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So blicken auch wir jezt von ihrem Grabe auf zu Dir, Du Fürst des Lebens, zwar voll Trauerns über den Hingang dieser geliebten Mutter, aber mit dem frohen Gefühle, daß sie überwunden und erlangt hat die Krone des Lebens.

Es ist Deine Gnade, welche fie im Leben und Sterben erfahren und gerühmt hat, und es ist Deine Gnade, die uns jezt in Klarheit hervortritt, uns zu trösten und zu erhellen das Dunkel dieses Grabes. Der Du ein Vergelter bist aller Liebe und aller Werke in Dir gethan, Du wollest ihr lohnen, was sie hier im Verborgenen gethan! Dein Friede sei mit uns Allen! Deinem heiligen Namen sei Preis und Ehre und Anbetung jezt und in alle Ewigkeit! Amen.

XXXXVII.

(Vater; 66 Jahr alt.)

(Mit Beziehung auf die Abschiedsreden des Herrn. Joh. 14.)

Barmherziger Gott und Vater unseres Herrn Jesu Chrifti, vor Dir stehen wir an dieser Grabesstätte mit dem Schmerze eines durch die harte Hand des Todes zerrissenen Gemüthes, mit dem trüben Blicke auf ein theures segensreiches Leben, das nun für uns verloren ist, auf die in den Staub gesunkene Stüße und Krone des Hauses. O laß den Frieden, welchen einst Dein Sohn, unser Heiland, seinen trauernden Jüngern verheißen hat, kommen in die gebeugten, verwundeten Herzen, daß sie glauben, auch wo sie nicht sehen, daß sie stille sich beugen unter Deine Hand, auch wenn Du das Theuerste ihnen nimmst, daß sie auch jezt, wo Deine Wege dunkel und unerforschlich für sie sind, in Demuth beten: Vater Dein Wille geschehe! Amen.

Leidtragende Freunde! Aus welcher anderen Quelle könnte der Diener des Evangeliums die Tröstungen schöpfen, deren das durch den schnellen Hingang geliebter, vielverdienter Menschen erschrockene und zerschlagene Gemüth bedarf, als aus dem Evangelium, dieser Friedensbotschaft Gottes selbst? und welche Aufschlüsse und Verheißungen aus dem Munde unseres Herrn Jesu Christi könnten geeignet sein, den Jammernden am Sterbebette eines Vaters, den Weinenden am Grabe ihres besten Freundes, auf dessen Leben und Liebe ihr ganzes Lebensglück beruhte, die verborgenen Gedanken Gottes zu offenbaren und ihre Herzen über die Schrecken der Gegenwart hinweg zu unvergänglichen Hoffnungen zu erheben, als die Abschiedsworte, mit denen der göttliche Meister und Freund

selbst seine Jünger beruhigt und aufrichtet: „Meinen Frieden, spricht er zu ihnen, laße ich euch; wie mich mein Vater liebet, also liebe ich euch auch; ich gehe hin, euch die Stätte zu bereiten; ich will wieder kommen und euch zu mir nehmen, auf daß ihr seid, wo ich bin; ich will euch, die ihr bei mir beharret habt in der Anfechtung, das Reich bescheiden“? So redet der heimkehrende Herr zu seinen Jüngern; und schon damals, als seine größten und herrlichsten Zusagen sich noch nicht erfüllt hatten, war für sie eine wahre Erquickung das Bewußtsein einer bis in den Tod treu be= wahrten Liebe; und welchen Frieden mußten sie später in dem Gedanken finden, daß der über Alles erhöhte Gottessohn auch sie geliebt hatte bis an's Ende! Und wenn unsere irdische Liebe ge= heiligt und verklärt ist durch die Liebe Christi; wenn die Liebe, die aus Gott ist, ausgegossen ist in die Herzen der Gatten und Kinder, die Liebe, welche nicht das Ihre sucht, die alles trägt und duldet, alles glaubt und hofft; wenn wir gewiß sein dürfen, daß unsere Vollendeten, wie sie im Leben mit ganzer Seele uns angehörten, so auch sterbend noch mit dem legten Blicke uns such-. ten und segneten; wenn wir uns bewußt sind, daß auch wir ihnen die. Treue stets unverlegt bewahrt haben, dann kann wohl der Tod scheidend zwischen uns und sie treten, dann kann er wohl die sichtbaren Bande zerreißen, aber den Bund der Herzen kann er nicht auflösen; dann empfinden wir wohl noch lange die Größe des erlittenen Verlustes, aber das Leben der Erinnerung und der Liebe mit den Hingegangenen dauert doch fort. Nur was im Irdischen wurzelt, das ist der Erdenblume gleich, welche nach einer kurzer Blüthe dahinwelkt; aber die wahre christliche Liebe ist eine Himmelsblume, die unverwelkt fortlebt, wenn der kurze Erdenfrühling längst vergangen ist.

