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die Fehde angesagt und noch kein Friede geschlossen war. So lange also der Krieg mit Schweden dauerte, waren diese Züge der Bitalienbrüder nach damaligen Ansichten ganz in der Ordnung. In Detmar's lübischer Chronik, herausgegeben von Grautoff, werden die ersten Vitalienbrüder ganz treffend geschildert:

In demsulven iare 1392 warp sik tosamende en sturlos volk van meniger iegen, van hoveluden, van borgeren ute velen steden, van amptluden, van buren, unde heten sik vitalienbroder. Se spreken, se wolden teen up de koninghinnen van Denemarken to hulpe deme koninghe van Sweden, den se hadden gevangen, ene los to ridende, unde nemande nemen scolden noch beroven, sunder de dar sterkeden de koninghinnen mit gude edder mit hulpe. So bedroweden se leider de gansen see unde alle koplude unde roveden beide uppe vrunt unde viande, also dat de sconesche reise wart nedderlegget wol dre ioar.

Aber es war ein schlechtes Beispiel gegeben, der Gewinn lockte, und so ward, als die Zeiten sich verschlimmerten, das Unwesen allgemein und nach der Freigebung des Königs nichts anders als gemeine Seeräuberei. Mit dem Anfange des 15. Jahrh. begann nämlich zu Lande eine allgemeine Räuberei, namentlich aus der Mark gegen Meklenburg, so daß man später die erste Hälfte des 15. Jahrh. als die bekannte Zeit bezeichnete, in welcher man aus der Mark zu rauben pflegte"; dazu kamen in dieser Zeit die wilden und blutigen demokratischen Revolutionen in den Hansestädten.

Es ist nun eine Hauptfrage für die Geschichte, wer jene ersten Bitalienbrüder waren, so lange der Krieg mit der Königin Margarethe und die Gefangenschaft des Königs Albrecht währte. Die Masse des Schiffsvolks bestand natürlich aus gewöhnlichen Kriegs- und Seeleuten; aber es ist die Frage, wer die Anführer und Hauptleute waren. Die Frage ist sehr schwer zu beantworten, da es bei dem unstäten Seeleben der Leute natürlich an urkundlichen Nachrichten fehlt; die Geschichtsforscher haben sich mit der Beantwortung dieser Frage nicht beschäftigt, theils aus dem angeführten Grunde, theils weil sie selbst die alten Vitalienbrüder nur für gemeines Raubgesindel hielten. Auch Voigt geht, wohl aus dem lettern Grunde, auf diese Frage nicht ein, sondern sagt (a. a. D. S. 42) nur von Rambold Sanewiß und Bosse von Kaland, wie es scheint etwas spöttisch, daß sich beide Ritter genannt."

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Wir kennen glücklicherweise eine Urkunde 1), welche den Weg zu weiterer Forschung zeigt. Am Johannistage 1394 stifteten nämlich zu Stockholm Herr Rambold Sanewiß, Herr Bosse von Kaland, Ritter, Arnd Stük, Claus Mylges, Marquard Preen, Hartwig Seedorf, Lippold Rumpshagen, Heinrich Lüchow, Bertram Stodeled und der Schiffsherr Joseph, Knappen, in Vollmacht und auf Rath der guten Leute", die sich mit ihnen hatten belagern (bestallen) lassen öffentlich in dem Eise auf der „Vörde (?) bei Dalerne", in Hoffnung auf die Bestätigung ihres lieben Herrn des Königs Albrecht und dessen, der nach ihm möchte König werden, mit ihrem eigenen Gute und mit „guter Leute Hülfe", eine ewige Messe zu Ehren Gottes, des heiligen Kreuzes, des heiligen Blutes, des h. Georg, der h. Gertrud und aller Heiligen in einer der Kirchen (buykerke) zu Stockholm, weil Gott sie mit seiner Gnade beschirmte und bewahrte vor ihren Feinden, und bestellten zugleich den Priester Johann Osterburg, um die Messe zu halten und zu beten für ihren lieben Herrn den König, für die Seinen, für sie allesammt und für alle, welche die Messe bessern und stärken würden mit Worten, mit Willen und mit Werken.

Dies sind die Hauptleute der Vitalienbrüder, die uns auch sonst noch genannt werden. Sie waren fast alle dieselben, welche ihren Mittelpunkt in Wisby hatten und in Reval einfielen, hier alles verheerend: es werden genannt 2) Henning Manteufel, Zickow, Berkelink, Kraseke, Kule, Marquard Preen, Olav Schutte, Heino Schutte, Arnold Stuke, Nicolaus Mylges u. a. Ja, mehrere von diesen, namentlich Arnold Stuke, Nicolaus Mylges, Marquard Preen und einige andere 2) wagten es im J. 1392 fogar, den Bischof Tordo von Strängnäs an den Seen bei Stockholm zu überfallen, auszuplündern und mit seinem Hofgesinde gefangen nach Stockholm zu führen, wo er, an Händen und Füßen gefesselt, der Bewachung des Herzogs Johann von Meklenburg überliefert ward und so lange im Kerker saß, bis er durch ein bedeutendes Lösegeld seine Freiheit erkaufte. Der über die Vitalienbrüder deshalb ausgesprochene päpstliche Bann, wirkte natürlich gar nichts. Die in der Urkunde vom 24. Juni 1394 genannten Hauptleute 3) waren es auch, welche im Winter 1393-94 das bekannte und noch jest viel er

1) Vgl. Urk. Samml. Vermischte Urkunden.

