صور الصفحة
PDF
النشر الإلكتروني

dig aus? Daraus gibt sich uns zu erkennen, wie vertraut sie schon seit langer Zeit mit dem Tode war, wie bereit sie sich auf ihn immerdar gehalten, wie sie nicht zu den Leichtsinnigen gehört hat, die dahinleben, als nähme es kein Ende mit ihnen und die allen ernsten Todesbetrachtungen ausweichen, um nicht in ihrem frohen Lebensgenuß gestört zu werden. Ihr Herz war vielmehr schon frühzeitig auf das Himmlische gerichtet; nicht in der Eitelkeit und Pracht, nicht in dem Wohlleben und in den zerstreuungen dieser Welt, sondern im stillen Verkehre mit ihrem Gott und ihrem Heilande, in der andächtigen Betrachtung des göttlichen Wortes, im findlichen Gebete fand sie ihre Freude und Erquickung. Darum war ihr der Tod nicht schrecklich, als er ihr nahete in dem Alter, wo Andere noch der Jahre viele sich versprechen; sondern als ihre Stunde kam, war sie auch gerüstet und bereit, abzuscheiden von dieser Erde.

Ich sterbe, aber Gott wird mit euch sein. Wie unverkennbar und wie schön spricht aus diesen ihren Abschiedsworten ihre Liebe, ihre treue Besorgtheit um die Ihrigen. Fünfundzwanzig Jahre lang hat sie redlich mit ihrem Gatten Alles getheilt und getragen, sie hatte keinen Gedanken, den er nicht in ihrer Seele lesen durfte, sie hatte keinen Wunsch, der nicht seine Wünsche und sein Bestes mit in sich eingeschlossen hätte; und wenn ihr etwas den Gedanken an den Tod bitter machte, so war es die Sorge um ihre Angehörigen. Sie sah im Geiste voraus, wie sehr sie diese ihre geschäftige und hilfreiche Hand, ihre umsichtige Leitung des Hauswesens, ihre stete Aufmerksamkeit auf Alles, vermissen werden. Darum legte sie ihre Zurückbleibenden an das Vaterherz Gottes. Sie selbst hatte zu fühlbare Erweisungen der Treue und Barmherzigkeit ihres Gottes zu rühmen, sie baute zu fest auf die Verheißungen des wahrhaftigen Gottes in seinem ewigen Worte, als daß sie hätte zweifeln können, ob der Höchste auch ihrer Hinterlassenen sich annehmen und mit ihnen sein werde als ihr Helfer bis an das Ende ihrer Tage. Ja, noch ein höherer und befferer

Trost ist es, den sie mit ihrem Abschiedsworte den Herzen der um fie Trauernden einflößt, der Trost, daß der Gott, der sie getrennt, fie auch wieder vereinigen werde im Lande der Seligen. Sie wußte sich und die Ihrigen durch den Glauben eingepflanzt dem Fürsten des Lebens, der seinen Schafen das ewige Leben gibt und fie auch durch den Tod nicht aus seiner Hand reißen läßt; darum nahm sie von den Jhrigen nicht für immer, sondern nur für diese kurze Spanne Zeit, welche sie noch auf dieser Erde zu leben haben, Abschied und getröstete sich, daß der Herr, der alle seine Jünger einst zu sich in seine himmlische Herrlichkeit aufzunehmen versprochen hat, die Getrennten wieder zusammenführen werde in seines Vaters Hause. Nun, ihr Trauernden, ihr werdet in diesem Glauben, in dieser Liebe und Hoffnung der Hingegangenen es gleich thun; ihr werdet die Hand Gottes, an welche sie euch gewiesen hat, vertrauensvoll ergreifen und auf seine Güte allezeit hoffen; ihr werdet, statt euer Vertrauen wegzuwerfen, an diesem Grabe Danksagen Gott und dem Vater unseres Herrn Jesu Christi, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Chrifti von den Todten, zu einem unvergänglichen, unbefleckten und underwelklichen Erbe, das behalten wird im Himmel.

A men.

XXV.

(Ehefrau; 44 Jahr alt; schneller Tod.)

Herr, Herr, ich weiß die Stunde nicht,
Die mich, wenn nun mein Auge bricht,
Zu Deinen Todten sammelt;
Vielleicht umgibt mich ihre Nacht,

Eh' ich diß Flehen noch vollbracht,

Mein Lob Dir ausgestammelt,

Vater, Vater, ich befehle meine Seele

Deinen Händen, laß mich meinen Lauf gut enden !

