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Dies alles nämlich ist und bleibt etwas vergångliches. Ausgezeichnete Menschen, welche die Gemüther recht zu ergreifen und zu binden wissen, können eben durch solche Verbindungen, welche auf ihren Namen bestehn, sehr schöne und bleibende Wirkungen hervorbringen. Aber diese können doch nur so lange bestehen, als der Name und das Bild des Stifters begeisternd und erhebend auf die Genossen wirkt. Tritt aber sein Bild in zu große Entfernung zurück, daß die eigenthümlichen Züge desselben nicht mehr erkannt werden; oder ist das Geschlecht so weit fortgeschritten, daß es sich ihm nicht mehr auf dieselbe Weise unterordnen kann, weil viele weiter sehn, als ihm vergónnt war; so stumpft sich auch die verbindende Liebe ab, und dann löset sich die Verbindung auf; oder wenn man sie aus übertriebener persönlicher Verehrung långer fortsezen will, so wird sie ein todter Buchstabe, hemmt anstatt zu beflügeln, drückt nieder anstatt zu erheben. So ist es zu allen Zeiten und unter allen Vôlkern gegangen. Wo sind alle Schulen der Weisen und der Propheten? Wo sind alle Vereine der Gerechten? Sie konnten nur eine Zeitlang bestehen, und diese ist vorüber. Wåre uns also auch Je= sus von Nazareth nur ein ausgezeichneter Weiser, ein großer Prophet, und nahmen wir uns also untereinander auf im Namen eines Propheten und eines Gerechten: so håtte vielleicht seine Gemeine lange geblüht, und lange Zeit håtten sich vielleicht seine Getreuen verfolgen lassen und plagen und tödten um seines Namens willen, ja vielleicht blühte sie auch noch. Aber nach grade müßten wir uns wundern, und es müßte uns ein schlimmes Zeichen sein, daß sie fich noch nicht auflösen wollte. Wie? so lange schon ist es her, daß er auf Erden wandelte, so viel großes ist seitdem geschehen, so viel Fortschritte gemacht in der Kenntniß der Werke Gottes, so viel Erfahrungen von seinen Wegen, so viel neue Seiten des menschlichen Geistes haben sich erschlossen, und noch immer sollten wir nicht weiter sein, als dieser Jesus von Nazareth uns führen kann? Wie viel menschlicher Ruhm auf dem Gebiete des menschlichen Geistes ist seitdem untergegangen, wie viel alte Kunst und Weisheit ist verdunkelt worden durch neue, und Er allein sollte bleiben? Darum könnte nun je långer je mehr seine Gemeine nur gebaut werden, als etwas das bald untergehn müßte, und was so gebaut wird, das kann auch nicht bestehen. Wer damals an ihn glaubte wie an Johannes, nun der wartete gleich eines andern, und baute von vorne her an seinem Werk als an einem vergånglichen; aber eben das müßten jezt Alle thun, denen er nur ein Prophet und ein Bredigten IV.

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Weiser gewesen. Und eine solche Verbindung zu trennen, ein sol ches Reich zu zerstören, dazu bedürfte es gar nicht der Macht der Hölle, das natürliche Geschick alles irdischen, das ja immer sich ab: stumpft und schwächt, müßte dazu hinreichen; denn schon bei der ersten Entstehung trågt sie den Keim des Todes in sich. Seine Gemeine sollte eine ewige sein, auch die Macht der Hölle soll sie nicht überwinden; also muß sie auch auf einem andern Glauben ruhen, und das ist nur der Glaube des Petrus, der Glaube, daß kein anderer Name den Menschen gegeben ist, darin sie sollen selig werden, denn der Name des Sohnes Gottes. In dem allein ist eine unerschöpfliche Fülle, den allein können wir nie erreichen, und wissen, daß ein auf ihn gegründeter Bau nicht vergehn darf. Keis nes Menschen Schüler sollen die andern bleiben ewiglich, sondern die Söhne immer besser sein als die Våter, und jedes menschliche Ansehn, welches sich erhebt innerhalb seiner Gemeine, wie ehrwürz dig auch der Name sei, wie wohlthätig es auch gewirkt habe, von den åltesten Våtern und Mårtyrern an bis auf die neuesten Zeugen der Wahrheit und Verbesserer der Kirche herab, es besteht nur seine Zeit, und Meister sollen wir uns unter einander gar nicht nennen: aber daß Christus der Sohn Gottes unser aller Meister bleibt ewiglich, daß wir das Leben, welches wir als Glieder seines Leibes führen, mit keinen eignen unabhängigen vertauschen wollen, das kann nur unser Gewinn sein und unser Ruhm, und darum ist es auch dieser Glaube allein, auf dem die Gemeine Christi sich bauen kann.

