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ken, desto weniger können wir uns des Gedankens erwehren, es könnten auch in Zukunft noch wiederkehren Tage der Betrübniß, der Dunkelheit und der Verwirrung. Aber der Geist deines Sohnes, den du uns gesandt, hat noch immer gewaltet in seiner Gemeine. Je mehr die Finsterniß verbreitet ist, um desto stärker bricht er hervor hie und da als der feurige Geist, der die Welt straft und die Verirrten sammelt; je ruhiger Licht und Freiheit herrschen, um desko milder waltet er unter den Gläubigen als der Geist der Wahrheit und der Liebe der aus dem Schatz des Erlösers nimmt und es den seinigen verklårt. So möge er reichlich auch unter uns walten, so möge er reden und lehren durch die Diener des gereis nigten Evangelii, so möge er sein mit allen denen welche arbeiten an dem künftigen Geschlecht. Größeres, das hat dein Sohn selbst gesagt, können wir nicht thun, als aufnehmen die Kindlein. Empfangen sie von uns dein Wort und werden sie geleitet zu einem christlichen Leben: dann leben und wirken auch wir fort unter einem würdigen Geschlecht, dann erfreuen wir uns nicht nur der Vergan genheit sondern auch der Zukunft und erlangen unser Theil an der Herrlichkeit des Herrn daß er bei uns ist bis ans Ende der Tage. So sei es, Amen.

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X.

Am 18ten Weinmond 1818. +)

Wer mit der Veranlassung unsrer heutigen Feier unbekannt, unseren lezten Gesang gehört håtte, könnte meinen, wir wollten uns mehr anschicken heute einen Tag der Fürbitte zu feiern für eine Zukunft, die uns noch bevorsteht, als, wie es doch wirklich ist, einen Lag dankbarer Erinnerung an jene große göttliche Errettung in der uns nächsten Vergangenheit. Aber, m. Geliebten, können und dürfen wir beides von einander trennen? Jede Fürbitte zu Gott um Segen und Gedeihen für die Zukunft, was sie auch würdiges betreffen möge, sie kann, weil Gottes Wohlthat und Gnade immer früher ist als unser Willen und Entschluß, nur ruhen auf dem innigen Gefühl der Dankbarkeit für das, was wir schon von Ihm empfangen haben, für die Wohlthaten, womit er uns auf demsel ben Gebiet schon gesåttigt hat und überhåuft. Und eben so, wenn wir in frommem Sinne in die Vergangenheit sehen jemehr un ser Blick auf einen bedeutenden Punkt gerichtet ist, und wir aufs geregt werden zur Dankbarkeit gegen Gott: müssen wir nicht um desto ernster uns selbst fragen, ob wir auch werth sind zu danken für seine Gaben, durch den Gebrauch, den wir davon machen? ob wir auch durch ein kräftigeres Leben zu seiner Ehre verdienen Dank und Lob für seinen gnådigen Beistand in seinen Vorhöfen darzubringen? darum sei denn dieses die Richtung, die wir heute unsrer gemeinsamen Betrachtung geben. Wir wollen in die Tiefen unses res Herzens hinabsteigen, uns prüfen vor dem Herrn, und Ihn selbst um Reinigung anflehen, damit ihm wohlgefällig und nicht vergeblich unser Dank zu ihm aufsteige.

Text. Psalm 68, 3. 4.

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Wie das Wachs zerschmilzet am Feuer, so müssen umkommen die Gottlosen vor Gott. Die Gerechten aber müssen

†) Berlin, 1819.

sich freuen und fröhlich sein vor Gott und sich freuen von Herzen.

