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gesezt ist, wie der Mensch; klagen, daß nicht immer ein schneller Tod dem Leben des Menschen eine Ende macht, sondern daß er oft alle Bitterkeiten, allen Jammer des Leibes und der Seele vorher durchkosten muß, daß nicht mit Einem Schlage, sondern stückweise dieses Herz gebrochen wird und diese Hütte zusammenfällt, daß der nach Erlösung ringende Geist nicht los werden kann, bis auch der lezte Ring der ihn so schwer belastenden Kette zerbrochen ist! Sollen wir hier die herzzerreißenden Klagen des Vollendeten wiederholen, wenn er alle menschliche Kunst und Wissenschaft an seiner Krankheit irre werden und scheitern sah, wenn jedes Mittel zu den vielen vergeblichen wieder fehlschlug und auch die lezten Versuche, von denen er wie ein Schiffbrüchiger noch Rettung sich versprach, nur die bittere Wahrheit ihm bestätigten, daß auf Erden keine Hilfe für ihn zu finden sei? Nein, wir wollen die Kraft unseres Glaubens, der die Welt und all' ihr Elend überwindet, auch hier nicht verleugnen; wir wollen danken dem Vater aller Gnade, daß er endlich auch zu dieser Trübsal gesprochen hat: „Bis hieher und nicht weiter"; wir wollen dem Herrn danken, daß er den glimmenden Docht des Glaubens in diesem Dulder nicht ganz hat verlöschen lassen, ehe er die ersehnte Ruhe im Grabe gefunden; nicht mit Gedanken des Mißmuthes und des Zweifels wollen wir auf diese Zeit schweren Leidens zurückblicken und fragen: warum? sondern an das Wort uns halten, das als eine helle Leuchte alles Dunkel erhellet, an das Wort, das unser Erlöser durch sein Leben und Sterben versiegelt hat: Gott ist die Liebe, die weiseste, treueste, erbarmungsvollste Liebe, die ob auch unbegreiflich in ihren Wegen doch Alles wohl macht, Alles zu einem seligen Ende lenket. Er, der gerecht ist und heilig in all seinem Thun, er weiß allein, was jedem seiner Kinder gut ist und auf welchen Wegen er sie zu ihrem Heile führen muß. Diese heiligen väterlichen Rathschlüsse Gottes erkennt jezt schon der Vollendete in einem höheren Lichte und darum wird er jeßt für die Leiden, womit sein Gott ihn heimgesucht, dem treuen Hirten

Diets, Grabreden.

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der Seelen danken; und während die Seinen voll Trauerns sind, siehet er über ihnen die Arme der höchsten Liebe ausgebreitet und die göttliche Gnade walten für und für. Hat sich nicht diese göttliche Liebe an ihm auch in seinem Leben, und selbst in seinem Leiden und Sterben bewährt? Hat ihn nicht vor Vielen mit reichen Gaben des Geistes und Gemüthes ausgezeichnet; hat ihn nicht die Natur mit einer unerschöpflichen Fülle von Wiz und heiterer Laune ausgestattet, die selbst durch die düstern Wolken seiner Krankheit immer wieder wie ein freundlicher Lichtstrahl hindurchgebrochen ist? Wie viele frohe Stunden hat er dadurch seinen Freunden und Bekannten bereitet; wie viele Herzen hat er durch sein gerades, offenes Wesen, durch das feine richtige Gefühl, womit er die Wahrheit in das Gewand des harmlosen Scherzes einzuhüllen wußte, durch die Festigkeit und Zuverläßigkeit seines Charakters und durch die Treue und Ergebenheit gegen seinen Fürsten und Herrn, wie viele Herzen aus allen Ständen hat ihm diese anziehende Persönlichkeit gewonnen und wie viele erfreuliche Beweise und Anerkennung und Vertrauen sind ihm geworden! Hat sich die göttliche Liebe an ihm nicht selbst in den bangen Nächten der Trübsal verherrlicht, wo sie ihn zu den Quellen des himmlischen Trostes, zu dem Worte Gottes, hinführte,' deren Kraft und Segen er mehr und mehr erkannte und schäßte, je weniger diese Welt ihm mehr Erquickung bieten konnte. Auch der Trost, welcher für den Leidenden in der herzlichen Theilnahme der Menschen liegt, ist ihm in reichem Maße zu Theil geworden. Nicht nur, daß seine Gattin und seine Kinder in der Liebe, Pflege und Geduld bei ihm ausharrten bis ans Ende, von allen Seiten be= strebte man sich, ihm sein Leiden einigermaßen zu lindern und ihm Muth und Ergebung in den Willen Gottes einzusprechen. Auch das verdanken wir der göttlichen Liebe und Barmherzigkeit, daß sein Ende sanfter und schmerzenfreier war, als man zuvor gefürchtet hatte.