Sie baut sich aber ferner dadurch, daß in ihr, wie der Herr sagt, schon auf Erden gebunden und geldset wird wie im Himmel. Denn ich brauche wol unter uns nicht erst weitläuftig zu erinnern, daß der Herr das nicht dem Petrus allein sagte; sondern wie er zuerst nicht gefragt hatte, was aber denkst denn du Petrus, sondern was denkt ihr, und Petrus auch zwar allein, aber der Frage ge= måß für alle geantwortet hatte; so erwiedert der Herr auch dieses nicht ihm allein, sondern allen. Dies Binden und Lösen aber will, um es im Allgemeinen kurz zusammen zu fassen, nichts anderes sagen, als daß wir für die Beurtheilung und Behandlung des würdigen und unwürdigen keinen andern Maaßstab haben sollen, als den göttlichen und himmlischen selbst. Wieviel aber hievon abhångt, um alles gute und göttliche zu fördern, das ungöttliche aber abzuhalten und so die Gemeine zu bauen, das sieht wol jeder; da ja das eigne Streben eines jeden und seine Würdigung Anderer fo

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genau zusammen hången. Wie ist es aber, wenn Menschen sich auf den Namen eines Menschen verbinden? nicht so, daß derselbe dann auch ihr Vorbild ist, und sie allen Werth der Menschen in ihrem Vereine nach der Aehnlichkeit mit jenem abmessen? Wenn nun feiner ohne Sünde ist, und Böses und Gutes nicht etwa leicht zu unterscheiden neben einander liegen im Menschen, sondern in jedem seine Schwächen und Gebrechen, und sein Gutes und Schönes zusammenhängen: so wird dann, wie das Vorbild unvollkommen ist, so auch der Maaßstab nicht nur einseitig und mangelhaft, son: dern die Sünde schleicht sich mit ein in das, was empfohlen und gefördert wird. Kann und soll nun auf solchem Grunde etwas ewiges gebaut werden? oder muß man nicht vielmehr den Menschen, die einem solchen Vorbilde folgen, noch ein anderes daneben wünschen, welches ergänze, was jenem fehlt, und gut mache, was jenes verdirbt? Und, wenn doch wahr ist, was der Erlöser sagt, daß Niemand zweien Herren dienen kann, und mit gleicher Liebe anhangen; muß dann nicht ein solches Urbild auf das andere folgen? die Liebe zu dem einen allmählig erkalten, und das Herz für ein anderes erwärmt werden? das heißt ein Gebäude verfallen, da mit man auf seinen Trümmern ein anderes erbaue? Anders also kann es auch denen nicht ergehen, welche an Christum nur als an einen Propheten oder Weisen oder Tugendhelden glauben, dem oder jenem schon da gewesenen menschlichen Bilde ihn vergleichend. Diese können nicht glauben, daß die Regel des Christenthums, sei sie auch auf das genaueste aus dem Worte und dem Bilde Jesu genommen, so lóse und binde, wie im Himmel gebunden und gelöst wird, sondern sie suchen und grübeln mit Recht, wo sie etwas einseitiges und gebrechliches darin finden. Sie glauben an ihn als an einen, nach dem noch ein anderer kommen muß, und sie können nicht wünschen, daß auf seinen Grund immer fort gebaut und nach seinem Maaß immer gemessen werde. Darum kann die ewige Ge meine auf jenen Glauben nicht gebaut werden, sondern nur auf den Glauben des Petrus, daß Jesus ist der Sohn Gottes. Denn dazu gehört wesentlich, daß er, wenn gleich uns in allem gleich, doch von der Sünde ganz ausgeschlossen war, und alle Vollkommenheit und Tugend, die sich in ihm offenbarte, von aller fremden Beimischung völlig rein. Er also ist das ewig unerreichbare Vorbild, dem sich aber von seinem Standort aus jeder annåhern möge nach Vermögen, an dem das ganze Geschlecht der Menschen für alle Zeiten genug hat, und kein Fortschreiten auch das gesegnetste