Wenn ihr jest wehmuthsvoll auf diesen Sarg hinblicket, der das sterbliche Theil eures lieben Vaters und Großvaters verschließt, wenn licht und verklärt jezt sein Bild vor eurer Seele

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steht, sein unverdroffenes und verständiges Wirken im Amte, wie im Hause, der liebevolle Ernst, mit dem er seine Kinder zum Fleiß, zur guten Sitte, zur Einfachheit und Sparsamkeit erzog, damit sie sich einst auch in bescheidenen Verhältnissen könnten genügen lassen; wenn ihr gedenket, wie er wieder jung wurde mit seinen Lieblingen, seinen Enkelkindern, und in ihrer Zuneigung und Vertraulichkeit die höchste Freude seines Alters fand und wenn ihr ihm gegenüber euch das Zeugniß geben dürfet, daß ihr seine Liebe erkannt, gewürdigt und von Herzen erwiedert habt und daß sein brechendes Auge noch segnend auf euch ruhte; wenn ihr hier, wo. Unersegliches von euch genommen wird, doch die Hand des himmlischen Vaters suchet und verehret, die Alles wohlmacht; wenn ihr als Erlöste des Herrn euch freuet über das bessere Theil, das dem Vollendeten geworden ist nach einem mühevollen Leben; wenn ihr auch in diesen dunkeln Tagen doch den Stern der göttlichen Zusage nicht aus den Augen verlieret: „ich will euch wiedersehen und euer Herz soll sich freuen und eure Freude soll Niemand von euch nehmen," dann wird des Herrn Wort an und in euch Kraft und Leben und Wahrheit werden: „Den Frieden lasse ich euch; meinen Frieden gebe ich euch!"

Ja, Friede sei mit euch, die ihr Leid traget, Friede sei mit euch von Gott, unserem Vater und dem Herrn Jesu Christo. Der Herr, der reich ist an Erbarmen, tröste und erhebe euch mit seiner himmlischen Gnade!

Friede, ewiger, seliger Friede sei mit euch, die ihr hier im Erdenschooße schlafet; der Herr des Lebens gebe euch eine fröh liche Auferstehung zum ewigen Leben!

Friede sei auch mit dir, Vollendeter, der du nun überwunden hast und ruhest von des Tages Arbeit und Kampf. Der Gott des Friedens laffe dich sein Angesicht schauen und schenke dir wie Allen, die mit Geduld in guten Werken getrachtet haben nach dem ewigen Leben, Preis und Ehre und unvergängliches Wesen! Amen.

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XXXXVIII.

(Wittwe; 72 Jahr alt.)

Wir stehen am Grabe und hoffen doch,
Sie, die hier schlummert, lebet noch;
Sie lebt von Sünd' und Schmerz befreit
Ein Leben der Unsterblichkeit.

Rub' sanft, dein Auge schloß sich zu,
Du ziehest hin in's Land der Ruh';
Dein Gott hat wohl an dir gethan,
Nun rührt dich keine Qual mehr an.
Du wirst uns unvergeßlich sein,
Dein Herz war liebevoll und rein
Mit List und Falschheit unbekannt;
Nun ruht's in Gottes Vaterhand.
Im Frieden schlumm're! Himmelsruh
Ström dir vom Throne Gottes zu!
Bald legen unsern Pilgerstab
Auch wir an unsern Gräbern ab.

Sohn Gottes, Mittler, ach, dein Tod
Stärt uns in unsrer leßten Noth;
Laß unser ganzes Leben dein

Und selig unser Ende sein. Amen.

Das, liebe Freunde, das ist der Stachel des Todes, den wir an den Gräbern unserer Brüder und Schwestern so schmerzlich empfinden, daß er allem irdischen Wesen ein Ende macht, daß er eine Scheidewand, eine unübersteigliche Kluft aufrichtet zwischen uns und unseren Freunden und Genossen. Wenn der Tod eintritt

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