eingeseßt. Kaum hatte er drei Jahre gesessen, als Angerbachs Nachfolger, Girinus Martini, welcher auch päpstlicher Protonotar war, in Abwesenheit der auf Reisen befindlichen Brüder nach Tempzin kam, um das Stift zu vifitiren. Er drohete dem Präceptor Schütte mit dem Banne, zwackte ihm 300 Goldgulden, die dieser zu Lübeck leihen mußte, für die Visitation ab, drängte ihn zur Abdankung, sezte seinen Bruder Gerhard Martini ein und nahm die von Hagenow angeschafften Privilegienabschriften, und wiederum auch das privilegium creationis, mit sich fort. Am 26. Oct. 1478 bestätigte der Abt von Vienne die Einsehung des Gerhard Martini.

Gerhard Martini, beider Rechte Doctor, saß aber nur kurze Zeit in Tempzin; er ward im Anfange des J. 1481 Präceptor zu Memmingen und entsagte der Präceptorei Tempzin. Sein Nachfolger zu Tempzin ward Jacob Ebelson, Bruder des Klosters zu Grünberg, nach dem Namen wahrscheinlich ein Schleswiger aus Mohrkirchen, dessen Tugenden in den Urkunden seiner Vorgeseßten sehr gerühmt werden. Am 26. Jan. 1481 bestellte der General - Präceptor Girinus Martini den Jacob Ebelson zum Präceptor von Tempzin. Bei dieser Gelegenheit sprach der General-Präceptor die Behauptung aus, daß Tempzin zur Präceptorei Grünberg gehöre (,,quod preceptoria do,,mus sancti Anthonii in Temptzin domui et preceptorie ,,in Grunenberch sit immediate subiecta, cujus cura, ,,collatio, administratio et prouisio et quelibet alia dis,,positio, tam in spiritualibus, quam in secularibus, ad ,,domum Grunenberch pleno iure dinoscitur spectare).

Aber Ebelson war auch nicht lange Präceptor. Der unter dem Präceptor stehende Procurator, damals Johann von Avignon (?), resignirte auch. Und nun gab der General-Präceptor Girinus Martini am 25. April 1482 die Präceptorei Tempzin wieder seinem Bruder Gerhard Martini, welcher zugleich Präceptor zu Memmingen war.

Bald nach der ersten Bestellung des Gerhard Martini zum Präceptor traten die oben genannten 7 Brüder der Präceptorei, die nach und nach wieder heimgekehrt waren, zusammen, um das vom Anfange her von der Präceptorei Grünberg beobachtete Verfahren öffentlich bekannt zu machen und gegen dasselbe zu protestiren, da es sich ganz darnach anließ, daß die Präceptoren das alte Spiel wieder beginnen wollten, nachdem die Schulden bezahlt

und die Güter gebessert und vermehrt waren. Am 5. Aug. 1479 ließen sie die Geschichte ihres Klosters und das eigenmächtige Verfahren der Präceptorei Grünberg vor Notar und folgenden Zeugen abfassen, nämlich dem Propst Nicolaus Kummerow von Neu-Kloster, dem Thesaurarius und Domherrn Dietrich Knolle, dem Pfarrer Bernhard Kolbow von S. Georg zu Parchim, dem Vikar Heinrich Mögeköp von Brüel und dem Burgemeister Barthold Bornehöved von Schwerin, bejahrten, ehrenwerthen und anständigen Männern, welche alle erzählten Umstände selbst erlebt hatten, da fie in ihrer Jugend als Priester im Dienste der Präceptorei gestanden hatten, und die völlige Wahrheit der ganzen Aussage versicherten 1). Der General-Präceptor schickte einen fremden. Bruder nach dem andern als Präceptor ins Land; aber der Convent des Klosters beharrte bei seinem Rechte und Gerhard Schütte blieb bis zu seinem Tode Präceptor bis zum J. 1490.

Erst unter den folgenden Präceptoren nahm das Kloster den ihm gebührenden Rang ein und hob sich in kurzer Zeit sichtlich wieder.

Barthold Ponnick (1490–1500), einer der protestirenden Brüder von Tempzin, war der nächste Präceptor. Dieser, welcher ein etwas verschwenderisches Regiment führte, bauete im J. 1496 das große, massive Wirthschaftsgebäude 2) im Spigbogenstyl, dessen Ringmauern noch stehen.

Ihm folgte Johann Kran (1500-1518), ein hoch verdienter Mann, der auch als meklenburgischer Prälat und fürstlicher Rath in Landesangelegenheiten vielfach thätig war.

