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Tod sie uns entrissen hat; ists uns nicht, als ob die lezte Zufluchtsstätte, darinnen wir noch ein Kindesrecht hatten, sich mit dem Vaterhause auf immer für uns geschlossen hätte!

So wehe aber ein solcher Abschied thut, es ist doch auch etwas Köstliches, wenn in die Gefühle der Trauer bei der Trennung sich Empfindungen christlicher Freude und innigen Dantes mischen können, welche das gebeugte Herz aufrichten und zum Lobe und Preise des Herrn ermuntern. Und dürftet Ihr, leidtragende Freunde, an diesem Grabe nur davon zeugen wollen, daß der Herr Gedanken des Leides, nicht aber auch davon, daß er Gedanken des Friedens habe? War nicht die Entschlafene in ihrem Leben von dem Herrn reichlich gesegnet und vor vielen begnadigt? In einer sorgenfreien, unabhängigen, äußern Lage durfte sie ein stilles, geruhiges Leben führen, sie durfte sich der kindlichen, zärtlichen Ergebenheit, der glücklichen Versorgung und Verbindung ihrer zwei ältesten Söhne freuen, und Kindeskinder um sich aufblühen sehen, an denen sie mit der innigsten Freude hing; und selbst die einzige Sorge ihres mütterlichen Herzens ward für sie in Freude und Trost verwandelt, als ihr jüngster Sohn aus weiter Ferne zu ihr zurückgekehrt und von ihr wiedergefunden war und ihre Liebe und Geduld durch die Erheiterung ihrer lezten Lebenstage, durch die aufopferndste Pflege ihr erwiedern durfte! Doch fie war nicht blos in Absicht auf ihre äußeren Verhältnisse reichlich gesegnet, sondern auch in Beziehung auf ihr inneres Leben.

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Welch eine Klarheit und Schärfe des Verstandes; welch ein gesundes Urtheil; welch' lebhaftes. Interesse für alle Gebiete des Lebens und des Wissens, für alle höheren Angelegenheiten der Welt, welch' nicht gewöhnliche Bildung und Vielseitigkeit des Geistes; welche Entschiedenheit und Festigkeit des Willens und welche heitere, wißige Laune verrieth sich in Allem, was sie that, was sie sprach und schrieb! Und daneben welch' ein reiches, tiefes Gemüth; welch' eine sich selbst verläugnende, unermüdliche Liebe;

VIII,

(Wittwe eines Beamten; 80 Jahr alt.)

So oft, meine Christen, die Sonne sich neiget und die Abendglocken ertönen, falten sich auch frommer Christen Hände zum Gebete, dem Herrn zu danken für Leben und Wohlthat, die er an uns gethan und in seine Hände, ehe die Nacht zur Ruhe uns legt, Leib und Seele zu befehlen und hier, wo die Sonne eines Menschenlebens untergegangen ist, wo einer müden Pilgerin die Erde ein Ruhebett zugerüstet hat, hier kann, ob wir auch mit Weinen das Auge unserer Geliebten zudrücken, doch auch unser Abendgebet nur ein Dankgebet sein über dem Grabe dieser Vollendeten.

Ein langer Lebenstag war es, ein Zeitraum von 80 Jahren, der ihr gegeben war; dafür preisen wir ihren Schöpfer und Erhalter, denn durch wie viele Leiden und Gefahren hat sie seine starke Hand hindurchgetragen! Schwere Prüfungen sind über dieses Herz gegangen, und manche dunkle Wetterwolke ist über ihr Haupt, besonders während ihres vieljährigen Wittwenstandes dahingezogen: aber sie hatte auch die sichtbarsten Hilfen des Gottes zu rühmen, der die Verwaisten aufnimmt, wenn Vater und Mutter sie verlassen, der schwere Lasten und herbe Verluste auferlegt, aber auch tragen hilft und der Wittwen und Waisen Vater ist. Sorgen und Kümmernisse, die von einem Tage zum andern und von einer Nacht zur andern an der Seele nagen, haben sie nie verlassen, aber auch nicht die Alles überwindende Kraft des Glau= bens, die Stärke und Besonnenheit des Geistes, die sie vor Klein

