III. Augustinus. 1. Von den Freuden des ew'gen Lebens. Nach des ew'gen Lebens Quellen Lechzet meiner Seele Brand; Kühn des Lebens Bann zu brechen Strebt der Geist, noch fest gebannt, Wirbt und mühet sich und kämpfet Ums verlorne Vaterland. Während er in Angst und Nöthen Seufzend beug't sich dem Geschick, Blickt zu Freuden, die durch Sünden Er verloren noch zurück: Doch sein Leid mehrt nur die Sehnsucht Nach dem längst entschwund'nen Glück. Wer vermag des tiefen Friedens Lust zu schildern allzumal? Nur aus edelstem Gesteine Ist dies Bauwerk aufgeführt, Nie von Koth und Schmuß besudelt Hiems horrens, aestas torrens Illic nunquam saeviunt; Flos perpetuus rosarum, Virent prata, vernant sata, Rivi mellis influunt; Non lapsura nemorum. Luna non alternat vices, Sol vel cursus siderum: Agnus est felicis urbis Lumen inocciduum ; Nox et tempus desunt ei, Diem fert continuum. Nam et sancti quique velut Sol praeclarus rutilant; Post triumphum coronati Et prostrati pugnas hostis Iam secure numerant. Winters Starre, Sommers Dürre Zeigt hier niemals seine Macht; Nimmer welken hier die Rosen, Und ein ew'ger Frühling lacht; Lilien blühen, Balsam duftet Und des Crocus Gluthenpracht. Zwischen Wiesen, grünen Saaten Schlängelt sich ein Honigstrom; Alles hauchet füße Düfte, Thaut Gewürze und Arom, Und mit immer vollen Früchten Prangt der Wälder Blüthendom. Sonne, Mond und Sterne ändern Niemals wechselnd hier die Bahn : Denn das Lamm ist dieser Städte Licht, das nie erlöschen kann; Ew'ger Tag sind sein Geleite Und nicht Zeit noch Nacht bricht an. Auch der Heil'gen Körper glänzen Mit der Sonne Herrlichkeit; Jest nach Kampf und Sieg gekrönet Des besiegten Feindes denkend, Inde statum semper idem Exeuntes capiunt; Clari, vividi, jucundi Nullis peccant casibus: Absunt morbi semper sanis, Senectus juvenibus. Hinc perenne tenent esse, Nam transire transiit; Inde virent, vigent florent, Corruptela corruit: Immortalitatis vigor Mortis jus absorbuit. Allem Sündenschmug entnommen, Fern von Fleischeskampf und Pein, Fühlt der geistverklärte Körper Mit dem Geist stets eins allein, Während, nie von Schmerz betroffen, Sie sich ew'gen Friedens freu'n. Keinem Wechsel unterworfen, Wandelnd an des Ursprungs Stell' Schauen sie das Bild der Wahrheit Unverhüllet nun und hell, Lebens-Kraft und -Süße schlürfend Von dem ew'gen Lebens Quell'. Solch ein Zustand wartet ewig Flieht die Krankheit den Gefunden Hier gilt nur ein stetig Bleiben, Was zerbrechlich war, zerbrach; Alles treibt und wächst und blühet, Was vergänglich war, erlag: Denn die Kraft des ew'gen Lebens Macht und Recht dem Tode brach. |