Daß die Zeit unseres Todes für uns ganz ungewiß ist und daß für uns Alle, wir seien gesund oder krank, jung oder alt, nur Ein Schritt ist zwischen Leben und Lod, das hat sich abermals durch den jähen Hintritt dieser Mitchristin bestätigt. Doch so zufällig die Umstände zu sein scheinen, die bei einem plöglichen Todesfall zusammentreffen und den Menschen hinwegraffen, es geschieht nichts ohne Gottes Rath und Schickung. Wenn kein Sperling auf die Erde fällt ohne unsern Vater im Himmel, wie sollte dann ein Unglück oder gar ein zum Tode führender Schlag uns ohne den Willen des Höchsten treffen können; wenn jeder Mensch, wie das wahrhaftige Gotteswort versichert, seine bestimmte Zeit hat, wenn die Zahl seiner Monate bei Gott steht, so kann er das ihm gesezte Ziel nicht überschreiten, aber auch nicht vor demselben durch irgend eine Macht hinweggenommen werden; und ob wir heute von hinnen scheiden oder morgen, in der Jugend Blüthe oder niedergebeugt von des Alters Bürde, nach einer langen Krank

heit oder so, daß Fall und Tod beisammen sein, der Herr über Leben und Tod ist's, der da spricht: „kommet wieder, ihr Menschenkinder“ und „der sie sterben läßet.“ Darum, ihr Trauernden, bleibet nicht mit euren Gedanken hängen an den äußeren Dingen und Ursachen, aus welchen die Menschen das rasche Ende dieses Lebens ableiten, sondern schauet zum Himmel hinauf, zu dem Gott, von welchem Alles kommt, Glück und Unglück, Leben und Tod und betet in Demuth: „Vater, Dein Wille geschehe!" Um so mehr können wir ja unsere Herzen in Geduld fassen beim schnellen Hingang unserer Lieben, wenn sie ihrer Sterblichkeit stets im Leben eingedenk waren und wenn sie im Hinblicke auf die einstige Rechenschaft bei Zeiten ihr Haus be= stellt und sich treu erwiesen haben als Haushalter ihres Gottes. Dann hat der Tod sie nicht unvorbereitet überrascht; denn war der Herr, der im Leben ihr Licht und ihre Hoffnung gewesen ist, auch im Tode ihr Trost und ihr Theil. Und wohl uns, wenn auch wir in unserem Verhalten gegen unsere Nächsten es nie vergessen und aus den Augen gesezt haben, wie schnell der Tod scheidend zwischen uns und sie hineintreten und wie leicht es geschehen kann, daß unser Auge und unser Mund im Tode sich schließt, ohne daß wir zuvor die Unsrigen noch segnen oder ihnen ein Unrecht abbitten und die Hand zur Versöhnung reichen können. Haben wir ihnen aber immer Wort und Treue gehalten und waren wir immer befliffen, zu halten mit ihnen die Einigkeit im Geiste durch das Band des Friedens, sind wir uns keines Unrechtes, keiner Lieblosigkeit gegen sie bewußt, dann trauern wir zwar über ihr Hinscheiden, aber unser Herz verklagt uns nicht ihretwegen; wir können ihnen ruhig ins brechende Auge schauen und uns freuen auf die Zeit, wo wir wieder mit ihnen vereinigt werden in des Vaters Reich. Aber Todesfälle wie der, welcher uns hieher geführt hat, sind auch Boten Gottes, die uns daran mahnen, daß wir unser Ende bedenken und wachen und beten sollen, auf daß der Herr des Hauses, wenn er wider unser Erwar

ten bald kommt, uns nicht schlafend finde. Ohne vor dem Tod zu zittern, wollen wir doch uns täglich vorhalten, daß wir ein Gras find, das heute grün und morgen verwelket, Pilger, die oft unversehens abgerufen werden aus der Fremde in die Heimath. Darum dürfen wir nie auf ein höheres Alter rechnen und nichts verschieben auf morgen, das zu unserer Seelen Seligkeit und zum Besten unserer Mitmenschen dienen kann und von dem Herrn uns befohlen ist; darum so lange es heute heißt, wollen wir wirken unabläßig in unserem Berufe, wollen unsre Herzen reinigen von aller Befleckung, wollen in aufrichtiger Buße und wahrhaftigem Glauben das Heil in Christo ergreifen und damit einen guten Grund legen auf das Zukünftige.

Dann komm mein End heut oder morgen:

Ich weiß, daß mir's mit Jesu glückt;
Ich bin und bleib in seinen Sorgen,
Mit Jesu Gnaden ausgeschmückt.

Mein Gott, ich bitt durch Christi Blut:
Mach's nur mit meinem Ende gut!

Amen.

« السابقةمتابعة »