muth und bittern Klagen verwahrte. Ein Beruf voll schwieriger Anforderungen und Verhältnisse ward ihr frühe anvertraut; aber mit ausgezeichnetem Fleiße und Geschicke, der stets in den höchsten Kreisen die verdiente Anerkennung fand, erfüllte sie ihre Pflichten und das Vertrauen, das ihr stets durch eine lange Reihe von Jahren zu Theil wurde, war für sie nur ein Antrieb, unermüdet zu wirken, so lange es Tag für sie war und mit ganzer Kraft zu dienen dem erhabenen Hause, dem sie mit ganzer Seele bis zum lezten Athemzuge ergeben war. Und mit welcher Fülle der Liebe, mit welchem Reichthum wahren Freundschaftssinnes und aufrichtiger Theilnahme war ihr Gemüth ausgestattet; wie treu und innig hat sie die Ihrigen geliebt, die ihr der Vater gegeben hatte; welche zärtliche, sorgliche Mutter und Großmutter, welch' liebevolle Schwester ist sie gewesen, so lange ihr Herz geschlagen hat; wie freundlich und wohlmeinend nahm sie an dem Wohle und Wehe auch des Geringsten Antheil; wie war es ihre wahre Lust, Anderen ihre Wünsche abzulauschen und sie mit dem ihr eigenen zarten Sinn und Wesen zu erfreuen; wie hat sie bei den Ihrigen ausgeharrt in ihren Trübsalen und je länger, je mehr gethan, sie zu berathen und zu beglücken; wie manche Thräne hat sie getrocknet, ohne die Linke wissen zu lassen, was die Rechte that, still sich freuend, wenn sie dem nachahmen durfte, der in die Welt gekommen, nicht daß er sich dienen lasse, sondern daß er diene. Diese Liebe war die Frucht ihres Glaubens, der nicht ein tönendes „Herr, Herr" sagen war, sondern Kraft und Leben, und darum auch der Stab und Stecken, an dem sie sich festhielt unter den wechselvollen Erfahrungen ihres Lebens und unter den mannigfachen Schmerzen und Beschwerden ihres Alters. Dieser Glaube war ihr Trost, wenn es ihr schwer werden wollte, von ihren Lieben zu scheiden, die sie in der Welt zurücklassen sollte und um deren Zukunft sie immer so mütterlich besorgt war; dieser Glaube war ihr Licht, als es in den lezten Jahren ihres Lebens immer einsamer und dunkler um sie wurde, als eines ihrer Geschwister

um das andere ihr im Tode voranging, bis vor wenigen Tagen auch ihre leßte Schwester sie verließ. Darum schaute sie immer sehnender hin auf die himmlische Heimath, auf die Wohnungen in des Vaters Hause; von Tag zu Tag hatte sie mehr Lust abzuscheiden, um bei Christo zu sein; und nicht zu lange hat sie der Herr über Leben und Tod harren und seufzen lassen; nicht zu voll hat er ihr das Maas ihrer Leiden gemacht, sondern sanft und schmerzlos durfte sie entschlafen und eingehen zu dem Leben, da kein Leid, kein Schmerz und kein Tod mehr ist.'

Dafür und für allen Segen, den Du uns in ihr gewähret, preisen wir Dich, Du gnädiger Gott und Vater; Du weißest ihre Werke, ihre Liebe, ihren Dienst, ihren Glauben und ihre Geduld; Du hast ihr hier schon eine schöne Krone gereicht in der Liebe der Ihrigen, in der Achtung der Menschen, Du wirst ihr jezt eine schönere Krone geben in Deinem himmlischen Reiche; wirst ihr den Frieden schenken, den die Welt nicht geben kann! Bewahre ihren Segen ihren Hinterbliebenen und laß Deine Gnade über uns walten für und für, daß auch wir einen guten Kampf kämpfen und aus Deiner Hand die Krone des Lebens empfangen! Amen.

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Im Innersten verwundet von dem bittersten Schmerze, wie betäubt von dem furchtbaren Schlage, der uns getroffen, bleibt uns nur Eine Zuflucht, die Zuflucht zu Dir, o Gott, zu Deinem ewigen Lichte, das nicht verlöschet, so dunkel auch unsere Wege, so tiefverhüllt Deine Rathschlüsse für unser Auge sein mögen. Unserer stärksten Stüße auf Erden beraubt fassen wir Deine Vaterhand, die uns geschlagen und niedergebeugt hat in den Staub, und flehen zu Dir, daß Du Dein Antliß, das Du vor uns verborgen, wieder freundlich uns zuwendest, die wunden Herzen heilest und uns Kraft gebest, zu tragen, was Dein unerforschlicher Wille uns auferlegt hat! Du selbst hast ja die vielfachen und festen Bande geknüpft, durch die wir Alle an dieses theure Leben gekettet waren; Du Gott, von dem alle gute und vollkommene Gabe kommt, der Du lenkest die Herzen der Menschen und ihre Wege ihnen vorzeichnest, Du hast ihn aus der Niedrigkeit auf rauhen Wegen emporgezogen, hast ihm die starke Kraft und den redlichen Willen gegeben, durch die er für so Viele zum Segen gewirkt hat, so lange es Tag war, durch die er in Vieler Herzen ein unver= gängliches Denkmal der Liebe, der Dankbarkeit und Hochachtung sich gesichert hat!

Du siehest das Herz der Menschen an und wägest seine Thaten; Du weißst es, mit welch rastlosem Eifer, mit welch unwandelbarer Treue er unserem erhabenen Fürstenhause gedient und das unbedingte Vertrauen, das ihn an die Spige einer umfassenden

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