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Dieser Präceptor hat ohne Zweifel das Schiff der Kirche gebauet, oder doch mit zwei Seitenschiffen und dem Thurme erweitert, wie es noch heute steht. Die in die Seitenwand des Schiffes eingemauerte Inschrift 3) auf 7 Ziegelsteinen:

frater. iohannes . kran. pcept'. ano. dni. m. d. bezicht sich ohne Zweifel auf den Neubau des Schiffes; vielleicht fehlt ein Stein am Ende mit der mindern Zahl, da der Bau im ersten Jahre der Regierung des Präceptors wohl kaum so weit gediehen sein konnte; jedoch kann die Inschrift auch vollständig und nachgesezt sein, um das Anfangsjahr des Baues für die Geschichte aufzubewahren. Für den Kirchenbau zeugen auch die Ablaßbriefe, welche die Bischöfe von Rageburg 4) am

1) Vgl. Urf. Samml. Nr. XVII.
2) Vgl. Jahresber. III, S. 158.
3) Vgl. Jahresber. III, S. 157.
4) Vgl. Urk. Samml. Nr. XVIII,

14. Sept. 1504, von Havelberg 1) am 18. Febr. 1507 und von Camin 2) am 22. Febr. 1507 der Kirche verliehen, ohne Zweifel, wie gewöhnlich, zur Unterstüßung eines Kirchenbaues. Namentlich hebt der Ablaßbrief des caminer Bischofs es besonders hervor, daß er zur Herstellung und Erhaltung der Gebäude der Präceptorei und überhaupt zum Bau gegeben sei. Das Schiff der Kirche ist also seit dem J. 1500 sicher in dem ersten Jahrzehend des 16. Jahrh. erbauet und also eine der jüngsten Kirchen im Lande.

Johann Kran refignirte im J. 1518, im 18. Jahre seiner Regierung, und starb im J. 1524. Der ausgezeichnet schöne Leichenstein des verdienstvollen Mannes ist zum Leichensteine für die Herzogin Sophie von Lübz benutt 3) gewesen und liegt in der Kirche zu Lübz.

Kran's Nachfolger, Johann Wellendorf (1518-1529), regierte nur ungefähr 10 Jahre. Er bauete das Thorhaus 4) und vollendete damit das Kloster, welches jedoch schon seinem Untergange entgegenging.

Sein Nachfolger Gregor Detlevi (1529–1552) fristete in der schon lutherisch gewordenen Zeit nur eine Scheinregierung. Im J. 1552 ward das Stift fäcularisirt, im J. 1554 erhielt Detlevi zur Abfindung den Kloster-Hof Blankenberg auf Lebenszeit und im J. 1557 ward das alte Klosterhaus abgebrochen 5), um die Materialien zum Schloßbau in Schwerin zu benußen. In der Renterei-Rechnung vom J. 1557 heißt es:

„5 Thaler walmeister zu abbrechung des alten Hauses zu Tempsin, Swerin den 7. September.

Der Präceptor des Stiftes Tempzin hieß: magister oder praeceptor, oder deutsch: meister oder bedeger. Unter ihm zunächst stand ein Vorsteher, welcher in den Zeiten der Vacanz der Präceptorei oder der Abwesenheit des Präceptors die Regierung führte; dieser hieß: procurator oder locumtenens, oder deutsch: vorstender 6). Ein solcher „Vorsteher" war während der Sedisvacanz nach Peter Barlonis Tode und unter Heinrich Sliße der vorstander" oder ,,Vorstender" Heinrich von Grobe oder de Grobis.

1) Vgl. Urk. Samml. Nr. XIX.

2) Vgl. daselbst Nr. XX.

3) Vgl. Jahrb. IX, S. 457.
4) Vgl. Jahresber. III, S. 158.

5) Vgl. Jahresber. V, S. 50.

6) Vgl. z. B. Urk. Samml. Nr. XVI,

Die Präceptoren des Stiftes Tempzin.

Petrus Barlonis

Heinrich Slite
Johann Marburg

Heinrich Hagenow

1390 1417 (1418 Ostern war er todt).

1419

1430 (1437 war er todt).

1434 1444 (refignirt).

1444 1474.
14751490.
1478 1481.)

-

1482.)

Gerhard Schütte

(Gerhard Martini

(Jacob Ebelson

1481

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Die Filiale der Präceptorei Tempzin.

Die Präceptorei Tempzin ward unter den bessern Präceptoren auch für entferntere Gegenden ungemein wohlthätig, indem fie nicht allein ununterbrochen ihre Brüder aussandte, sondern auch neue Hospitalhäuser stiftete.

1) Die Präceptorei Mohrkirchen in Schleswig.

Nachdem der erste tüchtige Präceptor, Petrus Barlonis (1390-1417), selbstständig festen Fuß gefaßt und vom Papste das Privilegium erhalten hatte, selbst die Brüder anzuseßen, sandte er die neu erwählten Apostel in die nördlichen Reiche Holstein, Dänemark, Schweden und Norwegen, und diese stifteten hier, ungefähr um das J. 1400, ein neues Ordenshaus zu Moorkerke, jest Mohrkirchen, in Schleswig, im Amte Gottorf. Wir wissen über diese Stiftung nicht mehr, als was darüber in der Urkunde vom 5. Aug. 1479 1) gesagt ist.

2) Die Präceptorei zu Frauenburg in Ermeland.

Später wird die Präceptorci Tempzin ein neues Ordenshaus zu Frauenburg, an dem Site des Bischofs von Ermeland, gestiftet haben. Denn als sie im S. 1514 in Livland eine neue Präceptorei zu Lennewarden gründete, seßte der Erzbischof Jaspar von Riga am 18. Junii 1514 den Präceptor Ludolf von Barth, ehemaligen Präceptor des Antonius-Hauses zu Frauenburg in der Diöcese Ermeland, als Abgeordneten des Ordens, in den Besitz der Gü1) Vgl. Urk. Samml. Nr. XVII.

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