So hast Du, treuer Gott, seine und unsere Gebete in Gna

den erhöret und hast ihn aus der Angst und dem Kampfe dieser Zeit herausgenommen. Dir, der Du die Liebe: selbst bist, übergeben wir seine schwergeprüfte Seele in der guten Zuversicht, Du werdest Deine Zusage an ihm wahr machen: ¡Selig ist der Mann, der die Anfechtung erduldet; denn, nachdem er bewähret ist, wird er die Krone des Lebens empfangen. Laß ihn in Deinem himmlischen Reiche mit Freuden erndten, was er hier mit Thränen gefäet hat! Deiner väterlichen Fürsorge befehlen wir die tiefgebeugten Hinterbliebenen; laß sie in ihrem Leide es inne werden, daß Du ein Gott des Friedens bist für Alle, die auf Dich trauen. Laß die kummerbeladene Wittwe in der Liebe und Folgsamkeit ihrer Kinder den verdiente Lohn ihrer aufopfernden Hingebung an ihren Gatten und ihre Kinder finden; und uns Alle laß anhalten im Wachen und im Beten, daß wir, wenn die bösen Tage kommen, einen guten Kampf kämpfen und Glauben halten bis an's Ende! Amen.

XXXXIV.

(Ehefrau; 65 Jahr alt.)

(Zur Adventszeit.)

Der er Herr ist nahe", das ist der Adventsgruß, mit welchem sich in diesen Tagen die Christen begrüßen. Denn wie die Morgendämmerung dem kommenden Tage, so geht die Adventszeit der Ankunft des Weltheilands voran, die Herzen zu öffnen, daß der König der Ehren einziehen könne. Diesen Adventsruf hat noch unsere jezt entschlafene christliche Mitschwester im Geiste vernommen. Schon seit Jahren leidend und schwach, so daß es ihr schwer und zulegt unmöglich wurde, die gewohnte und ihr so lieb gewordene Arbeit im Haus und Garten zu besorgen, und in den lezten Monaten an das Krankenlager gefesselt erkannte sie wohl, daß es nur einen Arzt und Helfer für sie gebe, ihrer Herrn und Heiland; und weil sie im Leben sich so treu an ihn gehalten und ihm so kindlich vertraut und geglaubt hatte, weil sie sich immer befleißigte, ihm mit aufrichtigem Herzen zu dienen und zu Gefallen zu leben und zu wandeln, so war ihr die Ankunft ihres Herrn nicht schrecklich, sondern sie hatte Lust, abzuscheiden und bei. Christo zu sein. Der Herr war ihr nahe ihr ganzes Leben lang am guten und am bösen Tage.

In den bangsten Stunden, an den Gräbern ihrer Liebsten, da nahm sie nur zu ihm ihre Zuflucht und sprach: Herr, wenn ich nur dich habe, so frage ich nichts nach Himmel und Erde; wenn mir gleich Leib und Seele verschmachten, so bist und bleibest du doch meines Herzens Trost und mein Theil. Als sie nach

dem härtesten Schlage, der sie betroffen hat, nach dem Tode ihrer einzigen geliebten Tochter an ihren Enkelkindern noch in ihrem vorgerückten Alter Mutterstelle vertreten mußte, auch da war der Herr ihr nahe, stärkte sie mit seiner Kraft und gab zu ihrer liebreichen Fürsorge seinen Segen, daß ihre Arbeit an diesen Kindern nicht vergeblich war. In ihren leßten Tagen, wo die Kräfte fie immer mehr verließen und es vor ihren Augen immer dunkler wurde, da war der Herr ihr nahe, hat sie nicht verlassen, sondern ihr mit seinem Wort und Sakrament Trost zugesprochen; da war der Herr bei ihr in all' der Liebe, womit die Ihrigen sie getragen und gepflegt haben im Stande ihrer Schwachheit, bis der Herr sie erlöset und ihr ausgeholfen hat zu seinem himmlischen Reiche. Wie wohl wird ihr nun sein, daß sie der Erde Kämpfe und Schmerzen überstanden hat, daß sie wieder vereinigt ist droben in der himmlischen Heimath mit ihren Vorangegangenen, die sie nie vergessen und verschmerzen konnte, und daß sie daheim ist bei ihrem Herrn und Heiland Jesu Christo, den sie geliebet und auf den sie gehoffet hat allezeit.

O, wie getrost übergeben wir sie Dir, du getreuer Heiland; der Du ihr so sichtbar Deine Zusage gehalten hast: Siehe ich bin bei Euch alle Tage," Du wirst auch droben in Deinem seligen Reiche Deine Verheißung an ihr wahr machen, daß die Deinen Deine Herrlichkeit sehen und mit Dir theilen sollen, und wirst auch dem nun so einsam stehenden hochbetagten Gatten eine Stüße und ein Stab bleiben. Herr, daß Du nahe bist und unser Heil und der Tag des Gerichts uns immer näher heranrückt, diß laß uns nie vergessen, damit wir aufstehen vom Schlafe, ablegen die Werke der Finsterniß, unser Haus bei Zeiten bestellen und bereit seien, ob Du kommest heute oder morgen. Amen.

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