nicht kann uns jemals nöthigen, die Regel, die wir von ihm nehmen, gegen eine andere zu vertauschen, ja erst durch die Beziehung auf ihn können wir uns irgend eines menschlichen Vorbildes erwecklichen Wirkungen ohne Bedenken überlassen. Je mehr wir sein Bild, so weit es die menschliche Schwachheit leidet, rein ins Auge fassen, um desto weniger wird unsere Liebe und unser Urtheil irren, um desto weniger werden wir uns von einem falschen Schein, mit dem sich das ungöttliche irgend umgeben möchte, blenden lassen; aber eben so wenig auch irgend etwas wahrhaft Gutes auch in der uns fremdesten und fernsten Gestalt verschmåhen oder verdächtig zu machen suchen, weil ja alles nothwendig ist, um so viel möglich in der Gesammtheit einzelner zerstreuter Züge das Bild des Göttlichen darzustellen. Und dieses nun ist das rechte himmlische Binden und Lösen aus dem Wort des Erlösers selbst, daß wir eines Theils nicht richten die unvermeidlichen Mängel alles menschlichen im Vergleich mit jenem göttlichen, damit nicht auch wir gerichtet werden, andern Theils aber auch eben so feft überzeugt sind, wer nicht glaube, der sei schon gerichtet. Denn wem dieser rechte Glaube an den Erlöser als an den Sohn Gottes fehlt, dem fehlt es auch für seinen Lauf an einem festen Ziel, das er nicht zu verrücken braucht, und an sichern Schranken, aus denen er nicht weichen kann, für seine Hoffnung an einem festen Anker in der unergründlichen Liefe, und für sein ganzes Bewußtsein an der Ueberzeugung von einer Offenbarung des himmlischen Vaters in seinem Herzen.

Dieser Glaube ist es daher, von welchem wir alle Segnungen zu erwarten haben, welche Jesus gekommen ist, den seinigen zu bringen, auch die, welche er unsern Zusammenkünften in seinem Namen verheißen hat. Nur wenn wir in diesem Glauben bei einander sind, werden wir wahrhaft in seinem Namen versammelt sein, und nicht nur in dem eines Propheten oder eines Gerechten oder in sonst einem menschlichen Namen. Möge sich dann dieser Glaube auch in dem neuen Kirchenjahr immer mehr unter uns befestigen und immer weiter auf der Erde verbreiten: so werden wir auch in unsern Versammlungen immer reichlicher die Seligkeit erfahren, welche Jesus mit diesem Glauben verbunden hat, und in welcher jeder Gläubige mit Wort und That den Herrn verkündend, auch eine feste Stüze seines Reiches auf Erden sein wird. Amen.

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XII.

Am vierten Sonntage nach Trinitatis 1820. †)

Text. Apostelgeschichte 4, 13-21.

Sie sahen aber an die Freudigkeit Petri und Johannis, und verwunderten sich; denn sie waren gewiß, daß es ungelehrte Leute und Laien waren, und kannten sie auch wohl, daß sie mit Jesu gewesen waren. Sie sahen aber den Menschen, der gesund war geworden, bei ihnen stehen, und hatten nichts dawider zu reden. Da hießen sie sie hinaus gehen aus dem Rath, und handelten mit einander, und sprachen: was wollen wir diesen Menschen thun? denn das Zeichen, durch sie geschehen, ist kund und offenbar allen, die zu Jerusalem wohnen, und wir können es nicht leugnen. Aber damit es nicht weiter einreiße unter das Volk, laßt uns ernstlich sie bedrohen, daß sie hinfort keinem Menschen von diesem Namen sagen. Und sie riefen sie, und geboten ihnen, daß sie sich allerdinge nicht hören ließen, noch lehreten in dem Namen Jesu. Petrus aber und Johannes ant: worteten, und sprachen zu ihnen: richtet ihr selbst, ob es vor Gott recht sei, daß wir euch mehr gehorchen, denn Gott? Wir können es ja nicht lassen, daß wir nicht reden sollten, was wir gesehen und gehöret haben. Aber sie droheten ihnen, und ließen fie gehen, und fanden nicht, wie sie sie peinigten, um des Volks willen; denn sie lobten alle Gott über dem, das geschehen war.

Dies, m. a. Fr., ist der Verfolg der Begebenheit, deren erste Hälfte wir schon neulich zum Gegenstand unserer Betrachtung gemacht haben. So erging es damals den Aposteln Petrus und Johannes vor dem hohen Rath ihres Volkes, es ward ihnen verboten

†) Gedruckt bei G. Reimer, Berlin 1821, mit folgender Bemerkung:

Diese Predigt, welche, wie auch der Anfang zeigt, zu einer Reihe von Vorträgen über Stellen aus der Apostelgeschichte gehört, habe ich vorzüglich deshalb zur diesmaligen Neujahrsgabe gewählt, weil ich schon früher verschiedentlich um die öffentliche Bekanntmachung derselben bin ersucht worden.

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