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so sehr bedürftig sind, in welch düstere, Stimmung verseßte ihn dieser Gedanke, besonders in den legten Zeiten seiner Krankheit, wie oft hat er es laut ausgesprochen und im stillen Gebete zum himmlischen Vater gefleht, daß er, so es möglich wäre, diesen Kelch möge an ihm vorübergehen lassen. Aber seine und unsere Gedanken waren nicht Gottes Gedanken, der ihn heimgerufen hat nach dem Rath seiner Weisheit und Liebe. Der Herr hat es gethan, welcher denen, die ihn lieben, alle Dinge läßet zum Besten dienen. Dieser Gott, der am besten weiß, was uns zum Besten dient, der die Versuchung auch für diesen unseren Bruder solch ein Ende gewinnen ließ, daß er's konnte ertragen, wird auch euch die himmlischen Sterne des Trostes, die jest euer thränenvolles Auge nicht sieht, wieder leuchten lassen, wird sich auch euch als der Berather und Versorger der Wittwen und Waisen erzeigen. Stehet nur fest im Glauben, haltet nur an im Gebet, behaltet nur unverrückt Gott vor Augen und im Herzen, so werdet ihr es erfahren, daß auch ihr eure Engel im Himmel habet, die allezeit sehen das Angesicht eures himmlischen Vaters. Bleibet eins in der Liebe und vergesset nicht eures Vaters Gebot, so wird sein Segen auch nicht verloren gehen und euer Schußgeist sein auf euren Wegen; und wie der Entschlafene jest in Freuden erntet, was er hier in Thränen gesäet hat, so wird auch euch aus dieser Trübsal eine friedsame Frucht der Gerechtigkeit werden und ihr werdet dem Herrn noch danken, daß er euch gedemüthigt hat, aber auch eures Angesichtes Hilfe war.

Nun, wir sinken vor Dir nieder,
Vater, der die Wunde schlug;

Heil', o heile Du sie wieder;

Sprich zum Schmerz: es ist genug,
Daß wir nicht durch Kleinmuth fehlen,
Gib, o Gott, in unsre Seelen,

Wie Dein heilig Wort verheißt,

Uns den Tröster, Deinen Geist!

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II.

(Wittwe und Mutter; 58 Jahr alt.)

Beliebte in dem Herrn! Es find auch an dieser Stätte verschiedene Empfindungen, die unsere Seelen bewegen, und die, wenn fie auch sich nicht feindlich gegenüber stehen, so doch sich gegen= seitig bestimmen und mäßigen müssen, wenn die rechte würdige Stimmung, wie sie Christenmenschen geziemt, in uns Raum gewinnen foll; es ist der bittre Schmerz der Trennung, der so berechtigte Jammer über den Verlust einer Mutter und zugleich der versöhnende Gedanke, daß ein schweres, lange anhaltendes Leiden, an dem alle menschlichen Mittel scheiterten, hier sein Ende und Ziel gefunden hat. Ja es sind gerechte Klagen, die an diesem Sarge laut werden. Ihrer legten Stüße, ihres Theuersten, wofür es auf Erden keinen Ersaß mehr gibt, einer Mutter, welche diesen heiligen Beruf unter den schwierigsten Verhältnissen mit bewunderungswürdiger Treue und glücklichem Erfolge erfüllte, die den schon frühe verstorbenen Vater ihren Kindern, soweit diß nur möglich, durch ihre geistige und sittliche Kraft ersezte, sehen sich ihre Kinder beraubt; aber dennoch muß sich ihre Trauer mäßigen laffen durch die Gewißheit, daß derselbe Tod, der ihnen diese Wunde geschlagen hat, ihre Krankheit gehoben und ihren Qualen auf immer ein Ende gemacht hat. Wahrlich, die Entschlafene hat es zur Genüge inne geworden, was für ein elend, jämmerlich Ding es ist um aller Menschen Leben, von Mutterleibe an, bis wir wieder in die Erde begraben werden, die unser Aller Mutter ist; sie hat es mehr denn einmal erfahren müssen, daß keine Ge

burt und kein Stand sicher stellt vor der Vergänglichkeit alles Erdenglückes, vor der Vereitlung der süßesten Herzenswünsche.

