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deine uns hier oft dunkeln Rathschlüsse im Lichte erkennen, dahin richte unsre Blicke, unsre Schritte und Bestrebungen; in diese Gottesstadt führe du, treuer Hirte, uns am Ziele unseres Pilgerlaufes ein, laß uns dann als bewährt erfundene Dulder freudig vor deinem Angesichte erscheinen und einstimmen in die Jubellieder der seligen Vollendeten.

O, treuer Heiland, führe du

Uns Alle diesem Ziele zu;

Daß uns bei standhaft frommer Treu

Der Tod ein Friedensengel sei!

A men.

XXXIII.

(Scharfrichter; 78 Jahr alt.)

Eine ernste, tiefergreifende Sprache, Geliebte in dem Herrn, ist es, welche jedes Grab zu uns spricht, eine Sprache, welche auch zu den Herzen der Leichtsinnigen dringt und vor welcher alle Ausflüchte und Selbsttäuschungen verstummen und verschwinden müssen, mit welchen man sonst die Mahnungen des Gewissens und des göttlichen Wortes zu beschwichtigen sucht. Hier tritt uns auf eine unwiderlegbare Weise die Wahrheit entgegen: Du bist Erde und mußt wieder zur Erde werden; dein Leib ist wie ein fallendes Laub; hier offenbart sich uns eine höhere unwiderstehliche Macht, welcher der Mensch unterworfen ist und gegen welche kein Stand, kein Gut der Erde, keine irdische Gewalt, kein Alter und keine Kraft sichern kann. Der Gott, der die Men"schen kommen und gehen heißt, der Jedem sein Ziel geseßt hat, der allwissende Richter, welcher Jedem gibt, 'nachdem er gehandelt hat bei Leibes Leben, es sei gut oder böse, der ist's, welcher hier zu uns spricht: Bestelle dein Haus! Ernst ist die Sprache des Grabes, denn es ist der Ort der Trennung, wo Erdenpilger, welche bisher mit einander ihre Straße zogen, von einander scheiden, um sich hier nie mehr zu begegnen. Es sind traurige, wehmüthige Gefühle, die sich eines Jeden an dieser Stätte der Vergänglichkeit bemächtigen, wo man schon so viel Glück, vielleicht die einzige Lust und Freude unseres Herzens uns begraben hat und von der wir immer um eine uns vertraute Seele ärmer zurückkehren müssen. Mit solch schmerzlichen Empfindungen stehen

heute auch diese Angehörigen an dem Grabe eines wohlmeinenden treuen Gatten und Vaters, welcher faft 53 Jahr lang mit seiner Ehegattin in Liebe verbunden war. Müssen sie auch den Höchsten für diese seltene Gnade mit gerührtem Herzen preißen, müssen sie es dankbar erkennen, wie viel Gutes durch die lange Erhaltung seines Lebens ihnen auf ihrem bisherigen Lebenswege geworden ist, so haben sie eben darum auch guten Grund, zu trauern um das, was der Tod ihnen genommen hat.

Ernster aber, als die Sprache jedes anderen ist die Sprache dieses Grabes, wenn wir den Beruf des Verstorbenen ins Auge fassen. Ihm war das Schwerdt der Gerechtigkeit in die Hände gegeben, um als Werkzeug der Obrigkeit das leßte und strengste Urtheil zu vollziehen, durch das todeswürdige Verbrecher ihres Lebens verlustig erklärt werden. Können wir auch nicht ohne Schauder und Entseßen an das blutige Gericht denken, das die Menschen über Menschen halten und vollziehen, und sträubt sich auch das menschliche Gefühl gegen diese gewaltsame Vernichtung eines von Gott erschaffenen Menschenlebens, so dürfen wir doch Diejenigen nicht verachten, die einmal, wie der Verstorbene, nicht durch freie Wahl, sondern durch die schon frühe gegebene Bestim= mung zu Vollziehern der strafenden Gerechtigkeit berufen sind; wir können sie um so weniger gering schäßen, wenn sie, wie er, im Leben die Gefühle der Liebe gegen ihre Mitmenschen nicht verleugnen. Das aber laffet uns an dieser Stätte des Todes, der durch die Sünde in die Welt gekommen ist, beklagen, daß sich wenn auch nur einzelne Menschen noch auf der Stufe der Sittlichkeit befinden, durch welche die bürgerliche Gesellschaft zu der furchtbarsten aller Strafen sich genöthigt sieht. Darüber lasset uns Leid tragen, daß die Sünde noch eine so verderbliche Gewalt über den Menschen ausübt, daß noch selbst unter Christen jene schändlichen alle Menschenrechte aufs Tiefste verlegenden Unthaten begangen werden, deren Urheber das Gesez ausstößet aus dem Kreise der Lebenden. Bitten laffet uns Gott an diesem Grabe,