2) Vgl. Voigt a. a. D. S. 27.

3) Vgl. Voigt a. a. D. S. 41. Die Begebenheit kann wohl nicht gegen den Ausgang des Jahres 1394" geschehen sein, da die Messe für die Errettung Johannis im Mittensommer 1394 gestiftet ward.

zählte Abentheuer auf der See bestanden. Als nämlich Stock holm von den Dänen strenge belagert ward und schon große Hungersnoth in der Stadt herrschte, schickten die Städte Rostock und Wismar acht mit Lebensmitteln beladene Schiffe durch die Hauptleute der Vitalienbrüder nach Stockholm. An der Küste von Schweden trat aber plößlich eine so heftige Kälte ein, daß die Schiffe einfroren. Da nun ein stürmender Angriff der Dänen zu befürchten war, so gingen die Vitalier zur Nachtzeit ans Land, fällten hier Bäume, baueten damit um die Schiffe einen großen Wall, den sie mit Wasser begossen, und sägten und brachen das Eis umher ein. Als nun die Dänen zum Sturme heranrückten, brach unter ihnen das Eis ein und alle sanken in die Tiefe. Die kühnen Seeleute und Krieger blieben aber verschont, bis sie bei eintretendem Thauwetter in den Hafen von Stockholm einlaufen konnten. Dieses Abentheuer ist ohne Zweifel dasselbe, dessen in der Stiftungsurkunde der Messe gedacht wird. Der Plan und die Anführung wird einem wismarschen Hauptmann Hugo zugeschrieben, der jedoch in der Urkunde nicht genannt wird; vielmehr werden hier die öfter genannten Hauptleute der Vitalianer aufgeführt.

So viel ist von den namhaften Hauptleuten der Vitalienbrüder bekannt. Fragt man nun darnach, was es für Leute gewesen seien, welche die Züge der Vitalienbrüder anführten, so läßt sich im voraus nach allgemeinem Ueberblicke die Antwort geben, daß es meklenburgische Edelleute waren, welche die Titel Ritter und Knappe nicht aus Anmaßung führten.

Von einem der Hauptleute läßt sich durch mehrere urkundliche Entdeckungen eine sichere Nachweisung und Geschichte geben, von dem Knappen Marquard Preen. Marquard Preen gehörte zu der bekannten, alten, meklenburgischen, adeligen Familie, welche noch jest blüht. Er war der Sohn des Henneke Preen, der seinen Rittersiß zu Davermoor hatte; das Gut Davermoor lag südlich von Gr. Brüß in der Grafschaft und Vogtei Schwerin, eine Meile westlich von der Stadt Schwe rin, und ging am Ende des 14. Jahrh. unter; das Feld gehörte seitdem zwei Jahrhunderte als wüste Feldmark zum Dorfe Gr. Brüß und nahm seit dem Anfange des 17. Jahrh. einen neuen Rittersiß auf, welcher den Namen Gottesgabe erhielt 1). Die Linie der Preen auf Davermoor war stets kampflustig und ge= rüstet, so lange sie sich verfolgen läßt. Kaum hatte der Graf Otto von Schwerin im Anfange des J. 1357 die Augen geschlossen und der Herzog Albrecht von Meklenburg gegen den

1) Vgl. Beilage Nr. 1.

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Grafen Nicolaus von Teklenburg und dessen Sohn Otto seine Ansprüche an die Succession in die Grafschaft erhoben, als schon am 27. Juli 1357, nach einer Original-Urkunde, „Henneke und seine Söhne Johann, Heinrich und Gottschalk, "Knappen, geheißen Preen von dem Davermore", welche bisher Basallen der Grafen von Schwerin gewesen waren, mit „allen ihren Verwandten (frunden), die sie bestimmen konnten (de wy vormoghen), auf Rath ihrer nächsten Angehörigen "(negesten) fich dem Herzoge Albrecht zu Dienste gaben und "seßten, also daß sie ihm dienen und helfen wollten mit ihrer »ganzen Macht gegen jedermann, namentlich gegen den Grafen von Teklenburg und die Schwerinschen und ihre Helfer.