Kaum war sie wenige Jahre in glücklicher Ehe mit einem Manne verbunden, dessen Edelsinn und Biederkeit heute noch bei Vielen im gesegneten Andenken steht, so raffte ihn ein unerwartet schneller Tod von ihrer Seite hinweg und die schwere Pflicht, ihre beiden unmündigen Kinder zu erziehen, lastete nunmehr auf ihr allein. Als es ihrem Vertrauen auf Gottes Hilfe und ihrer mütterlichen Sorgfalt und Hingebung gelungen war, diese ihre Aufgabe zu lösen, als sie ihr höchstes Glück und ihren reichsten Lohn in der dankbaren, zärtlichen Liebe und Ergebenheit ihrer Kinder gefunden hatte, als sie wieder ihres Lebens recht froh werden wollte, weil sie in ihren Kindern nach ihrem Herzen ihre vertrautesten Freunde hatte; wie bald wurde auch dieses Glück ihr getrübt durch ihre körperlichen Leiden, welche sich bald so sehr steigerten, daß sie selbst nach dem Tode, als ihrem einzigen Retter, sich sehnte und auf die Ruhe im Grabe sich freute. Auch Diejenigen, welche mit dem Kummer der innigsten Theilnahme, die so gerne helfen möchte, an ihrem Krankenbette standen, auch sie mußten am Ende einstimmen in den bangen Nothruf der seufzenden Kreatur: „Ach, Herr, wie so lange!“ „Hüter, ist die Nacht bald hin!“ Auch sie mußten zulezt den Todesengel begrüßen als den ersehnten Arzt, der allein helfen kann. Aber nicht nur für die Erlösung von ihrer Qual, sondern auch für die Leiden und Prüfungen selbst, womit der gnädige Gott sie heimgesucht, wird die Vollendete, wenn sie jezt mit himmlisch verklärtem Blicke zurückschaut auf die Führungen ihres Gottes, dem weisen und gütigen Erzieher im Himmel, dem treuen Hirten seiner Schafe danken aus seligem Herzen; und auch wir, obwohl unsere Augen noch umfangen sind von irdischem Dunkel, müssen dem Höchsten doch auch dafür danken, daß alle Trübsal, wenn sie nur im Glauben aufgenommen und in der Gottseligkeit getragen wird, manche friedsame Frucht der Gerechtigkeit bringt. Da, als unsere

hingegangene Schwester nächst Gott auf sich selbst angewiesen war, bildete sich in ihr jene Entschiedenheit des Charakters, jene Festigteit des Willens, jene Sicherheit im Urtheilen und Handeln, die sonst nur dem Manne eigenthümlich ist, die sich aber nicht auf ihren Verstand und auf ihre eigene Kraft stüßte, sondern auf die Gnade Gottes und seine Verheißung, daß er der Wittwen und Waisen Vater sein wolle. Darum war auch ihr gerades, aufrichtiges Wesen, dabei sie nichts verhalten konnte, was ihr die Seele bewegte und in der Wahl der Form und des Ausdruckes ihrer Willensmeinung nicht ängstlich war, gepaart mit einer seltenen Herzensgüte, mit einem warmen Gefühle für alle Angelegenheiten ihrer Freunde und Bekannten, für fremde Noth und fremden Schmerz; da war ihr Geben seliger, denn Nehmen und gerne darbte sie sich selbst ab, nur um sich im Mittheilen nicht beschränken zu müssen.

D, wie glücklich sind wir in all' unsrem Leide, wenn uns ein solches Bild, eines solches Denkmal von unseren Verstorbenen bleibt; und wie ruhig können wir sie in Gottes Hand wissen, in den Hütten des Friedens und im Reiche der Vergeltung nach der Zusage des göttlichen Wortes: „Selig ist, der überwindet, denn er wird die Krone des Lebens empfangen. Gott wird abwischen alle Thränen von ihren Augen; ihre Werke folgen ihnen nach, und sie werden erndten ohne Aufhören.

Mit solcher seligen Hoffnung kannst nur Du uns erfüllen und unsere wunden Herzen heilen, lieber himmlischer Vater, der Du durch Deinen Sohn Jesum Christum einen ewigen Frieden zwischen uns Sündern und Dir dem Heiligen gestiftet hast. Erhalte uns mit unseren Entschlafenen, welche durch Dich überwunden haben, in einer lebendigen Gemeinschaft der Liebe und Hoffnung. Erfülle unsre Herzen, besonders auch die nun verwaisten Kinder, mit dem Geiste des Glaubens und der Ergebung und laß sie es crfahren, daß der Eltern Segen den Kindern Häuser baut; laß

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