Je mehr wir in jenen Zeiten, deren Gedächtniß wir auch heute mit allen unsern vaterländischen Brüdern begehen, fest überzeugt waren, daß vorzüglich um alles gottlose Wesen, das so schnell Wurzel zu fassen drohte, aus unserer Mitte zu entfernen, um die alten Grundvesten der Frömmigkeit und Treue, welche wankend ges macht werden wollten, zu erhalten, und die natürlichen Bande der Liebe, die durch Eindrången des fremden gelöst wurden, wieder zu befestigen, jener gefahrvolle Kampf mußte geführt werden: wohlan, um desto mehr muß uns darum zu thun sein, indem wir das Andenken des göttlichen Beistandes in diesem Kampfe feiern, daß wir nicht solche sein mögen, die auch vor Gott zerschmelzen müssen wie Wachs am Feuer: um desto mehr muß uns daran liegen, daß unsere Freude eine herzliche Freude vor Gott sei, und unser ganzes Wesen, durch Dankbarkeit ihm aufs Neue geweiht, vor ihm auch in Wahrheit und Treue bestehen möge. Was aber eine Freude vor Gott sei, wie sie sich von den vergånglichen Freuden an der Welt und an sich selbst unterscheide, das wäre, sofern es sich nicht jeder selbst beantworten kann und schon beantwortet hat, eine große und für Eine Betrachtung zu große Frage. Ich will mich heute deshalb nur beschränken zu zeigen: Wovon unsere Freude frei sein müsse, wenn sie den Namen einer Freude vor Gott verdienen soll.

Dabei schweben mir drei Hauptstücke vor, auf die ich eure Aufmerksamkeit richten will, daß nåmlich jede Freude, die vor Gott bestehen soll, frei sein muß erstens von Falschheit; zweitens von Trägheit; und drittens von Eitelkeit.

I. Unsere Freude über die Errettung, die Gott uns wider: fahren ließ, sei frei von Falschheit. Wir wissen es, daß dazu: mal, als der Kampf bevorstand, dessen -wenn auch nicht einzig doch vorzüglich entscheidenden Tag wir heute feiern, nicht Alle, die wir als Brüder und Genossen des Vaterlandes begrüßen, über die große Angelegenheit einerlei Sinnes waren. Wenn Einige schon lange des Augenblickes harrten, der das Verlangen der Gemüther einen natürlichen und würdigen Zustand wieder zu erkämpfen endlich freilassen werde: so gab es Undere, die noch bedächtlich zagten, meinend, der damalige Zustand der Dinge sei immer noch zu ertragen, und es sei weiser gehandelt sich ihn gefallen zu lassen, als

durch einen ungewissen Kampf voreilig alles auf's Spiel zu sehen. Diejenigen nun welche so dachten und redeten, sofern sie nur nachher als der Entschluß gefaßt war, wiewol gegen ihre Meinung, doch alles gethan, was das Vaterland und das Gesez von ihnen forderte, müssen uns billig immer ehrenwerth bleiben, weil sie redlich das Ihre für die gemeine Sache beigetragen. Denn das erste bei dem Entstehen eines großen Entschlusses ist immer das, daß Jeder suche seine Ueberzeugung geltend zu machen, das zweite, daß er sich redlich dem füge, was zulezt der gemeinsame Wille gewor= den ist. Aber haben die folgenden Begebenheiten nicht auch den Sinn jener unserer Brüder geändert, und sie meinen doch an der allgemeinen Freude eines Gedächtnißtages wie der heutige gleichen Theil nehmen zu können: so müssen wir sie wohl aufmerksam darauf machen, daß ihre Freude eine andere ist, als die der übrigen, und daß sie nicht ganz das sein kann, was die Freude vor Gott sein soll. Denn bei sich selbst wol und auf irdische Weise mag sich einer freuen, wenn das, was er mit halber Ueberzeugung oder ohne Ueberzeugung gethan, einen glücklichen Ausgang genommen hat, vor Gott aber kann er sich nur schämen. Denn des Aeußeren dürfen wir uns nicht vor Gott freuen, der selbst kein Aeußeres hat und vor dem alles Aeußere nichts ist, sondern nur des Innern; nicht der Erfolge und der Begebenheiten, sondern der Kraft und der That, aus der sie hervorgingen. Daran aber können sich diejenis gen doch nicht freuen, welche grade die Gesinnung, welche damals thätig war, nicht für die rechte halten, sondern dem Menschen ein noch größeres Maaß von Leidensfähigkeit zumuthen um das zu er: tragen, was ihn empört, und sich noch tiefer unter das zu beugen, was ihm nur als die äußere Nothwendigkeit erscheinen kann; denn diese erfreuen sich nur des Erfolges, nicht der That. Doch folcher mag es nun viele geben oder wenige; wir andern aber, wenn wir heute beisammen sind, Gott zu danken, daß er damals die Herzen der Menschen und Völker dahin lenkte nicht länger die unwürdigen Ketten ertragen zu wollen, daß er Muth, Hoffnung und liebevolle Begeisterung in die Gemüther legte: ist auch unser Dank dann ein wahrer Dank, und kann auch unsere Freude eine Freude vor Gott sein, wenn seitdem diese Gesinnung, über die wir uns freuen, in unseren Herzen nicht mehr mit derselben Kraft waltet, wenn wir jezt nicht mehr von demselben Eifer ein würdiges und Gott wohlgefälliges gemeinsames Leben herzustellen beseelt find, nicht mit einer jener ersten Begeisterung würdigen Beharrlichkeit