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Marquard Preen muß damals entweder außerhalb Landes oder noch ein Knabe gewesen sein, als sein Vater mit seinen erwachsenen Söhnen sich für die meklenburgischen Herzoge erklärte; er erscheint aber schon nach zehn Jahren auf dem Schauplaße. Unter dem Herzoge Albrecht hatten die von ihm so sehr begünstigten Städte ungewöhnliche Kraft, Selbstständigkeit und Bedeutsamkeit gewonnen, und das Gefühl derselben hatte sich auch andern Städten mitgetheilt, die nicht grade unter seiner Herrschaft standen; namentlich übten die werleschen Städte, je mehr sie häufig von schwachen Fürsten vernachlässigt wurden, nicht selten eine scharfe, eigenmächtige Justiz. So hatten die Bürger der Stadt Güstrow den Hans Preen, einen Sohn des Henneke Preen auf Davermoor, wir wissen nicht bei welcher Gelegenheit, aber wahrscheinlich auf einem Raubzuge gefangen und demselben vor Güstrow den Kopf abgeschlagen. Am 29. Jan. 1367 mußten sein Vater Henneke Preen und dessen Sohn Marquard Preen, die wahrscheinlich auch gefangen gewesen waren, dem Fürsten Lorenz von Werle und dem Rath und der Bürgerschaft der Stadt Güstrow Urfehde schwören 1) und geloben, wegen dieser Angelegenheit nimmer gegen den Fürsten und besonders gegen die Stadt Güstrow Ansprüche oder Gewaltthat zu erheben; für die unverbrüchliche Haltung dieser Sühne mußten alle ihre Vettern" und Verwandte, welche in zahlreichen Linien namentlich aufgeführt sind, bürgen; Henneke und Marquard Preen führten das bekannte v. preensche Siegel mit drei Pfriemen (plattdeutsch = prên) im Wappen.

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Hiemit ist die Stellung des Marquard Preen genau und bestimmt nachgewiesen. Sein Vater ist wohl ohne Zweifel derselbe, welcher sich 1357 zu dem Herzoge Albrecht wandte, und sein kurz vor dem J. 1367 geköpfter Bruder Hans der älteste

1) Vgl. Urk. Samml. Vermischte Urkunden.

Sohn Henneke's, welcher 1367 Johann genannt wird; von den beiden andern Söhnen Henneke's, von Heinrich und Gottschalk, ist nicht weiter die Rede.

Darauf erscheint Marquard Preen, dessen Vater sich so früh und kräftig dem Fürstenhause Meklenburg_angeschlossen hatte, als Hauptmann der Vitalienbrüder, so lange diese noch die Befreiung des Königs Albrecht und die Verproviantirung der Hauptstadt Stockholm zum Zweck hatten: 1392 vor Defel und Reval, 1393 vor Stockholm, 1394 in Stockholm. Mit der Befreiung des Königs verschwindet nicht allein Marquard Preen aus der Geschichte, sondern auch die ganze Linie seines Geschlechts, deren Rittersiz Davermoor wohl ohne Zweifel bald darauf zerstört ward, da er schon im J. 1425 als wüste Feldmark genannt wird. Marquard Preen wird in der Fremde oder auf der See sein Leben beschlossen haben.

Marquard Preen war also ohne Zweifel, nach urkundlichen Aussagen ein meklenburgischer Edelmann. Aber auch von andern seiner Genossen läßt sich dasselbe nachweisen.

Der Ritter Bosse von Kaland war ebenfalls ein Meklenburger. Die Familie von Kaland war eine alte, jezt ausgestorbene, meklenburgische adelige Familie, welche von der meklenburgischen Stadt und Fürstenburg Kaland, oder jest Kahlen oder Kahlden, den Namen trug. Der Vorname Borchard, oder das Diminutiv desselben Bosse für Knappen, war in der Familie sehr gebräuchlich. In der zweiten Hälfte des 14. Jahrh. theilte sich die Familie in drei Linien nach den Gütern Rey, Sukow und Vinkenthal, welche alle in der Nähe der Stadt Kalen und des Klosters Dargun liegen; das Gut Rey war noch am Ende des 17. Jahrh. im Besige der Familie. In der Linie Sukow lebte im J. 1360 ein Knappe Borchard von Kalant und in der Linie Vinkenthal im J. 1392 ein Knappe Bosse von Kaland; der lettere wird der Hauptmann der Vitalienbrüder sein, da er sich um diese Zeit seiner Güter entäußerte und durch seine Frau Geld aufnahm. Am 4. Nov. 1387 verkaufte, nach einer ungedruckten Urkunde, "Bosse von dem Kalande, Hermann's Sohn, der zu Vinkenthal gewohnt hatte, seines rechten Vaters Erbe (mynes rechten vader erue), zwei Hufen zu Vinkenthal." Am 19. Sept. 1392 ertheilte der Herzog Johann von Meklenburg, zu Wismar, auf Rath der Räthe des Königs Albrecht, welcher ihm die Regierung des Landes übertragen hatte, dem Busse von dem Kalande" die Freiheit, das halbe Gut Stove, welches seiner Ehefrau, Gottschalk's von Stove Tochter, aus der väterlichen Erbschaft zugefallen war, nach seinem Belieben zu verpfänden oder zu verkaufen, und am 2. Det. 1392 bezeugt

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