daß er uns behüte vor allem Unrecht und aller Missethat, daß er uns erhalte bei dem Einen, daß wir seinen Namen fürchten und richtig vor ihm wandeln; denn die Sünde ist der Leute Verderben. Bitten lasset uns Gott, daß er die Seele dieses entschlafenen Mitbruders zu Gnaden aufnehme und was wir hier in Schwachheit und Unehre säen, auferstehen lasse in Kraft und Herrlichkeit, und Jeder bete für sich:

Ein selig End aus Gnaden,
Jesu, mir verleih,

Daß mir kein Tod kann schaden
Wenn er nun kömmt herbei;
Laß mich die Frucht genießen,
Herr, Dein Blutvergießen,
Das macht allein mich frei.

Gib, daß der Engel Schaaren
Vor Teufels Grimm und List
Die Seele mir bewahren,
Wenn nun vorhanden ist,
Daß ich beim lezten Ringen.
Soll hin zum Leben dringen
Durch's Todes Finsterniß.

Dlaß all' Deine Christen
Sich bis an's End' der Welt
Mit Glaubenswaffen rüsten
In Dir, Du Lebensheld,
Daß sich vom Bösen wende
Und find' ein selig Ende
Ein jedes Christenkind.

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XXXIV.

(Arzt; 70 Jahr alt.)

Himmlischer Vater, mit tiefem Ernste und aufrichtiger Trauer erfüllt uns Alle Dein unerforschlicher Rathschluß, der uns an dieses Grab gerufen. Es ist uns ja gewiß, daß die Erde das, was wir ihr hier übergeben, nicht mehr zurückgibt, daß der innig frohe Verkehr mit Denen ein Ende hat, denen Deine Hand das Auge durch den Tod geschlossen hat; und indem wir dem hinabgleitenden Sarge in das Dunkel des Grabes mit trübem Blicke nachfolgen, ergreifen uns die Schauer der menschlichen Nichtigkeit und wir hören Dein heiliges Wort: „Es ist dir gesagt, Mensch, einmal zu sterben; hernach das Gericht." Das ist unsere Klage auch an diesem Grabe, und diesen unsern Jammer legen wir an Dein erbarmungsvolles Vaterherz, der Du reich bist an Gnade über die, welche hier noch ringen und dulden, wie über die, welche den Lauf vollbracht haben und ruhen von ihrer Arbeit. Thue nach Deiner großen Huld und Treue mit den Hinterbliebenen, wie mit dem Entschlafenen; laß Alle, die weinen um ihre Verstorbenen, im Glauben an unsern Herrn Jesum mit den in ihm Entschlafenen verbunden bleiben und in Geduld warten auf die selige Stunde, wo uns Dein himmlisches Vaterhaus aufgethan und all unsre Traurigkeit in ewige unaussprechliche Freude verwandelt wird. Amen.

Es ist eine der dunkeln Schickungen Gottes, die wir nur im Glauben als Thaten der göttlichen Güte und Langmuth ansehen und verehren können, während sie dem natürlichen Menschen eitel

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