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饵。 das zu erhalten und zu vervollkommen streben, was uns damals aufs Neue durch Gottes Segen zu Theil ward? wenn wir jezt gleichgültiger geworden sind gegen den Unterschied zwischen dem, was des Menschen würdig ist, und was seiner unwürdig ist? wenn wir jezt umkehren, und nach der alten verkehrten Weise ein Jeder das Seine sucht, Jeder nur trachtet aus dem gemeinsam erworbes nen Schaze so viel als möglich für sich zu bekommen, und nicht mehr mit jener ursprünglichen Liebe Alle vereint find, um sich selbst verläugnend das gemeinsame Wohl zu suchen? Nein m. Gel. dann ist unsere Freude keine Freude vor Gott, denn Gott ist ein Gott der Wahrheit; dann muß das falsche Gemüth vor ihm zerschmelzen wie Wachs, und die leere Freude, mag sie sich zeigen, wie sie will, und sich fromm anstellen wie sie will, sie wird ihre Lust am mei: sten haben in der Lust dieser Welt; aber der Ausruf unseres Tertes, die Gerechten müssen sich freuen und fröhlich sein vor Gott, wenn er in die falsche Seele klingt, so klingt er wie ein Wort des Rächers, der ihre Freude zerstört. Nur wenn der alte Eifer nicht erkaltet ist, nur, wenn das noch Wahrheit ist, was wir damals als die heiligste Wahrheit unseres Lebens fühlten, daß der Mensch nicht sich selbst da sei, sondern der gemeinsamen Sache, daß das Leben für die Brüder zu wagen der Ruf Gottes in der Seele sei, und daß nicht die Macht der Willkühr, sondern die wohl verschlun genen Bande des Rechts die sichersten Stüzen der Frömmigkeit und des geistigen Wohles feien, nur wenn diese Ueberzeugung in uns jest noch wie damals lebt, dann freuen sich unsere Herzen vor Gott; dann vermögen wir auch, wenn nicht ohne Schmerz und Klage, doch wenigstens mit geläutertem Gefühle des Herzens, an den Preis dieses Kampfes zu denken, derer zu gedenken, welche die Erndte der Freude mit ihrem theuren Blute gedüngt, welche den Glauben und die Kraft, die uns beseelte, mit ihrem Tode besiegelt haben; das falsche Herz aber muß gewiß besonders bei dieser Erinnerung vor Gott zerschmelzen wie Wachs.

Die

II. Aber unsere dankbare Freude vor Gott muß auch frei sein von Trägheit. Das scheint eigentlich überflüssig zu sagen; denn Trägheit und Freude stimmen schon nicht zusammen. Freude regt das Gemüth auf, so daß es nichts ist als Kraft und Leben, nichts als Thätigkeit; und Freude vor Gott kann noch viel weniger etwas anderes sein; denn es ist ja der immer Regsame, der immer Thätige, den wir dann vorzüglich im Herzen empfinden. Über die Verkehrtheit des Menschen weiß auch das zu trennen, Predigten IV.

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